Welpe dreht zu Hause völlig durch

Liebe Hundefreunde,
ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.
Seit 2 Wochen sind wir stolz ein Familienmitglied mehr zu haben: unseren mittlerweile 10 Wochen alten Deutsch Kurzhaar Welpen Ares.

Er ist einfach ein Wahnsinn und wir haben viel Freude mit ihm - meistens zumindest...
Grundsätzlich ist er total unkompliziert. Es ist ihm alles egal - Autofahren, Halsband, Geschirr, Leine,... waren überhaupt kein Problem für ihn. Seinen Schlafplatz hat er sofort angenommen und wir hatten auch nicht das Gefühl, dass der Umzug ihm viel ausgemacht hat - er hat sich sofort total wohl gefühlt. Am liebsten kuschelt er mit uns - manchmal braucht er das sogar zum Einschlafen.
Er lernt sehr schnell und hört super brav auf den Rückruf - auch wenn er abgelenkt ist. Zur Stubenreinheit fehlt auch nicht mehr viel.

Long story short: Ein Problem haben wir, das wir nicht in den Griff bekommen. Natürlich ist unser Ares erst kurze Zeit bei uns und er ist ja noch ein Baby, aber dieses eine Verhalten raubt uns alle Nerven. Wir sind da schon ziemlich am Limit und wissen nicht weiter.

In der Wohnung dreht unser eigentlich so friedliche Welpe total durch. Meistens wenn wir von draußen reinkommen. Und dabei ist es egal wie viel oder wenig wir unternommen haben. Nach einem Spaziergang (egal ob in neuer oder gewohnter Umgebung) oder in der Nacht wenn es nur schnell zum Pipimachen geht - jedes Mal dasselbe...
Wir gehen 3x am Tag spazieren, jeweils ca. 1/2h inklusive ein paar Trainings- und Spieleinheiten. Dass wir länger mit ihm spazieren gehen als für Welpen empfohlen ist, ist im Übrigen mit Jagdhundetrainern abgesprochen. DK ist eine fordernde, energiegeladene, sportliche Rasse. Anfangs hatten wir uns wirklich an die 10min gehalten, da war das Ganze noch viel schlimmer...

Jedenfalls lässt er sich nicht beruhigen. Er beisst alles an, inklusive uns. Und das sehr heftig. Lautes Aua schreien und ihn ignorieren stachelt ihn nur noch mehr an. Er springt einen da auch direkt ins Gesicht und beisst, wenn wir bei ihm am Boden sitzen und probieren ihn zu beruhigen. Sein Spielzeug haben wir schon weggeräumt auf Anraten der Trainer.
Er schnappt sich dann auch die Polster und Decken von der Couch (auf die er eigentlich nicht rauf darf) oder Jacken, Hausschuhe,...
Wenn wir ihn die Stiegen rauftragen (unser Wohnbereich ist im 1. Stock) dreht er auch immer total durch.
Das sind nicht die typischen Welpen-5-Minuten, denn das kann schon 30-45min andauern... Er schläft im Übrigen genug, wir haben extra jeden Tag mitgeschrieben.
Mein Mann hat ihn seit Kurzem bei der Arbeit mit. Dort ist er der bravste Hund. Schläft die ganze Zeit, kann auch mal alleine gelassen werden und beisst NICHTS an.
Ach ja, und Kauangebot zur Beruhigung hilft auch nicht wirklich. Durch den Kong wird er noch aktiver und nach dem Kauknochen geht es auch schon wieder weiter...

Ares in eine Box zu sperren ist für uns nur die allerletzte Option.
Es muss auch so irgendwie funktionieren (tut es im Büro ja auch), und er kuschelt ja so gerne, dass das in der Box natürlich sicher nicht angenehm für ihn ist.

Nun ist mein Text ewig lang geworden, aber ich wollte, dass ihr einen guten Einblick bekommt. Ich hoffe, dass ihr irgendeinen Tipp für uns habt. Über aufmunternde Worte, dass das doch normales Verhalten ist, wären wir aber auch froh.

Liebe Grüße, eine verzweifelte Welpenmama
 
Kannst du bitte deinen bzw. seinen kompletten Tagesablauf beschreiben?
Also muss natürlich nicht minutengenau sein.
Zusätzlich auch was ihr bei euren Spaziergängen genau macht und mit welchem Anteil.
 
Also in groben Zügen:
Um 6:30 bekommt er meistens sein Futter, dann wird noch etwas geruht und dann gibt es seinen ersten Spaziergang. Eine halbe Stunde auf Forstwegen - hier lassen wir ihn an der langen Leine schnüffeln und bauen ab und zu ein paar Sätze Rückruf und Sitz ein. Dafür bekommt er Leckerlis oder eben manchmal ein Spielzeug, da wird dann mit ihm gespielt (meistens Zerrspiele). Insgesamt dauert das alles ca 30-40min, wenn es regnet oft nur 20min weil Ares nicht gern nass wird :-D Das Ende vom Spaziergang gestalten wir meistens aber ruhig, und da wir immer ins Revier mit dem Auto fahren, schläft er dann auch schon in der Transportbox im Auto.
Sobald wir aber zu Hause reingehen ist er komplett überdreht wie schon beschrieben. Dann schläft er aber wieder... Außer wenn mein Mann mit ihm in der Arbeit ist, da schläft er gleich ohne Aufstand.

