Herdenschutzhund - Bindungsproblem 😔

Hallo Zazouu

Ich habe deinen ersten Beitrag nochmal gelesen.
Du hast garnicht gewusst was Du dir da ins Haus holst?

Das ist natĂŒrlich von der Vermittlungsstelle eine sehr schwache Leistung.

Dann lehnen Dich auch noch verschiedene Hundeschulen ab.
Ich sag mal,Du hast die Hosen voll weil Du denkst Du kommst mit dem Hund nicht zurecht. Das ist das einzige Problem was Du hast.
Vergiss einfach alles und lass Dich auf den Kleinen ein.
Jeden Hund kriegt man gut erzogen.
Ich selbst habe zum erstenmal einen Bordercollie und mir ging es auch so,hatte auch Zweifel ob ich das hinkriege. Und jetzt hab ich den besten Hund der Welt.

Nimm den Hund einfach so wie er ist ,dann kriegst Du das schon hin.

Ich weiss,das ich nicht so schön schreiben kann wie Andere,aber das sind meine Gedanken beim lesen Deines Beitrags.
 
Ein Teil von mir stimmt @Bubuka zu. Es gibt diese Liebe auf den ersten Blick. So geschehen bei Lucy, der Mutter von meinem Luke. Sie war schon mehrfach vermittelt gewesen und kam zurĂŒck aus diversen GrĂŒnden, sie war monatelang bei der Pflegestelle wo sie wochenlang von ihrer neuen Familie schon besucht wurde um bei diesem dritten Mal von vorne herein eine Bindung aufzubauen.
Bei der Übergabe war es draussen sonnig. Ich hatte mich extra drinnen im dunklen Lager hingesetzt, auf unseren Paketwagen etwas verdeckt von der Theke damit sie mich gar nicht wahr nimmt und dadurch irgendwie Stress kriegt ich sie aber schon bisschen beobachten kann. Sie war also im Hof mit ihrer Pflege"mutter" und ihrer neuen Familie die sie schon eine ganze Weile kannte. Sie sah mich trotz der ganzen UmstĂ€nde, rannte zu mir und ich war sofort auf der Stelle und ohne jeden Zweifel die Liebe ihres Lebens. Ich liebte sie auch aber nicht so wie sie mich.

Aber dann wĂ€re da auch Jack. Jack und ich das war keine Liebe auf den ersten, zweiten oder zwanzigsten Blick. Jack war ja auch nur mein Gassihund. Aber es gab da diesen einen Tag nach etwas ĂŒber einem Jahr an dem machte es spĂŒrbar bei uns beiden Klick. Jack hatte 0 Respekt vor Menschen sah sich mindestens als gleichwertig an auf eine freundliche, höfliche aber bestimmte Art und Weise. Es war eigentlich eine völlig banale Situation. Ich saß ihm Gras, er kam auf mich zu wie schon dutzende Male davor. Ich machte nichts besonderes, er auch nicht und trotzdem verĂ€nderte sich genau in dieser Sekunde etwas, aus irgend einem Grund gewann ich in diesem Moment seinen Respekt. Auf eine bestimmte Art und Weise war Jack vielleicht mein Seelenhund. Aber ich wurde nie seine Hauptbezugsperson. Das war auch nicht das Frauchen das sich am meisten um ihn kĂŒmmerte. Oder der Sohn fĂŒr den er eigentlich gedacht war. Seine Hauptperson war und blieb immer das Herrchen.

Und dann wĂ€re da noch Luke mein eigener. Luke mochte alle Menschen das macht es etwas schwieriger. Und er mochte jeden Menschen fĂŒr etwas anderes (genau wie er alle Hunde mochte und auch da aber jeden fĂŒr etwas anderes). Er hatte mit fast jedem Menschen und jedem Hund irgendwie "sein Ding". Bei manchen ganz offensichtlich wie beispielweise bei meinem Bruder an dem er zur BegrĂŒĂŸung immer hochgesprungen ist.
Draussen war ich Lukes Hauptbezugsperson. Wenn ich mich von der Gruppe getrennt habe ist Luke immer ohne zu zögern mit mir mitgelaufen bzw. wenn er bei den anderen blieb, wollte er zu mir. Anders zuhause. Da war meine Schwester seine Hauptbezugsperson. Wenn allerdings mein Bruder kam, war erstmal er der Mittelpunkt.

FĂŒr viele Junghunde sind MĂ€nner klasse. MĂ€nner raufen, sind viel weniger zimperlich, strahlen eine gewisse Selbstsicherheit aus, lassen 5 vielleicht auch tatsĂ€chliche eher mal gerade sein.
Genau das wiederum stĂ¶ĂŸt andere Hunde aber auch ab. Dann sind MĂ€nner zu groß, zu schwer, zu körperlich, zu laut mit einer zu tiefen Stimme, zu sprunghaft usw.

Wie das ist wenn deiner erstmal aus dieser Junghundephase raus ist wer weiß.
Aktuell strahlst du, nach der Geschichte mit dem anderen Welpen erst recht, sehr viele Vorbehalte aus und Unsicherheiten. Niemand hier wird behaupten ein Hund kann sowas nicht lesen und reagiert, insbesondere in sehr jungem Alter, entsprechend. Niemand kann bisher wissen ob die Bevorzugung von deinem Hund tatsÀchlich seiner Persönlichkeit entsprechen oder nur eine Reaktion auf dich sind.

Zumal es auch um die VerfĂŒgbarkeit von Ressourcen geht wie schon angedeutet wurde.
Du bist aktuell eine stĂ€ndig verfĂŒgbare, dein Kumpel eine limitierte.

Es ist auch die Frage was man fĂŒr eine Beziehung will. Auf meinen Bruder hat mein Luke nie gehört. Also gar nicht. Er war ein Raufkumpane auf Augenhöhe nicht mehr und nicht weniger. Bei meiner Schwester hat Luke ganz ok gehorcht aber eigentlich war das eher eine gute Grunderziehung die, in beiden FĂ€llen, gegriffen hat. Gemeinsam etwas erarbeiten hĂ€tten sie nicht können.
 
@Zazouu Martin RĂŒtters spricht das Thema "keine Bindung" an in seinem Podcast "Tierisch Menschlich" (gibt es auf Spotify), Folge 15, ab ca. Minute 35.

Und magst du mal ein Foto einstellen von deinem Hund? Ich frage mich nĂ€mlich, ob das einer der Welpen ist, die hier vor ein paar Monaten prĂ€sentiert wurden, wo auch auf Mitmischen eines Herdenschutzhunds spekuliert wurde. FĂŒr mich sahen die genau so aus wie ein Welpe bei uns im Verein, der sich auf spĂ€tere Nachfrage als reinrassiger Labrador entpuppt hat.

Soll heißen: Wenn deine TierĂ€rztin keinen Gentest gemacht hat, wĂŒrde ich den Hund einfach als Mischling betrachten, nicht als halben HSH. Und ihn bei Trainern und Hundeschulen auch so vorstellen. Ist ein Mischling, du weißt nichts ĂŒber die Eltern, der Hund kommt aus dem Ausland ĂŒber eine leicht chaotische Orga (sonst hĂ€tten sie die Hunde nicht verwechselt). Was irgend jemand vermutet hat keinen Beweiswert.
 
Aber egal wie wo was, das mit der NĂ€he geht nicht in mein Kopf, einfach weil es ja nicht von Anfang an so war undzwar obwohl der Kumpel ihn mit mir zusammen abgeholt hatte.....

Mein Mann und ich haben Kira vor gut 9 Jahren zusammen am vereinbarten Übergabeort abgeholt.
Kira ging sofort mit mir mit, zu meinem Mann hielt sie Abstand. Sie war damals ungefÀhr 1 1/2 Jahre alt.
In der ersten Woche lief sie an der Wand entlang und verließ das Zimmer, sobald mein Mann den Raum betrat.

Der hat Kira ignoriert, gar nichts von ihr erwartet oder eingefordert, sie war/ist mein Hund.
Nach dieser Woche verlor sie ihre Scheu vor ihm und ein paar Wochen spÀter war klar ersichtlich, dass er ihr "AuserwÀhlter" ist.

Obwohl er ihr absolut nichts daher gemacht hat, eigentlich keinen Hund wollte und selten da war.
Aber wenn er da war, ging "ein Licht" im Hund an.
Das war deutlich und fĂŒr mich natĂŒrlich nicht so angenehm.

Es ist bis heute so geblieben, im Laufe der Zeit stellte sich ebenfalls heraus, dass sie, trotz ihrer anfÀnglichen Angst, MÀnner eindeutig bevorzugt bzw. einen bestimmten "Typ" Mann.
Immer wieder zu sehen, wenn (wechselnde) Freunde meiner Töchter, meines Sohnes kommen.

Kira ist im Prinzip ein unabhÀngiger Hund, der auch ohne Mensch klar kommt.
Im Laufe der Jahre hat sie aber gelernt, dass der "Mensch" durchaus seine Vorteile hat und ebenfalls im Laufe von Jahren hat sie gelernt Bindung zu entwickeln, auch zu mir hat sie eine deutliche, tiefe Bindung.
Ihr "Seelenmensch" ist aber mein Mann und ich kann das akzeptieren.

Es gibt mir auch heute noch immer einen kleinen Stich, z.B. heute morgen.
Ich habe frei und freue mich auf eine große Runde mit Kira. Rufe sie, ziehe ihr Geschirr an, sie kommt auch freudig und dann dieser kleine Moment, als sie realisiert, dass mein Mann nicht mitkommt (er macht seit Monaten Homeoffice und ist öfter zu Hause als ich).
Dieser kleine Schimmer der EnttÀuschung bei ihr, ja, ist nicht schön.

Als wir schließlich unsere 2 Stunden unterwegs sind, ist sie munter wie immer, die EnttĂ€uschung ist vergessen.

