Meine Hündin hat gebissen

Hallo ihr Lieben,

ich hab Mia seit eineinhalb Wochen bei mir. Ursprünglich kommt sie aus Rumänien und ich hab sie ca. 6 Monate nach ihrer Ankunft in Deutschland aus einem Tierheim geholt. Sie ist nun 9 Monate alt und mein erster Hund.
In den eineinhalb Wochen wurde aus dem angeblichen Angsthund eine selbstbewusste aber anhängliche super Hündin. Es gibt natürlich ein paar Dinge, die sie definitiv lernen und ändern muss, aber im Großen und Ganzen war sie ein Glücksgriff.
Heute allerdings ist etwas passiert, was mich sehr beunruhigt und wo ich eure Einschätzung benötige.
Ein Freund von mir war zum Essen bei mir zu Besuch. Wir sind schon vor einigen Tagen zusammen spazieren gegangen, sodass Mia ihn schon "kannte". Als der Freund kam, wurde er von Mia angeknurrt. Das ist leider normal, darunter muss jeder Besucher leiden. Nach einer kurzen Begrüßung von ihm an sie, war auch wieder alles gut und er hatte erneut ihr Vertrauen.
Nach ein paar Minuten ist er unglücklicherweise in die Küche gegangen um etwas in den Müll zu werfen. Dabei musste er zwangsläufig an ihr vorbei, während sie gefressen hat. Er ist direkt wieder raus aus der Küche (sie ist nicht sehr groß) und während er einen Schritt gegangen ist und Mia den Rücken zugedreht hat, hat sie ihn auf einmal in windeseile in den hinteren Oberschenkel gebissen. Der Schock saß zum Glück tiefer als der Schmerz, es ist wohl lediglich rot.
Ganz klar war hier der Fehler, dass er während sie aß an ihr vorbei gegangen ist. Ich darf das, aber Fremde anscheinend nicht. So etwas darf natürlich von ihr aus nicht passieren, aber man kennt ja das Problem.
Danach haben wir es wieder geschafft, dass er sie streicheln konnte. Er durfte auch neben ihrem Platz auf dem Sofa sitzen um sie zu kraulen.
Ich habe mich dann wieder um das Essen gekümmert (Küche und Wohnzimmer sind quasi ein Raum), weil ja alles wieder gut schien. Mia ist dann auch wieder hinter mir her gesprungen, weil es natürlich so lecker roch.
Als mein Freund sich dann die Hände vor dem Essen waschen und daher den Raum verlassen wollte (Mia war gerade wieder beim ihm in der Nähe), hat sie ihn ohne Vorwarung wieder angefallen. Zum Glück war er im Gehen, sodass sie ihn nicht erwischt hat.
Ich habe sie natürlich wieder zurecht gewiesen (natürlich nicht mit Gewallt, aber sehr bestimmt zur Seite genommen und meinen Blick gehalten).
Nach dem Essen später am Abend saßen mein Freund und ich wieder auf der Couch. Sicherheitshalber habe ich mich zwischen die beiden gesetzt. Sie hat ihn wieder angeknurrt, aber nach meiner "Rüge" hat sie Ruhe gegeben. Irgendwann ist sie mal aufgestanden und als sie dann wieder gekommen ist, hat sie sich über meinen Schoß hinweg zu ihm rübergebeugt und ihn angewedelt, angestupst und mit der Nase geküsst.
Zum Abschied wollte ich sie eigentlich ins Schlafzimmer packen, damit er in Ruhe und ohne Zwischenfall gehen kann. Während ich sie aber auf dem Arm zum Transport hatte, hat er sich von uns beiden verabschiedet und ist gegangen - Mia war ruhig.

