Bericht Fährtenseminar & Anleitung

Liz

Erster Hund
Luna, Mischling
So liebe Ulla, nur für dich! :zwinkern2:
Wen der Bericht nicht interessiert überspringt ihn vielleicht einfach.

Erstmal ein Bericht unseres gestrigen Fährtenseminars für Anfänger:

Mit von der Partie waren ein Aussie, ein Pointer-Vizslar-Mix, ein Entelbucher Sennenhund, ein Ridgeback, ein Irish Setter, ein Collie, ein Malamute und ein Collie-Dalmi-Mix (also wir).
Morgens schnöde Theorie.
Also erstmal ganz allgemein über die Nase der Hunde. Dann das körperliche, also die Atemfrequenz der Hunde beim Fährten, erhöhter Puls usw.
Dann was nimmt der Hund bei der Fährte für Gerüche auf: Bodenverletzungen (also Pflanzenverletzungen, Erdverletzungen), bei Wildfährten den Schweiß bzw. das Blut und die Losung, zermatschte Insekten. Es war bestimmt noch mehr, aber auf die Schnelle fällt mir grad nichts mehr ein (Kurzzeitgedächtnis?).

Dann kam noch die Theorie zum Legen der Fährte und zur Leinenführung etc., das aber später in der Anleitung.

Ab mittags gings dann ans Fährten. Die erste Fährte war ca. 100 m lang und nur geradeaus über eine Wiese. Wir waren ziemlich zum Schluss dran und ich hatte schlauerweise nochmal Futter gestreut. Luna hat dann eine ziemliche Fressorgie veranstaltet und wir haben ewig gebraucht. :frech4: Ich hab noch nicht so recht gewusst, ob ich sie nun lassen soll zwecks positivem Erlebnis oder ob ich sie auch mal energisch vorschicken soll. Naja, auf der Fährte geblieben ist sie, es hatte aber noch recht wenig mit Fährten zu tun. :verlegen1:
Danach hat sie noch nicht mal gehechelt.

Beim zweiten Durchgang wurde dann eine etwas längere Fährte gelegt mit 3 rechten Winkeln. Dieses mal hab ich kaum noch Futter gestreut, vor Luna sind ja schon ein paar andere Hunde die Fährte gelaufen, so lag also sowieso noch hier und da ein bißchen Futter rum. Das klappte dann auch super, Luna ging zwar ruhig aber zügig die Fährte ab, ließ sich auch super lenken und ich hab das mit der Leinenführung auch schon ganz gut auf die Reihe gekriegt.

Nach den einzelnen Durchgängen wurden die Fehler besprochen und beim zweiten Mal waren wir die einzigen, an denen die zwei Trainerinnen nichts mehr zu bemängeln hatten. :happy:

Zwischendurch waren die Hunde in ihren Boxen geparkt. Luna ist inzwischen ja wirklich ruhig in der Box (am Anfang hat sie noch getobt, wenn mal ein bißchen Bewegung in der Bude war), aber ich habe dann doch gemerkt, dass sie noch enormen Stress hat, wenn sie so lange Zeit so dicht mit anderen, ihr fremden Hunden zusammen sein muss. Sie hat richtig fies gestunken... Trotzdem hat sie sich ruhig verhalten und zwischendurch auch mal ein Nickerchen gemacht.

Interessant fand ich, wie verschieden die einzelnen Hunde das gemacht haben. Alle haben es gemacht, was ich schonmal sehr faszinierend fand. Sogar der Malamut, da hätte ich vorher gedacht Fährten wäre nichts für diese Rasse. Der Aussie ist da ziemlich drüber gerauscht und musste etwas gebremst werden, genauso wie der Malamut, der da so richtig die Lokomotive des Nordens raushängen lassen hat und sich kaum bremsen ließ. :)
Dem Setter lag das natürlich total im Blut und die Frau bekam dann später mit auf den Weg, dass sie für ihn doch bitte schon längere und schwierigere Fährten legen sollte, weil der Hund wohl nach 5 Min erstmal richtig warm würde. :D
Luna, die ja normalerweise ne Rakete ist, wenn's um's Arbeiten geht und schnell hektisch wird hat das ganz ruhig und konzentriert gemacht. Sie ließ sich auch kaum ablenken. Das hätte ich vorher überhaupt nicht gedacht. So kann man sich täuschen.

