Tierschutzhund aus dem Ausland

Anfängern hätte man einen solchen Hund erst gar nicht vermitteln sollen bzw dürfen. Woher sollt Ihr denn auch die Erfahrung haben, wie man mit solchen Extremsituationen bzw. Extremverhaltensweisen umgeht. Da kann es ja nur zu solch emotionaler Verarbeitung kommen:
Danach war ich so fertig und musste weinen.
Völlig verständlich, dass Dich das überfordert.

Wenn Ihr "den kleinen Feger" weiter behalten und ihm bei Euch noch eine Chance geben wollt, dann braucht ihr eine enge Anbindung an einen erfahrenen Trainer, am besten mehrere Einzelstunden in kurzer Zeitspanne.

Und lasst Euch auch gut erklären, wie man einen Maulkorb vernünftig auftrainiert, sonst habt ihr direkt das nächste Problem und werdet wahrscheinlich gebissen, wenn ihr diesen anlegen wollt. Man lässt den Maulkorb erstmal beschnüffeln und lässt ihn durch den Hund erforschen. Eine positive Bindung kann dadurch hergestellt werden, dass man ein Leckerchen darin "versteckt" und es den Hund finden lässt. Er muss dann, um das Leckerchen zu kriegen, die Schnauze selber reinstecken. Wenn ihr zu emotional seit, dann würde ich den Maulkorb auf dem Boden irgendwie fixieren (zwischen 2 Buchstapel stecken oder so), Öffnung nach oben und Leckerchen rein. Und das Ganze durch Wiederholung festigen. Haltet ihr ihn unsicher in der Hand, seid dabei angespannt oder gar ängstlich, macht ihr eine falsche Bewegung etc kann das zu einer Negativverknüpfung führen.
 
Bis zu einem gewissen Grad kann man alles trainieren.Mit dem richtigen Trainer an der Hand lässt sich vieles was wir als "Problemverhalten" ansehen, beseitigen.
Wenn ihr also bereit seid, Zeit und Geld zu investieren,dann rate ich euch zu einem Trainer der gewaltfrei arbeitet.Am besten einer von der Liste des Verbands "Trainieren statt dominieren".
Hier der Link zur Trainersuche: https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-innen-umkreissuche
 
Es wurde ja bereits gut beschrieben, wie ihr damit umgehen solltet, falls ihr Tina doch noch eine Chance gebt.

Wie groß ist Tina denn, Schulterhöhe, Gewicht?
Führt ihr am Geschirr oder am Halsband?
Welche Leine und wie lang?

Wie sieht euer Alltag mit Tina aus?
Wie verhält sie sich bei fremden Menschen, Kindern, im Straßenverkehr?

Ich kenne "euer" Problem auch, und das mit einem Hund vom Züchter, der mit 14 Wochen bei mir eingezogen ist und, soweit ich weiß, ordentlich aufgezogen wurde.
Murphy hat meine Ersthündin angeknurrt als er sie zum ersten Mal gesehen hat.
Da hatten wir ihn gerade erst beim Züchter abgeholt, der Kontakt war draußen auf neutralem Gebiet, beide Hunde angeleint.

Im Laufe der nächsten Stunden legte sich das, aber er war noch vorsichtig.
Am nächsten Tag war Kira akzeptiert und heiß geliebt, von seiner Seite.

Draußen war er von Anfang an ängstlich, er hat fremde Menschen angeknurrt/angebellt, er wollte nicht an der Straße entlang gehen, Kinder und sämtliche anderen Tiere waren suspekt und wurden angebellt.
Ein krasser Unterschied zu seinem Verhalten im Haus.

Durch langsames Heranführen an alle unheimlichen "Dinge", wiederholte positive Begegnungen und mit Geduld (das dauerte einige Wochen bis Monate) konnten wir fast alle "Trigger" neutralisieren.

Hundebegegnungen sind aber nach wie vor ein Kapitel für sich und ich denke mal, das wird noch einige Zeit dauern.
An guten Tagen (und dabei ist nicht nur die Verfassung vom Hund ausschlaggebend, sondern auch meine eigene) bei rechtzeitigem Erkennen von entgegen kommenden Hunden kann ich ihn mittlerweile gut managen, so dass es kein wildes Gebell gibt.

Wenn ich Hunde sehe die uns entgegen kommen, wird Murphy angeleint, er bleibt mittlerweile von sich aus stehen, ich muss eigentlich nicht mehr rufen. Dann lenke ich seine Aufmerksamkeit auf mich, spreche ihn mit Namen an, dann kommt unser "Kommando" "alles gut" (signalisiert ihm, dass ich den Auslöser sehe, dass er ungefährlich ist), lobe, wenn er mich anschaut.

Ich nehme meine Hunde grundsätzlich auf die abgewandte Seite, wenn uns Personen/Tiere entgegen kommen und ich nehme die Leine kurz.
So dass sie keinesfalls vor mir sind oder irgendjemandem entgegen springen können.
Ich stehe immer dazwischen und vermittle, das ist erst mal meine Sache.
Und dann gehe ich immer in einem Bogen (sofern das möglich ist) an den entgegen kommenden Hunden vorbei.

Mache ich all das rechtzeitig, bevor Murphy angefangen hat sich ins Bellen rein zu steigern, dann klappt es fast immer leise vorbei zu kommen.
Hat er das geschafft, sage ich "fein gemacht", gebe ein Leckerlie. Habe ich den Eindruck, er hat es noch nicht ganz verarbeitet und will evtl. nachlegen, dann werfe ich das Leckerlie nach vorn und sage "such". Das mache ich auch, wenn ich ihn allein an der Leine habe und der Abstand aufgrund der Wege nicht groß genug gewählt werden kann. Das beschäftigt ihn dann und ist ihm wichtiger als das Gekeife.

A und O ist aber, all das rechtzeitig zu machen.
Hat er sich bereits ins Bellen rein gesteigert, dann gehe ich zügig, an abgewandter Seite mit kurzer Leine vorbei und sage nix mehr.

Kommen uns an irgendwelchen Kurven dann freilaufende Tutnixe entgegen gerannt, muss ich meine Aufmerksamkeit drauf richten, die zu blocken und Murphy kommentiert das dann ausdauernd. Im Anschluss sind wir wieder drei Schritte rückwärts marschiert was ruhige Passagen betrifft.

Am wichtigsten bei allem ist, dass du selbst möglichst ruhig und gelassen bleibst. Wenn du aufgeregt bist, merkt der Hund das sofort und steigert sich noch mehr rein.

Murphy hat zwar noch nicht gebissen, aber würde er entsprechend bedrängt, bin ich ziemlich sicher, dass er das tun würde.

Du siehst, das kann bei jedem Hund vorkommen, und der Hund ist deshalb kein "Monster".

Ich weiß, wie sehr ein Biss vom eigenen Hund einen erst mal schocken kann, als Kira ein paar Wochen bei uns war, hat sie meinen Sohn in die Wade gebissen, weil sie annahm er sei ein Eindringling, der meine Jüngste bedrängt.
Sie hat es als ihre Aufgabe angesehen und in Folge habe ich ihr beigebracht, dass das nicht ihre Aufgabe ist.
Ist seither (10 Jahre) nie wieder passiert.

Vielleicht gebt ihr Tina doch noch eine Chance, es wäre halt auch wichtig zu wissen, welche Rassen bei ihr mitgespielt haben.
Vielleicht kannst du ja mal ein Foto einstellen (www.picr.de)
 
Bei uns war sie am Anfang schüchtern und ängstlich wollte auch nicht raus. Nach ca. 4 Wochen hat sie sich dann nach und nach verändert wurde offener mag sehr gerne raus ist aufgetaut, verschmust... und hat diese extremen Aggressionen gegenüber Hunden aufgebaut.
Beim Nachlesen kam mir die Idee, dass seine "extreme Aggressivität gegenüber anderen Hunden" vielleicht "nur" ein Angstverhalten ist, um andere Hunde zu verwarnen, z.B. "seinen Herrchen nicht zu nahe zu kommen", ... weil er befürchtet, dass das, was er unverhofft erhalten hat (ein Zuhause und Bezugspersonen), mit jemand teilen oder gar hergeben müsste.
Wenn es das denn sein sollte, könnte sein Verhalten (wenn er nichts anderes lernt) in ziemliche Dominanz und einen übersteigerten Besitzanspruch ausarten. Deshalb, wie hier schon mehrfach vorgeschlagen, einen guten Trainer finden.
 
Bei uns war sie am Anfang schüchtern und ängstlich wollte auch nicht raus. Nach ca. 4 Wochen hat sie sich dann nach und nach verändert wurde offener mag sehr gerne raus ist aufgetaut, verschmust... und hat diese extremen Aggressionen gegenüber Hunden aufgebaut.
Mal ein paar konkrete Tipps:

Zunächst würde ich (als Halter eines Tierschutzhundes) anmerken, dass ihr euch viel zu früh Probleme vorstellt. Lasst den Hund doch erst mal ein paar Wochen oder besser Monate ankommen bei euch.
Das Tier hat eventuell jahrelang schlechte Erfahrungen gesammelt, diverse Ängste und nun die Situation dass er "eigene" Menschen bei sich hat. Dass er nun, wenn fremde Hunde sich diesen Menschen nähern, abwehren will ist völlig normal und wäre in einer etwas rustikalen Situation sogar seine Pflicht.
Hundeschule beginnt erst, wenn der Hund angekommen ist!

Prinzipiell solltest du dem Hund Sicherheit geben, und ihm gleichzeitig feste Regeln antrainieren.

