Hund findet keinen Spaß an Beschäftigungen

Hallo!
Ich habe seit einem Monat eine Hunde Dame (schäfer-Border-Collie-Mix), die jetzt vier Jahre alt ist. Ich hab sie aus dem Tierheim geholt und leider weiß keiner Genaues zu ihrer Vorgeschichte.

Jetzt zu meiner Situation:
Ich hab mich natürlich über diese (zugegeben anspruchsvolle) Mischlingskombi informiert und dabei wird immer wieder auf Beschäftigung wie agility und Denkaufgaben hingewiesen. Sie hört inzwischen sehr gut auf meine Kommandos, kann elementare Sachen wie "Sitz" und "Platz" oder "Bleib". Spazieren gehen oder sich richtig auspowern macht ihr total Spaß. Ich versuche nach dieser einmonatigen "Eingewöhnungszeit" mit ihr auch Denksport zu machen, verstecke ihr Leckerlies etc. Leider hat sie daran nur mäßig Interesse und sucht eher "meinetwegen" als wegen der Leckerlies. Ich hab ein bisschen agility angefangen (Slalom laufen etc.) aber auch das macht sie eher unbegeistert mit. Ich hab auch versucht, ihr "gib Pfote" beizubringen, aber sie versteht gar nicht, was ich von ihr will...
Ich gehe jetzt so oft wir möglich mit ihr raus, aber wenn wir zu Hause sind liegt sie irgendwo in einer Ecke und schaut nur.
Außerdem hat sie total "Trennungsangst" (wahrscheinlich wegen dem Tierheim?!) und fängt an zu jaulen, wenn ich das Haus verlasse. Ich übe auch das mit ihr, also dass ich mal das Zimmer wechsle und sie alleine lasse für zehn Minuten etc.
Außerdem ist sie ein totaler "balljunkie", ich versuche Ball spielen also so gut wie möglich weg zu lassen.

Hat jemand ein paar Tipps/ Vorschläge, was ich noch mit ihr machen könnte? Ich will nicht, dass sie bei mir unterfordert wird, aber anscheinend wurde sie bei ihren Vorbesitzern eher überhaupt nicht gefordert. Soll ich sie dann auch einfach liegen lassen?

Danke für alle Antworten!
Grüße!
 
Du hast im Prinzip gute Ansätze und machst einiges auch richtig.
Das mit dem alleine sein lassen:
Ja, dieser Weg, den du einschlägst, ist gut. Den Hund in einem Raum lassen und kurz rausgehen. Allerdings fängt man nicht mit 10 Minuten an, sondern versuche es anfangs mit nur einigen Sekunden (so 10 Sekunden) !!
Das machst du ein paar mal und dann steigerst du die Zeit, auf 30 Sekunden, dann auf eine Minute. Allerdings Geduld aufbringen. Diese Steigerungen sollte man nicht unbedingt an einem einzigen Tag durchziehen. Liegt am Hund, wie lange er aufnahmebereit ist.
Ständige tägliche Wiederholungen sind angesagt, bis das der Hund sich verinnerlicht: "ah, ich brauch keine Angst haben und jaulen, meine Führungsperson kommt ja immer wieder, da ist Verlass!" Dann kannst du die Zeiten immer weiter verlängern, bis es auch mit einigen Stunden klappt.

Das mit dem fehlendem Spieltrieb kenne ich auch von Heimtierhunden, die in "meine" Hundeschule kommen. Da wird mit dem Futterbeutel (Dummy) gearbeitet und jeder solche Hund hat bisher direkt Ansätze gezeigt, damit zu Spielen. Sicher, da dind ja Leckerlies drin, die riechen gut. Und es ist schon eine Kunst, einen Hund zu animieren, das kann nicht jeder gleich gut. Aber Versuch es mal. In der Hundeschule hat es bisher jeder Hund geschafft, Spaß am Spielen zu bekommen. Man kann an den Dummy auch eine kurze Schnur dran binden, lässt sich dann besser über den Boden "rumschleudern" und animieren.

