Deutsch Kurzhaar für Nichtjäger - völlig abwegig?

Aber was die tatsächliche Haltung angeht so was von unterschiedlich, dass man das m.E. für eine sinnvolle Diskussion einfach nicht in einen Topf packen sollte.
 
Der Labrador ist kein Jagdhund im eigentlichen Sinne.
Tote Enten holt dir auch jeder Schäferhund aus dem Wasser. Labradore und auch Golden Retriever haben keinen so spezifischen Jagdtrieb, wie es etwa Vorsteher, Jagdterrier oder Schweisshunde haben.
Das macht ja auch ihre "Erfolgsgeschichte" als Familienhunde aus.
 
richtig - trotzdem ist der retriever ein jagdhund der nasenarbeit liebt - ich finde es nur schade dass diese hunden seit generationen in showlinien nicht mehr jagdlich gefördert werden und mittlerweile den ruf eines reinen famulienhundes haben die als fressmaschinen gelten und oft viel zu dick sind - ursprünglich ist er ein hochentwickelter jagdhund dem man damit unrecht tut
 
Jagdhund im Bezug auf "der Hund wird irgendwo zur Jagd eingesetzt" passt bei den Retrievern schon.
Es gibt ja auch extra die Unterschiedlichen Kategorien der Jagdhunde:
  1. Vorstehhunde (Deutsch Drahthaar)
  2. Stöberhunde (Cocker Spaniel)
  3. Schweißhunde (Hannoverscher Schweißhund)
  4. Erdhunde (Terrier)
  5. Jagende Hunde (Dachsbracken)
  6. Meuternde (Beagle)
  7. Apportierhunde (Retriever, Pudel)
 
Jagdhund im Bezug auf "der Hund wird irgendwo zur Jagd eingesetzt" passt bei den Retrievern schon.

Richtig. Dann aber bitte wie gesagt auch die Windhunde dazu. Und beispielsweise auch den Shiba. Und die nordischen wie Elchhund, Lundehund, Finnenspitz etc. Na ja, und spätestens dann wird es ziemlich breit gefächert, oder?

Diese Einteilungen sind einfach so weit gefasst, dass sie für die Praxis kaum einen Wert haben. Wobei das nicht nur Jaghunde betrifft; die oben genannten Hütehunde sind ebenfalls ein breites Feld, wenn auch nicht ganz so extrem wie die Jagdhunde. Ein Koppelgebrauchshund ist ganz anders gestrickt als ein altdeutscher, der wieder was anderes ist als ein Treibhund, und die Herdenschutzhunde spielen noch mal in ihrer eigenen Liga... Und das lässt sich durch sämtliche Rassegruppen fortsetzen.

Von daher würde ich einen reinen Apportierhund keinesfalls mit einem hier im Thread titelgebenden Deutsch Kurzhaar in einen Topf werden wollen.
 
...ursprünglich ist er ein hochentwickelter jagdhund dem man damit unrecht tut

Na ja, wo der hochentwickelt sein soll, erschliesst sich mir nicht.
Man muss die Unterschiede zwischen der britischen und der kontinentalen Jagd sehen. In GB ist Jagd - dort Field Sports genannt - eine Betätigung der sog. Upperclass, die auf bestimmten Jagdfarmen vorher ausgesetzte Fasane oder Enten vom Himmel holt. "Sir Toby" bekommt die fertig geladene Flinte gereicht und muss nur noch zielen und abdrücken. Dann gibt er die Flinte an seinen Flintenträger und bekommt die nächste geladene Flinte gereicht. Und so weiter. Diese Vögel holen dann die Retriever, ca. 30 Meter vom Schützen entfernt. Solange wartet der Jagdaufseher mit den (meist mehreren) Retrievern am Strick. Hinterher heisst der perverse Kram dann "very good Sports".
Die kontinentalen Jäger hatten dagegen immer schon den Allrounder (Deutsch-Drahthaar, D.-Kurzhaar, D.-Langhaar, Weimaraner etc.), die weitaus mehr können als apportieren.
Es gibt nichts, garnichts, was ein solcher kontinentaler Vorsteher nicht auch ebensogut könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
das zb der dk und weimaraner als vorsteher anders ticken als retriever ist mir bewusst da ich beides habe - da sind die vorsteher wesentlich „intensiver“ - was sie aber auch (für mich) sehr liebenswert werden lässt und ich eben denke sie können auch bei nichtjägern ein glückliches leben haben. dk weimaraner etc sind vorstehhunde eigentlich - erst jetzt werden sie zu allroundern die stöbern drücken apportieren da niemand mehr 4-5 hunde hat ;)
 
Hier hatte kein Jäger mehr als 1 oder 2 Hunde, deshalb waren die ja Allrounder.
Stöbern, ein bischen nachsuchen, vorstehen und apportieren waren die wesentlichen Aufgabengebiete.
Drücken im eigentlichen Sinne können die nicht, auf Drückjagden haben die nichts zu suchen. Da braucht es ganz andere Kaliber an Hunden.
 
