Jagdhund aus der Nothilfe-nicht abrufbar

Erster Hund
Josy/Deutsch Kurzhaar(3,5)
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und hoffe hier auf Hilfe.
Wir, mein Freund und ich, haben vor gut 3 Monaten einen Deutsch Kurzhaar ( offiziell ist es ein Mischling, wir gehen aber davon aus, dass sie reinrassig ist) aus einer Tiernothilfe für Hunde aus Bulgarien übernommen.
Haben sie zu Beginn 2 mal besucht ubd sind mit ihr spazieren gegangen um zu sehen ob es passt. Es hieß damals auf Nachfrage, der Hund habe keine erkennbaren Jagdtrieb und sei immer abrufbar. Zur Info, Josy wurde auf der Straße gefunden.
Da alles zu passen schien, haben wir uns entschieden ihr ein neues zu Hause zu geben.
Leider hat sich dann, nachdem sie nach einigen Wochen bei uns abgekommen ist, dass sie einen ausgeprägten Jagdtrieb hat (speziell Vögel ), nicht abrufbar ist, keinen Blickkontakt drazßen aufbaut und an der Leine zieht wie nicht gescheit.
Zu Hause hört sie klasse.
Josy ist generell ein sehr hibbeliger und nervöser Hund ( vorallem draußen oder wenn es nach draußen geht, ansonsten ist sie ruhig).
Man bekommt draußen auch mit leckerchen kaum Ihre Aufmerksamkeit.
Dadurch kann man sie natürlich nicht frei laufen lassen und somit ist sie nie richtig ausgelastet und fängt sich gerne in der Wohnung, wenn sie alleine ist an, Dinge zu klauen und zu zerstören.
Ich bin auf der Suche nach einem geeigneten Trainer in Wuppertal sowie nach hilfreichen Tipps.

Vielen lieben Dank :)

Grüße Nadine und Josy
 
Einen Trainer kann ich Dir leider nicht empfehlen, weil ich nicht im entferntesten aus der Nähe komme.
Im Endeffekt verhält sich eure Josy wie ein junger DKH der eben noch nicht so viel Erziehung genossen hat :)
Meine Tipps:
Arbeitet an der Bindung (viel gemeinsam unternehmen, neue Gegenden gemeinsam erkunden...)
Arbeitet intensiv an der Impulskontrolle. Sie muss erstmal überhaupt die Möglichkeit bekommen, einem Reiz zu wiederstehen, bevor sie unter Ablenkung zuverlässig Kommandos ausführen kann.
Schleppleine dran und erstmal einen sicheren Grundgehorsam aufbauen.

Man kann auch trainieren, dass der Hund im Freilauf mehr auf den HH achtet.
Erstmal würde ich jegliche Kontaktaufnahme die von ihr ausgeht bestätigen.
Wenn sie draußen nicht auf mich achtet (natürlich nicht, wenn sie gerade jagt, sondern wenn sonst eigentlich nichts los ist) umdrehen, zügig weggehen, oder abbiegen. Dazu sollte aber schon eine gewisse Bindung vorhanden sein.
 
Was macht ihr denn mit ihr beim Gassigehen? Lauft ihr größtenteils einfach nur und
lasst sie schnüffeln & machen was sie mag?
Bei vielen Hunden ist es so, dass sie sich eben Beschäftigung suchen beim Gassi - wenn vom
Halter dann nichts kommt, suchen sie sich selbst was. Bei nem Jagdhund liegt Jagen dann nahe.

Vorerst würde sie bei mir nur an der Schleppi laufen, einfach damit sie keine Möglichkeit hat,
abzudüsen & Erfolg damit zu haben. Für den Freilauf gesicherte Orte aufsuchen, wo sie
nicht abdampfen kann. Fürs erste würde ich in reizarmer Umgebung starten, dann hat der Hund es leichter
auch entsprechend zu reagieren & belohnt zu werden.
Zusätzlich viel an der Erziehung arbeiten, immer wieder den Rückruf üben - auch ohne Grund.
Ranrufen, sitzen lassen, belohnen, weiter schicken. Den Gassigang spannend gestalten, nutzt die Umgebung
aus. Baumstämme, Mauern, Poller - kann man zb alles prima nutzen um Balancieren & Springen zu üben.

Wenn sie draussen kein Leckerli will, kann man versuchen das normale Futter draussen erarbeiten zu lassen.
Wenn der Pott eh gefüllt zu Hause wartet, hat Futter oftmals keinen hohen Stellenwert mehr als Belohnung.
Dazu müsst ihr den Hund nicht hungern lassen, ist sie erstmal unkooperativ gibts eben weniger Futter.
Beim nächsten Gassi ist dann vielleicht Futter schon gar nicht mehr so unwichtig.
Viele Hunde sind aber auch mit Spielzeug super zu motivieren & zu belohnen, vielleicht gehört sie auch dazu?
Meinem ist Spielzeug recht egal, ist für ihn keine Belohnung, da zählt Futter mehr.

