Sorgenhund im engen Umfeld - bitte um Hilfe.

Liebe Mitforumsnutzer,

ich habe mich gerade angemeldet und erhoffe mir sehr Input und das Aufzeigen neuer Möglichkeiten aus eurer Erfahrung heraus.

Vorneweg: es geht nicht um meinen Hund, sondern den Hund einer Familie im engen Umfeld. Der Anonymität halber nenne ich den Hund Wauz.

Die Vorgeschichte:
Bevor Wauz mit etwa 1 Jahr ins engere Umfeld kam, wurde er misshandelt. Er bekam oft kein Futter, war abgemagert, wurde geschlagen. Zwei Menschen aus meinem Umfeld nahmen ihn auf und es dauerte, bis er Vertrauen fasste und sich öffnete. Dabei half ein anderer Hund, die zwei sind sehr gute Freunde, schmusen und kuscheln viel.
Wauz ist elehrig, gibt sich Mühe, zu gefallen und ist dankbar für jedes bisschen Aufmerksamkeit, das er bekommt. Er ist verschmust und verspielt, wenn er vertraut. Ich kuschle oft mit ihm auf dem Boden oder der Couch, er nagt liebevoll an meinen Fingern, kuschelt sich an mich... er ist ein richtig lieber Kerl.

Es war bekannt, dass er ängstlich ist, anfangs versteckte er sich z.B. vor Geschirrtüchern oder hatte Angst vor Männern, die eine bestimmte Frisur hatten.

Das Problem:
Vor knapp 2,5 Jahren schnappte er das erste Mal zu, nachdem vorher nie Zeichen von Aggressivität da waren. Es passierte bei mir zuhause, als im Dunkeln (im Wohnzimmer war das Licht aus) ein ihm unbekannter Mann in Richtung seines Frauchens ging. Die Familie des Hundes ging zum Trainer, der empfahl Arbeit mit einem Halti, um die Situation zu entstressen, und ggf. Maulkorb zuhause bei Unbekannten - wurde aber nicht durchgezogen.

Die Familie bekam ein Kind und es passierte, wie es kommen musste: er schnappte wieder zu, als eine Joggerin schnell an ihm vorbei ging und er sich umdrehte und eben zupackte. Dann biss er im Dunkeln das Herrchen eines Hundes, mit dem er sich nicht versteht und jetzt am Wochenende jemanden, der an der offenen Haustür vorbeilief.

Jedes Mal wurde der Hund ignoriert und bestraft und vllt. hat er auch eine drüber bekommen, aber es wurde nicht an der Ursache des Verhaltens gearbeitet.
Die Zeit fehlt, seit das Kind da ist. Jetzt hat die Versicherung angekündigt, dass die Versicherung auf der Kippe steht.

Welche Möglichkeiten gibt es? Es gibt wohl eine Art "Hundeinternat", wo Spezialisten mit dem Hund arbeiten und die Familie oder Teile kämen am Ende des Programms hinzu. Allerdings müsste danach doch auch ein Trainerbesuch mit dem Hund erfolgen?!

Ich kann den Hund aller Voraussicht nach nicht aufnehmen. Ich kann ihn nicht mit zur Arbeit nehmen, da dort oft Leute vorbei kommen und mit seiner Vorgeschichte und ohne bisherige Kenntnis der Ursache, warum er mit dem Schnappen anfing, geht es mit dem Versicherungsstatus einfach nicht :-( .

Ins Tierheim soll er wohl nicht. Vorher würde er wohl eingeschläfert werden. Das ist das, was ich mitbekommen habe. :-(

Ich habe nur eine 2 Zimmer-Wohnung, häufig Besuch (auch von Hunden) und auch hier im Umfeld niemanden, der den Hund notfalls nehmen könnte, falls ich verhindert wäre.

Hat jemand von euch eine Idee, welche Möglichkeiten es noch gibt?

Liebe Grüße von Sorgenhund
 
Hallo Sorgenhund,

ich finde es schlimm, wenn sich Leute einen Hund holen, der schlecht behandelt wurde, aber selbst keine Ahnung von Hunden haben.
Das kann nur nach hinten losgehen.