Mir fallen da aus eigenem Erleben folgende Beispiele ein:

- Zuhause wenn es klingelt muss er auf seinen Platz.
- Kommt Besuch, darf der Hund erst als Letzter die Besucher begrüßen.
- Wenn man durch eine Türe tritt, hat der Hund grundsätzlich hinter dem Menschen zu gehen.
- An der Leine geht er grundsätzlich immer an der gleichen Seite, mit Kopf in der Nähe des Knies. (bei mir links)
- An der Leine ist die kurze Leine hinter den Beinen des Führers vorbei mit der Hand der dem Hund abgewandten Seite gehalten. Dadurch spürt er beim Gehen die Bewegungen des Menschen und kann nicht nach vorne. Das ist der wichtigste Tipp.
- Bei Begegnungen mit Hunden oder Menschen zunächst immer einen kleinen Abstand von ca. 2 m einhalten, so dass zunächst keine Möglichkeit noch vorne zu gehn ist. Sobald man sich etwas unterhalten hat, den Abstand verringern, der Hund muss auf Sitz! bleiben.


Beim Nachlesen kam mir die Idee, dass seine "extreme Aggressivität gegenüber anderen Hunden" vielleicht "nur" ein Angstverhalten ist, um andere Hunde zu verwarnen, z.B. "seinen Herrchen nicht zu nahe zu kommen", ... weil er befürchtet, dass das, was er unverhofft erhalten hat (ein Zuhause und Bezugspersonen), mit jemand teilen oder gar hergeben müsste.

So sehe ich es auch.


Viel Erfolg, Alf!
 
An der Leine ist die kurze Leine hinter den Beinen des Führers vorbei mit der Hand der dem Hund abgewandten Seite gehalten. Dadurch spürt er beim Gehen die Bewegungen des Menschen und kann nicht nach vorne. Das ist der wichtigste Tipp.
Das halte ich bei größeren/schwereren Hunden die nach vorne in die Leine gehen für tendenziell gefährlich.
 
Das halte ich bei größeren/schwereren Hunden die nach vorne in die Leine gehen für tendenziell gefährlich.
Ich habe mich auf diesen Thread und die Probleme der TE mit ihrer (Zitat) kleinen süßen Maus konzentriert. Deine Meinung über große/schwere Hunde ist deshalb hier nicht hilfreich und auch nicht relevant.
 
- An der Leine geht er grundsätzlich immer an der gleichen Seite, mit Kopf in der Nähe des Knies. (bei mir links)
- An der Leine ist die kurze Leine hinter den Beinen des Führers vorbei mit der Hand der dem Hund abgewandten Seite gehalten. Dadurch spürt er beim Gehen die Bewegungen des Menschen und kann nicht nach vorne. Das ist der wichtigste Tipp.
- Bei Begegnungen mit Hunden oder Menschen zunächst immer einen kleinen Abstand von ca. 2 m einhalten, so dass zunächst keine Möglichkeit noch vorne zu gehn ist. Sobald man sich etwas unterhalten hat, den Abstand verringern, der Hund muss auf Sitz! bleiben.
Sorry, find solche Pauschaltipps ohne den Hund zu kennen ebenfalls nicht relevant und zielführend, außer man will Militärgehorsam wie vor 50 Jahren einfordern ohne auf den Hund selbst einzugehen.

Abstand zum Reiz ja, aber auch gerne mehr als 2 Meter, und wenn der Hund ein Sitz nicht leisten kann, darf er auch schnüffeln oder anderes tun um sich selbst zu beruhigen. Wenn man da die Leine kurz hält und Unterordnung einfordert, verbietet man dem Hund jegliches normales hündishches Verhalten um sich selbst zu regulieren. Wenn man in dem Abstand zum Reiz vorbeigeht, in dem der Hund noch nicht reagiert, kann und sollte man jedes gewünschte und ruhige Verhalten verstärken durch Lob oder Keks.

Klar kann man alles straff und mit kurzer Leine machen und absoluten Gehorsam einfordern und dabei ignorieren, dass der Hund komplett überfordert ist. Ob das zielführend ist, klar, kann funktionieren. Ob das fair ist und der Beziehung zwischen Hund und Halter hilft? I doubt it.

Reaktive Hunde kann man "therapieren", aber wenn man es gut und nachhaltig machen will, braucht das etwas Zeit und vor allem Abstand zu Beginn. Oder man machts wie vor 50 Jahren mit Zwang, Unterordnung und "der muss mich jetzt respektieren und gehorchen".
 
Ich habe mich auf diesen Thread und die Probleme der TE mit ihrer (Zitat) kleinen süßen Maus konzentriert. Deine Meinung über große/schwere Hunde ist deshalb hier nicht hilfreich und auch nicht relevant.
Schon bei einem Bullterrier hängt dir die Leine in der Kniekehle. Das ist einfach gefährlich wenn da der Hund na vorne geht.
 



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