Direktkontakt - wann schreitet ihr ein?

In der Hoffnung zum Thema noch etwas aufschlussreiches zu lesen, hier ein eigener Thread dazu!

Das ganze Thema ist natürlich sehr theoretisch und man kann in einem Text sicher nicht mal eben alle Szenarien erschlagen, daher wäre ich viel mehr an Beispielen als an allgemeinen Floskeln interessiert.

Worum gehts?
Ihr lasst euren Hund mit einem oderen mehreren anderen zusammen. Die Hunde kennen sich noch nicht und machen sich nun im Freilauf miteinander vertraut.
In welchen Situationen greift ihr ein, was würdet ihr laufen lassen?

Wir hatten nun das Beispiel mit dem Rammler, der eine Hündin bedrängt. Was fällt euch sonst noch ein? Wann und warum habt ihr euren oder einen anderen Hund im Direktkontakt abgebrochen? Gebt ihr zweite Chancen oder trennt ihr dann strikt?
 
Wenn die Hunde sich in eine Sackgasse manövrieren.

Das eine mal zum Beispiel hat ein Rüde sich gerne unter einem Baum niedergelegt. Lilly ist da gerne hin aber dadurch dass da wenig Platz war um auszuweichen und es zu einer Konfliktsituation hätte kommen können habe ich sie immer raus geschickt.

Oder das eine mal mit nem sehr lauten Pudel, Lilly hatte Schwierigkeiten ihn einzuschätzen (weil sehr laut und unglaublich wild). Wenn er frontal auf sie zu rannte hatte sie Probleme mit und da haben wir beide Hunde aus der Situation geholt. Mit jedem mal wurde es aber besser.

Oder halt wenn ein Rüde zu sexuell aufdringlich wurde und sie dann Hilfe brauchte. Sie konnte manchmal auch die Situation selber freundlich entschärfen aber manche junge Rüden sind halt penetrant, da mussten wir beiden helfen.

Oder wenn Lilly zu wild wird und der andere Hund damit Schwierigkeiten hat. Dann wird pausiert und ein bisschen gelaufen. Abwarten ob eine Spieleinladung vom anderen Hund nochmal kommt.


Usw.


Manchmal schätzt man auch was nicht richtig ein, aber Hauptsache man lernt es fürs nächste zusammentreffen.
Gerade bei Hunden lernt man niemals aus.
 
Ich schreite dann ein und spreche ein "Machtwort", wenn einer der Hunde in mehrfach deutlicher hündischer Kommunikation kund tut, dass es zuviel ist und das "Gegenüber" das geflissentlich ignoriert.

Dabei ist es mir vollkommen wumpe, ob einer meiner Hunde bedrängt wird oder mein Hund übergriffig wird.
 
Balu hat zwar keinen Freilauf, aber einen Kontakt mit einem wilden Hund, mag er nicht, damit kommt er nicht zurecht,also breche ich so eine Situation ab.

Wo ich auch abbreche, wenn es kein Spiel ist, so wie zwischen Remi und Balu. Da ist es mir zu gefährlich das es zu einer Beisserei kommt.
 
Wenn eine der beiden anfängt zu giften - hatten wir mal mit was Mali-Ähnlichem. Da es nur eine Zufallsbegegnung im Park war hat jeder seine Hündin eingesammelt und ist weiter gegangen.
 
Meine grundsätzliche Haltung zu dem Thema ist, dass mein Rudi immer Kontakt zu anderen Hunden aufnehmen kann/darf. Grundeinstellung! Natürlich unter bestimmten Bedingungen. Blödsinn wäre ja z. B., wenn beide angeleint sind und man sich gerade auf einer stark befahrenen Straße befindet. Das wäre sogar grob fahrlässig, nicht nur Blödsinn.

Als ich noch Anfänger war, habe ich dümmlich grinsend daneben gestanden und mein Hund musste alles alleine managen. Einzig, wenn es zu einer Beißerei gekommen ist, bin ich eingeschritten. Schlimm war das, aber ich war halt Anfänger.

