Aber, wenn ich dich richtig verstehe, bist du ausnahmslos gegen Adoptionen von Tieren aus Rumänien, Griechenland und Co.?
Oder was findest du- ganz konkret- sinnvoll/ richtig was ein deutscher Verein tun könnte, was ist falsch?
Ja, ich bin gegen massenhafte Adoptionen.
Sinnvoll finde ich Tierschutz nur, wenn man nachhaltig etwas verändern kann.
Dafür braucht man kompetente Leute in dem jeweiligen Land.
Ich habe mich auf Polen konzentriert. Dort gibt es ein Tierschutzgesetz, gute Tierschutzvereine, sehr viele tierliebe Menschen.
Die Tierheime sind teilweise sehr schlimm (Aufbewahrungslager), aber zum Teil reichen sie an unseren Standard heran.
Tötungsstationen gibt es nicht - wobei allerdings alte Hunde oft getötet wurden, weil sie nicht vermittelbar waren.
Vor einigen Jahren war es noch so, dass Langzeitinsassen, scheue oder alte Hunde als unvermittelbar galten.
Sie hatten die hintersten Hütten oder Zwinger, wo nie ein Besucher hingegangen ist. Sie sind nie rausgekommen.
(Es gehen ja durchaus Polen in die Tierheime, um sich dort einen Hund zu holen.)
Es gibt einzelne Vereine, private Tierschützer, die sich zeitgleich mit mir um diese Hunde gekümmert haben.
Wir haben systematisch die alten Hunde und die Langzeitinsassen (mindestens 4 -10 Jahre im Tierheim) herausgeholt.
Es gibt nun etliche Tierheime, die solche "Ladenhüter" nicht mehr haben. Dadurch ist die Motivation gestiegen.
Wir haben sogar erreicht, dass sich polnische Tierheime in Zusammenarbeit mit polnischen Volontären nun um scheue oder problematische Hunde kümmern, damit sie nicht zu Langzeitinsassen werden. Auch alte Hunde werden nicht mehr aufbewahrt, sondern sofort großräumig in Foren eingestellt. Die Volontäre gewöhnen die Hunde auch an Halsband und Leine.
Es ist ein Bewusstsein dafür entstanden, dass man Hunde kennenlernen und gut beschreiben muss, damit sie eine Chance bekommen. Die Volontäre haben Hunde, die als schwierig galten und darum über Jahre nicht mehr aus dem Zwinger gekommen sind, herausgeholt. Sie haben sie gebürstet, sind mit ihnen spazieren gegangen, haben neue ansprechende Fotos gemacht und die Fotos mit einer aktuellen Beschreibung in Foren gestellt. Das haben sie durch unser Interesse an den Langzeitinsassen gelernt. Da waren richtige Goldstücke dabei. Fast keiner dieser Hunde war problematisch.
Es wurden auch vermehrt Freiläufe gebaut, weil wir vermitteln konnten, dass die Bedürfnisse der Hunde befriedigt werden müssen, damit sie nicht verhaltensauffällig werden.
Inzwischen gibt es auch viele polnische Pflegestellen, die schwierige oder kranke Hunde aufnehmen, damit die Tierpfleger im Tierheim entlastet sind.
Es wird jetzt auch viel mehr Werbung für die Tierheimtiere gemacht, zum Beispiel durch Berichte in der Zeitung oder im Fernsehen. Danach kommen immer recht viele Leute ins Tierheim.