Ich hatte schon ein paar mal Besuch: Ein paar Freundinnen (auch im Doppelpack) und mein Chef. Keiner von denen wurde angegangen.
Sie kommt jeden Tag mit ins Büro und verhält sich auch hier leider sehr lautstark. Wir haben keinen Kundenverkehr, aber hin und wieder kommen Leute zu uns. Diese werden grundsätzlich angeknurrt und angebellt. Heute ist sie dem Pizzalieferanten hinterher gejagt.
Generell haben es Männer schwer bei ihr - jeder dritte ist ihr nicht geheuer. Sobald diese dann aber zu ihr runtergehen, ist es okay.
Auch bellt sie aus irgendeinem Grund einen meiner Chefs an, wenn er durch die Räume/Flure geht. Wenn er aber an seinem Schreibtisch sitzt, kommt sie wedelnd an ihn ran.
Ich bin froh, dass ich einen coolen Freund hab, der unseren heutigen Vorfall wegsteckt. Jedoch weiß ich überhaupt nicht, wie ich alles einschätzen soll. Kann es nun immer wieder passieren? War es nun einfach ne unglückliche Sache, wegen der Futtergeschichte?
Am WE kommen meine Eltern zum ersten mal vorbei. Meine Mutter kann sicher ganz schnell ihr Herz gewinnen, aber bei meinem Vater mach ich mir Sorgen. Was, wenn er auch etwas tut was ihr nicht in den Kram passt?
Heute Mittag hätte ich noch zu meinen Eltern gesagt: "wenn ihr reinkommt, wird sie knurren und bellen. Aber ihr müsst zu ihr runter gehen und sie begrüßen, dann ist alles cool". Das kann ich nun nicht mehr so einfach sagen.
Ich würde mich über eure Erfahrungen und Einschätzugen freuen. Soll ich es nicht dramatisieren oder sagt ihr: ab jetzt ist Vorsicht geboten?

Grüße
Kirstin

P.S.: es ging hier um einen Freund, nicht den Freund. Eifersucht schließe ich absolut aus, da es keine Körperkontakt gab!
 
Deine Hündin ist noch jung- und hat schon einiges hinter sich. Wer weiß schon, was sie in wichtigen Lebensphasen erlebt hat..? :( Blöde Sache, die euch da passiert ist.
Was da wirklich dahintersteckt ist schwierig zu sagen, ohne ihr gesamtes
Verhalten in dieser Situation zu sehen.
Ne große Portion Unsicherheit könnte es zb sein.
Sie hat ja nun einiges zu verarbeiten..Alles hat sich verändert.
Vielleicht kommt sie auch in die Pubertät, da verstärkt sich eventuelle
Unsicherheit auch gern mal.

Sie ist erst seit eineinhalb Wochen bei dir, ich finde es etwas viel Input-zumindest für einen Hund mit diesem Hintergrund.. Vielleicht war das Maß einfach voll?
Ich würde ihr mehr Ruhe geben, vielleicht ist Büro & Besucher einfach noch zuviel. Vielleicht ist sie weniger relaxed und selbstsicher als Du denkst?

Sind nur Denkanstöße, weil man es So eben nicht eindeutig festmachen kann.
Bekommst hier sicher noch qualifiziertere Antworten, ich hab mit solchen Hunden persönlich nicht viel Erfahrung.

Gut ist, dass sie noch brummt und versucht ihrem "Unwohlsein" erstmal
so Ausdruck zu geben. Das sollte nicht gerügt werden, nimm es als Hinweis und nimm sie raus aus der Situation. Sei es, dass Du sie ruhig auf ihren Platz schickst/bringst-(hast Du eine Box?) oder dich zwischen sie und dem "Störobjekt" bringst.

Hast Du schon dran gedacht, dir Hilfe bei einem Trainer zu suchen? Der könnte die
Situation vor Ort als Besucher ja dann direkt schön sehen(wenn Sie's dann eben auch macht).
 
Deine Hündin ist noch jung- und hat schon einiges hinter sich. Wer weiß schon, was sie in wichtigen Lebensphasen erlebt hat..? :( Blöde Sache, die euch da passiert ist.
Was da wirklich dahintersteckt ist schwierig zu sagen, ohne ihr gesamtes
Verhalten in dieser Situation zu sehen.
Ne große Portion Unsicherheit könnte es zb sein.
Sie hat ja nun einiges zu verarbeiten..Alles hat sich verändert.
Vielleicht kommt sie auch in die Pubertät, da verstärkt sich eventuelle
Unsicherheit auch gern mal.

Sie ist erst seit eineinhalb Wochen bei dir, ich finde es etwas viel Input-zumindest für einen Hund mit diesem Hintergrund.. Vielleicht war das Maß einfach voll?
Ich würde ihr mehr Ruhe geben, vielleicht ist Büro & Besucher einfach noch zuviel. Vielleicht ist sie weniger relaxed und selbstsicher als Du denkst?