Das solltest du als allererstes versuchen. Nicht mehr. Zuviel kann den Hund überfordern und dann macht er eventuell gar nichts mehr.
Wenn du das mit dem Dummy und der Vertrauen zu dir mit der Sache "Trennung" hinbekämst, dann hast du einen Riesenschritt in Sachen Vertrauen des Hundes zu dir gemacht. Erst dann würde ich überhaupt an Agility und weitere Aktionen denken! ;-)

Grundsätzlich: einem Hund etwas beibringen, egal in welcher Richtung, benötigt:
1. Vertrauen des Hundes, was man erst aufbauen und festigen muss
2. Eine Menge Geduld und Zeit
3. Konsequent sein!!
4. Ständige Wiederholungen Bitte nicht erwarten, dass ein Hund immer alles schnell und sofort richtig kann! Das braucht immer Zeit! ;-)
 
Hallo,

meiner Meinung nach, hat deine Hündin in den letzten und gleichzeitig in den ersten vier Wochen schon sehr viel gelernt, parallel musste sie sich eingewöhnen und Neues verarbeiten und das ist mehr, als du denkst.
Trennungsängste können viele Ursachen haben, u.a. können diese entstehen, wenn der Hund zu sehr in den Mittelpunkt gestellt wird, das geschieht unbewusst, wenn man meint, den Hund, aufgrund des anspruchsvollen Rassemix, ständig beschäftigen zu müssen (viele Grundkommandos, Tricks, Aufgaben etc.).

Du gehst sehr häufig mit ihr heraus, wie oft und wie lange?
Anscheinend reicht ihr das, möglicherweise ist das schon zu viel und zu Hause möchte sie einfach ruhen.
Ich würde das gut gemeinte Programm herunterfahren, daheim gar nichts machen (keine Tricks, keine Beschäftigung, keine Grundkommandos üben), das alles nach draußen, wenn ihr unterwegs seid, verlegen.

Einem Hund, der quasi ruhe - und rastlos ist, weil er zu viel bespaßt wird, fällt das Alleinesein umso schwerer.

Im Grunde signalisiert deine Hündin ihre Bedürfnisse, ihre "Lustlosigkeit" kann ein Zeichen sein, dass das Programm so genügt, was nicht bedeuten muss, dass es im Laufe der Zeit nicht ausbaufähig sein wird.

Mein Rat: Mache weniger, nimm dir den Druck, etwas mit dem Hund machen zu "müssen", weil die Rassen so anspruchsvoll sind, manchmal ist weniger mehr.

LG Leo
 
Hallo und danke erst mal für so tolle Antworten,
ich bin auf jeden Fall jetzt schon mal beruhigter, weil ich einfach Angst habe, dass ich was falsch mache.

Ich werd eure Tipss auf jeden Fall beherzigen. Bin eh schon so glücklich, dass sie überhaupt auf mich hört :)
Vielleicht sollte ich das alles tatsächlich ruhiger angehen lassen, aber sie liegt ständig rum und schaut gelangweilt, deswegen mache ich mir Sorgen. Und egal, wie lange ich schon mit ihr draußen war, sie springt immer wieder auf und will raus. Ich geh auch mit ihr in den Garten, sodass sie mit sich selbst rumtollen kann, aber Gassi gehen ist ihr absolutes High-Light.
Ich werd auf jeden Fall erst mal die Sachen anpacken, die ihr gesagt habt. Also mal diese Trennungsangst anpacken und dann mit nem Dummy probieren :)

Habt ihr auch Tipps wegen dem Ball-spielen?
Und ist das in Ordnung, wenn ich mit ihr schon Unternehmungen mach, also meine Freunde besuch, mal woanders übernachte mit ihr? Oder soll ich da noch etwas warten?

Grüße
 
Hallo und danke erst mal für so tolle Antworten,
ich bin auf jeden Fall jetzt schon mal beruhigter, weil ich einfach Angst habe, dass ich was falsch mache.
Ich, als Hundeneuling (Timmi ist mein erster Hund) war anfangs nicht anders gedanklich drauf. Ich bin nur direkt in die Hundeschule, wo ich als erstes gelernt habe, mich auf meine zukünftige Zeit mit einem Hund einzustellen! Zugegeben, war Glück und der richtige Tipp meiner Schwester, diese mein jetzige Hundeschule aufzusuchen. Die ist nämlich eine gute mit sehr kompetenter Hundetrainerin. Sie war es auch, die meine angedachten, aber "veralteten" Hundeerziehungsvorstellungen total umkrempelte. Sie war es auch, die mir die Ängste durch Aufklärung nahm! Und ab da funtioniert alles richtig prima!

Vielleicht sollte ich das alles tatsächlich ruhiger angehen lassen, aber sie liegt ständig rum und schaut gelangweilt, deswegen mache ich mir Sorgen.
Da brauchst du dir keine Sorgen machen. Solange es nicht krankheitsbedingt ist. Aber dein Hund ist ja agil, sobald du raus willst... ;-) Da sind "menschliche" Geddanken, die man so nicht auf den Hund übertragen sollte. Ein Hund sucht sich generell immer das für sich Angenehmste aus den Angeboten, die er bekommt heraus. Und da liegt es an dem Halter, entsprechende Angebote zu mache. So kann man dann einen Hund auch "lenken".

