Aber ist jeder, der sich durchsetzen will und durchsetzen kann aggressiv?
Hat Dominanz nicht eher etwas mit durchsetzen zu tun?
Durchsetzen kann man sich ja auf ganz unterschiedliche Art und Weise:
Will meine Hündin zum Beispiel bei mir liegen, Apollo besetzt den Platz aber gerade, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Sie fordert Apollo so lange klappernd und auf dem Rücken liegend zum Spielen auf, bis er darauf eingeht und den Platz verlässt, den sie dann sofort in Beschlag nimmt, oder
b) sie legt sich einfach auf ihn.
Er akzeptiert das und geht.
Damit zeigt sie in meinen Augen eindeutig dominantes Verhalten in dieser Situation, sie beansprucht einen Platz, setzt es durch - allerdings, ohne aggressiv zu werden und der andere akzeptiert diesen Anspruch und macht Platz.
Andere Situation:
Alle drei stehen vor der Tür - die zwei Herren wollen als erstes durch, meine Hündin findet aber, dass dieses Recht heute ihr zusteht - sie zwängt sich einfach zwischen den beiden durch, die ihr dann auch sofort Platz machen, nachdem sie sehen, wer da jetzt durch will.
Kein Knurren, kein Schnappen, kein Beißen - ein Blick, eine hoch erhobene Rute und einfaches Durchmarschieren reichen.
Ist sie in diesen Situationen dominant, aggressiv oder setzt sie nur ihren Anspruch durch?
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass man dominantes Verhalten immer mit einem Hund vergleicht, der andere knurrend und zähnefletschend von seinem Futter, seiner Beute oder seinem Platz verjagt.
Aber sind Hunde in ihrer Art und ihrem Ausdruck nicht viel subtiler?
Wird Dominanz nicht in sovielen Bereichen vom Hund angewandt, ohne dass wir auch nur einen Augenblick darüber nachdenken, dass das jetzt dominantes Verhalten war, weil es uns gar nicht so auffällt oder wir es in dieser Situation gar nicht so wahrnehmen bzw. empfinden?