Hat der Hund denn schon mal ernsthaft gebissen? So, dass Blut geflossen ist?

Ich möchte Dir hier mal eine Adresse geben. Die Häuser der Hoffnung nehmen bevorzugt schwierige Hunde auf.
Sie leisten eine sehr gut Arbeit mit viel Hundeverstand.

Clarissa v. Reinhardt ist immer schwer zu erreichen. Ich würde mir im Büro ihre Handy-Nummer geben lassen.

http://www.haeuserderhoffnung.de/start.html

Was auch immer gut hilft, wenn Du Fotos und die Geschichte des Hundes per email schickst.
Meistens kann sie dann nicht "nein" sagen.

Ich hoffe, Du kannst eine Einschläferung verhindern.
 
Liebe Bubuka,

ganz vielen lieben Dank für die Adresse. Ich gebe sie mal weiter.

Ja, scheinbar hat es auch schon einmal geblutet. Ich war bis auf einmal, wo es "nur" einen blauen Fleck gab, nicht dabei.

Ganz viele Grüße und nochmals Danke!
 
Wenn ein Hund ernsthaft bissig ist, dann gibt es richtig tiefe Löcher.

Das hört sich mehr nach einem Schnappen an.
 
Zuletzt bearbeitet:
kleines Update

Hallo,

danke noch einmal für euren guten Input. Die Wogen haben sich geglättet und es wurde eine Hundetrainerin engagiert, die nun auch einmal nach Hause kommt und dort alles anschaut und sich alles berichten lässt.

Es sieht momentan also wieder besser aus :).

Liebe Grüße!
 
Ohne Arbeit der Halter wird auch eine neue Hundetrainerin aber keinen Effekt erzielen.

Das ist und bleibt das A und O egal welcher Trainer mit welcher Methode kommt. Von dem bisher genannten, aus meiner Perspektive ohne die Personen oder die Situation persönlich zu kennen oder live erlebt zu haben, rate ich dazu dem Hund die Chance eines neuen zuhauses zu geben wo auf ihn entsprechend seiner Bedürfnisse eingegangen wird.

Weil wenn der Hund richtig beißt und eine Anzeige folgt, dann ist die Kacke für die Besitzer am dampfen und der Zug für den Hund beinahe abgefahren.

Und da red ich noch nicht einmal über die Verantwortung für das anwesende Kind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Crime,

danke für deine Worte. Mehr als meine Ansichten, die sich mit euren decken, weitergeben, kann ich nicht tun. Ich bin auch viel zu weit weg, über 700 km und bekomme vieles nur halb oder vermutlich gar nicht mit.
Meiner Meinung nach wäre es auch besser, wenn er zu jemandem käme, der sich wirklich viel mit ihm beschäftigt/ beschäftigen kann.

Aber jetzt wollen sie es versuchen. Warum das nicht schon konsequenterweise nach dem ersten Mal Zuschnappen passiert ist und warum das 2 Jahre lang schleifen gelassen wurde - ich kann es nicht sagen und finde es falsch. Das habe ich in der Vergangenheit auch jedes Mal gesagt. Aber es ist nicht mein Hund. Ich kann ihm weder genügend Platz noch Auslauf bieten. Mein Partner und ich wünschen uns selbst in Zukunft, dass ein Hund bei uns lebt, aber in der momentanen Wohn- und Arbeitssituation ist das (auch finanziell) leider nicht möglich. Sonst wäre es eine echte Option gewesen, dass er hier einzieht und wir mit ihm arbeiten.

Über weiteren Input oder Meinungen freue ich mich sehr.
Danke für euer Ohr.
 
Hallo,

ich finde es klasse von dir, dass du versuchst, dem Hund irgenwie zu helfen.

