Hund nach Kastrationschip wie ausgewechselt (im negativen Sinne)

Unser Mischlingshund Paco (geb. Juli 2020) hat am 10. August 2021 seinen Kastrationschip "auf Probe" bekommen und leider hat sich sein Charakter mittlerweile komplett verändert. Von einem aufgeschlossenen Hund, der an allem interessiert und neugierig war, sowie mit jedem Hund spielen wollte, wurde ein komplett ängstlicher Hund.

Neben der Kastration, hatte er blöderweise vor ein paar Wochen auch noch negative Ereignisse mit zwei E-Rollern in der selben Woche. Kinder sind vor bzw. hinter ihm vom E-Roller gefallen und es hat einen lauten Knall gegeben. Beim zweiten Mal ist dann auch noch im selben Moment ein Krankenwagen vorbei gefahren, dann war alles vorbei und er hat gezogen wie noch nie in seinem leben. In Kombination von beiden hat er seither totale angst vor Fahrrädern, E-Rollern und mittlerweile auch anderen Hunden.

Hier mal eine Timeline

10. August: Kastrationschip
die folgenden Wochen ist eigentlich alles normal
Mitte September: negatives Ereignis mit E-Scooter
seitdem folgende Veränderungen.

1. Angst vor E-Roller, d. h. sobald er eine Person auf einen E-Roller fahren sieht, wird die Rute eingezogen und er bleibt entweder am Rand sitzen oder zieht nur noch Richtung Wohnung
2. seit einer Woche knurrt und bellt er, sobald jemand neben/auf einem E-Roller STEHT, das kann sogar aus 100 Meter Entfernung sein (komischerweise machen ihm allein stehende E-Roller an sich nichts aus, er läuft sogar dran vorbei und schnüffelt). Auch fahrende E-Roller werden nicht angebellt, in diesem Fall bekommt er wie gesagt "nur" Angst und Fall #1 tritt ein.
Mittlerweile hat er das selbe Verhalten bei Fahrrädern. Steht jemand neben einem Fahrrad (ohne zu fahren) wird geknurrt und gebellt.

Dies hat zur Folge, dass ich leider weder mit ihm draußen trainieren, noch spielen kann, denn sobald er auch nur ein Fahrrad oder E-Roller sieht, bekommt er angst, hört sogar das schnüffeln auf und will einfach nur noch nach hause bzw. schaut nur noch hinter und um sich, das ihm ja nichts passiert.

3. Letzten Montag waren wir wie eigentlich jeden Mittag auf dem Hundespielplatz und er hat super mit Hunden, die er teilweise auch schon kennt, gespielt.
Seit Mittwoch in der selben Woche hat er nun plötzlich auch angst vor anderen Hunden ... >

Kommen andere Hunde in seine Nähe, zieht er seine Rute ein und er bekommt angst. Am Mittwoch und Donnerstag waren wir bspw. noch mal auf dem Hundespielplatz und es hatte dann zur folge das er so angst hatte und plötzlich andere Hunde als Verteidigung angegangen ist. Seitdem waren wir jetzt auch nicht mehr auf dem Spielplatz.

Selbst Hunde, die er eigentlich kennt und mit denen er früher immer gespielt hat, machen ihn jetzt angst und er will nur noch weglaufen.

4. Neulich hab ich leere Flaschen in einer Tüte zum Container. Dachte dann, ich könnte im Anschluss mit der leeren Tüte und dem Hund gassi gehen, aber nichts da, ich musste schließlich nach hause und die Tüte dort lassen, da er plötzlich auch angst vor der LEEREN Tüte hatte.

5. Er schläft SEHR viel mehr als zuvor und gammelt den ganzen Tag nur auf dem Sofa oder auf dem Bett rum und schaut mich dabei an als hätte er die ganze Last der Welt auf seinen Schultern zu tragen. Mittlerweile fühl ich mich schon selbst depressiv wenn ich sehe wie er vor sich rum gammelt und nicht mal spielen in der Wohnung motiviert ihn.


Habt ihr einen rat oder tipps? Meint ihr es liegt an dem Kastrationschip oder einer Kombination aus beiden? Mir scheint es so, als hat er plötzlich allgemein vor Geräuschen angst. Selbst wenn ein Laubblatt vom Baun auf seinen Rücken fällt, zuckt er erst mal und schaut, was es war.

