Verhaltensauffälligkeiten - die Suche nach der Ursache

Ich lese hier so oft über Verhaltensprobleme und wie man die in den Griff bekommt. Aber selten bis gar nicht habe ich den Eindruck, das nach der Ursache des Problems gesucht wird. Ich meine richtig gesucht wird. Ich bin aber überzeugt, das ohne Ursache nur Symptome bekämpft werden und die "Krankheit " kann jederzeit wieder ausbrechen.

Deswegen sehe ich den Schnellhelfern wie Stachler, Würger, Alphawurf etc. sehr skeptisch. Es hilft evtl im Moment und evtl über längere Zeit, aber ich denke es ist ne tickende Zeitbombe.

Ich sehe es immer wieder an Micky. Ich frage mich nun schon seit 3,5 Jahren, was welches Verhalten hervorruft. Da sie ein TH Hund ist und ich sie erst mit vier Jahren bekam ist die Ursachensuche nicht einfach.

Ich habe sie immer genau beobachtet, bestimmte Verhaltensmuster konnte ich immer wieder sehen und hab versucht einen Auslöser zu finden. Über die jahrelange genaue Beobachtung erlaube ich mir zu behaupten, meinen Hund genau zu kennen. Ich sehe, das sie krank wird bevors irgendwer anders sieht. Ich steh in der Früh auf und sehe ob sie nen guten oder schlechten Tag hat, ich "rieche" Zickereien, wenn andere sagen läuft doch super usw.

Anfangs z. B. war Micky extrem unsicher. Es gab Zeiten, da kroch sie nur geduckt durch die Gegend. Mit der Zeit wurde sie anderen Hunden gegenüber furchtbar zickig. Dann gibts Situationen da gehen die Pferde mit ihr durch ohne für mich ersichtlichen Grund.

Wie soll man sowas bekämpfen, wenn man nicht weiß, gegen was man kämpft.

Das plötzliche Austicken z. B. ich hab nie verstanden, warum etwas zehn mal problemlos klappt und beim elften mal wird ein Hund attackiert.

In letzter Zeit, nachdem ich mir nun ewig den Kopf zerbreche,denke ich es geht um Ressourcen.

Hier mal einige Situationen

Nachbarwelpe kommt auf unser Grundstück, wird böse gejagt und verprügelt

Hund den sie eigentlich mag kommt nah an Tim, Micky knurrt und verbellt

Hund kommt am Zaun entlang, Micky springt drüber und verprügelt

Hund kommt uns entgegen, Micky flippt aus

Wir sind zu Besuch, Hunde klappt gut, keine Zickerreien, bis der andere Hund zu nah und zu lang bei uns ist, schon wird geprügelt

Micky und kessie wollen ein heruntergefallenes leckerli, kessie war schneller und wird gebissen...

Andererseits geht Micky auch mal allein Gassi und noch NIE kam es dabei zu einem Vorfall. Sie hat keine Ressourcen dabei, also auch keinen Angriffsgrund.

All diese Situationen sammel ich in meinem Kopf, bis die Erkenntnis kommt und erst jetzt kann ich wirklich die Behandlung starten.

Es mag sein, dass das Aufhängen vom Ausbildungswart bewirkt hat, das Micky sich das erst überlegt Aufstand zu machen, das es das Problem nicht löst habe ich gestern erneut feststellen. Die Zeitbombe ist mal wieder explodiert und wir hatten ne Beißerei.


Ich will damit sagen, ohne Diagnose keine wirksame Behandlung. Ich hab oft den Eindruck, dass die Halter nicht suchen wollen, sondern einfach ne schnelle Lösung wollen, aber das wird irgendwann immer nach hinten losgehen.

Ach und wenn nun jemand Behandlungstipps für mich hat fände ich super :D
 
Behandlungstipp? Hm.... ich finde ja ganz ehrlich, Du machst das ganze sowieso schon so super... :zwinkern2:

Du merkst doch, dass es besser wird mit Micky oder? Ich denke, wenn sie etwas gelassener wird und merkt "ist doch sowieso meins", dann muss sie auch nicht explizit was, zbs Dich, gegen andere verteidigen, die ihr zbs Deine Aufmerksamkeit klauen könnten.

Ich glaube auch, dass Micky eine recht niedrige Frustrationstoleranz hat (wenn sie Kessy beißt, nachdem diese beim Leckerlie schneller war) und vermutlich aufgrund des TH, in dem ja fast überhaupt nichts "ihres" war eben sichern möchte, was geht.
Deshalb würde ich übrigens auch an Deiner Stelle noch warten mit einem zweiten eigenen Hund (auch wenn er wirklich sehr nach Mickys Bruder aussieht ^^). Ev gehts sogar überhaupt nicht. Ich denke einfach, das würde sie massiv verunsichern und in ihrem Verhalten bestätigen...