Inzwischen begleite ich meinen Hund bei jedem Kontakt, bin so eng wie möglich und nötig dabei. Wichtig finde ich dann aber, dass ich selber neutral bin, nicht angespannt/nervös/ängstlich etc., da ich damit ja die Situation negativ beeinflusse.

Das Beispiel von @Gespenst kenne ich auch. Da mein Rudi kastriert ist und daher für viele Hunde "verwirrend" riecht, wird bei ihm sehr häufig aufgeritten. Inzwischen erkenne ich das bei dem anderen Hund schon recht früh und schreite ein. Meist versuche ich es erstmal mit Splitting. Wenn der andere Hund von seinem Vorhaben nicht abzubringen ist, ist das Stress für alle Beteiligten (Hunde wie Menschen) und Rudi und ich ziehen unserer Wege.

Genauso schreite ich ein, wenn die Gegenseite übermäßig angespannt (im Sinne von streitsüchtig) ist. Hier haben Rudi und ich es in den letzten 2-3 Jahren tatsächlich geschafft, dass er sich hinter mich verzieht und mir das Management überlässt. War ein langer Weg dahin.

Allerdings bin ich auch jemand, der kein Freund von Vermeidung ist. Häufig hilft es, wenn sich alle Beteiligten in eine Richtung bewegen (einfach im Wald weitergehen und nicht stehen bleiben). Man muss sich nicht unbedingt immer trennen, besonders wenn ich einen Menschen treffe, mit dem ich gerne noch ein bisschen quatschen möchte. In der Bewegung lösen sich nicht selten die Probleme, die man zuvor noch im Stand hatte, mehr oder weniger in Luft auf. Die Hunde können zueinander Wohlfühlabstände aufbauen. Und nicht selten hat sich dann nach ein paar Minuten der Stress gelegt und auch im Stand kommt kein neuer Konflikt mehr auf.

Genauso schreite ich aber auch ein, wenn ein anderer Hund übermäßig nervend um Aufmerksamkeit bei meinem Rudi bettelt, ihn permanent zum Spielen auffordert. In den Situationen z. B. wirft mir mein Hund einen flehentlichen Blick zu, dass ich ihm doch bitte helfen soll.

Tatsächlich muss ich nur selten meinen eigenen Hund regulieren, kommt aber auch schon mal vor. Meistens ist mein Rudi aber zufrieden, wenn er einmal kurz am Hintern hat schnüffeln können. Aggressives Verhalten seiner Seits kommt nur noch sehr selten vor, Rumgeschleime oder übermäßige Spielaufforderungen ebenso.
 
Manchmal schätzt man auch was nicht richtig ein, aber Hauptsache man lernt es fürs nächste zusammentreffen.
Gerade bei Hunden lernt man niemals aus.
Ja, das passiert mir als Anfänger tatsächlich häufiger. Ich muss viel beobachten, manchmal auch recht lange, bis ich dann begreife, was vor sich geht. Manchmal merke ich es währenddessen auch gar nicht (gibt ja auch recht subtile Anzeichen) und es kommt mir dann erst, wenn ich später drüber nachdenke.

Wenn eine der beiden anfängt zu giften
Trennst du dann grundsätzlich oder nur, wenn es ein flüchtiger Kontakt ist, den du in der Zukunft wohl nicht wieder haben wirst?

Als ich noch Anfänger war, habe ich dümmlich grinsend daneben gestanden und mein Hund musste alles alleine managen. Einzig, wenn es zu einer Beißerei gekommen ist, bin ich eingeschritten. Schlimm war das, aber ich war halt Anfänger.
Ich beobachte da schon sehr genau, verlasse mich aber zugegeben auch viel auf andere (erfahrenere) Hundehalter. Meistens kann ich das auch mit gutem Gewissen.
Wie man eingreift ist ja auch so ne Sache.

