Eigentlich wollte ich gestern schon antworten, bin aber leider nicht dazu gekommen. Inzwischen hat sich hier ja echt eine ganze Menge getan. Holla, die Waldfee, wie hier manche Leute diskutieren. Das eine oder andere kann man sicher auch sachlicher und freundlicher sagen, ohne Unterstellungen. Nur mal so viel dazu am Rande.
Bei einer Angsterkrankung ist das tausendmal stärker und hat sich auf fast alle Bereiche des Lebens ausgedehnt. Eine Fliege an der Wand (als Beispiel) kann Todesängste auslösen. Es ist nicht möglich, mit dem Verstand und Logik darauf Einfluss zu nehmen. Der Betroffene ist nicht in der Lage, sich selbst zu regulieren.
Nach dem was du da schreibst, musst du wirklich eine Menge Erfahrungen mit Angststörungen haben oder ein Psychologe sein, was ich allerdings beides nicht glaube. Deine Kommentare sehen für mich nämlich nicht danach aus, als würdest du nur ansatzweise verstehen, was eine Angststörung ausmacht und wie so etwas wirkt und vor allem, was innerhalb eines Jahres während einer Therapie alles passieren kann/wird. Wenn ich mich irre, dann entschuldige bitte. Aber für mich sieht das eher aus nach, als wolltest du ihr den HUnd einfach ausreden oder einfach deinen Senf dazugeben, obwohl du gar keine Ahnung vom Thema hast. Sorry, wenn ich das so sage.
Sie hat noch nie einen eigenen Hund gehabt. Darum weißt du nicht, ob diese Verantwortung Überforderung und Ängste auslöst (siehe Welpenblues). Sie ist bisher mal mit fremden Hunden Gassi gegangen.
Außerdem hat die TE Angst davor, raus zu gehen - besonders im Dunkeln. Sie kann mit dem Hund im Haus klar kommen und draußen hoffnungslos überfordert sein. Jedes Ereignis kann Angst- und Panikattacken auslösen.
Hast Du das überlesen:
Meine Depressionen und Ängste haben oft dazu geführt, dass ich tagelang das Haus nicht verlassen habe. Und ich bin auch jetzt manchmal noch in Versuchung, zu sagen "Nöö, heute bleib ich einfach im Bett." Das geht aber nicht, weil ich für ein Lebewesen die Verantwortung übernommen habe. Ich zwinge mich also, einen geregelten Alltag zu führen. Das klappt mit Hund natürlich noch besser. Zum Thema im Dunkeln raus, komme ich ein Stück weiter unten noch.
Meine Angststörung ist zwar generalisiert aber betrifft nur bestimmte Situationen. Zb bin ich in der Straßenbahn oder alleine auf der Straße nervös. Oder wenn ich daheim sitze und beginne mir über alles mögliche Sorgen zu machen. Da mein Bruder dann aber da ist, pusche ich mich nicht zu Panikattacken hoch. Panikattacken sind äußerst selten.
Wie oben schon erwähnt, leide ich selbst an Angststörungen in verschiedenen Situationen und bin deshalb und u.a. auch wegen einer mittelschweren Depression in Therapie. Ich bin dennoch in der Lage meinen total unsicheren Angsthasen-Hund souverän zu führen. Er weiß inzwischen, dass er sich auf mich verlassen kann.
Was Hunde angeht bin ich sicher und konsequent und kann mich ablenken. Dann fokussiere ich mich aufs Training und habe dabei auch Spaß. Besonders da ich nicht in der Straßenbahn trainiere. Mit dem Hund hätte ich höchstens in der Nacht alleine große Angst, sodass ich schnell heim renne oder gar nicht erst raus gehe. Daran arbeite ich aber und ich hoffe dass hat sich in einem Jahr erledigt.
Auch derartige Ängste kann man überwinden oder im Notfall ein Work around machen. Es gibt immer eine Lösung. Außerdem kann ein Hund große Erfolge im Verlauf der Therapie bringen. Zumal, und das sagst du ja selbst schon, du dich mit dem Hund auch nicht so auf die Angst konzentrieren wirst, sondern ganz andere Faktoren in dem Moment eine Rolle spielen.
Ich habe auch ziemliche Angst (manchmal sogar Panikattacken und Verfolgungswahn), wenn ich allein im dunkeln raus muss. Ist der Hund dabei, bin ich absolut sicher und lasse mich nicht mal von dunklen Gestalten oder gruseligen Geräuschen aus der Ruhe bringen. Mein Hund wird eher mit eingezogenem Schwanz das weite suchen, als mich zu beschützen. Aber man lernt, die Angstsymptome auszuhalten und irgendwann ist es weniger schlimm, bis die Angst vollständig verschwunden ist oder somit soweit gehemmt wurde, dass man damit leben kann. Bei mir zeigte sich auch folgendes Verhalten, schon bevor der Hund wirklich einzog: Aus einem "Ich bin nervös, ich habe Angst" wurde ein "Ich muss stark sein, weil mein Hund Angst hat".
Mmn steht einem Hund nichts im Wege. Wenn der Hund erst in etwa einem Jahr einziehen soll, hast du bis dahin schon riesige Fortschritte in der Angsttherapie gemacht und kannst dem Thema Hund entspannt in die Auge schauen. So sehe ich das mit eigener Erfahrung zum Thema Angst und Panikattacken. :jawoll:
ABER: Ich würde auch von einem Welpen abraten. Sucht euch lieber einen Junghund, bei dem man schon die Tendenzen sieht oder einen erwachsenen Hund. Je nachdem, wie schwerwiegend deine Angst ist (das kann man aus der Ferne schlecht beurteilen), sollte es wirklich ein Hund sein, der nicht übermäßig sensibel ist und einen ruhigen Charakter hat. Wenn ihr den richtigen Buddy findet, kann das ein super Miteinander werden. Von einem Welpen würde ich deshalb abraten, weil auch der tollste Hund vom seriösen Züchter sich ganz anders entwickeln kann, als man erhofft hat und mit einer Enttäuschung oder unerwünschten Charaktereigenschaften können natürlich auch wieder Unsicherheiten auftreten, ob man dieses oder jenes schafft. Der Kreislauf, wie eine Angst entsteht bzw sich generalisiert, ist dir durch die Therapie sicher bekannt. :zwinkern2:
LG