Und egal, wie lange ich schon mit ihr draußen war, sie springt immer wieder auf und will raus. Ich geh auch mit ihr in den Garten, sodass sie mit sich selbst rumtollen kann, aber Gassi gehen ist ihr absolutes High-Light.
Wie auch Leo schrieb: nicht zuuu viel machen. Aber wenn dem Hund das Gassigehen so eine Freude macht und er dann dadurch ausgeglichen wird, dann ist das doch eine tolle Sache! Das überfordert den Hund ja dann auch nicht.
So nach und nach nimmt man andere Komponenten dazu.

Ich werd auf jeden Fall erst mal die Sachen anpacken, die ihr gesagt habt. Also mal diese Trennungsangst anpacken und dann mit nem Dummy probieren :)
Ja, dann erzähl uns bitte auch, wie das klappt, ok?

Habt ihr auch Tipps wegen dem Ball-spielen?
Da scheiden sich die Gemüter. Manche sagen, zu gefährlich, weil sich Hunde dabei wegen der Unberechenbarkeit eines Balles (springt wie er will) sich verletzen könne. Meist Bein- und Muskelverletzungen.

Andere sehen das nicht so und lassen seinen Hund damit spielen. Zugegeben, bei Timmi gab es auch schon mal eine leichte Verletzung seiner Sehne am Hinterbein durch eine spontane, also unerwartete Bewegung. Seitdem spiele ich ein wenig vorsichter mit dem Ball. Pasieren kann aber immer etwas. Er ist einfach ein Balljunkie... ;-)


Und ist das in Ordnung, wenn ich mit ihr schon Unternehmungen mach, also meine Freunde besuch, mal woanders übernachte mit ihr? Oder soll ich da noch etwas warten?
Da gilt auch wieder: abwarten. Mach eins nach dem anderen. Du bekommst am besten selber mit, wann du deinem Hund eine weitere Aktion zumuten kannst. Ich habe die ersten Dinge bei Timmi einigermaßen gefestigt, vor allem das mit dem Vertrauen (gaaanz wichtig) und als ich dann merkte, das hat er drin, dann kam die nächste Aktion dazu. Das soll natürlich keine zig Wochen oder Monate dauern, aber wenn du (täglich?) konsequent daran arbeitest, wirst du sehen, wie schnell das geht.


Ich wünsche dir ein gutes Gelingen!
 
Vielleicht sollte ich das alles tatsächlich ruhiger angehen lassen, aber sie liegt ständig rum und schaut gelangweilt, deswegen mache ich mir Sorgen. Und egal, wie lange ich schon mit ihr draußen war, sie springt immer wieder auf und will raus. Ich geh auch mit ihr in den Garten, sodass sie mit sich selbst rumtollen kann, aber Gassi gehen ist ihr absolutes High-Light.

Ich glaube nicht wirklich, dass sie gelangweilt ist, ich kann mir vorstellen, dass sie bereits gelernt hat, "so zu schauen", damit du "springst" und sie in irgendeiner Form "bedienst" (eben in den Garten gehen, angesprochen oder angeschaut werden > Aufmerksamkeit zu bekommen).
Sie scheint nicht zur Ruhe zu kommen und in "Habtachtstellung" zu sein, denn irgenwie reagierst du ja, um die vermeintlichen Bedürfnisse der Hündin zu befriedigen.
Es ist auch nicht ganz einfach, am Anfang einschätzen zu können, ob sie vielleicht wirklich heraus muss oder ob sie lediglich Aufmerksamkeit möchte.
Ich rate dir, einen guten Mittelweg zu finden, indem du nicht gleich aufspringst, dir etwas einfallen lässt, wenn du meinst, dass sie gelangweilt schaut.
Selbst wenn es so wäre, auch Hunde müssen unbedingt lernen, mit Langeweile umzugehen und dass sie nicht bei jeder Bewegung und bei jedem zuckersüßen, gelangweiltem Blick bespaßt oder angesprochen werden.
Wie ich schon schrieb, auch Trennungsängste schürt man mit zu viel Aufmerksamkeit.
Wie kann ein Hund lernen, auch mal ohne seinen Menschen aushalten zu können, wenn dieser ständig präsent ist und reagiert?
Mit dem Alleinsein fängst du quasi an, indem sie lernt, sich von dir lösen zu können, auch wenn du da bist, die anderen Schritte gehören dazu.
Achte darauf, dass du sie vor dem Alleinebleiben nicht zu sehr hochpowerst, sondern, dass sie entspannt und müde ist. Viele begehen den Fehler, indem sie meinen, den Hund vorher durch "Powerspiele" (Ballspiele, allgemein Sachen, die hochpushen) müde zu machen, aber genau das Gegenteil tritt ein:
Der Adrenalinspiegel steigt bei gewissen Aufgaben, Trainingseinheiten oder beim Bespaßungsprogramm, sodass der Stresslevel beim Alleine sein noch mehr steigt.
Es gibt da auch kein Patentrezept, was für den einen Hund ermüdend und entspannend ist, dreht den anderen vollkommen auf.
Du musst es ausprobieren, aber laut deinem Eingangspost wage ich zu behaupten, dass in eurem Fall weniger mehr ist.