Inzwischen erkenne ich das bei dem anderen Hund schon recht früh und schreite ein. Meist versuche ich es erstmal mit Splitting. Wenn der andere Hund von seinem Vorhaben nicht abzubringen ist, ist das Stress für alle Beteiligten (Hunde wie Menschen) und Rudi und ich ziehen unserer Wege.
Wie bzw. wann entscheidest du, dass das nicht klappt? Bestimmte Anzahl an Versuchen? Stressanzeichen? Oder Dauer von neuem Kontakt bis der Hund das unterwünschte Verhalten zeigt? Oder...?

Allerdings bin ich auch jemand, der kein Freund von Vermeidung ist. Häufig hilft es, wenn sich alle Beteiligten in eine Richtung bewegen (einfach im Wald weitergehen und nicht stehen bleiben).
Dass das gut klappt, ist auch meine bisherige Erfahrung. Ich mag Treffen nicht, bei denen man sich wie in einer Arena an eine Wiese stellt und die Hunde "aufeinander loslässt".
 
Trennst du dann grundsätzlich oder nur, wenn es ein flüchtiger Kontakt ist, den du in der Zukunft wohl nicht wieder haben wirst?
Grundsätzlich. Als Rika und Bibou sich um das Kalbsbein geprügelt haben, habe ich ihnen auch erklärt, dass das so nicht geht. Woraufhin sie aufgebört haben, Rika den Rest des Spaziergangs an mir geklebt ist: "Hilfe, Mama, Bibou war böse zu mir, ich mag nicht mehr mit ihr spielen!" "Süße, du übertreibst, du warst kein unschuldiges Opfer!" (Bibous Besitzerin war schockiert, wie giftig Rika werden kann) und die Woche drauf war alles vergeben oder vergessen und sie haben gespielt wie immer. Natürlich sind wir nicht wieder in die Wiese mit den Tierteilen...
 
So spät wie möglich. So früh wie nötig.

Bei einem extrem körperlichen und/oder charaktlichen Ungleichgewicht.

Die Tage war ich mit Othello unterwegs. Wir waren noch in der Innenstadt da war ein, ich denke, Briard unangeleint. Unangeleinter Hund in der Innenstadt denke ich natürlich der ist entspannt. Sprang der auf einmal quer über die Kreuzung zu uns rüber. Wir waren gerade selber dabei über die Straße zu gehen allerdings nicht zu ihm auf die Seite sprich wir standen dann ebenfalls auf der Straße. So ein Briard hat 35-40kg (wobei der schon deutlich größer und schwerer aussah bin mit Briard aber auch nicht 100% sicher) und Othello hat grad seine 5kg. Othello zudem angeleint.
Da lass ich nichts laufen.

Meinem Knie ist der überraschend geschmeidig ausgewichen aber ich hab ihn so zumindest um uns herum geleitet gehabt und als er zurück kam war auch das Frauchen schon da.

Die Damen meinte dann noch so "Oh der ist ja toll der kläfft ja gar nicht". Dann fiel ihr eben noch ein zu fragen ob überhaupt alles ok sei.😒

Dasselbe bei den diversen Angriffen gegen Luke als er älter wurde. Ich mein die OEB das war an sich mehr oder weniger harmlos außer viel Gewicht und Luke zu der Zeit im Rücken etwas instabil. Will jetzt auch den OEB da nichts nachsagen aber so im Vergleich. Die wussten selber gar nicht was sie da eigentlich grad tun. Im Gegensatz die Malinois die sind ausnahmslos sofort auf die Kehle gegangen. Älterer, körperlich eingeschränkter und kranker Hund vs. Psychos. Da schreit ich sehr schnell und sehr nachhaltig ein.


Bei anhaltender Belästigung

Als Luke in den Geschlechtstrieb kam war er bei der ein oder anderen Hündin schon auch sehr penetrant. Es gab die Hündinnen die haben das ignoriert und er hielt auch Abstand wurde also nicht körperlich. Andere fühlten sich stark belästigt und das lass ich natürlich nicht laufen. Musste die Hündin eine 2. Ansage bringen, hab ich ihn rausgenommen.
Wo es find ich häufig zu lange laufen gelassen wird meiner Beobachtung nach ist aber auch nicht bei Hündinnen sondern bei kastrierten Rüden. Ist vielleicht subjektiv aber ich fand schon so oft da wird es viel länger laufen gelassen.


