Hallo an Alle,
ein ein spannendes Thema, über das hier diskutiert wird.
Bei all dem Vorgetragenen gibt es einen Punkt, der noch gar nicht angesprochen wurde:
Tierheime und Organisationen, welche Hunde aus Privathaltung vermitteln, können oftmals gar nicht "die volle Wahrheit" wiedergeben, was die Eigenschaften und das Wesen eines Vermittlungshundes betrifft.
Das hat zwei Hauptgründe.
Grund Nr 1:
Halter, die ihre Hunde ins Tierheim bringe, sagen selten die Wahrheit. Oft sind es doch nur vorgeschobene Gründe, welche einen Halter zu Abgabe verleiten.
- plötzlich allergisch gegen Tierhaare
- veränderte Lebensumstände, wie Trennung vom Partner, oder Hundehaltung in neuer Wohnung nicht erlaubt
- Hund hat gebissen
sind einige Abgabegründe, sagen aber nie wirklich etwas über den Hund selbst aus. Außerdem weiß man ja nie, was wirklich dahinter steckt dass der Hund tatsächlich gehen muss.
Grundsätzlich möchten solche Leute schlicht ihren lästig gewordenen Hund los werden, und verpacken dies dann hinter zig Gründen, bloß damit diese Leute nicht als herzlos da stehen.
So wird ja schon bei Abgabe im Tierheim nicht die Wahrheit gesagt, und der Hund wird meist nie wirklich gut und genau im Wesen und Verhalten beschrieben. Verharmlosung und "Vertuschung" von negativen Eigenschaften, finden schon hier statt, nur damit der Halter nicht im schlechten Licht da steht.
Grund Nr 2:
Als nächters Gedanke, sollte man auch die Situation im Tierheim im Vergleich zur häuslichen Hundehaltung betrachten. Ein Hund, der im Tierheim lebt, bzw dort ankommt, kann gar nicht sein häusliches Verhalten zeigen, welches er bei den Vorbesitzer gezeigt hat. Ein Tierheim ist eine ganz neue Lebenssituation für den Hund. Erlernte Verhaltensweisen sind hier u. U. nicht mehr gültig, da sich sämtliche Faktoren der Haltung verändert haben. Auch nach der Eingewöhnungszeit, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass das Verhalten des Hundes ein ganz anderes ist, als das, was die Vorbesitzer beschrieben haben. Der Hund passt sich nämlich recht gut an die gegebene Situation an.
Das heißt nicht, dass der Hund alles vergisst, was er mal gelernt hat. Grundsätzliche Wesenszüge (Über-Ängstlichkeit, Aggression usw.) verschwinden auch nicht plötzlich. Aber sie äußern sich in ganz andere Situationen und Verhaltensweisen.
Das Alles führt dann oft zu einer Fehleinschätzung durch die Tierheimmitarbeiter, welche meistens nicht die Zeit haben, sich um jede Hund intensiv zu kümmern und diesen zu beurteilen. Oft sind auch die Tierheimmitarbeiter keine ausgebildeten Verhaltenstherapeuten oder Hundetrainer.
Ähnlich verhält es sich auch mit den Organisationen (meine nicht die Auslandshund-Orgas). Sie können aus den gleichen oben genannten Gründen nie eine vollständige und genaue Beurteilung des jeweiligen Vermittlungshundes machen, und müssen sich auf (mögliche Falsch-) Aussagen der Vorbesitzer verlassen.
Wenn ich mir also einen Hund aus "zweiter Hand" holen wollen würde, dann glaube ich grundsätzlich erstmal gar nichts von dem was mit erzählt wird, oder irgendwo geschrieben steht. Ich unterstelle mal, dass auch Tierheime zu einem gewissen Teil bewusst negative Eigenschaften eines Vermittlungshundes verschweigen oder schönreden um die Vermittlungschance nicht zu minimieren. Später können sie sich dann mit "So war er aber bei uns nicht, das hat er bei uns nie gemacht" herausreden, weil eine Wahrheitspflicht ja nirgendwo geschrieben steht, und der Neuhalter auch nicht nachvollziehen kann, wie wahrheitsgemäß der Vorbesitzer war.
An dieser Stelle möchte ich sagen, dass ich es keinem Tierheim negativ ankreiden möchte, wenn nicht "die schonungslose Wahrheit" gesprochen wird. Immerhin sollte sich jeder Interessent bewusst darüber sein, dass er ein möglicherweise negativ vorbelastetes Überraschungspaket bekommen wird.
Wer sich also denkt, er bekommt im Tierheim oder bei einer Orga einen wohlerzogenen, stubenreinen, alleinbleibenden, aggressionsfreien und pflegeleichten Hund, der lebt nicht in der Realität.
Jedenfalls sollte man immer auf alles mögliche gefasst sein, und damit rechnen, dass man ggf viel Arbeit in einen solchen Hund stecken muss.
Wenn es dann doch anders kommt, und man ein pflegeleichtes Exemplar erwischt (gibts ja auch ab und an mal), dann freut man sich halt umso mehr.