Wieviel Wolf ist in einem Hund ?
Der Hund stammt vom Wolf ab,das ist heute die überwältigende Meinung der Wissenschaft,obwohl manches nicht ganz dazu zu passen scheint,wie zum Beispiel,dass sich Wölfe und Hunde viel seltener kreuzen als andere Haustiere mit den wild lebenden Stammformen,und verwilderte Hunde,Dingos z.B.,vorwiegend nur mittelgroß sind.
Doch welchen genetischen Abstand haben Hunde von ihrer Stammform ?
Manche sind im Aussehen und Verhalten noch so wolfsähnlich,andere so unähnlich ,das extraterrestrische Zoologen sie für völlig verschiedene Tierarten halten würden,wie z.B. Dackel,Mops oder Chihuahua.
Bisher wurde man immer belehrt,das alle Hunderassen genetisch gleich weit vom Wolf entfernt währen,ihre Unterschiede daher nur durch Zuchtselektion abhängen,der sie in der langen Zeit unterzogen wurden.
Doch die Molekulargenetik dringt immer tiefer in die Vergangenheit der Lebewesen ein und kommt dabei oft zu völlig unerwarteten,ja sogar manchmal zu geradezu sensationellen Ergebnissen.
So auch bei dem genetischen Abstand der Hunderassen zum Wolf.Ein spezielles Computerprogramm genannt „ Genetic Structure „ ermöglicht es heute,aus dem genetischen Code,der DNA der Hunderassen,deren jeweilige Urformen durch komplizierte Computeroperationen erkennbar zu machen.
Genau das hat man beim Haushund gemacht und heraus gefunden,dass bei den verschiedenen Hunderassen vier ( inzwischen 5 ) genetische Gruppen bestehen,die den Urformen der heutigen Hunde zuzuordnen sind.Allerdings sind die heutigen Hunde,trotz der Registrierung in Zuchtbüchern beginnend im späten 19.Jahrhundert,von früher her so stark miteinander verkreuzt,dass so gut wie alle heutigen Rassen Spuren aufweisen,die zu diesen 5 „ Urrassen „ führen.
Diese benannte man nach den Rassen,in denen sie am stärksten vertreten sind ,als
„ Schäferhunde „ , „ Jagdhunde „ , „ Wachhunde „ ( Molosser / Doggen ) und „ Wolfshunde „.
Dabei haben die Doggenartigen auch wirklich einen hohen Anteil an „Molosserblut „ ,
doch gibt es Doggenartige,die mehrheitlich „ Schäferhundgene „ aufweisen,obwohl man das phänotypisch nicht sieht ( Der Bernhardiner zum Beispiel.)
Die Untersuchungen beruhen auf den sogenannten Microsatelliten,das sind DNA Sequenzen,die,soweit man das jetzt weis,nichts vererben,aber viele wertvolle Informationen aus dem Genom liefern können.Da diese Untersuchung sehr kostspielig ist,mußte man sich in der ersten Arbeit dieser Art von H.G. Parker auf wenige Tiere ( 4 – 5 ) von jeder Rasse ( insgesamt 85 ) beschränken,jedoch wurden davon jeweils hundert Microsatelliten untersucht.
Die Studie ergab,dass mit Ausnahme der „ Wolfshunde „ alle anderen Rassegruppen nur wenige Tausend Jahre alt waren und alle etwa zur gleichen Zeit entstanden sind.
Außerdem sind alle untersuchten Rassen dieser Gruppen europäische oder ursprüngliche europäische Rassen.Alle untersuchten außereuropäischen Rassen dagegen gehören ganz oder jedenfalls teilweise den „ Wolfshunden „ ,die alle in die Urzeit des Haushundes zurückreichen.
Zu diesen Rassen gehören alle chinesischen und japanischen Hunderassen,wie auch die asiatischen,aber sogar auch der afrikanische Basenji !
Diese Wolfshunde stehen eindeutig dem Wolf noch näher,als die Angehörigen der anderen Gruppen.Es ist also kein Wunder,das viele dieser Hunde dem Wolf nicht nur ähnlich sehen,sondern auch im Verhalten ihm in manchem ähnlich,man denke nur mal an das Heulen der nordischen Schlittenhunde.Aber auch der nicht bellende Basenji zeigt typische Verhaltensweisen,die von denen der europäischen Hunde deutlich abweichen.
Überprüft man nun die „ Gehalte „ an Wolfsgenen von verschiedenen Rassen,fällt einiges auf,was einen Einblick in die ferne Entwicklungsgeschichte vieler Hunderassen bietet.
Ein typischer nordischer Spitz z.B. hat nur mehr einen geringen Anteil an „ genetischer Wolfsstruktur „..der Norwegische Elchhund.
Im Europanahen Westsibirien ist der Ur-Samojede zu hause ,er hat einen „ europäische Genanteil „ von 59,6 %,während dieser im ostsibirischen Husky nur 17,2 % beträgt.Ähnlich ist es bei den asiatischen Windhunden.Der Europa nähere Saluki hat einen „ Wolfsgen „- Genanteil von nur 39,2 %,bei den Afgahnen mit der entlegeneren Heimat sind es dagegen 63,4 %.
Ostasiatische Kleinhunde zeigen sogar einen erheblichen europäischen Blutanteil trotz ihrer geographischen Entfernung von Europa,wohl infolge ihrer teilweisen Abstammung von europäischen Zwergspaniels,die durch den Warenhandel über die Seidenstrasse und durch portugiesische und holländische Seefahrer nach Ostasien gekommen sein dürften.
Wolfsgenreste findet man in nur geringen Anteilen in europäischen Hunderassen.Ein ähnlicher Fall wie der Elchhund ist der Mops.Er kam vor 500 Jahren aus China und war damals wohl auch ein „ Wolfshund „ , doch in den langen Jahrhunderten vor der rasseregistrierung wurde das „ Wolfsblut „ wohl durch Verkreuzung verdrängt,bei weiterer selektion auf den ursprünglichen Phänotyp.
Sonst ist nur noch der Pharaohund erwähnenswert,dessen 10 % „ Wolfsgene „ wohl seine nordafrikanische Herkunft bezeugt,und der Riesenschnauzer mit gleichfalls 10 %,deren Herkunft aber völlig unklar ist.
Nach dem genetischen Alter liegt der Shar Pei an erster Stelle,seine Vorfahren haben sich als erste vom Wolf getrennt und währen daher die ersten Haushunde gewesen ( aber den heutigen Shar Pei hat es noch nicht gegeben).
Ihm folgt der Basenji,dann erst die anderen Rassen.
Was folgt nun aus dem Besitz eines solchen „ Wolfshundes „ ,sei es in Chow Chow,Sibirian Husky,Akita,Basenji oder Angehörigen einer anderen Rasse nicht europäischen Ursprungs ?
Nun,Lorenz fand,das der Chow ein „ Einmannhund „ sei,wie er es nannte,und führte das auf die von ihm angenommene Wolfsabstammung im Gegensatz zu den,wie er irrtümlich meinte,vom Goldschakal abstammenden nicht-nordischen Hunderassen zurück.
Lorenz bekam,zumindest teilweise,Recht,insofern,als eben die nordischen Spitze zwars dem Wolf näher stehen als andere,aber Sibirian Huskys z.B. sind keineswegs nur auf eine Person geprägt.
Dennoch stimmt es,dass die „ Wolfshunderassen „ im Allgemeinen ein ursprüngliches Verhalten zeigen.Manche Primitivhunderassen akzeptieren z.B. niemandem,den sie nach einem Alter von 6 Monaten erst kennen lernen.
Vom Goldschakal stammt nur eine einzige Hunderasse ab,das sind die sogenannten Moskauer Sulimovhunde,Schakal-Hund Kreuzungen,die am Flughafen Scheremetjewo als Spürhunde ihren Dienst versehen.
Quellen
H.G.Parker
SCIENCE
21.05.04
Vol. 304
Pages 1160 – 1164
Dr. Helmuth Wachtel
Beitrag im Wolfsmagazin 1/ 2008
Seite34 – 35
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Vom Fuchs kann kein Hund abstammen,weil weder Fuchsrüden auf läufige Hündinnen ,noch Hunde-Rüden auf läufige Fuchsfähen reagieren.
Der Wolf ( Canis Lupus ), der Schakal ( Canis Aureus),der Kojote ( Canis Latrans ),tragen alle das Canis in ihrem lateinischem Namen,währenddessen der Fuchs da ganz simpel Vulpes Vulpes benannt ist.Wolf,Schakal,Kojote und Hund können miteinander Nachkommen zeugen...mit dem Fuchs geht das nicht.
LG
die weissen Wölfe