Wenn die Hunde etwas wirklich austragen wollen.

Ich gehöre ja zu denen die in der Tendenz sagen Hunde (die halbwegs vernünftig sozialisiert sind) klären Dinge unter sich bzw. müssen das einfach auch lernen. Das lösen von Konflikten lernt man nicht wenn alles immer nur Friede-Freude-Eierkuchen ist.
Also lass ich da, wenn der andere Halter mitmacht, schon eher mehr laufen als der durchschnnittliche Halter.
Wie geschrieben bei einer gewissen "Gleichheit" wobei da nicht nur körperliche Gleichheit gemeint ist. Manche kleinere Hunde können sich auch sehr gut gegen größere durchsetzen. Luke gegen den Rotti, einen Mali als er selber noch jünger war oder den Dobermann was ich schon mal geschildert hatte.
In keinem dieser Fälle hatte Luke das allerdings auch nur im Ansatz ernst gemeint. Das war für ihn ein lustiges Spiel. Im "schlimmsten" Fall ein harmloses Training.

Ganz anders als er dann "Erwachsen" wurde und meinte so langsam an Jacks Stuhl sägen zu können. Die Stimmung zwischen den beiden hatte sich über Wochen/Monate schleichend verschlechtert. Jack einerseits war der Meinung Luke häufiger und heftiger deckeln zu müssen. Luke seinerseits tolerierte dieses deckeln entsprechend immer weniger.

Als es dann platzte war klar keiner der beiden wird nachgeben. Dafür waren sie auch nie die Typen. Beide hatten nie die Tendenz aufzugeben. Egal ob Unterzahl oder körperlich völlig unterlegen und die beiden begegneten sich trotz 10kg Unterschied auch annäherend auf Augenhöhe. Der eine schwerer, stärker, älter. Der andere leichter, jünger, agiler. Beide gut im Training. Ausgang, und in Folge körperlicher Zustand beider Hunde, völlig ungewiss.
 
Wie bzw. wann entscheidest du, dass das nicht klappt? Bestimmte Anzahl an Versuchen? Stressanzeichen? Oder Dauer von neuem Kontakt bis der Hund das unterwünschte Verhalten zeigt? Oder...?
Es geht ja um das Aufreiten.

Das "Wie" habe ich ja schon erwähnt. Splitting.

Das "Wann" ist tatsächlich unterschiedlich. Teilweise reicht es mir schon, wenn der andere Hund lange, sprich zu lange an Rudi schnüffelt. Besonders, wenn am Penis geschnüffelt wird. Dann ist mir schon klar, dass der andere Hund es gaaaaaaaaanz genau wissen will und zu fast 100% wird im Anschluss versucht aufzureiten. Nicht selten gibt es noch eine kurze Vorstufe, wenn nämlich der andere Hund seinen Kopf über den Rücken hält, meist in Höhe der Schulterblätter.

Es kommt dann auf den anderen Hund an. Bei einigen reicht es, eine schnelle Schrittbewegung auf sie zuzumachen (ich stehe ja meist sowieso schon recht nahe) und ich stoße dann mit dem Fuß in den Kies (auf den großen Wirtschaftswegen hat man den ja immer) und dieses scharfe Geräusch reißt so einige Hunde aus ihrem Vorhaben heraus.
Bei anderen muss ich mich tatsächlich vor meinen Hund stellen und diese Position nicht selten mehrfach korrigieren, bis sie verstehen, was das soll.
Einige Kandidaten sind aber "beratungsresistent". Da ist es dann häufig ganz günstig, das Treffen (wir sprechen ja eigentlich hier im Thema von eher zufälligen Begegnungen) an dem Tag zu beenden.

Ein bisschen anders verhalte ich mich allerdings, wenn mein Rudi neugierig zu anderen Hunden hingerannt ist und sich so sein Süppchen selber eingebrockt hat. Dann warte ich durchaus schon einmal ein Momentchen länger ab, lasse ihn natürlich nicht im Regen stehen.
 



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