In der Hundestaffel habe ich Schäferhunde erlebt, die reine Nervenbündel waren- egal ob gerade ein Spaziergang im Gange war, ein Suchbefehl oder ob Kaffee getrunken wurde - da wurde gezittert und gezerrt, dass auch die erfahrendsten Hundeführer echt gefordert waren, diesen Hunden einmal Ruhe zu vermitteln. Daneben saßen Hunde derselben Rasse, vollkommen ruhig und konzentriert, ohne die Spur von Aufregung.
Und ich glaube auch dass, wie du sagst, immer ein wenig Glück mitspielt und man vorher nicht sagen kann, wie ausgeprägt ein bestimmter Trieb ist.
Wesensschwäche ist mit Sicherheit auch zu einem großen Teil Erziehungssache, aber du darfst nie die Zucht ausser Acht lassen. Wesensschwäche ist vererbbar. Ich kenne DSH Linien, da kommt "Angst" quasi frei Haus, durchaus auch Leistungslinien. Das kriegt man durch Prägung und Erziehung sicher in den Griff (bei Diensthunden ist eine gewisse Angstschwelle bei entsprechender Reaktion sogar gern gesehen), aber der Hund wird nie so souverän und locker sein, wie ein Hund, wo auf sehr wesensfeste Linien geachtet wurde.
Zu deiner geplanten Haltung, ich habe hier beide Extreme, sehe es also nicht so schwarz weiß, wie hier vorherrschend. Bubba lebt das absolut böse Zwingerhund Leben. Er ist tatsächlich den ganzen Tag draussen (frei im Garten, oder "nur" im Zwinger, wenn Krümel unbeobachtet durch den Garten tobt). Er hat das Haus seitdem er bei mir ist, zwei oder dreimal gesehen. Er ist damit superglücklich. Er hat seinen Job, ist bei Wind und Wetter draussen, kann sich in den (beheizten) Zwinger zurückziehen, wenns zu ungemütlich ist.
Ist er im Haus, mitten im Geschehen, leidet er. Es ist ihm zu warm und zu anstrengend. Er sieht nicht genug von draussen, kriegt nicht alles mit.
Krümel ist das extreme Gegenteil. Er ist glücklich wenn er bei mir ist. Er schläft nachts im Bett, unter der Decke. Durch den garten pest er gerne mal (auch weil große Spaziergänge noch nicht möglich sind (Angsthund), aber dann ist nach 20-30 Minuten gut und er will rein.
Zum Teil ist das bei den beiden die Rasse. Zum anderen, größeren Teil, ist es die Prägung. Wäre Bubba von Welpenbeinen an im Haus gewesen, würde er sich da wohler fühlen. Wahrscheinlich immer noch nicht so wohl wie draussen, aber wohler.
Krümel hat die ersten acht Wochen (und danach noch ein paar Wochen) im Haus verbracht. Danach wurde er in einen Schuppen gestopft, ohne Ansprache. Das kompensiert er aktuell und geniesst es, wieder im Haus sein zu dürfen.
Was ich an deiner Stelle machen würde: Such dir einen oder zwei passende Flat Züchter und besuch sie. So erlebst du die Hunde live und kriegst reales Feedback von Rasseexperten. Ich würde mir vorher die HPs durchlesen und schauen, dass ich Züchter finde die "normal" an die Sache rangehen und keine Erstzüchter sind.
Hier würde ich auf die Meinungen zur Rasse nicht so superviel geben. Mir wurde an anderer Sache versichert, Goldis und Labbis könnte man üüüüberhaupt nicht mit Flats vergleichen, hier wird wieder von den Retrievern verallgemeinernd gesprochen. Keine Ahnung was stimmt, mich interessiert die Rassegruppe null, aber ich würde mir die Infos dann doch eher von Leuten holen die Jahre und Jahrzehnte mit der Rasse verbracht haben und wirklich Ahnung haben.