Ohne einen gut arbeitenden Hundetrainer wird es leider nicht gehen.
Mit "gut" meine ich einen, der sich auf "Verhaltenstherapie" spezialisiert hat in dem Fall von "Wauz" muss es jemand sein, der sich mit Angstaggressionen auskennt.
Das ist nicht allein mit Maulkorb und Halti getan.
Das Halti würde ich sogar weglassen und die Besitzer sollten den Hund umgehend an einen Maulkorb gewöhnen.
Dieses Maulkorb-Training muss langsam "auftrainiert" werden.
Die Halter sollten in den Fachhandel gehen, einen gut sitzenden MK kaufen, bitte keinen mit Klettverschluss, sondern ein Drahtgestell oder einen aus Leder.
Es gibt diverse Online-Shops, die gut beraten.
Der Hund muss damit hecheln können!

Dann sollen sie sich mit Leckerchen bewaffnen, diese an das Ende des Maulkorbes halten, sodass der Hund mit der Schnauze in den geöffneten MK muss, um die Leckerchen zu fressen.
Der Maulkorb bleibt offen, wird nicht angelegt und nicht verschlossen.
Das muss geübt werden, sodass der Hund es angenehm findet.
Der Vierbeiner "fischt" mit seinem Maul die Leckerchen aus dem offenen Beißkorb.
Langsam das Ganze steigern, Maulkorb kurz schließen, von der anderen Seite füttern, sofort wieder öffnen, Zeiten verlängern.
Das Tempo der Toleranz bestimmt der Hund.
Es erfordert in etwa 2 Wochen Übung, die aber konsequent durchgeführt werden muss.
Mehrmals täglich.

Bis ein Trainer gefunden wurde, muss zwingend Management getroffen werden.
Draußen darf der Hund nicht abgeleint werden.
Die Familie sollte den Hund so führen, dass keine fremden Menschen zu dicht an "Wauz" herankommen können.
Notfalls stehen bleiben, sich in eine Ecke stellen, sich vor den Hund stellen, dem Hund die Sicht versperren.
Wenn er erst an den Maulkorb gewöhnt hat, werden viele Menschen aus Angst auch die Distanz vergrößern.
Wenn der Hund nicht mehr verletzen kann, wird die Familie draußen etwas sicherer werden.

"Sicherheit" ist der nächste Punkt, die dem Hund vollkommen fehlt.
Aufgrund seiner schlechten Vergangenheit und den schlechten Erfahrungen mit Menschen, die er sammeln musste, braucht er zwingend Menschen, die dafür Sorge tragen, dass ihm kein Mensch zu nahe kommt.
Am besten, sie gehen in menschenarmen Gegenden Gassi, wenn es möglich ist.
Vielleicht besteht die Möglichkeit, den Hund ins Auto zu packen und ins Grüne zu fahren, wo wenig bis gar nichts los ist.

Zuhause:
Es sollte eine Ecke eingerichtet werden, in welcher der Hund gesichert bleiben kann.
Kindergitter eignen sich eventuell.
Ausnahmsweise würde ich hier über eine seeehr große Hundebox nachdenken.
Ich lehne diese Zimmerkennel allgemein ab, aber hier dient sie vorerst zur Sicherheit der Menschen und des Hundes.
Dort ist seine Ruhe - und somit Tabuzone für Gäste des Hauses.
So kann der Hund nicht bedrängt werden und der Hund kann niemanden beißen.
So eine Gewöhnung an einen Zimmerkäfig dauert auch seine Zeit, die geduldig aufgebracht werden muss.
Auch das über Futter, in etwa wie bei dem Maulkorb.
Sollte Besuch kommen, würde ich dem Hund sofort den Maulkorb (nach Gewöhnung) anlegen, in der allergrößten Not würde ich den Hund in einen anderen Raum oder in den Kennel sperren, wenn der Besuch zeitlich begrenzt ist.
Es sollte ein zweiter Schlafplatz (am besten im Schlafzimmer der Halter) für den Vierbeiner eingerichtet werden, dort, wo er seine Ruhe hat, wenn Fremde ins Haus kommen.
Nachts sollte er bei "Schlafgästen" mit ins Schlafzimmer genommen werden.
Tür schließen!