Ihre Anlagen als Jäger könnt ihr prima nutzen, um GEMEINSAM was draussen zu machen.
ZB Apportieren & Suchen ( Dummy, evtl mit Futter drin) , Fährten.
Beim Apportieren bitte nicht nur werfen & hinterher rennen lassen, das kann u.U. ihren Trieb
beweglichen Dingen nachzugehen, noch steigern. Also auch dort viel Erziehung einfließen lassen.
Sitzen lassen wenn der Dummy fliegt, erst auf Kommando hinterher, noch ein paar Übungen einstreuen (bisschen
Fußlaufen, Sitz/Platz/Bleib, mal am Dummy vorbei laufen im Fuß). Später kann man dann die Schwierigkeit noch
steigern (zb Abrufen aus dem Rennen zum Dummy, Platz auf dem Weg zum Dummy, mehrere Dummys etc)
 
Hallo Hermelin

vielen Dank für deine schnelle Antwort.
Die Sache mit der Bindung gestaltet sich ziemlich schwierig, da der Hund draußen in leistet Weise auf uns achtet. Wenn die Richtung gewechselt wird kommt sie erst in der Regel mit, wenn die Leine am Ende ist und sie quasi keine andere Wahl hat.
Wir versuchen den Spaziergang immer möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Heißt leckerchen mitnehmen, mit ihr Sitz üben, sie sitzen lassen und dann heranrufen, Sie leckerchen suchen lassen und kleine Fährten legen oder sie zwischen uns auf einer kleinen Strecke hin und her springen lassen.

Leider hilft bei dem ziehen an der Leine auch der Richtungswechsel nicht, da sie dann einfach in der anderen Richtung etwas interessant findet und in diese Richtung zieht. Versuchen wir jetzt gut 3 Monate und es hilft leider nicht...
Hast du Tipps, wie man den Spaziergang noch gestalten könnte ? ( Sie apportiert nicht)
 
Hast du Tipps, wie man den Spaziergang noch gestalten könnte ? ( Sie apportiert nicht)
Apportieren beibringen ;-) Nee, ehrlich, die meisten Hunde müssen das erst lernen.

Ich glaube Beaglefan hat eine Menge guter Tipps gegeben, da braucht ihr euch nur zu bedienen :)

wir haben das mit dem an der Leine ziehen mit 'Stehen bleiben' gemacht. Zieht der Hund, bleiben wir stehen, sobald er die Leine locker lässt (auch nur minimal und anfangs auch schon, wenn es nur zufällig passiert) weiter gehen. Braucht zunächst gutes Timing, hat bei uns aber super funktioniert. Ist der Hund allerdings damit zufrieden, einfach da zu stehen und irgendwas anzuschauen, dann sind wir auch weggegangen.

Allerdings (ich weiß, das sehen viele anders, aber ist halt meine Meinung und Erfahrung) wenn so ein energiegeladener Hund vielleicht auch gerade morgens, das erste Mal raus kommt und nicht weiß, wohin mit seiner Energie, dann klappt das auch mit dem anständig an der Leine laufen nicht. Könnt ihr mit ihr Joggen gehen, oder Radfahren? Sie muss ihre ganze Power mal loswerden. Oder mit einem ähnlichen Hund spielen lassen? Oder Schwimmen? Mit einfach nur an der kurzen Leine spazieren gehen, wird so ein energiegeladener Hund auf Dauer wohl nicht glücklich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Antwort kam zeitgleich mit der von Beaglefan:jawoll:
Heute fahren wir zB zu einer eingezäunten Wiese zum austoben, morgen geht sie mit joggen (versuchen wir in der Woche ab und an einzubauen) und zwischendurch treffen wir uns mit dem Hund von der Mama von meinem Freund, die beiden toben total gerne zusammen.
Apportieren haben wir mit Hilfe einer mit Futter gefüllten Tasche geübt. Ihr das Futter gezeigt, etwas fressen lassen, Tasche zu und geworfen. Hund entsprechend los geschickt zum holen.

Wir werden die Tipps direkt versuchen umzusetzen.
Die Frage ist nur, wie schaffen wir es vernünftigen Blickkontskt aufzubauen?
Wenn man sie ruft guckt sie manchmal, oft auch nicht. Auch mit Futter ist es 50/50. oft nimmt sie dann das Futter und frisst es während sie mit den Gedanken und der Aufmerksamkeit schon beim nächsten Vogel ist.

Vllt nur zur info : ich gehe mit ihr vor der Arbeit gut eine 3/4 Stunde, mein Freund mittags gut eine Stunde und abends gehen wir gemeinsam mind eine Stunde. Natürlich immer mit einer Art von Beschäftigung um nicht nur mit ihr rumzulatschen.
Und klar, wie oben beschrieben, immer mal was neues.
 
Blickkontakt aufbauen....hab ich bei meiner Hündin einfach so gemacht, dass ich sie für JEDEN Blickkontakt, der von ihr ausging bestätigt hab. Am Anfang dauert das natürlich etwas, vor allem wenn der Hund erstmal mehr mit anderen Dingen beschäftigt ist, aber nach einiger Zeit kapiert der Hund sehr schnell "Blickkontakt = Leckerlie". Wenn sie das mal verinnerlicht hat, wird zwar immer noch jeder blickkontakt gelobt, aber Leckerlie gibts dann halt nur noch jedes 2., 3., 4.,....Mal

Dann kannst jedes Mal, wenn sie dich ansieht, zuerst "Schau" sagen und dann erst Leckerlie geben.

Leineziehen hab ich mit meiner Hündin so geübt, dass ich konsequent jedes Mal, wenn sie gezogen hat, stehen geblieben bin und gewartet hab, bis sie sich wieder an mir orientiert hat. Erst dann gings weiter. Das waren anfangs oft nur ein paar Schritte, die wir so gehen konnten, aber auch da muss man konsequent dran bleiben. Der Hund soll lernen, dass er nur in Zusammenarbeit mit seinem Menschen an sein gewünschtes Ziel kommt und nicht durch massives Ziehen.
Mein Hundetrainer hat außerdem empfohlen, nicht nur stehenzubleiben, sondern besser noch ein Schritt rückwärts zu gehen (ohne dabei an der Leine zu rucken). Geht der Hund dabei weiter nach vorne, baut er den Druck am Halsband nämlich selbst auf und kann das selber regeln, in dem er aufhört nach vorn zu gehen oder natürlich noch besser, sich zurück zum Halter zu orientieren. Sprich, das unangenehme Gefühl (Druck am Hals) wird nicht vom Halter aufgebaut, sondern vom Hund selbst.

Meine Hündin ist jetzt 2 1/2 Jahre, hat auch Jagdtrieb (zum Glück interessieren Vögel nicht, aber dafür Rehe und Hasen) und ich hab anfangs nur mit Schleppleine gearbeitet, damit sie eben gar keinen Jagderfolg haben kann. Mittlerweile darf sie öfter mal in den Freilauf, weil sie zwischenzeitlich schon ziemlich gut abrufbar ist. Auch wenn sie mal durchspurtet, kommt sie nach kurzer Zeit zu mir zurück (dauert halt manchmal bis so ein Pfiff sich durch den Malamut-Schädel gebohrt und die richtigen Synapsen angeschaltet hat) und dann gibts natürlich viel Lob und leckerlie.


übrigens hat meine Hündin ab der Pubertät auch erstmal keine leckerlies draußen mehr angenommen. Ich habs dann mit sehr hochwertigen Dingen (Leberwurst, klein geschnittene, gekochte Innereien, Wienerl) gemacht und das hat sie dann angenommen. Das hat sich aber nach einigen Monaten wieder gelegt und nun kann man sie auch wieder mit normalen Trockenfutter oder diesen Trainingsleckerlies belohnen. Bei neuen Sachen nehm ich aber weiterhin gerne Käse, da ist sie voll bei der Sache.
 
Ich kenne einige Leute, die mit ihren Jagdhunderassen Zughundesport machen. Vielleicht wäre das auch was für euch? Ist eine super Art der Auslastung, bei der der Hund kontrolliert seine Energie abbauen kann und auch kopfmäßig müssen sie dabei was leisten. Kann man auch super mit Joggen (Canicross) verbinden. Wäre nur noch eine Anregung zusätzlich zu den guten Tipps von Beaglefan. Ich merke es selber an meiner sehr jagdinteressierten Rottihündin, die momentan immer an der Schlepp läuft, die muss einfach mal Power loswerden können und wir gehen bei passendem Wetter, also nicht zu warm, Fahrradfahren oder sie darf mich mit entsprechender Ausrüstung beim Nordic Walking ziehen. Da kann dann auch mal ein Reh vorbeihupfen, sie macht ihren Job weiter und hängt sich dann dafür noch mehr rein.
In der Ecke Wuppertal gibt es auch ein paar Anlaufstellen für Kurse zu dem Thema, soweit ich es im Kopf habe.
 
Vielen lieben Dank für die ganzen Tipps
Ich werde mich dann mal an die Arbeit machen :)
 



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