Zu Mittag gleiches Programm - entweder ein Spaziergang oder wir lassen ihn im Garten tollen und bauen da ein paar Übungen oder Spiele ein. Danach gibt es sein Futter, um ca 13 Uhr.

Am Abend bekommt er sein Futter um ca 18:30, und nach 30-60min gibt es wieder einen Spaziergang mit ca 30min, aber mit ein bisschen weniger üben und spielen. Da kann er alles erkunden und schnüffeln. Am Abend allerdings immer in gewohnter Umgebung und nicht mehr im Revier sondern rund um unser Haus.
Wie schon erwähnt halten wir das Ende eines Spaziergangs immer eher ruhig, damit er runterkommt. Aber das funktioniert nicht.
Bevor wir Schlafengehen bringen wir ihn nochmals raus zum Lösen. Dann ist es unterschiedlich ob er durchschläft oder mal raus muss. Und dann gibt es meistens auch wieder Terror, was natürlich um 3 in der Nacht noch mühsamer ist.

Ansonsten gehen wir mit ihm immer raus wenn er aufwacht, gefressen hat, gespielt hat. Er ist auch so gut wie stubenrein - nur manchmal passiert ein Missgeschick wenn er so aufgedreht ist. In der Nacht meldet er sich brav.
In der Nacht halten wir das sehr nüchtern - raus und rein -, über den Tag verteilt gehen wir nicht gleich wieder rein sondern wir bleiben noch 5-10min draußen. Das ist aber je nach Situation wie er drauf ist bzw was wir gerade machen.

Am Abend macht er richtig Terror. Und auch am Tag ganz oft, dass er beim Reingehen randaliert und dann überdreht ist und nicht mehr zur Ruhe kommt. Je nachdem wie oft das passiert schläft er zwischen 18-20h.
Wir erkennen allerdings kein Muster. Das passiert nach einem Spaziergang genauso wie manchmal in der Nacht wenn man ihn nur zum Lösen rausbringt. Und das passiert auch, wenn er schon wieder unbedingt rein will direkt nach seinem Geschäft.
Das ist aber wie gesagt, nur zu Hause der Fall. Im Büro ist er richtig brav, schläft gleich oder beschäftigt sich mit einem Kauknochen. Dort beisst er nichts an - obwohl genug herumliegt/-hängt (Büro eines Sportgeschäfts). Zu Hause hätten wir das alles schon in Sicherheit bringen müssen. Wenn mein Mann kurz ins Geschäft gehen muss und Ares schläft noch nicht, bleibt er trotzdem ganz brav auf seinem Schlafplatz und stellt nichts an.

Wir hoffen ihr erkennt irgendeinen Fehler oder habt einen Tipp für uns.
 
Wir hoffen ihr erkennt irgendeinen Fehler oder habt einen Tipp für uns.

Ja, einen Tipp habe ich, lies mal die ersten beiden Seiten:

 
Ich vermute, Ares langweilt sich und weiß nicht, wohin mit seiner Energie. Denn auf Forstwege an der langen Leine schnüffeln klingt nicht nach rumtoben. Ein Spaziergang mittags auch nicht, und Übungen im Garten sind auch Arbeit. Spiele sind nur Spiel, wenn sie ohne Kommandos ablaufen - der Hund also frei ist, ob er den Ball wiederbringen will oder lieber mit ihm im Maul ums Grundstück rennen will (wie groß ist das übrig? Ein paar Tausend Quadratmeter dürfen es schon sein für einen sportlichen Hund) . Na ja, und abends noch mal das Gleiche. Vielleicht ist so ein Programm für einen erwachsenen Hund in Ordnung, aber für einen Welpen sieht mir das nach viel zu wenig Spaß, Abwechslung und Kontakt zu anderen Hunden aus.

Mal ganz abgesehen davon, dass mein Barsoiwelpe jederzeit raus durfte und trotzdem im Haus über die Möbel geturnt ist (gute Möbel halten das aus, um schlechte ist es nicht schade), Sofakissen totgeschüttelt hat (dito), sie ihr Spielzeug im Wohnzimmer verstreut hat (warum sollt ihr dem gelangweilten Hund auch noch das Spielzeug wegnehmen?).

Euer Welpe benimmt sich im Büro vorbildlich - dafür hätte er m. M. nach den Rest des Tages praktisch Narrenfreiheit verdient. 24 Stunden am Tag brav zu sein und sich wie ein Erwachsener zu benehmen schafft ein Kleinkind nicht.

