Jagdhund im Bezug auf "der Hund wird irgendwo zur Jagd eingesetzt" passt bei den Retrievern schon.
Es gibt ja auch extra die Unterschiedlichen Kategorien der Jagdhunde:
- Vorstehhunde (Deutsch Drahthaar)
- Stöberhunde (Cocker Spaniel)
- Schweißhunde (Hannoverscher Schweißhund)
- Erdhunde (Terrier)
- Jagende Hunde (Dachsbracken)
- Meuternde (Beagle)
- Apportierhunde (Retriever, Pudel)
Gut, dann werde ich jetzt mal Kira einordnen.
Ziemlich einfach, sie ist ein Vertreter der Kategorien 1-5 und zwar jede Kategorie gleich intensiv.
Meute wäre ihr allerdings ein Greuel und apportieren macht in ihren Augen nun mal gar keinen Sinn.
Außerdem ist sie ein Hütehund, der das ihr anvertraute Revier (unseren Garten) sorgfältig überwacht und ihre Herde (beide Katzen und nun auch Amy) immer im Blick hat und draußen notfalls am Zaun entlang wieder in den Garten befördert und auch verteidigt.
Ein Allrounder im wahrsten Sinn. Ich bin nun kein Jäger, trotzdem bilde ich mir ein, dass ich sie einigermaßen gut auslasten kann.
Ihr Verhalten deutet jedenfalls darauf hin.
Und im Haus ist sie sowas von unauffällig und einfach, dass das den besten "Familienhunden" Konkurrenz macht.
Ich habe über ein paar Jahre den Deutsch Kurzhaar unseres damaligen Nachbarn, Jäger, begleitet.
Zugegeben, sie war schon knapp 8 Jahre alt, als ich sie kennenlernte, aber eine Seele von Hund, die niemandem irgendein Problem machte.
Und das, obwohl sie bis dahin in einem Zwinger gesessen hatte und nur zur Jagd rausgeholt wurde.
In der Zeit, in der dieser Jäger die Hündin bei uns hatte, ging er schon recht häufig raus, sie war aber nicht immer dabei.
Eigentlich nur, wenn Nachsuche angesagt war.
Ich kann reinen Gewissens behaupten, dass meine Kira wesentlich mehr Auslastung hat, als dieser Hund sie je bekam. Denn Gassigehen gab es nie. Gassi hieß, die Hündin lief aus der Haustür raus auf die andere Straßenseite (Böschung vom Wald), erledigte ihr Pipi, das große Geschäft machte sie im Garten und kam wieder rein.
Unsere Balkone grenzten aneinander und ihr größtes Vergnügen war es, wenn wir auf unserem Balkon saßen und sie bekam durch das Geländer was zugesteckt.
Wenn Herrchen zweimal im Jahr für zwei Wochen in Urlaub fuhr, gingen meine Mutter oder ich rüber und ließen die Hündin dreimal am Tag raus, ich blieb meist auch ein bisschen bei ihr.
Gassi durften wir nicht gehen, sie sei unverträglich mit anderen Hunden und das wäre sowieso unnötig.
Von daher denke ich, wenn jemand sich informiert und weiß, welche Auslastung diese Rasse braucht, dann kann er das ebenso gut wie ein Jäger.
Bezüglich Retriever und Jagdhund, ja es gibt deutliche Unterschiede zwischen Kira und Amy, was die Schnelligkeit der Nasenarbeit betrifft.
Aber Amy ist ja auch erst 4 Monate alt.
Kira findet ein Leckerlie, egal welches, in Rekordgeschwindkeit, egal wo ich hinwerfe/verstecke.
Amy braucht deutlich länger, muss auch mal angeleitet werden, ist dafür aber mit Feuereifer dabei und es wird ihr nicht so schnell langweilig wie Kira.
Man merkt auch deutlich, dass selbst diesem Welpen "nur" spazierengehen auf Dauer zu langweilig wäre, also auch die Retriever sind keine langweiligen Spazierschleicher, sondern möchten gefordert werden.
Dass sie nicht gleich bei jeder Wildfährte hochdrehen als gäbe es kein Morgen mehr und nicht bei jedem Eichhörnchen gleich auf 200 sind, finde ich persönlich sehr angenehm, eben weil ich auch das Gegenteil kenne.
Und Amy ist bereits mit knapp 10 Wochen genauso durch Brombeerranken und abschüssiges, "unangenehmes" Gelände gelaufen wie Kira.
Heute mit ihren 4 Monaten gibt es eigentlich nur einen Unterschied bezüglich der Länge der Spaziergänge und bezüglich des "sich Entfernens".
Sie macht jeden Untergrund ohne großes Üben knallhart mit, geht über Bäume, wacklige Brücken und Holzstege, da steht sie Kira in nichts nach.
Es ist halt schade, und da gebe ich Lucy eindeutig recht, dass manchmal die falschen Halter Retriever haben und meinen, die wären nur zur Deko da und als reiner Familienbegleithund genügend ausgelastet.
Und Kira, so voller Jagdeifer sie auch ist, würde sich hüten, eine Ente oder sonstiges Federvieh aus dem Wasser zu holen, wenn das tiefer wäre als ihre Beine hoch sind. Amy geht jetzt schon tiefer ins Wasser als Kira je zu bewegen wäre und offensichtlich auch mit Vergnügen.
Ich würde Retriever als aufs Apportieren spezialisierte Jagdhundrasse beschreiben, die außerdem aufgrund ihrer Anlagen tolle Familienhunde sein können. Und die ursprünglichen Retriever haben nicht nur stumpfsinnig 30 Meter entfernte Enten apportiert, sie haben das auch unter ungünstigen Bedingungen aus dem Wasser getan, die ganz ursprünglichen haben den Fischern geholfen.
Zitat:
Diese Hunde zeichneten sich durch enorme Wasserfreude, Schnelligkeit, Ausdauer und eine hervorragende Nase aus. Aus diesen Gründen wurden sie für alle möglichen Aufgaben verwendet, wie das Einholen von Fischernetzen, das Apportieren von herausgefallenen Fischen und auch für die Jagd.
Quelle: http://www.retrieverclub.at/rasse/f-rasse-labr.htm
Ich denke also schon, dass man sie "Jagdhund" nennen darf.
Und sie nebenbei als Familienhunde vielleicht einfacher zu halten sind, als der Weimaraner, Gebirgsschweißhund und Ähnliches.
Aber so stumpfsinnig blöde wie sie oft hingestellt werden, sind sie definitiv nicht.
Wenn, dann haben sie resigniert und es liegt, wie so oft, an den Haltern.