Hier wohnt eine OEB.
Klar.. kein Conti... aber am Ende nichts anderes als ein anderer Rassename, nur dass die OEB es nicht zur Rasseanerkennung geschafft hat (aus nachvollziehbaren Gründen). Die Ursprünge sind die gleichen.
Was macht Casha aus?
In der Regel tiefententspannt. Nur wenig bringt sie aus der Ruhe. Kein Kläffer, wenn jemand am Grundstück vorbei geht oder der Postmensch klingelt. Kein Hummelhintern, der mit nerviger Begeisterung und Sabber auf Aufgaben wartet. Dummerweise auch kein Hund, der Kommandos sofort, zackig und perfekt ausführt. Andere Liga.
Die überlegt... und ich bin als Halter immer wieder gefragt, meine Führungskompetenz unter Beweis zu stellen. Sie trifft eigene Entscheidungen, wenn sie die Gelegenheit dazu hat oder eine Schwäche (und sei es nur ein Moment der Unachtsamkeit von mir in einem "bedrohlichen Moment") entdeckt.
Hier geht mit diesem Hund nur meine Wenigkeit und der Göttrige mit ihr Gassi.
Casha und ich sind ein Team.
Das ist hart erarbeitet. Das erste Jahr bin ich mehr als einmal vom Hundeverein nach Hause gekommen, hab mich an den Tisch gesetzt und hab geheult. Bei allen anderen lief es scheinbar.. nur ich stand bei -10° mit offener Softshelljacke auf dem Platz und war hinterher nass geschwitzt vor lauter Action und schau mal und bei mir zu sein lohnt sich viel, viel mehr... Ich brauchte fast 1,5 Jahre bis ich den Hundeplatz einigermaßen gesittet mit ihr betreten konnte. Und nein... ich habe mich nicht besonders dämlich angestellt.. jeder Trainer, der meinte, mir zeigen zu können, wie es doch ganz einfach geht (Körpersprache, Konsequenz, Belohnung zur rechten Zeit ect pp) wurde von ihr konsequent vorgeführt und ziemlich dämlich dastehen lassen. Wir sprechen hier von einer positiven Ausbildung. Kein Gebrülle, keine Disks, keine Wasserflasche... nur ein "wenn du dich so verhältst, lohnt es sich für dich und alles andere lasse ich schlicht nicht durchgehen"... das Schlimmste, was Casha erlebt hat, war und ist eine körperliche Einschränkung, ein Abdrehen und dann von vorne... .
Ruhig? Ist relativ.
Letztens hatte ich einen 1jährigen Schäfermix im Training.. Casha mit dabei (sie hasst es, wenn sie auf dem Vorplatz warten muss und schielt konsequent (da haben wir es wieder) mit einem Auge durch den Spalt vom Tor), abgelegt.
Frauchen von Schäfer-out-of-order (O-Ton): wir wollten eine lebhaften Hund.. aber Bulldoggen (schielt auf Cash) sind ja eh von Hause aus total ruhig. (Botschaft: ist ja nix Besonderes, dass die da so liegen bleibt)
Danach so nebenbei dem Cheftrainer erzählt und der ist fast vor Lachen vom Stuhl gekippt und meinte, man könne die "ruhige" Casha mal mit dem lebhaften Schäfertier spielen lassen.. da würde sich schnell zeigen, wo der Bartel den Most holt. Nebenbei würde dem Jungspund dann auch sehr zackig das Gas eingestellt werden...
Klar. Casha ist ganz sicher nicht so reaktiv wie manch anderer Hundetyp.
In der Wohnung ist sie angenehm entspannt. Draußen ist sie sehr jagdig.. weil.. ich will gefälligst. Jetzt!!!
"Hundeerfahrung" kann man mit einer OEB/einem Conti knicken, wenn man diesen Hundetypus nicht schon hatte. Alles auf Null.
Positiv trainieren ist der einzige Weg, und er ist keinesfalls so schnell erfolgreich, wie bei anderen Hunden. Aber nur so gewinnt man diesen Hundetypus als echten Partner. Mit einer angemessenen Zurechtweisung zur rechten Zeit (schwer).
Zuviel Druck, zuwenig Feingefühl, zu grobes Verhalten endet (nach meiner Beobachtung in den entsprechenden Netzwerken) niemals in gefügige Hunde. Eine Bulldogge bricht man nicht... man lehrt sie so, sich zu wehren. Und das will niemand erleben.
Die Bulldogs in den TS-Vereinen bezeugen dies.
Eine OEB/ein Conti hat generell eine lange Zündschnur (wenn ordentlich aufgezogen). Aber sie hinterfragen und tun ihren Unmut ("Du gehst jetzt hier nicht weiter.. aber ich will... " oder "wie.. du willst dies aber ich will das") gerne sehr deutlich und sehr körperlich kund und auch sehr ruppig kund.
Damit muss man können.. oder bereit sein, es zu lernen. Und glaube mir: das ist ein durchaus schmerzlicher Prozess. Wo ein Schäferhund schnell zu beeindrucken ist, hast mit dem Bulli noch lange was zu diskutieren.
Ich bitte, das nicht falsch zu verstehen.
Casha ist mein absoluter Traumhund. Ich mag dieses Reiben, dieses sich durchsetzen, das diskutieren. Weil am Ende unserer Reise eine Mensch-Hund-Einheit entstanden ist. Wirklich. Ich würde gerne danach wieder eine OEB haben, das wird aus Gründen aber nicht passieren; Casha passt und ist perfekt für mich, trotz aller Ecken und Kanten.
Hier wohnt noch ein Zwergpinscher (mit beschissener Vergangenheit aus dem TS) und ein Papillonmädchen (mit 8 Jahren als Rückläufer zum Züchter bekommen)... der MiniPin ein Träumchen was Lernen betrifft.... die Papi, nun ja.. ein Selbstläufer
Kurzversion: eher öde *hust* ich liebe beide trotzdem, ist klar. Aber mehr Spaß hab ich an Cashas Wesen.
Zum Boston Terrier kann ich nix sagen, ich kenne keinen. Allerdings bezweifle ich, dass das "ruhige" Hunde sind.
Bullmastiff dürften ruhig sein. Ist ja schon ihrer Größe geschuldet. Allerdings dürften die noch mehr Molo-Kopf mitbringen.
Und klar ist der auch teurer im Unterhalt: da passt zum Einen mehr Futter rein, und beim TA zahlt man Medikamente idR auch nach Menge. Und ein 50 kg Hund braucht eben mehr als 8 kg Boston.
Nachtrag:
Ich verabschiede mich übrigens aus der Sektion "Molosser", so schwer es mir fällt. Und das tut es wirklich. Die Rassen sind alles andere als gesund.