LG Leo
 
puh, ok ich denke, da haben wir einiges vor uns :) Ich übe jetzt immer mal wieder für nur ganz kurze Zeitspannen aus dem Raum zu gehen und tatsächlich klappt es bis zu einer halben Minute ohne Probleme. Sie freut sich jedes mal umso mehr, wenn ich dann wieder zurück in den Raum komme und jault in der Zwischenzeit nicht.

Sie hat auch ein Kuscheltier, das sie überall mit hin nimmt, denkt ihr ist das ein Anzeichen von "hüten", was ja bei border collies typisch sein soll? Also sie nimmt es zwar in ihr Maul, aber beißt nicht drauf rum, sondern behandelt es eben .. naja fast zärtlich.


Ich halte euch auf dem Laufenden, aber ich hab eh das Gefühl, dass sie jeden Tag mehr auf mich hört und mich als Herrchen ansieht.

Grüße!
 
Hallo,

nee Mable, das hat mit "hüten" gar nichts zu tun.

Aber vielleicht mit Wärme, Nähe, Sicherheit suchen,
kuscheln, Mami sein, und vielen Dingen mehr,
muss man vielleicht auch gar nicht bis ins Detail analysieren wollen.

Nach meiner Erfahrung,
und ich bin ja schon ziemlich alt
und mache die Hüte-Sache schon lange,
gibt es eine einzige Möglichkeit herauszubekommen,
ob ein Hund Hüte-Trieb hat,
und das ist ihn an Schafen zu beobachten.

Ansonsten kann ich mich den wirklich
tollen und wahnsinnig gut be- und geschriebenen Tipps der
beiden "Ratgeber" oben nur anschließen.

Viel Erfolg und lass Dir und dem Hund Zeit.
Ihr macht das schon,
da bin ich mir ganz sicher!
 
Zuletzt bearbeitet:
puh, ok ich denke, da haben wir einiges vor uns :) Ich übe jetzt immer mal wieder für nur ganz kurze Zeitspannen aus dem Raum zu gehen und tatsächlich klappt es bis zu einer halben Minute ohne Probleme. Sie freut sich jedes mal umso mehr, wenn ich dann wieder zurück in den Raum komme und jault in der Zwischenzeit nicht.
Na das lese ich jetzt aber mit großer Freude! Freue mich für euch, besonders für dich, dass du Fortschritte siehst. :happy:

Ich halte euch auf dem Laufenden, aber ich hab eh das Gefühl, dass sie jeden Tag mehr auf mich hört und mich als Herrchen ansieht.
Du wirst sehen, je mehr und je länger du mit deiner Hündin vernünftig "arbeitest", um so mehr wirst du auch von ihr als "Leitwolf", also Führungsperson respektiert. Bist auf dem richtigen Weg...:zwinkern2:
 
Ich würde auch nicht immer springen.
Ein gemeinsames Hobby finde ich schön,
aber es muss richtig aufgebaut werden.

Beim Agi zb. nur gesunde Hunde ( geröngt,
wenn man es bisschen ernster macht ).
Du könntest zb. mit Ball belohnen und klein
Anfangen. Nicht gerade mit dem Slalom.
Kleine Aufgaben wo sie/er Spaß hat.
Jeder hat sein Talent.

Aiden zb. ist kein UO Freund, mag kein Dummy
( hebt mit total schlecht auf und auch nicht gerne ),
mag keine Pfotentricks. Dafür Tricks wie der Elefanten
Trick sind ok. Er liebt Agi, vor allem Slalom.


Mein andere Border läuft gerne UO, Agi, Tricks.
Eigentlich bisher alles.

Mein Aussie ist kein Agi Fan, dafür Tricks und Dummy...


Mach kein Druck, versuche ab und zu mal ein bisschen aus.
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben