ängstliche Hündin will nicht Gassi gehen

Ich hoffe sehr, dass mir hier jemand helfen kann, vielleicht schon selber Erfahrungen mit einem ängstlichen Hund gemacht hat.
Seit Anfang Mai 2010 wohnt eine dreijährige Mischlingshündin bei uns, die vorher, seit Welpenalter, außschließlich in einem kleinen Zwinger in Bulgarien gehalten wurde.
Alle Umweltreize haben ihr große Angst eingejagt, Gebäude, Fahrräder, Autos-einfach alles. Auch Menschen machen ihr Angst.
Selbst die Bindung zu mir, ist noch nicht so gefestigt, dass ich sie draußen ohne Leine laufen lassen könnte.
Aber jeden Tag, wird es etwas besser.

Ein großes Problem ist aber geblieben. Bella will gar nicht raus. Sie quitscht richtig, wenn ich sie rufe und mit der Leine komme. Ich muss sie jedes mal tragen und vor die Tür setzten, dann läuft sie zwar mit, aber oft sehr unmotiviert und ohne Lust. Beim Tierarzt waren wir.
Sie spielt nicht, selbst ein Ball ist ihr nicht geheuer.
Sicher braucht das seine Zeit. Aber gibt es irgendwelche Erfahrungsberichte?
Wäre für alles dankbar!
 
Geduld, Geduld und nochmals Geduld, überfordere sie nicht, Schritt für Schritt.
Sie kennt das Spaziergehen an sich ja nun auch nicht, wenn sie immer im Zwinger gehockt hat, all die Eindrück da draußen sind ihr vermutlich nicht geheuer. Ich würde sie nicht zwingen nach draußen zu gehen, sondern ich würde ihr die Zeit geben, sich selbst an die Dinge anzunähern, jeder Schritt der von ihr aus in die richtige Richtung geht, auch der allerkleinste, loben wie Bolle, denn jeder Schritt den sie selbst macht, ist ein Erfolgserlebnis und stärkt ihr Selbstbewußtsein, und mit jeder Stärkung wird sie sich mehr zutrauen.

Nun hat nicht jeder die Möglichkeit auf das rausgehen verzichten zu können, ich weiß nicht wie ihr wohnt, ist ein Garten vorhanden?
 
Wir wohnen direkt in der Natur, drei Schritte aus dem Haus und ein schöner Weg führt durch Wald und Flur. Wir wohnen Hanglage und der Garten ist dementsprechend klein, aber vorhanden. Aber selbst in den Garten geht sie nicht. Sie hat einen Platz im Haus, dort hält sie sich immer auf. Diesen Platz mag sie gar nicht verlassen. Nicht mal zum Fressen.
Das bricht uns das Herz!
 
Du sagst ihr habt aber doch schon viele Fortschritte gemacht? Und Du sagst auch, das die Bindung selbst zu dir noch nicht so gefestigt ist, außerdem ist sie erst einen Monat bei Euch - sie muß erstmal ankommen, begreifen, das sie nun dort bei Euch bleibt und sie muß erst wieder lernen zu handeln.
Ihr Handlungsfreiraum war sehr eingeschränkt und sie kennt nichts, das überfordert sie total, sie befindet sich vermutlich in einem Zustand, der sich "erlernte Hilflosigkeit" nennt. Das wird kein einfacher und auch kein kurzer Weg.
Das beste was ihr derzeit für sie tun könnt ist wirklich ihr die Zeit geben, die sie braucht, sie zu nichts zu zwingen, aber jeden Versuch ihrerseits loben und belohnen, jede selbstständige wünschenswerte Aktion und wenns nur mal das neugiereige Nase ausstrecken ist, da muß man in der Tat mit solchen Kleinigkeiten anfangen.