Am Ende des Tages waren wir alle müde und zufrieden, es hat also wirklich Spaß gemacht und ich hab ne neue tolle Beschäftigungsmöglichkeit für Luna. Für mich war es wirklich gut, dass ich nicht nur ne schriftliche Anleitung hatte, sondern jemanden, der uns zugeschaut hat und mir vorher und hinterher gesagt hat, wie ich's richtig mache.
Luna scheint es gut zu tun. Es macht mir den Anschein, als ob ihr das ein bißchen Selbstvertrauen gibt. Sie ist ja mehr so die unsichere nervöse und ich denke es tut ihr gut, dass sie beim Fährten zwar mit mir ihm Team arbeiten muss, aber auch mal richtig ihre Sinne einsetzen darf, ohne dass ich ihr ständig beim Arbeiten sage mach dies, mach das. Außerdem ist sie ja eine Jägerin und hat vielleicht durch's Fährten einen kleinen Ausgleich.

So, nun die Anleitung eines Anfängers für Anfänger. Wie schon erwähnt habe ich das gestern selber zum ersten Mal gemacht. Falls ich hier Schmu erzähle ist es ausdrücklich erwünscht mich zu korrigieren und ergänzen. ;)

Das Fährtenlegen: Was wir brauchen: Anfangs am besten eine große Wiese, nicht zu hoch, Futter in den Taschen und wasserdichte Schuhe. :zwinkern2:
Als erstes legt man den Ansatz. Man trampelt eine Fläche von ca. 50 x 50 cm ordentlich platt und legt dort ein paar Futterbrocken aus. Von dort aus wird dann die Fährte gelegt. Schleifenden Schrittes geht man für's erste Fährten eine gerade Strecke ab und lässt - je nach Hund - mehr oder weniger Futter auf die Fährte fallen. Wieviel muss man erstmal austesten. Für Hunde, die sehr schnell unterwegs sind lässt man jeden halben Meter einen Brocken fallen, für andere wiederum nur alle 2-4 m einen. Die ersten Fährten sollten nicht zu lang sein, damit der Hund erstmal lernt, worum es überhaupt geht und weil es sehr anstrengend für die Hunde ist. Auch hier muss erstmal Kondition aufgebaut werden. Wir haben an den Schluss unseren Futterbeutel gelegt und mit ein bißchen ausgerupftem Gras abgedeckt, damit der Hund das Ziel nicht optisch ausmachen kann.

Wenn die gerade Fährte klappt kann man anfangen Kurven mit einzubauen. Dabei sollte man sich aber langsam steigern und darauf achten, dass man den Hund nicht überfordert.

Beachten sollte man übrigens auch die Windrichtung. Am besten ist es mit der Windrichtung zu fährten, damit der Hund nicht schon anfangs das Ziel riecht und dann einfach drauf los stürmt (wozu ne Fährte, wenn man schon weiß wohins geht).

Die Leinenführung: Als erstes mal ein Video dazu, damit man eine ungefähre Vorstellung dazu hat. Ich hoffe man kann es hier ein bißchen erkennen. Leinenführung Fährte. Die Leine sollte im Geschirr eingehakt werden, damit der Hund nicht ständig Druck auf der Kehle hat. Man benutzt zum Fährten eine Schleppleine.
Der Mensch hält sich hinter dem Hund. Die Leine sollte zwar nicht straff gespannt sein, aber doch soviel, dass der Hund merkt Herrchen oder Frauchen ist noch da. Das Ende der Leine liegt auf dem Boden. Man lässt die Leine durch die offenen Hände laufen, am besten durch beide Hände. Mit der hinteren Hand kann man dann die Leine wieder nachfassen, damit sie nicht durchhängt oder auch mal festhalten, wenn der Hund zu schnell wird.

