In Vergangenheit 2x ausgesetzt - Verlassensängste?

Hallo miteinander,

habe den Weg zu euch gefunden, weil ich wegen meinem kleinen Jimmy dringend Rat brauche und hoffe, dass mir hier geholfen werden kann.
Sicherlich wird es kein Patentrezept geben, aber ich bin für alles offen und bereit alles auszuprobieren.

Jimmys Start ins Leben ist leider ganz gewaltig in die Hose gegangen. Er wurde in Polen geboren, als Welpe nach Deutschland gebracht und in seinen ersten 5 Lebensmonaten bereits zwei Mal ausgesetzt. Das erste Mal mit ca. 3 – 3,5 Monaten (an einen Baum gebunden) und dann noch einmal mit ca. 5 Monaten (auf dem Feld abgesetzt).
Allgemein hat er wohl in dieser Zeit nur Schlechtes erlebt und wurde auch nicht sehr gut behandelt.

Jimmy ist mittlerweile 8 Jahre alt und soweit haben wir alle früheren Probleme in den Griff bekommen – aber ein Problem ist leider geblieben… er bleibt absolut nicht alleine!

Ich muss dazu sagen, dass Jimmy ein sehr selbstständiger Hund ist, er würde für ein Leckerli mit JEDEM mitgehen. Ihm ist es also absolut egal, WER ihm Gesellschaft leistet, für ihn geht es nur darum, DASS jemand da ist (das kann auch eine für ihn völlig fremde Person sein).

Allerdings werde ich aus seinem Verhalten nicht ganz schlau… manchmal kommt es mir so vor, dass es gar nicht so sehr die Verlassensängste sind, sondern er schlichtweg keinen Bock hat, allein zu sein!
Zur Erklärung: ich wohne in einem 3-Familien-Haus – es war jetzt schon oft der Fall, dass Jimmy sich einfach „abgeseilt“ hat und stundenlang im Keller geschnarcht hat, während ich oben in der Wohnung war… oder umgekehrt, dass ich im Keller zu tun hatte und er oben in der Wohnung in seinem Körbchen seelenruhig gepennt hat – über Stunden – das hat ihn absolut nicht gestört.

Wenn er nun alleine bleiben soll und ich die Wohnungstüre zu ziehe, bleibt er die ersten 30 Minuten ruhig… er legt sich sogar in sein Körbchen. Alles drüber hinaus endet jedoch immer in einem Drama!
Und genau DAS verstehe ich nun überhaupt nicht… dass er stundenlang alleine rum liegen kann, beweist er mir ja jedes Mal aufs Neue – oder sieht er das nur so relaxt, weil er „weiß“, dass ich im Haus bin?

Vielleicht vermenschliche ich ihn auch zu sehr und in Wirklichkeit denkt er gar nicht so weit und der Knackpunkt ist ein ganz anderer!?

Ich möchte ihm auch gar nicht zumuten, täglich allein zu sein… aber so 1 – 3 Mal die Woche für 2 – 3 Stunden wäre schon sehr schön, dass ich wenigstens in Ruhe Einkaufen gehen kann, ohne einen „Hundesitter“ suchen zu müssen.

Vielleicht weiß hier jemand Rat… ich wäre euch wirklich sehr dankbar.
Denn auf immer und ewig wird das mit der Rund-um-die-Uhr-Betreuung einfach nicht mehr klappen.

Lg
Marion
 
Hallo,

kurze Vorfrage, habt ihr allein sein geuebt? Und wenn du im keller und er oben oder andersrum, kann er da im prinzip zu dir? Es ist naemlich grundsaetzlich fuer den Hund ein grosser Unterschied ob er einfach zu dir kann oder eine geschlossene Tuer dazwischen ist. So beginnt man naemlich das allein sein ueben. Aber seltsam finde ich, dass er sich erst nach einer halben Stunde meldet. Woher weisst du dass er sich in sein Koerbchen legt?
 
Hallo,

leider hat meine Antwort nun etwas auf sich warten lassen. :verlegen1:

Ja, wir haben das allein sein geübt... angefangen habe ich damit, dass ich, als ich den Raum verlassen habe, Wohnungstüren hinter mir geschlossen habe - dass Jimmy mir nicht überall hin folgen kann. Als das gut klappte und Jimmy ruhig liegen geblieben ist, habe ich es etwas ausgedehnt und bin auch mal aus der Wohnung gegangen (anfangs für wenige Minuten, dann 5 min, 7 min, 10 min, 15 min usw. bis hin zu 30 min - über 30 min sind wir nie hinaus gekommen, da hat seine Toleranz und Geduld dann wohl ein Ende).

Richtig, Jimmy hätte jederzeit zu mir kommen können - die Tür zu meiner Wohnung war da immer offen.

Dass er anfangs in seinem Körbchen liegt weiß ich weil:
- ich den Korb "knarzen" höre, kurz nachdem ich die Wohnungstüre zugezogen habe
- ich Jimmy noch im Korb vorfinde, wenn ich weniger als ca. 30 min weg war

Ich muss dazu sagen, dass sein Korb im Flur steht und er somit einen guten Blick auf die Wohnungstür hat... :nachdenklich1:

lg
 
Also, dass er gar nicht alleine bleiben kann ist ja schon mal nicht der Fall. 30 Minuten sind doch nicht gar nichts :jawoll:
Zu deiner Erklärung, dass er ja im Keller alleine bleibt und schläft wenn du oben bist kann ich nur sagen, dass er diese Entscheidung dann ja selbst getroffen hat und weiß, dass du in der Nähe (zwar nicht unmittelbar aber immerhin) bist. Er hat somit die Kontrolle. Wenn DU entscheidest, dass du jetzt gehst, dann hat er nicht die Kontrolle über die Situation. Vielleicht treffen sich hier auch zwei Punkte: Verlassensängste und Kontrollverlust?

Gruß
Lolarennt
 
Huhu,

ich denke, dass es in erster Linie weniger damit zu tun hat, dass Jimmy weiß, dass er jederzeit zu Dir kommen kann, wenn Du Dich im Keller und er sich im Wohnraum befindet... andersrum (also, Jimmy liegt im Keller und Du bist im Wohraum) gebe ich dem schon mehr Gewicht.

Meine Vermutung ist, dass der Hund durch die Routine "aus der Ruhe" gebracht wird!
Für Jimmy sind es 2 völlig unterschiedliche und vorallem erkennbare Situationen, ob Du nun "nur" in den Keller gehst (z. B. mit dem Korb voll Wäsche unter´m Arm und in Botten) oder Du wirklich das Haus verlässt (Schlüsselbund dabei, Straßenschuh an, Handtasche im Arm...).

Ich würde das Alleinsein nochmals aufbauen... das gleiche Prinzip dabei beibehalten, wie Du es vorher schon gemacht hast. Allerdings würde ich den Ablauf im Training so gestalten, dass er für den Hund völlig realistisch wirkt.
Sachen packen, anziehen, Wohnungstür abschliessen, Haus verlassen.
Anfangs eben nur kurze Zeiten einhalten, die dann mit der Zeit minütlich gesteigert werden - wenn Du wieder in die Wohnung zurück kehrst, beachtest Du den Hund soweit gar nicht... der Umstand soll so "normal" wie möglich gehandelt werden. Ausziehen und alles wieder normal ablaufen lassen, wie sonst auch.

Das Ganze mehrmals täglich und über Wochen hinweg. Bestenfalls ist der Hund dann eher davon gelangweilt, dass Du permanent abdackelst und irgendwann wieder Heimkommst, da sich die Aufregung, in die er sich selbst versetzt, überhaupt nicht lohnt (da Du dieser keinerlei Beachtung schenkst).
Auf Rituale beim Wiedersehen würde ich verzichten, da diese eine Erwartungshaltung schaffen - in vielen Situationen ist das ein großer Vorteil, aber wenn der Hund ein Problem damit hat, alleine zu sein, halte ich das eher für kontraproduktiv, da er dann erst Recht darauf warten und hoffen musst, dass Du jeden Moment wieder herein kommst...

Das Körbchen würde ich in den Hauptwohnraum verfrachten; also da, wo ihr Euch die meiste Zeit am Tag gemeinsam aufhaltet.
Außerdem würde ich den Hund räumlich einschränken... möglichst so, dass er nichts (oder eben nur sehr geringfügig) mitbekommt, was in Flure vor sich geht. Auch hier würde ich den Raum empfehlen, an dem ihr Euch die meiste Zeit aufhaltet - dieser Raum bringt ihn Euch, durch die Intensität der Gerüche, am nähesten, spendet Geborgenheit und Vertrautheit - unter´m Strich also auch Gelassenheit!

Ich wünsche Euch beiden schonmal viel Erfolg beim Training.

Lieben Gruß,

Vanessa
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben