Prinzipiell würd ich mal sagen ist jedes Hilfsmittel so gut, wie derjenige, der es einsetzt. Abgsehen davon kann man jedes Hilfsmittel für verschiedene Dinge verwenden und nicht alles ist für jeden Hund gleich gut, sinnvoll, erfolgreich oder wie auch immer man es nennen mag.
Eine Schleppleine bietet relativ viele Einsatzmöglichkeiten, von einfach nur einer dauerhaften Möglichkeit einem Hund, der nicht frei laufen darf, mehr Freiraum zu geben (so ganz ohne Trainingsambitionen), über der Möglichkeit so manche Trainingsziele sauberer und effizienter zu erreichen, bis hin zur Absicherung von alten Hunden, sollte das notwendig sein. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass sie in vielen Bereichen Einzug gehalten hat...
Aber wir reden hier ja von Welpen und Junghunden...
Ok - ich persönlich würde einem Welpen kaum eine Schleppleine umhängen. Dazu gibt es hier aber auch keinen Anlass, denn ich lebe in einer Gegend, wo ich nach wenigen Metern Ortsgebiet alleine auf weiter Flur stehe. Wenn ein Welpilein da mal kurz entscheidet wo abzubiegen und in seiner Welt zu versinken, ist das üblicherweise nicht gefährlich - außerdem habe ich üblicherweise auch weitere Hunde zur Orientierung dabei, das hilft enorm. Aber allein mit einem Welpen evtl. primär im Stadtgebiet, wo ein Park zwar was Nettes aber räumlich oft doch sehr Begrenztes ist. Wo man auch selten alleine ist, sondern man meist alles trifft, was da so kreucht und fleucht? Da würde ich mir unter Umständen andere Gedanken über die Sicherung meines Hundes machen - auch wenn wir vom Welpen reden. In diesem Fall würde es aber tatsächlich eher der Sicherheit wegen sein, ich denke, dass man bei den wenigsten Welpen eine Schleppleine zu Trainingszwecken braucht. Aber wenn wer will, ganz ehrlich... soll er :denken24:
Bei Junghunden, gerade in der Pubertät, finde ich Schleppleinen eine große Hilfe - sie bieten einen schönen Radius und sind derartig vielseitig einsetzbar, dass ich es dumm fände, sich der Möglichkeiten zu berauben. Klar geht es auch ohne. Mein Collietier hat noch nicht viel Schleppleine getragen in ihrem Leben - vielleicht mal ein paar Wochen, aber sonst... nö... Aber nur weil es ohne bei so manchem Hund geht, heißt das ja nicht, dass die Schleppleine schlecht ist. Ich kann auch ohne Mixer Eischnee schlagen. Aber mit Mixer ist das Ganze dann halt doch effizientier - genauso ist es mit der Schleppleine auch. Sie ist eine schöne Hilfe, um dem Hund in Richtungen zu lenken, wo er sich möglichst nicht mit unerwünschtem Verhalten selbst bestätigt. Das mag eine Hetzjagd sein, das Hinlaufen und Hochspringen an Fremden, etc., etc. Klar kann ich das auch zulassen, danach daran herum trainieren und je nach Hund, meinen Fähigkeiten, Situation und Glück, wird man das auch hinkriegen (oder eben nicht - was glaubst du, wo die ganzen Hund herkommen, die nur an der Leine geführt werden können :frech3
. Nur warum, wenn ich dem Hund und mir viel Ärger und Stress ersparen kann, indem ich ihn gar nicht erst in die Situation kommen lasse. Das ist letztendlich die Grundlage von effizientem Training. Unerwünschtes Verhalten durch vorzeitiges Agieren vermeiden und erwünschtes Verhalten erkennen und entsprechend fördern. Wenn ich nicht möchte, dass mein Hund auf die Couch/in die Küche/sucht euch was aus... geht, lasse ich ihn auch nicht zuerst ständig rein tapsen, um nachher zu trainieren, dass er es nicht darf. Ich gestalte die Situation von Anfang an so, dass er gar nicht erst lernt, dass man das darf (und dass es toll ist), sondern verhindere es von Beginn an. Warum sollte das bei beginnendem Jagdverhalten oder sonstigem unerwünschtem Verhalten bei Spaziergängen anders sein? Weil man es früher ja auch nicht gebraucht hat? ... jo, jeder wie er meint... :denken24:
Dasselbe gilt für "brauch ich nicht, weil mir ist es egal, wenn sich mein Hund mehrere hundert Meter von mir entfernt, an Menschen hochspringt, mal kurz stiften geht, etc."... schön für dich. Ich werde niemanden missionieren.
Ich möchte von meinen Hunden aber nunmal, dass sie auch am Spaziergang in einem gewissen Radius & am Weg bleiben, geistig soweit anwesend sind, dass sie reagieren können, wenn ich was sag (das erste Mal, nicht wenn sie dann fertig sind mit was auch immer sie grad taten) und möglichst nicht einfach abzischen, weil sie was spannend finden. Andere Ansprüche bringen auch andere Trainingsweisen mit sich. Da sollte man auch über den eigenen Tellerrand hinausblicken können :zwinkern2:
Ob das Training mit der Schleppleine funktioniert oder nicht, hängt übrigens davon ab, was man möchte und wie man die Schleppleine einsetzt. Für unterschiedliche Ziele muss man sie auch unterschiedlich handhaben und auch unterschiedliche Hunde verlangend unter Umständen eine unterschiedliche Handhabe. "Ich mache Schleppleinentraining" sagt in etwa soviel aus, wie "ich mache Clickertraining"... ich weiß, welches Hilfsmittel die Person einsetzt. Ob sie es auch vernünftig einsetzt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Wenn ich bedenke, wie oft ich allein im letzten Jahr Menschen mit nicht leinenführigen Junghunden hatte, die mir erklärten, 'sie hätten das mit dem ZickZack Gehen schon probiert, aber das hilft einfach nix' und dann recht gute Erfolge mit eben genau "dem ZickZack Gehen" hatten, nachdem ich ihnen gezeigt hatte, was das heißt und wie und warum man das wo, wie, wann einsetzt, muss ich generell grinsen, wenn mir jemand sagt, die Schleppleine oder der Clicker hätten überhaupt nix gebracht. Wie gesagt, ein Hilfsmittel ist und bleibt ein Hilfsmittel und es wird immer nur so gut sein, wie derjenige, der es einsetzt :zwinkern2:
Ich persönlich HASSE übrigens Schleppleinen... ich mag Leinen generell nicht besonders, weshalb es auch mein erklärtes Trainingsziel ist, jeden meiner Hunde in möglichst vielen Alltagssituationen ohne Leine führen zu können. Schleppleinen sind besonders nervig, weil sie so lang und umständlich sind, auch wenn man mit der Routine besser im Handling wird. Außerdem werden sie schnell dreckig und dann ist immer alles dreckig...
Das ändert aber nichts daran, dass ich sie für ein äußerst effizientes und wenn ordentlich eingesetzt gutes Hilfsmittel für alle möglichen Bereiche halte.