Ich kann mir das gut vorstellen wie schwer das ist, denn man möchte doch seinem Hund die Lebensfreude wieder geben. Aber das was ihr für sie als lohnenswert annehmt, ist für sie derzeit nichts womit sie sich wohl fühlt und damit für sie auch nicht erstrebenswert - noch nicht. Das ist ein Prozess, der nicht in ein paar Wochen erledigt ist, so gut ihr es mit ihr auch meint, aber das sind Dinge, die sitzen fest in ihrer Psyche und ist mit gut meinen leider nicht zu beheben, denn sie wird es gar nicht annehmen können, jedenfalls so schnell nicht. Stellt euch darauf ein das es Monate dauert, wenn nicht Jahre eh man von einigermaßen normal reden kann, u.U. wird sie nie der übermäßig aktive Hund werden, aber sie wird es mit viel Geduld lernen können klar zu kommen.

Ich habe selbst eine Hündin aus dem Tierschutz, die allem Fremden gegenüber zunächst überaus mißtrauisch ist und auch jetzt nachdem sie bereits fast 1 jahr bei uns ist, sind noch nicht alle Macken behoben und einiges wird sich sicherlich auch nie ganz beseitigen lassen, darauf muß man sich eisntellen und den Hund vor allem erstmal so nehmen wie er ist und ihn so lieben wie er ist, auch wenn unsere Vorstellung von Glück eine andere ist als die unsres Hundes in dem Moment. Ich erkenn, das ihr sie liebt, aber aktzeptiert zunächst ihren Zustand ;). Denn das ist was sie derzeit ist, sie ist nicht das was ihr euch für sie wünscht und da müßt ihr ansetzen - holt sie dort ab wo sie ist.

Eure Hündin ist derzeit vermutlich nur einigermaßen enstpannt und glücklich, wenn sie sich auf ihrem sicheren Platz befindet, aber immerhin ist sie dort zufrieden, alles andere muß gefördert, aber nicht gefordert werden.

Wie macht ihr das denn mit dem Fressen, wenn sie selbst dazu den Platz nicht verlassen möchte? Ich nehme an, ihr stellt es ihr dann dorthin? Aber sie steht schon auch auf und bewegt sich mal?
Schildere das dochmal etwas genauer. Vllt. kannst Du mit dem Fresse anfangen und den Topf einfach mal 10 cm weiter weggestellen. Wenn sie das annimmt und es dann sichtbar für sie ok wird, dann weiter wieder 10 cm weiter weg, oder auch nur 5cm. Je weiter sie sich dadruch vor traut hilft ihr das, nicht nur in Bezug auf das Fressen, sondern auch überhaupt, das es sich lohnt sich vom Platz zu bewegen, das nichts Schlimmes passiert etc. ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Könnte man da nicht auch mit dem Futterdummy arbeiten? :nachdenklich1: Also ich meine so gaaanz langsam anfangen. So wie das Tikaani sagte mit dem Futternapf, eben nur durch den Dummy ersetzt. So könnte man schön darauf aufbauen...
Denn den Dummy kann man dann ja auch irgendwann später, wenn sie im Haus was damit anfangen kann auch mit in den Garten nehmen und noch später richtig mit raus...

Vielleicht wäre ihr das dann eine kleine Stütze!?
 
Ich kann Tikaani nur zustimmen. Gib ihr ganz ganz viel Zeit.

Struppi hab ich mit 11 zu mir geholt. Er wurde 11 Jahre misshandelt und auf dem Balkon gehalten (24 Std. 11 Jahre nur Balkon, kein Spaziergang nix). Er ist mittlerweile 5 Jahre bei mir und seid 1 Jahr geht er erst freiwillig alleine auf meinen Balkon und bleibt auch alleine da. Das erste Jahr hat er keine Pfote drauf gesetzt, das zweite nur in der Balkontür verbracht und dann 2 Jahre immer mit rein wenn ich rein ging. Mittlerweile läuft er freudig raus, wenn die Tür aufsteht. Aber das hat halt 4 Jahre gedauert.
Was ich damit sagen will ist eigentlich nur, dass 1 Monat wirklich noch nicht viel Zeit ist um zu merken, dass ihr nichts passiert. Sie wird immer mehr Vertrauen zu dir aufbauen und es wird Schritt für Schritt besser werden.
Ich wünsch dir ganz viel Geduld und ich finde es toll, dass ihr Bella bei euch ein schönes Leben ermöglichen wollt :zustimmung:
 



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