Woonii, es geht auch um Dinge, die der Hund vielleicht eigentlich gar nicht tun darf, die er aber als belohnend empfindet.
Sinn ist hierbei, eben zu schauen, was motiviert meinen Hund.
Ich hab noch ein paar mehr Beispiele bei Missy.
- mich vor anderen Hunden verteidigen (was sie nicht tun darf)
- An Weggabelungen entscheiden, ob wir links oder rechts lang gehen
- durchs Unterholz stapfen
- Futter
- mit einem Stock zergeln
- Pipi schnüffeln und markieren (was sie manchmal eben auch nicht darf)
- Menschen "besetzen" - sich also auf den Schoß von Besuchern setzen
- Auf meinen Schoß dürfen
1. Auf Kommando Maulwurfshügel anzeigen und buddeln
2. Futterdummy hetzen
3. Ball hetzen
4. Plüschtier an der Reizangel hetzen
5. Mit einem selbst gefundenen Stöckchen vor mir wegrennen
6. Mit Ball vor mir wegrennen
7. Kaninchen, Eichhörnchen hetzen
8. Auflösesignal
9. Leckerlis suchen
10. Springen und Stofftier in der Luft schnappen
Wenn man aufmerksam ist, erkennt man kleine Schemata, man kann "Grundmotivationen" in bestimmten Situationen erkennen und teilweise verstärkend einsetzen oder den Verzicht auf eine Grundmotivation mit einer anderen belohnen, so dass der Verzicht für den Hund sogar angenehm wird.
Man erkennt bei Missy bspw dass sie 1. eine Hetzjägerin ist, 2. auf Eigenständigkeit steht und gern Dinge unter Kontrolle hat.
Ich habe neulich folgende Situation gehabt:
Missy zeigt ein Kaninchen an, das an ihr vorbei auf eine Wiese flitzt. Ich war im Gespräch mit einer Bekannten und habe zu spät auf ihr Anzeigen reagiert und so schoss sie nach ein paar Sekunden selbstständig los.
Ich habe noch rechtzeitig, also im Ansatz, ein Stopsignal gegeben, das sie auch glücklicherweise befolgt hat.
Als Belohnung habe ich einen Stock genommen und bin vor ihr damit weggerannt, als wir kurz darum zergelten, "war sie zu stark für mich" und sie konnte mit dem Stock abhauen.
JETZT kommt die eigentliche Belohnung.
Obwohl ich vermeide, dass Missy mit Beute vor mir wegrennt, habe ich sie in dieser Situation dazu angestiftet.
Ich habe sie gejagt, sie lief mit dem Stock vor mir weg und war im höchsten Soiltär- Jäger- Glück
Ich hatte auf diesem Spaziergang NICHTS dabei außer ein paar Stücken vertrockneten Käse.
Damit kann ich bei ihr aber in Jagdsituationen nicht punkten.
Also habe ich schnell geschaltet und das beste aus dem gemacht, was ich vor den Füßen hatte.
Der Stock war nicht die Belohnung.
Dass Missy den kompletten Heimweg mit einem riesen Radius hinter mir ihren Stock verteidigend lauerte und ich immer wieder versuchte, ca 15 Minuten lang, ihr den Stock zu mopsen... DAS war die Belohnung.
Ein Verhalten, das ich im Alltag sonst nicht dulde.
Fängt sie an, Beute nicht mehr rausrücken und sich damit verpieseln zu wollen, verändere ich die Athmosphäre, sage "Nimm mit", hole sie so aus dem "Verteidigungsgedanken" heraus und kann ihr dank ihrer nun fröhlichen Attitüde den Stock mittels Tausch abnehmen.
Zudem ist es wichtig, wenn man Verhalten ändern möchte, zu wissen, dass es sich um ein selbstbelohnendes Verhalten handelt.
Beispiel Herdenschutzhund Luke
Seine Grundmotivation draußen war es, die Gegend zu sichern und abzuscannen. Er musste alles im Auge behalten. So lange er das tun konnte, war er ein riesiges Lamm.
Wenn nun Hunde oder Menschen in der "Nähe" (also am Horizont) waren, zeigte er das an.
Ich will aber nicht, dass fremde Menschen einfach von einem 74cm- Klopper ohne Halter in Sicht begrüßt werden, also habe ich mir einen selbstbelohnenden Teil seines Verhaltens zunutze gemacht.
Auf ein Kommando musste er bleiben wo er war und sich hinsetzen.
Dort zu sitzen und die Situation im Auge behalten zu können, war bereits absolut Belohnung und wurde beim Aufbau auch genau so eingesetzt.
Also, es macht Sinn, sich auch Dinge vor Augen zu führen, die vielleicht eigentlich ins Not-Allowed- Verhaltensrepertoire gehören, aber als Belohnung empfunden werden.
Die "Kraft" von angemessener Bestätigung wird nämlich häufig unterschätzt.
Also vielen Dank schonmal für eure rege Beteiligung...
Mehr davon!