Freut euch, dass euer Welpe gesund ist und Energie hat und macht Videos zur Erinnerung - und für uns 😉
 
Vielen lieben Dank für eure Antworten und Tipps!
@Kade1301 du hast auf jeden Fall Recht und so haben wir es noch gar nicht betrachtet. Aber natürlich hätten wir eigentlich daran denken sollen - immerhin ist er ja noch ein Baby. Jedenfalls sind wir schon beim Umsetzen - Ares tobt gerade mit seinen Bällen im Garten :-D
Hätte auch sogar ein Video gemacht, weiß aber nicht wie ich das vom Handy hier hochladen kann...
Der Welpenkurs beginnt nächste Woche Samstag, dann hat er auch endlich andere Hunde zum Spielen! Wir kennen leider nur ältere Hunde die davon nichts mehr wissen wollen...

Jedenfalls bin ich froh euch hier um Rat gefragt zu haben und halte euch auf dem Laufenden :)
 
Videos direkt hochladen geht meines Wissens nicht, ich habe den Weg über YouTube gewählt (du findest sie hier: https://www.hundeforum.com/threads/rika-in-frankreich.47339/ )

Ich habe übrigens festgestellt, dass junge Hunde mit genau so viel Begeisterung klettern wie kleine Kinder - wenn ihr in erreichbarer Entfernung entsprechendes Terrain habt (bei mir war es ein alter Steinbruch) würde ich das unbedingt nutzen. Oder am Wochenende auch mal einen Ausflug in die Berge machen. Eben Gelände finden, wo der Welpe die athletischen Fähigkeiten trainieren kann, die er später im Leben brauchen wird. Da soll er ja wohl über Stock und Stein und durchs Gebüsch rennen (oder? Ich weiß fast nichts über Jagdhunde) während die meisten Gärten ja eher flach und aufgeräumt sind (meiner nicht, ähem, aber Rika genießt den Abenteuerspielplatz).
 
Kann mich @Kade1301 nur anschließen. Es ist zu viel und zu wenig gleichzeitig.

Zu viel forderndes. Leine (auch wenn Schlepp), Kommandos, Zerrspiele (auch da muss sich ein Welpe ja oft irgendwie beherrschen für uns Menschen) usw.
Das sind die bekannte Phrasen 1 Minute/Woche bzw. 5 Minuten/Monat. Da kann man sich schon gut orientieren (wobei natürlich jeder Hund individuell ist).
Jetzt ist die Zeit zu lernen aber nicht Kommandos sondern die Welt kennen. Euch. Sich selber.


Was fehlt ist die freie Zeit. Wirklich mal auf eine Wiese setzen und vor allen Dingen fehlt mir der Kontakt mit anderen Hunden. Soziale Interaktion mit seinesgleichen ist für ein so hochsoziales Tier wie dem Hund elementar. Es geht da auch gar nicht primär ums spielen, klar das ist für einen Welpen natürlich das non-plus-ultra, sondern um das ganze Repertoire an Interaktionen und wenn es nur das beobachten und imitieren ist.

Davon gibts auch wirklich kein zu viel. Und wenn man sich 2h gemeinsam auf die Wiese setzt, völlig egal. Im Büro benimmt er sich auch anders weil eben nicht das 100% sichere zuhause.
Potenziell. Macht es einen Unterschied wenn nur einer von euch anwesend ist während seiner "Phasen" zuhause?
 
Vielen herzlichen Dank für eure Antworten und vielen Tipps!
Wir waren schon so verzweifelt weil wir nicht gewusst haben ob wir ihn unter- oder überfordern. Aber dass es zu viel und zu wenig gleichzeitig ist beschreibt es wohl ganz gut und nun haben wir einen Ansatz an dem wir arbeiten können :)

Es ist unser erster Hund (mein Mann ist zwar mit Hunden aufgewachsen, aber da haben ja seine Eltern die Erziehung und Arbeit übernommen) - und da müssen wir wohl erst reinfinden. Da wir alles richtig machen möchten und für ihn nur das Beste wollen, bin ich froh dass ich mich an euch gewandt habe!

Der Tipp mit dem Klettern ist auch Gold wert! Immerhin muss Ares dann im Revier tatsächlich über Stock und Stein, und wir möchten ihn in Zukunft ja auch auf unseren Bergtouren mitnehmen. Er hat auch schon viele unterschiedliche Untergründe kennengelernt, aber wir werden wohl mal einen Ausflug zu einem idealen Kletter-Übungsgelände machen :-D

Rika ist übrigens wunderschön!! Wie ist denn das Wesen der Barsois?
Eigentlich sind Windhunde ja auch Jagdhunde - aber für die Hetzjagd und nicht durch Geruch, so wie eben ein Deutsch Kurzhaar, sondern mittels Sehsinn.

Ach ja - und bezüglich der Frage ob Ares durchdreht wenn nur einer oder beide zu Hause sind: es macht eigentlich keinen Unterschied. Mit mir rauft er zwar weniger und auf mich hört er grundsätzlich auch besser. Aber das ist wahrscheinlich weil ich bis letzten Donnerstag Urlaub (Hundekarenz :-D) hatte und mich somit in der Anfangsphase mehr mit ihm beschäftigen konnte.
 
Mit den richtigen Bergtouren wartet ihr aber bitte noch bis Ares ausgewachsen ist, ja?

Die Barsoi-Lobeshymne schreibe ich besser im einen meiner Threads, hier ist er am Thema vorbei. Nur mal kurz: Mein Barsoi ist traumhaft!
 



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