Generell muss dafür Sorge getragen werden, dass kein Gast des Hauses den Hund bedrängt:
Besucher sehen, fassen und sprechen den Hund NICHT an!

Wo schläft das Baby denn?
Mit dem Baby der Familie und dem Hund gibt es keine Probleme?

Die Haustür darf natürlich niemals offen stehen, sodass der Hund unkontrolliert herauslaufen kann.

Über Clarissa v. Reinhardt sollte die Familie versuchen, eine Hundetrainer-Empfehlung zu bekommen.

Ohne Hilfe durch eine/n Fachfrau/mann wird das nichts und da eine Abgabe (Einschläferung) verhindert werden soll, ist es unerlässlich, einen wirklich gut ausgebildeten Verhaltenstherapeuten hinzuzuziehen.
Auch nach diesen Einzelstunden müssen sie viel Zeit opfern und nach Plan trainieren.

Die Familie wird viel Zeit, Geduld und auch Geld investieren müssen, wenn sie den Hund unbedingt behalten möchten.
Sie sollten nicht vergessen, dass sie ein Kind haben, was auch eines Tages Besuch durch Kinder bekommen wird.
Diese Kinder werden dann wieder von "fremden Menschen", ihren Eltern, an der Tür abgeholt.

Diese Familie wird mit diesem Hund immer Management betreiben müssen, selbst wenn man durch ein gutes Training die Aggressionen reduzieren kann, kann es immer wieder plötzlich zu Situationen kommen, die der Hund "komisch findet" und entsprechend handeln (knurren, beißen).

Ich hoffe, sie sind sich darüber im Klaren, dass es niemals eine 100%ige Sicherheit geben wird, auch nicht nach 150 Trainerstunden.

LG Leo
 
Es sieht momentan also wieder besser aus :).

Den Optimismus kann ich nicht wirklich teilen.

Erstmal weiss man nicht, an welchen Trainer man gerät.
Wenn der nicht wirklich gut ausgebildet ist, dann wird der Hund evtl. weiter vermurkst.
Leider liest man das immer wieder hier im Forum.

Zum anderen erlebe ich es immer wieder, dass Hundeanfänger mit einem schwierigen Hund überfordert sind.
Die Trainerin kann zwar ein paar grundsätzliche Tipps und Verhaltensweisen vorgeben, aber sie ist nicht 24 Stunden am Tag vor Ort.

Man muss aber den Hund den ganzen Tag souverän führen und jederzeit die richtige Entscheidung treffen können. SchweizerSocke ist sehr ausführlich auf die Problematik eingegangen.

Offenbar haben die Hundehalter nicht eingesehen, dass sie nicht ausreichend Erfahrung haben für einen Hund aus solchen Verhältnissen. Wenn es jetzt wieder schief geht, bekommt wieder der Hund die Schuld. Das kann seinen Tod bedeuten.

Die Häuser der Hoffnung sind übrigens ein Tierheim, die aber mit den Hunden selbst an den Problemen arbeiten. Die Hunde werden von dort aus auch in ein passendes Zuhause vermittelt.

Ich hatte auf diese Lösung für den Hund gehofft.
 
Danke.

Ja... im Endeffekt hatte ich das auch. Aber ich kann nichts weiter tun. Leider.

Sie gehen jetzt mehr oder weniger Regelmäßig zu einem "Problemhundetraining", wo auch andere "Problemhunde" anwesend sind und ein Austausch mit den Haltern besteht. Ich war nicht dabei und kann daher nichts darüber sagen, wie gut oder weniger gut alles läuft.

Wauz ist nach wie vor innerhalb der Familie sehr lieb und verschmust. Einfach ein feiner Kerl, der einfach Pech hatte im Leben und an sich - wie ihr schreibt - eine andere Führung bräuchte. Ich kann sie ihm nicht geben und wie es sich weiter entwickelt, weiß ich nicht.

Danke für euren Input und entschuldigt bitte, dass meine Rückmeldung so lange gedauert hat; bei mir war im RL viel los.
 



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