Jagdhund im Bezug auf "der Hund wird irgendwo zur Jagd eingesetzt" passt bei den Retrievern schon.
Es gibt ja auch extra die Unterschiedlichen Kategorien der Jagdhunde:
  1. Vorstehhunde (Deutsch Drahthaar)
  2. Stöberhunde (Cocker Spaniel)
  3. Schweißhunde (Hannoverscher Schweißhund)
  4. Erdhunde (Terrier)
  5. Jagende Hunde (Dachsbracken)
  6. Meuternde (Beagle)
  7. Apportierhunde (Retriever, Pudel)

Gut, dann werde ich jetzt mal Kira einordnen.
Ziemlich einfach, sie ist ein Vertreter der Kategorien 1-5 und zwar jede Kategorie gleich intensiv.
Meute wäre ihr allerdings ein Greuel und apportieren macht in ihren Augen nun mal gar keinen Sinn.:D

Außerdem ist sie ein Hütehund, der das ihr anvertraute Revier (unseren Garten) sorgfältig überwacht und ihre Herde (beide Katzen und nun auch Amy) immer im Blick hat und draußen notfalls am Zaun entlang wieder in den Garten befördert und auch verteidigt.

Ein Allrounder im wahrsten Sinn. Ich bin nun kein Jäger, trotzdem bilde ich mir ein, dass ich sie einigermaßen gut auslasten kann.
Ihr Verhalten deutet jedenfalls darauf hin.
Und im Haus ist sie sowas von unauffällig und einfach, dass das den besten "Familienhunden" Konkurrenz macht.

Ich habe über ein paar Jahre den Deutsch Kurzhaar unseres damaligen Nachbarn, Jäger, begleitet.
Zugegeben, sie war schon knapp 8 Jahre alt, als ich sie kennenlernte, aber eine Seele von Hund, die niemandem irgendein Problem machte.
Und das, obwohl sie bis dahin in einem Zwinger gesessen hatte und nur zur Jagd rausgeholt wurde.

In der Zeit, in der dieser Jäger die Hündin bei uns hatte, ging er schon recht häufig raus, sie war aber nicht immer dabei.
Eigentlich nur, wenn Nachsuche angesagt war.
Ich kann reinen Gewissens behaupten, dass meine Kira wesentlich mehr Auslastung hat, als dieser Hund sie je bekam. Denn Gassigehen gab es nie. Gassi hieß, die Hündin lief aus der Haustür raus auf die andere Straßenseite (Böschung vom Wald), erledigte ihr Pipi, das große Geschäft machte sie im Garten und kam wieder rein.
Unsere Balkone grenzten aneinander und ihr größtes Vergnügen war es, wenn wir auf unserem Balkon saßen und sie bekam durch das Geländer was zugesteckt.

Wenn Herrchen zweimal im Jahr für zwei Wochen in Urlaub fuhr, gingen meine Mutter oder ich rüber und ließen die Hündin dreimal am Tag raus, ich blieb meist auch ein bisschen bei ihr.
Gassi durften wir nicht gehen, sie sei unverträglich mit anderen Hunden und das wäre sowieso unnötig.

Von daher denke ich, wenn jemand sich informiert und weiß, welche Auslastung diese Rasse braucht, dann kann er das ebenso gut wie ein Jäger.

Bezüglich Retriever und Jagdhund, ja es gibt deutliche Unterschiede zwischen Kira und Amy, was die Schnelligkeit der Nasenarbeit betrifft.
Aber Amy ist ja auch erst 4 Monate alt.
Kira findet ein Leckerlie, egal welches, in Rekordgeschwindkeit, egal wo ich hinwerfe/verstecke.

Amy braucht deutlich länger, muss auch mal angeleitet werden, ist dafür aber mit Feuereifer dabei und es wird ihr nicht so schnell langweilig wie Kira.
Man merkt auch deutlich, dass selbst diesem Welpen "nur" spazierengehen auf Dauer zu langweilig wäre, also auch die Retriever sind keine langweiligen Spazierschleicher, sondern möchten gefordert werden.
Dass sie nicht gleich bei jeder Wildfährte hochdrehen als gäbe es kein Morgen mehr und nicht bei jedem Eichhörnchen gleich auf 200 sind, finde ich persönlich sehr angenehm, eben weil ich auch das Gegenteil kenne.

Und Amy ist bereits mit knapp 10 Wochen genauso durch Brombeerranken und abschüssiges, "unangenehmes" Gelände gelaufen wie Kira.
Heute mit ihren 4 Monaten gibt es eigentlich nur einen Unterschied bezüglich der Länge der Spaziergänge und bezüglich des "sich Entfernens".
Sie macht jeden Untergrund ohne großes Üben knallhart mit, geht über Bäume, wacklige Brücken und Holzstege, da steht sie Kira in nichts nach.

Es ist halt schade, und da gebe ich Lucy eindeutig recht, dass manchmal die falschen Halter Retriever haben und meinen, die wären nur zur Deko da und als reiner Familienbegleithund genügend ausgelastet.

Und Kira, so voller Jagdeifer sie auch ist, würde sich hüten, eine Ente oder sonstiges Federvieh aus dem Wasser zu holen, wenn das tiefer wäre als ihre Beine hoch sind. Amy geht jetzt schon tiefer ins Wasser als Kira je zu bewegen wäre und offensichtlich auch mit Vergnügen.

Ich würde Retriever als aufs Apportieren spezialisierte Jagdhundrasse beschreiben, die außerdem aufgrund ihrer Anlagen tolle Familienhunde sein können. Und die ursprünglichen Retriever haben nicht nur stumpfsinnig 30 Meter entfernte Enten apportiert, sie haben das auch unter ungünstigen Bedingungen aus dem Wasser getan, die ganz ursprünglichen haben den Fischern geholfen.
Zitat:
Diese Hunde zeichneten sich durch enorme Wasserfreude, Schnelligkeit, Ausdauer und eine hervorragende Nase aus. Aus diesen Gründen wurden sie für alle möglichen Aufgaben verwendet, wie das Einholen von Fischernetzen, das Apportieren von herausgefallenen Fischen und auch für die Jagd.
Quelle: http://www.retrieverclub.at/rasse/f-rasse-labr.htm

Ich denke also schon, dass man sie "Jagdhund" nennen darf.
Und sie nebenbei als Familienhunde vielleicht einfacher zu halten sind, als der Weimaraner, Gebirgsschweißhund und Ähnliches.

Aber so stumpfsinnig blöde wie sie oft hingestellt werden, sind sie definitiv nicht.
Wenn, dann haben sie resigniert und es liegt, wie so oft, an den Haltern.
 
Du hast einen Flat, Renate, diese Rasse kannst Du nicht mit Labradoren vergleichen. Das wäre ja im Durchschnitt wie ein Vergleich zwischen BMW und VW-Käfer.
Auch Jagdhunde sind zunächst mal Hunde und müssen nicht "rassegerecht" ausgelastet werden. Border werden über diese Agility-Hürden gehetzt, das hat ja mit Schafe hüten nichts - aber auch garnichts - zu tun. Und niemand, der einen Deutschen Schäferhund hält, käme auf die Idee, den an Schafen arbeiten zu lassen, so zur Auslastung halt.

Sie müssen nur dem jeweiligen individuellen Tier angemessen beschäftigt werden. Dazu ist erforderlich, die richtige körperliche und geistige Betätigung zu finden.
Ein nasenveranlagter Weimaraner ist mit - anspruchsvollem - Mantrailing durchaus zufrieden und Ilko, der Deutsch-Kurzhaar von Bauer Klaus hier aus dem Dorf lebt - wie alle seine Deutsch-Kurzhaare - auf dem Hof, rennt da frei rum, fährt mit Klaus per Fahrrad 3 - 4 mal die Woche in die 4 Kilometer entfernte Kleinstadt und geht mit dem ansonsten spazieren. Und dann geht er noch ein paar Mal im Jahr zur Treibjagd und holt ab und an mal Enten aus dem Wasser. Hin und wieder macht er mal 100 Meter Bergehilfe bei einem Reh. Das wars.
Ich hab selten einen ausgeglicheneren Hund gesehen als Ilko.

So leben zig-tausende von Arbeitshunden glücklich und zufrieden ohne besondere spezielle Beschäftigung. Oder eine solche, wie ich die für Milan oben beschrieben habe. Am Tag um die 20 Kilometer - ich laufe 10, er 20 - ein Handvoll Leckerli suchen, die ich in die Botanik geschmissen habe, ein bischen Dummy-Arbeit und ein bischen vorstehen.

Im übrigen darf man das Jagdersatztraining nicht zu wichtig nehmen. Wenn Milan im Jagdmodus ist (und der würde zu gerne mal ein Reh hetzen), interessiert den kein Dummy mehr. Nix, garnichts. Auch keine geschmissenen Leckerli.
Wollte ich das ändern, müsste ich aus ihm einen Zwangsbringer machen. So what, ich sehe ja, in welchem Modus er gerade ist. Und mach nix mit Dummies.
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben