Hi Silva,
seit ich mich wieder mehr mit Hunden beschäftige, ist mir auch aufgefallen, dass die Doodels von den USA nach Deutschland rübergeschwappt sind.
Ein paar Gedanken dazu:
Ob Rassehundezucht oder Doodlezucht: Wie positiv oder berechenbar das Ergebnis ist hängt immer von der sorgfältigen Auswahl der Elterntiere ab. Eine Garantie für Schönheit und Gesundheit der Nachkommen gibt's auch in der gepflegtesten Linienzucht nicht, aber es lässt sich generell einiges beeinflussen bzw. Tendenzen beobachten, wenn es reichhaltige Infos über Vorfahren und Geschwister der Elterntiere gibt.
Pudel und Retriever sind beides Apportierhunde, so dass dabei Rassen mit einer gewissen Ähnlichkeit gekreuzt werden. Vermutlich mehr Ähnlichkeit als z.B. der Borderähnliche Urcollie und der Barsoi, die irgendwo noch im heutigen Langhaar Collie stecken.
Die Frage ist, was man als Ergebnis so einer Pudel-Retriever-Kreuzug erwartet. Da stoßen wir wieder auf dieselben Fragen, wie bei der Rassehundezucht. Haben die Interessenten von Modehunden nur ein Traumbild vor Augen? Sehen sie nur die hübsche Optik und die Aufschrift "pflegeleicht", oder wissen sie genauer, was sie erwarten können, bzw. selbst leisten müssen?
Sprechen wir nun also über das Optimum, also einen Doodel aus bewusst gewählten, Elterntieren und guter Aufzucht, bleibt die Frage,
a) welcher Preis gerechtfertig ist und
b) ob er gesünder ist als ein "vergleichbarer" (betr. Auswahl von Gesundheit, Wesen der Elterntiere und Aufzucht) Rassehund
Zu a)
Ein Rassehundwelpe des VDH kostet normalerweise in etwa zwischen 750 und 2000 Euro. Der Preis wird bestimmt durch die Nachfrage und die Einstellung des Züchters. Wer sich für einen VDH Hund interessiert, hat meist ca. 1000 Euro im Hinterkopf. Viele hinterfragen das nicht, sondern halten sich für besonders fachmännisch, wenn sie glauben, dass einem ein Hund "mit Papieren" das wert sein muss. Andernfalls müsste man sich ja Geiz vorwerfen lassen
Wenn VDH-Züchter ihre Kosten pro Welpen durchrechnen, dann stellen manche fest, dass sie ein eher teures und zeitaufwändiges Hobby haben (Zucht im VDH beginnt ja schon lange vor dem ersten Wurf mit Seminaren, Ausstellungen, Überprüfungen, etc.), während andere feststellen, dass sie durch die Zucht ein hübsches Nebeneinkommen haben.
1000 Euro sind also ein ungefährer Richtwert.
Wer nicht im VDH züchtet hat meist deutlich weniger Kosten und Zeitaufwand. Abgesehen natürlich von vereinzelt existierender gut organisierter Dissidenz, die möglicherweise ähnliche oder noch strengere Richtlinien vertritt.
Der einzige Doodel, den ich bisher persönlich kennen gelernt habe, hat 1200 Euro gekostet. Er wurde sehr gut aufgezogen, ich gehe davon aus (wie ich die Halterin kenne), dass die Eltern nicht völlig wahllos zusammengestellt wurden, und es ist bewusst eine F1 Hund.
Meine persönliche Meinung zu den Doodel-Preisen ist, dass sie, selbst für sorgfältig gewählte Elterntiere, in der Regel extrem überzogen sind.
Und nicht zuletzt darin liegt begründet, dass ebensoviele schwarze Schafe dickes Geld mit wahllosem Gedoodel machen, wie das auch bei anderen Trendrassen passiert: z.B. Golden Retriever, Jack-Russell-Terrier oder Havanneser. In den Kleinanzeigen werden von Vermehrern (ich mag diesen schwammigen Begriff nicht, aber man weiß ungefähr, was gemeint ist: Züchter ohne Sachkenntnis und Verantwortungsbewusstsein, die aus Dummheit oder Geldgier niedliche Welpen produzieren) Preise zwischen 400 ("ohne Papiere") und 1500 Euro ("mit EU Pass und EKU-Ahnentafel") verlangt und in der Regel ohne zu hinterfragen gezahlt.
zu b)
Viele Welpeninteressenten haben im Hinterkopf, dass die Rassehunde heutzutage "völlig überzüchtet" sind und jede Menge "Erbkrankheiten" haben. Leider bestätigt durch Crufts-Sieger, die wegen zu viel Fell und kurzer Nase die Siegerehrung nur auf einem Kühlkissen überleben
Aber abgesehen von dem "Mischlinge sind gesünder"- Mythos , gibt es heute tatsächlich Stimmen von Genetikern, die sagen, dass bei der Verpaarung zweier verschiedener (aber nicht zu unterschiedlicher) Rassen in der F1 Generation genetisch gesündere Hunde fallen.
Des weiteren ist in der F1 Generation meist gegeben, dass die Welpen charakterlich und optisch ziemlich einheitlich sind. Selbst gesehen habe ich das vor Jahren bei Retiever-Setter-Mischlingen, aber auch in irgendeinem Buch (Ziemen? Feddersen-Petersen? Weiß nimmer genau) über Powos und Wopus (heutzutage Wolfsdoodels genannt?
) konnte das beobachtet werden, dass erst in der F2 Generation optische und charakterliche Merkmale sehr unterschiedlich verteilt waren.
Für mich persönlich würde ich sagen, dass ein Golden Doodel oder Labradoodel aus einer eher zierlichen, leichtfüßigen Retrieverhündin und einem Mittelpudel aus .... nennen wir es "Begleithundlinien" ... und Aufzucht mitten in der Familie, durchaus interessant gewesen wäre. Vermutlich hätte ich auch die 1200 Euro gezahlt, aber ohne stolz drauf zu sein
Wobei ich dann auch beim Thema "Designerhund" angekommen wäre und bei der Frage
"Warum braucht man eine neue Hunderasse, wenn es schon so ungaublich viel Auswahl gibt?"
Hmmm, eigentlich bräuchte das Thema einen eigenen Thread. Aber meine persönliche Meinung in Kürze ist, dass "Rassen" bzw. Schöpfungen wie der Elo oder der Doodel durchaus ihre Berechtigung haben, da sich die Lebenswelt der Hundehalter heute erheblich von der von vor 50 Jahren unterscheidet und der VDH die echten Wünsche und Bedürfnisse der modernen Hundehaltung nicht wirklich bedient.
LG,
Stadtmensch