Das waren jetzt nicht wirklich Tipps, nur meine Meinungen... ;)


LG! :)
 
ja kathy ich weiss ganz genau was du meinst.....

bei luke ist es ja auch so dass er aus dem TH kommt und wir nichts zu seinem vorherigen leben wissen ausser dass er seit er welpie war bei seinen besis war und sie ihn angeblich wegen umzug abgegeben haben (wollten ihn 4 wochen später aber zurück :frech1:) das TH hat diese dann nochmal kontaktiert nachdem er sich bei jedem grashalm geduckt hat und gefragt ob etwas vorgefallen wäre...antwort nein.

er war total ängstlich, 200m gassi hat schonmal ne halbe stunde gadauert.

wir haben immer versucht die ursachen auszutüfteln damit man an seinen problemen effektiv arbeiten kann aber das ist wirklich schwierig.

anfangs gingen wir davon aus dass er schlechte erfahrungen gemacht hat.
nach einer weile dachten wir dass er dinge wie viele menschen, spielende kinder, stark befahrene strassen etc. einfach nicht kennengelernt hat. also sind wir mit ihm wie mit einem welpie umgegangen und haben ihm die welt neu gezeigt. und es hat funktioniert. ich denke bis heute nicht dass er schlechte erfahrungen gemacht hat denn die ängste und unsicherheiten konnten wirklich schnell "bearbeitet" werden. (wir haben ihn jetzt knapp 1 jahr). was noch bleibt ist die angst vor fahrrädern und auch da habe ich eine theorie....mir ist aufgefallen dass er richtig hektisch und panisch wird sobald ein fahrrad bremst und quietscht, es reicht das geräusch zu hören. ich denke dass er evtl. mal einen unfall mit einem radfahrer hatte. nunja vllt. ist es so aber vllt. mag er fahrräder auch einfach nicht. wir werden es nie erfahren.....

ich finde auch dass es wichtig ist zu versuchen nach der ursache zu suchen aber denke dass das nicht immer möglich ist. aber man sollte keinesfalls mit hilfsmitteln arbeiten um das problem nur wegzubekommen sondern sich gedanken machen was könnte der auslöser sein :jawoll:
 
Necci :danke:. Das mit Zweithund habe ich mir auch erstmal aus dem Kopf geschlagen.

Micky ist einfach ein Einzelhund bzw habe ich nicht die Zeit, die zwei den ganzen Tag im Auge zu behalten.

Xafira, zu meiner gestrigen Erkenntnis habe ich lange gebraucht :D und wenn ich darüber nachdenke wie schön das Leben meiner Lea gewesen wäre, wenn ich damals so viel gewusst hätte wie heute, könnte ich heulen.

Girocco, bei unseren TH Hunden werden wir nie alles herausfinden können, aber ich habe die Erfahrung gemacht, das beobachten, vergleichen und analysiere vieler Situationen viel Aufschluss gibt.

Mein Reitlehrer sagte einmal, wenn jemand zu mir kommt und reiten lernen möchte, müsste er eigentlich die ersten Stunden am Koppelzaun sitzen und die Pferde beobachten. Nur wer das Verhalten der Tiere kennt, kann dann auch richtig mit ihnen arbeiten. Leider wird er dafür aber nicht bezahlt.

Bei meinem Zickenproblem z. B. stellt sich schon die nächste Frage. Warum tritt das hauptsächlich bei Hunden auf und nicht bei Menschen. Hier versuche ich nun mich selbst zu beobachten. Wie verhalte ich mich, wenn ein Hund kommt, wie verhalte ich mich, wenn ein Mensch kommt, wie reagiert mein Hund nicht nur auf das was kommt, sondern auch wie reagiert sie auf mein Verhalten in der Situation.

Dann die Frage nach der Lösung. Im Moment fahr ich die Schiene jeglichen Situationen ausm Weg zu gehen. Also keine Leckerli,wenn ich beide Hunde habe, von fremden Hunden fernhalten etc. Aber das kann auch nicht zum Dauertustand werden.
 
Bei meinem Zickenproblem z. B. stellt sich schon die nächste Frage. Warum tritt das hauptsächlich bei Hunden auf und nicht bei Menschen.

Das kann total viele Ursachen haben. ICH wage mal zu behaupten, dass das normal ist.
Teil der domestikation war ja, den Hund so zu züchten, dass er die perfekte Symbiose mit dem Menschen eingeht.
In der Regel wollen Hunde Menschen gefallen und mit ihnen 'arbeiten'.


Hier versuche ich nun mich selbst zu beobachten. Wie verhalte ich mich, wenn ein Hund kommt, wie verhalte ich mich, wenn ein Mensch kommt, wie reagiert mein Hund nicht nur auf das was kommt, sondern auch wie reagiert sie auf mein Verhalten in der Situation.

Sehr gut. :zustimmung2:
Hältst du Micky eigentlich auf der Seite des Hundes, oder der abgewandten Seite?


Dann die Frage nach der Lösung. Im Moment fahr ich die Schiene jeglichen Situationen ausm Weg zu gehen. Also keine Leckerli,wenn ich beide Hunde habe, von fremden Hunden fernhalten etc. Aber das kann auch nicht zum Dauertustand werden.