Ich habe jetzt auch schon paar Futter auf einen E-Roller gelegt, was er dann auch von gefressen hat. Sobald ich aber selbst auf einen E-Roller steige und los ROLLE, dann fängt er plötzlich wild mit der Rute an zu wackeln, rennt um den Roller, sprint meinen Freund an und bellt mich an so auf die art MACH DICH SOFORT DAVON RUNTER, DAS IST GEFÄHRLICH. JETZT SOFORT!
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, Testosteron macht selbstbewusst und wirkt angstlösend. Das wurde ihm durch den Chip genommen. Die Veränderung ist also nicht sonderlich überraschend.

Außerdem befindet er sich natürlich noch mitten in der Entwicklung, die sich durch den Eingriff in die Hormone natürlich zumindest verzögert. Ich hoffe nicht irreversibel.
Spooky Phasen in der Pubertät sind ganz normal aber für gewöhnlich hat der Hund halt auch ein funktionierendes Hormonsystem, das dadurch geeicht werden kann.

Wenn es nicht wirklich einen schwerwiegenden medizinischen Grund für diesen groben Unsinn gab, gehört sich meiner Meinung nach der TA verklagt...
 
Tja, Testosteron macht selbstbewusst und wirkt angstlösend. Das wurde ihm durch den Chip genommen. Die Veränderung ist also nicht sonderlich überraschend.

Außerdem befindet er sich natürlich noch mitten in der Entwicklung, die sich durch den Eingriff in die Hormone natürlich zumindest verzögert. Ich hoffe nicht irreversibel.
Spooky Phasen in der Pubertät sind ganz normal aber für gewöhnlich hat der Hund halt auch ein funktionierendes Hormonsystem, das dadurch geeicht werden kann.

Wenn es nicht wirklich einen schwerwiegenden medizinischen Grund für diesen groben Unsinn gab, gehört sich meiner Meinung nach der TA verklagt...
👍 👍 👍 👍 👍 👍 👍
GANZ GENAU SO!!
Sind wir denn 10 Jahre später immer noch nicht weiter?
Der Rüde meiner Tochter wurde mit 15 Monaten chirurgisch kastriert und die Folgen sind auch nach über 10 Jahren noch da.(Ich habe es schon mehrfach beschrieben,bitte die Suchfunktion nutzen).(und ja es macht mich wütend,wenn ich sowas lesen muss)😤😤
 
der Tierschutzverbund wollte, das wir ihn kastrieren lassen, ich habe sogar einen Zettel, wo ich den Eingriff vom TA bestätigen lassen muss. Am selben Tag, wo der Eingriff hätte stattfinden sollen, habe ich mich noch mal umentschieden und erst mal "nur" den Chip machen lassen. Es hieß nämlich, das ich den Hund "nur" bei mir aufgenommen habe, sie mir den aber auch wegnehmen könnten.

Chirurgische Kastration ist für mich selbstverständlich jetzt trotzdem erst mal vom Tisch.
 
Dann an dieser Stelle ein großes Lob an dich.
Ist zwar trotzdem schief gegangen, aber so ist es auf jeden Fall das kleinere Übel und vielleicht verwächst sich das alles wieder. Ich drücke die Daumen.

diese Klausel, dass der Hund kastriert werden muss ist tierschutzwidrig und nicht durchsetzbar.

trotzdem verstehe ich die Sorge, dass der Verein versucht den Hund wieder zu holen.
auch ein Grund warum ich persönlich so einen Vertrag nicht unterschreiben würde.

Ich verstehe den Wunsch der Organisation, dass mit dem Hund nicht vermehrt wird. Aber das ist auch anders zu bewerkstelligen.
 
Im März 2011 hatte mein Luke seinen ersten epileptischen Anfällen. Nach 6 extrem intensiven Monaten mit 60 Grande Male, 1 Status Epilepticus und Medikamente am Anschlag war die nächste Idee der Tierärzte das Testosteron. Es löst potenziell Anfälle aus. Also wurde sein Wert getestet und dieser war exorbitant hoch. Also sollte er kastriert werden. Ich fragte dann was wäre wenn dies gar kein Auslöser in seinem Fall ist, so wie wir vorher bereits dutzende an Auslösern ausgeschlossen hatten. Also bekam er einen Chip und es lief noch schlimmer als bei dir.
3 Jahre lang hatte ich einen übertrieben selbstbewussten Hund.
Selbst 60 Anfälle in 6 Monaten hatten daran nichts geändert.
Tage nachdem er den Chip bekommen hat fing die Katastrophe an. Dachte ich diese 6 Monate wären übel gewesen (Luke hat mich teilweise pro Nacht bis zu 6x geweckt) lernte ich eine völlig neue Dimension kennen.
Er jammerte rund um die Uhr. 24h am Tag. Beim schlafen, beim essen, beim laufen. Immer. Körperliche Ursachen wurden ausgeschlossen. Selbst die Tierärztin war schockiert wie anders er sich auf einmal verhielt in der Praxis. Trotz vieler teilweise auch heftigerer Behandlungen und Untersuchungen war er immer freudig in die Praxis und die Behandlungsräume gegangen und hat alle freundlich begrüßt und alles mit sich machen lassen.
Er hat gelitten wie ein Hund. Sprichwörtlich.
Das einzige aufmunternde was die Tierärztin zu uns meinte war das ein Hund mit seinen Werten vermutlich keine 6 Monate braucht bis der Chip nicht mehr wirkt. Eventuell hört es bei ihm schon ein paar Wochen vorher auf und mit viel Glück wird er in rund 5 Monaten wieder der Alte.
Wir hatten Glück. Sehr viel Glück. Der Chip hielt keine 3 Monate.

Gewirkt hat es übrigens auch nicht. Er hatte genauso viele Anfälle wie ohne Chip aber wir fanden dann doch noch die richtige Behandlung für 10 weitere, glückliche, unkastrierte Jahre.

Tun konnten wir nichts außer ihm beizustehen.
 
der Tierschutzverbund wollte, das wir ihn kastrieren lassen, ich habe sogar einen Zettel, wo ich den Eingriff vom TA bestätigen lassen muss. Am selben Tag, wo der Eingriff hätte stattfinden sollen, habe ich mich noch mal umentschieden und erst mal "nur" den Chip machen lassen. Es hieß nämlich, das ich den Hund "nur" bei mir aufgenommen habe, sie mir den aber auch wegnehmen könnten.
Das mit dem wieder wegnehmen ist rechtlich nicht ganz so einfach, wie einige TSV den Käufern einreden wollen.

Du hast einen Vertrag unterschrieben über die Übernahme des Hundes. Auch wenn der Vertrag nicht Kaufvertrag, sondern Übergabevertrag heißt, bist Du damit der Hundebesitzer mit allen Rechten und Pflichten.

Und sind in einem Vertrag Gesetzes- oder Sittenwidrige Klauseln, sind diese ungültig.
 
der Tierschutzverbund wollte, das wir ihn kastrieren lassen, ich habe sogar einen Zettel, wo ich den Eingriff vom TA bestätigen lassen muss.

So eine Vertragsklausel ist unwirksam, weil sie gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Sollte sich der Verein wegen der Kastration melden, würde ich einen Brief schreiben und dieses kopieren:

Zitat:
6. Kastrationsklauseln in Schutzverträgen: Kastration ohne medizinische Indikation stellt einen Verstoß gegen § 6 TierSchG dar. Aus diesem Grund ist eine allgemeine Verpflichtung zur Kastration unwirksam (http://www.kanzlei-sbeaucamp.de/die-kastration-des-hundes-eine-juristische-betrachtung).


Es hieß nämlich, das ich den Hund "nur" bei mir aufgenommen habe, sie mir den aber auch wegnehmen könnten.

Ich würde den Vertrag mal von einem Rechtsanwalt prüfen lassen.

Chirurgische Kastration ist für mich selbstverständlich jetzt trotzdem erst mal vom Tisch.

Wer einen Hund ohne medizinischen Grund kastriert, macht sich strafbar.
Außerdem hat eine Kastration sehr viele gesundheitliche Nachteile für den Hund. Zum Beispiel wird das Risiko für Krebserkrankungen deutlich erhöht. Das wurde in Studien nachgewiesen.
Ein Hund braucht seine Hormone, weil sie viele Aufgaben im Körper haben. Das gilt für Rüden und für Hündinnen.

Hier habe ich den Artikel des Tierarztes Dr. Rückert zitiert:

 
Auch wenn der Vertrag nicht Kaufvertrag, sondern Übergabevertrag heißt, bist Du damit der Hundebesitzer mit allen Rechten und Pflichten.

Der Besitzer ja, zweifellos. Aber auch der Eigentümer?

Wobei ich, wenn jemand den Hund abholen wollte, erst mal eine Rechnung über Pensionskosten stellen würde. So lange die nicht bezahlt wird, bleibt der Hund "als Pfand" hier.
 
Davon ab, dass diese Klauseln tatsächlich nichtig sind/sein dürften, würde es, will man es dem vermittelnden TS-Verein Recht machen, auch eine Sterilisation tun:
Hund nicht mehr in der Lage, Nachwuchs zu zeugen, die entsprechenden Hormone allerdings weiterhin vorhanden.
 



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