Sind nur Denkanstöße, weil man es So eben nicht eindeutig festmachen kann.
Bekommst hier sicher noch qualifiziertere Antworten, ich hab mit solchen Hunden persönlich nicht viel Erfahrung.

Gut ist, dass sie noch brummt und versucht ihrem "Unwohlsein" erstmal
so Ausdruck zu geben. Das sollte nicht gerügt werden, nimm es als Hinweis und nimm sie raus aus der Situation. Sei es, dass Du sie ruhig auf ihren Platz schickst/bringst-(hast Du eine Box?) oder dich zwischen sie und dem "Störobjekt" bringst.

Hast Du schon dran gedacht, dir Hilfe bei einem Trainer zu suchen? Der könnte die
Situation vor Ort als Besucher ja dann direkt schön sehen(wenn Sie's dann eben auch macht).


Das dachte ich mir auch - viel zu viel input sogar!
Der Hund brauch doch erstmal Zeit um anzukommen, Vertrauen zu dir aufzubauen!
Normalerweise nimmt man sich dafür mal eine Weile Urlaub. Für Besuch ist es auch noch etwas früh, vorallem so viele neue Leute... Dein Hund fühlt derzeit vorallem eins: Stress! Stress + Unsicherheit.. Was soll da anderes heraus kommen?

Noch dazu eben die Vorgeschichte die man leider nicht kennt. Vielleicht musste der (damals Baby-) Hund jeden Tag hoffen, etwas zu fressen zu finden. Im Tierheim habe ich leider auch schon mitbekommen, dass einige Hunde auch dort von anderen Hunden ihr Futter weggefressen kriegen (bei euch wars hoffentlich anders).

Allgemein würde ich dir raten, das Stresslevel drastisch zu senken, auch wenn das für dich erstmal bedeutet weniger bis keinen Besuch zu haben. Urlaub wirst du dir wohl so spontan nicht nehmen können, achte deshalb darauf, dass dein Hund auch auf deinem Arbeitsplatz seinen Rückzugsort hat und auch nutzt.
Andere Leute sollten sie erstmal neutral behandeln. Deinem Hund wird wohl einfach alles zu viel.

Beim füttern hat ein Hund sowieso Ruhe verdient - ihr könnt den Napf auch erstmal etwas höher stellen, wenn es nicht direkt unter ihn steht, sieht er es weniger als "total seins" an.

Einen Hundetrainer würde ich dir aber auch ans Herz legen. Ich finde es super, dass du einen Tierheim-Hund geholt hast! Manchmal birgen diese aber auch Schwierigkeiten die man zu handlen wissen muss. Dass einem da die Praxis beim Ersthund fehlt ist klar und vollkommen legitim, doch auf das Wissen eines erfahrenen Trainers solltest du nicht verzichten, immer hin ist so etwas ja nicht ganz ungefährlich und kann schlimmer werden.

Bis dahin gib deinem Hund die Chance, dich und sein neues zuhause in Ruhe kennen zu lernen.

In Anbetracht seines Alters, der Vorgeschichte und des Stresslevels was er derzeit und sicher auch im Tierheim hatte, hat dein Hund gerade eine sehr schwierige, aber auch aufregende Zeit. Ruhe und viel Zeit sind jetzt wichtig.
 
Ohne Deinen Hund in Aktion gesehen zu haben, können wir hier nicht sagen, ob es am allgemeinen Streßlevel liegt oder an etwas anderem.
In jedem Fall sieht sie sich genötigt, Dinge selbst zu regeln. Manche Hunde haben aufgrund verschiedener Ursachen eher die Tendenz, das zu tun. Das kann die Vorgeschichte sein, der Rassemix etc.
Falsch angepackt können sich solche Verhaltensweisen festigen und auch verstärken.
Da sie bereits geschnappt hat und ja als Bürohund besondere Anforderungen erfüllen muss, rate ich dringend zu einem Trainer, der sich das Vor Ort ansieht.
Bitte achte darauf, dass es jemand ist, der gewaltfrei arbeitet und der nicht mit irgendwelchen Dominanztheorien daher kommt.
 
Hallo,

das ist wirklich blöd, was da passiert ist, aber ich denke, das ist in den Griff zu bekommen.

Innerhalb 1,5 Wochen wird aus einem beschriebenen Angsthund mit Sicherheit kein selbstbewusster Hund.
Auch das lautstarke Verhalten im Büro werte ich als große Unsicherheit.
Alles, was du beschreibst, deutet auf große Verunsicherung und Überforderung hin.
Die Bedingungen, damit die Hündin sich einleben und in Ruhe ankommen kann, sind leider nicht optimal.
Selbst bei einem Hund, der gute Aufzuchtsbedingungen hatte, geht man von einer längeren Eingewöhnungszeit aus...
Fremde Menschen im neuen Zuhause hält man am besten zunächst fern, dass du sie mit ins Büro nehmen musst, lässt sich vermutlich kaum ändern.
Eigentlich wäre Urlaub für die Eingewöhnungszeit besser gewesen.

Nun ist das "Kind in den Brunnen gefallen" und sollte möglichst professionell wieder herausgezogen werden.
Es ist dein erster Hund, Mia ist überfordert und wird als Angsthund beschrieben.

Bitte suche dir unmgehend eine gute Hundetrainerin, die gewaltfrei arbeitet und sich mit Angsthunden auskennt.
Sie sollte dir zeigen, wie du Mia Sicherheit vermittelst und wie du sie langsam an fremde Menschen heranführst.
Das ging jetzt alles viel zu schnell.
Halte bitte vorerst fremde Menschen von ihr fern.
Sie sollten Mia nicht ansehen, ansprechen oder anfassen.
Besucher sollten in den nächsten 10 Tagen nicht zu dir nach Hause kommen und verhindere es, dass du mit deinem Hund und einem fremden Menschen zusammen auf dem Sofa sitzt.
In Zukunft sollte sich kein Besucher sich dem Hund nähern, wenn er frisst.

LG Leo
 
Hi,

bitte nimms nicht persönlich, ich möchte nur etwas Allgemeines loswerden. Hunde, die aus dem Auslandstierschutz kommen, sind in den seltensten Fällen als Familienhunde oder Begleithunde für jede Lebenslage groß geworden. Eher haben sie ihr Leben in Zwingern verbracht oder waren Dorf-, Stadt- oder Strandstreuner.
Es kann doch nicht im Sinne der betreffenden Tiere sein, plötzlich in eine Welt mit z.B. Aufzügen, Wohnungen, Büro, und vielfältigen sozialen Situationen auf engem Raum mit Menschen geworfen zu werden. Mag sein, dass sich viele bald anpassen, aber das muss dennoch ein riesiger Schock sein.

LG,
Stadtmensch
 
ich hab Mia seit eineinhalb Wochen bei mir. Ursprünglich kommt sie aus Rumänien und ich hab sie ca. 6 Monate nach ihrer Ankunft in Deutschland aus einem Tierheim geholt. Sie ist nun 9 Monate alt und mein erster Hund.

Verstehe ich es nun richtig, dass sie mit 12 Wochen nach Deutschland kam?
Hat sie die nächsten 6 Monate, bis zu deiner Übernahme, im Tierheim verbracht?
Was weißt du über die Zeit in Rumänien und die anschließenden 6 Monate in Deutschland?
 
Danke für eure Meinungen und Hinweise!
Den Schuh muss ich mir definitiv anziehen. Die Hundetrainerin kommt nächste Woche zu uns und den Eltern am WE ist abgesagt.

@Leo: Ja, so ungefähr wird es gelaufen sein: Vermutlich über den Zaun in ein rumänisches Tierheim und dann mit den beiden Schwestern nach Deutschland. Müsste so pi mal Daumen hinkommen mit den Impfungen und Einfuhrgeboten, oder?
 
Ja, rudere etwas zurück mit Hündin, finde ich sehr gut, dass du das nun machst.
Vielleicht wäre es dir möglich, im Büro einen gemütlichen Rückzugsort zu schaffen.
Es gibt offene "Hunde/Kuschelhöhlen".
Einige Hunde mögen es, sich zurückziehen zu können.
Diese "Höhle" ist gleichzeitig Tabuzone für Fremde/Kollegen/Besucher, jeder sollte dann vorerst Abstand halten.
Kommt sie neugierig von sich aus, ist es okay.
Wenn, dann lass sie nur gucken, anfassen und ansprechen einfach (noch) verbieten.

Achte auf ihre Körpersprache.
Google unebdingt "Calming Signals" oder "Beschwichtigungssignale Hund".

Viel Erfolg!
 



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