Richtig.
Ich würde den Reiz so langsam steigern.. :zwinkern2:
 
Girocco, das Angstproblem kenne ich übrigens auch. Micky hatte anfangs Bögen um Mülltonnen und Säcke gemacht, hab das auch auf die Art und Weise hinbekommen, ihr diese Dinge wie nem Welpen zu zeigen und hatte Erfolg. Nur eins ist geblieben und ich vermute auch schlechte Erfahrung dahinter, sie kriegt Panik, wenn Gegenstände mir ihr zusammen im Kofferraum sind.

Misa, Ich versuche Micky auf der anderen Seite des, als weg vom Feind zu halten. Gar nicht so einfach manchmal.

Wenn ich Hunde von weitem sehe, sorge ich, wenn möglich dafür, das Micky ihn siegt und wir aber in nem Abstand bleiben, wo sie locker bleibt und ich auch.

Aufm hupla setz ich mich nach dem Training direkt an den Zaun und guck zu mit Micky. Neben uns, hinter uns, vor uns überall Hunde. Aufm hupla ist Micky allerdings sehr ruhig, sie hat schnell festgestellt, das die Hunde da nicht zu uns herkommen. Nur bei recht wilden Hunden, oder wenn einer direkt auf uns zukommt oder Hunde, die noch nicht so doll auf Halter hören, zickt sie dort auch.

Wo wir bei meiner Reaktion und Mickys Reaktion auf mein Verhalten angelangt sind :D

Ein nicht gesicherter Hund kommt. Micky guckt etwas angespannt und aufmerksam. Ist ja auch ok so. Aber nu komme ich an die Reihe... ich sehe fremden Hund, denk mir scheiße, Hund kommt, Micky spannt mehr an und ist noch aufmerksamer. Als Reaktion zu meinen Gedanken, nehme ich die Leine kürzer. Micky noch gespannter. Hund kommt näher, Micky unverändert, bis ICH die Leine sicherheitshalber noch ein weiteres mal ums Handgelenk wickel und bestenfalls noch anfange zu flüchten.

Micky würde, wenn der Hund wirklich ganz zu uns kommen würde sowieso zicken,aber dank meiner Signale zickt sie dann schon, wenn der Hund in unseren Umkreis kommt.

Und dieses Verhalten meinerseits ist ganz schwer abzuschalten, vor allem, wenn ich allein unterwegs bin.
 
Girocco, das Angstproblem kenne ich übrigens auch. Micky hatte anfangs Bögen um Mülltonnen und Säcke gemacht, hab das auch auf die Art und Weise hinbekommen, ihr diese Dinge wie nem Welpen zu zeigen und hatte Erfolg. Nur eins ist geblieben und ich vermute auch schlechte Erfahrung dahinter, sie kriegt Panik, wenn Gegenstände mir ihr zusammen im Kofferraum sind.

yep genau das war bei luke auch so....wir sind dann zusammen einen bogen gelaufen und er konnte es sich aus der für ihn besten entfernung anschauen. mittlerweile stört ihn nicht mal mehr sperrmüll auf dem bürgersteig :happy:
 
@Mickey Wow du versucht schon seit 3,5 Jahren die Ursachen fuer das Verhalten deines Hunde rauszufinden. Das erschreckt mich sehr, denn ich sehe was auch mich zu kommt, denn mein TH hat auch so seine Macken und ich denke auch jedesmal darueber nach, was der Ausloeser und was die ursachen sind. Natuerlich auch wieviel ich mit dem verhalten zu tun habe. Und ich denke mal reichlich viel. Ich druecke fest die Daumen, dass du irgendwann die Ursachen findest und gezieht trainieren bzw. behandeln kannst und ihr entspannter durchs Leben gehen koennt.:zustimmung:
 
Also wir haben auch eine Schäferhündin auf dem Platz, die mit ca. 2 Jahren gerettet wurde. Sie war "aussortiert" worden, weil sie sich ned für den Schutzdienst geeignet hatte. Wir vermuten, dass sie wirklich dazu geprügelt wurde, aber dennoch hat sie sich gescheut. Sie hat noch nie gebissen, geht jedoch bei Angst nach vorn und stellt die Menschen. Verhält man sich ruhig, geht sie wieder weg. Überwiegend passiert das bei Männern. Mit Frauen hat sie weniger Probleme. Man darf ihr nur als Fremder ned in die Augen schauen. Bei ihr hilft wirklich an ihr vorbeischauen, beschwichtigen, Beschwichtigungsbogen laufen.

Wir machen viel Menschentraining. Mein Freund war z. B. anfangs ein Kandidat der prinzipiell gestellt wurde. Langsam wurde es besser. Sie hat von ihm Futter genommen. Anfangs zögerlich, aber mit der Zeit wurde sie sicherer. Bis auf einmal wieder irgendwas war (mein Freund hat sich verhalten wie immer) und sie ihn wieder gestellt hat. Es ist manchmal zum Verzweifeln. Wobei der Halter schon sehr viel mit ihr geschafft hat. Anfangs konnte er gar ned auf den Platz, ohne dass sie ausgetickt ist. Mittlerweile kann er ruhig mit ihr arbeiten, wenn Menschen und auch Hunde genügend Abstand halten.
 



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