Und nun ans Fährten: Man geht mit dem Hund bis einige Meter vor den Ansatz der Fährte. Hier sollte der Hund noch schön ordentlich an der Leine gehen. Der Hund wird dann abgesetzt oder -gelegt. Man selber geht zum Ansatz und schaut sich den Boden interessiert an und tut evtl. auch mal so, als ob man einen Futterbrocken frisst (damit der Hund merkt, dass die Stelle total interessant ist...). Dann geht man zurück zum Hund und holt diesen ab. Der Hund wird also nicht gerufen. Man geht mit dem Hund zum Fährtenansatz, zeigt deutlich auf den Boden und gibt das Kommando zum Suchen. Der Hund findet dann natürlich die Futterbrocken und frisst diese. Falls der Hund dann nicht schon von alleine anfängt die Fährte abzulaufen gibt man ihm die Richtung deutlich vor, wieder mit dem Kommando "Such". Ist der Hund auf der Fährte wird mal ruhig gelobt oder auch nochmal ruhig das Kommando gegeben, dabei aber bitte nicht den Hund anstacheln. Das Fährten sollte ruhig und konzentriert ablaufen und in keinem Fall hektisch und nervös.

Kommt der Hund von der Fährte ab, setzt man ihn ohne ihn abzurufen wieder auf die Fährte. Dann wieder Handzeichen und Kommando "Such". Es darf hier auch gepinkelt werden und der Hund sollte beim Fährten in keiner Weise geschimpft werden. Will der Hund sich umdrehen, um ein evtl. vergessenes Futterstück zu holen, wird er ruhig wieder in die richtige Richtung gedreht. Zurück gibbet nicht! :zwinkern2:
Bleibt der Hund zu lange auf der Stelle stehen gibt man ihm nochmal die Richtung vor und das Kommando. Luna hab ich auch mal kurz von hinten angeschoben. Nach Futterbrocken suchen ist ok, aber das sollte keine Min. für einen Brocken sein. Weiter vorne gibt's immerhin noch mehr.
Wird der Hund zu schnell und fängt an einen hinter sich her zu ziehen bringt man den Hund zum Stehen, legt ihn dann ab und hangelt sich quasi an der Leine zum Hund vor. Dann wieder Handzeichen und Kommando und weiter geht's.

Am Schluss liegt der Jackpot, es wird sich gefreut, gelobt, gespielt, evtl. nochmal gefüttert... Was dem Hund halt gefällt. Viele Hunde wollen dann aber auch gar nichts fressen.

Direkt danach sollte man übrigens Wasser bereit halten und man sollte dem Hund eine Ruhepause gönnen. Fährten ist wirklich anstrengend für unsere Nasentiere.

Wenn der Wind von der Seite kommt, kann es passieren, dass der Hund parallel zur Fährte läuft, da die Duftspur verweht wird. Für unsere Familienhunde ist das aber völlig in Ordnung und auch der rechte Winkel muss nicht streng eingehalten werden, wie das wohl im Hundesport ist. Außerdem werden Ecken sowie Ziel im Sport wohl schonmal mit Fähnchen markiert. Eigentlich saublöd, denn nach ein paar Mal weiß der Hund dann schon, er muss mehr oder weniger nur von Fähnchen zu Fähnchen laufen. Optische Reize sind also nach Möglichkeit zu vermeiden (ist jetzt nicht nur meine persönliche Meinung, aber eine die mir einleuchtet).

Wenn man etwas geübter ist im Fährten muss man nicht mehr so extrem schleifenden Schrittes die Fährte legen. Anfangs ist das aber wichtig für den Hund wegen der Bodenverletzungen.

Ok, jetzt hab ich mir die Finger wund getippt und hoffe ich hab alles richtig beschrieben und nichts vergessen... Viel Spaß beim Fährten wünsch ich euch, bzw. dir Ulla! :winken5:
 
Puh, dankeschön! Ich hatte schon Angst, dass ich hier totalen Unfug schreibe... :knutschi1:
 
Dein Bericht ist super. Ich habe schon mal was von Fährten lesen gehört und gesehen, aber dabei wurde immer Wurstwasser verwendet und die Wurst war dann etwa 10m maximal am Anfang entfernt, damit der Hund schnelle Erfolge hat. Ausprobiert hatte ich es bisher noch nicht.

Was du schreibst, klingt gut und ich kann mir vorstellen selber mal einen Kurs zu besuchen :jawoll: Falls ich Fehler mache, kann man diese schnell ausbügeln. Wenn ich das jetzt machen würde, werden die Fehler nicht mehr so leicht auszubügeln sein ...
 
Uns wurde auch anfangs gesagt, dass es sein kann, dass der Hund anfangs eine kürzere Fährte braucht. Bei allen hat es aber gut gefunzt mit der ersten und der zweiten Fährte.

Das Seminar hat mir auf jeden Fall viel gebracht. Alleine hätte ich mich da wohl auch nicht ran gewagt. Außerdem fand ich es auch ultra interessant den anderen zuzuschauen. Damit lassen sich dann ja auch evtl. spätere Fehler vermeiden.
 
Danke cool,da weiss ich gleich was ,was ich demnächst tue.
Noch paar Fragen:
Schaut der Hund zu, beim legen der Färte?
Wo, wenn nicht,soll er dann warten damit er mich nicht sieht?
Bobbi sucht immer sehr hektisch und verfressen,wie weit darf er nach links und rechts?
Was bedeutet "zurücksetzen auf die Färte"?
 
Nein, er schaut nicht zu. Entweder du lässt ihn dafür zuhaus oder parkst ihn im Auto oder so...
Eigentlich soll er auf der Fährte bleiben, also nicht links und rechts. Die Fährte ist ja deine "Trampelspur", d.h. du siehst sie auf der Wiese auch ganz gut.
Du wirst dich wundern. Bei Luna hätte ich auch erwartet, dass sie anfängt nach links und rechts auszuschwenken (also zu revieren - habsch gelernt :zwinkern2:). War aber nix. Sie ist schön sauber auf der Fährte geblieben, meistens jedenfalls.
Naja, das bedeutet, dass du den Hund wieder auf die Fährte lenkst, wenn er davon abkommt. Also entweder deutliches Handzeichen auf die Fährte mit dem Suchkommando, wenn das nicht zieht holst du den Hund halt an der Leine zurück auf die richtige Spur. Aber bitte sanft und ohne ihn abzurufen.
 
Danke für die Antwort,na dann werd ich das gleich heute probieren.
Zum Schluss leg ich ne schöne Zunge hin,hab noch eine da.
 
woa - was für ein toller bericht liz :happy4:

danke, danke, danke!

bist du das auf dem video?

aber...ich bin ein ganz klein wenig entäuscht....
für mich hört sich das an wie .. suchen nach dem nächsten leckerli.

wenn da so viele durch diese getrampelte spur laufen, da kann der
hund DEINE spur doch auf gar keinen fall mehr riechen, oder?

ich hatte das auch so mit würstchenwasser und so erwartet.
also kombi aus leckerli und würstchenwasser oder so.
und dann eben später den geruchssinn schärfen für eben deinen geruch,
wenn du dort langgegangen bist.

oder ist das mit den leckerli der anfang und dann kommt noch die eigentliche fährte?

aber gut - war ja auch nur meine einbildung... :verlegen1:

also werd ich mir das jetzt noch mal ganz in ruhe durchlesen um auch nix flasch zu machen und es morgen auf unserer wiese genau so probieren.

ähm - welches sichtzeichen habt ihr für "such" verwendet?

noch mal vielen dank liz für den ausführlichen bericht und die tolle anleitung!
(eigentlich sollte ich dir jetzt einen teil der seminargebühren erstatten, oder? :zwinkern2:)

werde berichten, was herr hund so gemacht hat!!

ulla :winken5:
 
nee, binsch nicht auf dem Video... Hab ich einfach ganz willkürlich ausgewählt, weil ich dachte dort kann man die Leinenführung ein bißchen sehen...

Naja, ist halt Familienhund-Fährten... Aber Luna hat beim zweiten Mal kaum was gefressen. Da wusste sie wohl schon wodrums geht. Ich denke die Leckerlies kann man später langsam abbauen. Viele Hunde haben auch gar nichts gefressen dabei. Der Setter z.B. ist da drüber gefegt, als ob er nie was andres gemacht hätte. :zustimmung2: Und fressen wollte er hinterher auch nichts...

Wie gesagt, es war halt fährten für Anfänger.

Wir haben einfach mit der offenen Hand ziemlich tief auf die Fährte gezeigt. Beim Fährten hab ich das sogar relativ dicht bei Luna gemacht, weil man da recht wenig Blickkontakt vom Hund bekommt. Soll aber ja auch so sein.

Ja, also das mit den Seminargebühren finde ich übrigens auch... :p

Hab mir auch Mühe gegeben und freu mich, wenn's überhaupt jemand liest... Ist so lang geworden.
 



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