Damit will ich sagen, dass dir hier niemand sagen kann, was du tun kannst.
Dein Hund wird sich immer seinen Lieblingsmenschen aussuchen und du bist es wohl nicht.
Das heißt aber nicht, dass ihr keine schöne Zeit zusammen haben könnt. Ob ihr diese Zeit habt, das liegt allein an dir.
Du musst akzeptieren, die Nummer zwei zu sein und das Beste draus machen.
Dein Hund wird immer mal ein paar Minuten "enttÀuscht" sein und es dann vergessen, wenn ihr gemeinsam Zeit verbringt.
Er wird deinen Kumpel bevorzugen, wenn er die Wahl hat und du musst damit klar kommen.

Deinem Hund geht es nicht schlecht, wenn sein Lieblingsmensch nicht da ist, solange er sich auf dich verlassen kann.
Dir geht es schlecht, solange du das nicht akzeptieren kannst und dein Hund versteht vermutlich nicht, weshalb da ein gewisser "Misston" ist.

Ich bin auch keinesfalls der Ansicht, dass dein Hund jetzt ein neues Zuhause braucht und sich seinen Menschen selbst aussuchen muss, sofern du fĂŒr dich klar sagen kannst, dass du damit leben kannst, die Nummer zwei zu sein.

Ich kann es, ich bereue nicht, dass Kira bei uns geblieben ist, obwohl ich nicht die Rolle spiele, die ich gern gespielt hÀtte.
Wir haben trotzdem so viel schöne, wertvolle Zeit miteinander verbracht, das wĂŒrde ich nicht eintauschen wollen.

Kira kommt ebenfalls aus dem Ausland, ist zwar kein HSH, hat aber einen guten Anteil kroatischer SchÀferhund in sich.
Die in diesem Land ebenfalls relativ selbstÀndig arbeiten und allenfalls mit den HSH zusammen arbeiten, weniger mit dem Menschen.

Das was du als EnttÀuschung bei deinem Hund interpretierst, wenn er ruhig in der Wohnung liegt, nicht spielt, das muss keine EnttÀuschung sein.
Der Aufenthalt im Haus bedeutete fĂŒr Kira von Anfang an Ruhe. Nicht weil ich das so gewollt hĂ€tte, sondern weil sie das so wollte.

Mit irgendwelchem Spielzeug spielen, mit Stöcken, keine Chance, auch nicht im Garten.
HĂ€lt sie fĂŒr absolut unnötig.
DafĂŒr werden Raben vertrieben, auf die Katzen aufgepasst, wehe, einer kommt ihnen zu nah.
Gehen wir raus, in Wald oder Feld, dann legt sie den Schalter um.
Dann ist sie in ihrem Element, voller Energie.
Dann wird gerannt, Spuren gesucht, pure Lebenslust.
Im Haus wird geruht.

Möglicherweise tickt dein Hund Àhnlich und es ist nicht wirklich EnttÀuschung, was du da siehst.

Kuscheln kommt Kira auch. Immer dann, wenn ihr danach ist.
Es gibt Abende, da könnte man meinen, es gibt keinen Hund im Haus.
An anderen Abenden liegt sie bei uns auf der Couch und fordert ihr Streicheln regelrecht ein.
Sie liegt etwas öfter bei meinem Mann, dort dann aber ruhig.
Kommt sie zu mir, dann will sie Körperkontakt und zeigt das deutlich.
Irgendwann ist sie dann wieder verschwunden.
Manchmal mehrere Abende hintereinander.

Ich denke, das ist ganz einfach das Naturell dieser Hunde.
Nicht vergleichbar mit Labrador und Co, wie wir sie hier kennen.

Die Frage, die sich dir stellt, ist weniger, wird der Hund glĂŒcklich, denn der Hund wird glĂŒcklich werden, wenn du es bist und ihn so akzeptierst wie er ist.
Die Frage ist, ob du dich damit arrangieren kannst.
Und die kann dir hier keiner beantworten.
Hat auch nur indirekt mit HSH Anteil zu tun, eher mit dem Anteil "ursprĂŒnglicher Hund", der noch einen grĂ¶ĂŸeren Anteil Arbeitshund in sich trĂ€gt.
 
Moinmoin, es wÀre interessant zu erfahren, wie es heute um die Bindung steht.

Ich hatte einen Chihuahua, der sich in meine Nachbarin "verliebt" hat, und irgendwann auch die Familie gewechselt hat, was fĂŒr mich bis dahin ausgeschlossen war. Aber die beiden liebten sich und der kleine war mit der Familie einfach glĂŒcklich. Bei mir hielt er es aus, aber die Freude war sichtbar mit den anderen.
 
Ich hatte einen Chihuahua, der sich in meine Nachbarin "verliebt" hat, und irgendwann auch die Familie gewechselt hat, was fĂŒr mich bis dahin ausgeschlossen war. Aber die beiden liebten sich und der kleine war mit der Familie einfach glĂŒcklich. Bei mir hielt er es aus, aber die Freude war sichtbar mit den anderen.

Das ist fĂŒr mich wahre Tierliebe, wenn man sein eigenes GefĂŒhl hintenan stellt und dem Hund das ermöglicht, was er sich offensichtlich wĂŒnscht. DafĂŒr hast du meinen Respekt.👍
 



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