Bittere Erinnerung

Wurde etwas lang, aber ich wollte es mal hier loswerden.
Vergessen werde ich es nicht. 😡

Vielleicht gibt es in eurer Erinnerung (leider) noch ähnliche schmerzliche Erfahrungen.


Vorweg: Ich habe durch die Bank gute Erfahrungen mit Tierheimen, Züchtern und Hobby-Züchtern gemacht. Aber jede Regel hat offenbar ihre Ausnahmen.


(1998) Als ich Trixie abholte, einigten wir (meine damalige Lebensgefährtin und ich) uns darauf, dass noch ein zweiter Hund ihr gut tun würde. Zur wSH-Welpe kam eine Pudel-Welpe (Mittelpudel). Beide waren über die Jahre hinweg ein echtes Clowns-Duo. Sie wuchsen zusammen auf und vertrugen sich bilderbuchmässig.
(2002) Dann kam die Scheidung. Pudel ging zu Frauchen und Trixie zu mir. Wir - mein Sohn, Trixie und ich - zogen definitiv aufs Land.
WIe befürchtet, trauerte Trixie um ihre Gefährtin, so dass uns klar war, ihr schnell eine(n) neue(n) Gefährten(in) zu geben.
Nach (zugegeben ungeduldiger und nicht sehr sorgfältiger) unbefriedigender Suche, stießen wir auf eine Züchter-Anzeige in der Tageszeitung: ein junger DSH (1 ½ J) stand zum Verkauf. Wir fuhren mit Trixie hin zum Kontakt-Testen.
Ich traute meinen Augen nicht.
Das Gelände des “Züchters” beschränkte sich auf einen zirka 10x10 Meter-Hinterhof, der von 4 ehemaligen Schweineställen umrundet war, in denen je ein relativ großer Hund sein armseliges Dasein fristete. Die Auslauffläche für die Hunde war ein gepflasterter Hof, in dessen Mitte ein verdorrter Baum stand, der rundum zirka 2x2 Meter eingezäunt war. In diesem “Gehege” drehte ein ausgewachsener DSH stoisch seine Runden.
“Das ist er. Er heisst Santa.” sagte der “Züchter”.
Ich bin an sich nur sehr schwer aus der Ruhe zu bringen. Hier war ich echt schockiert. Ich schaute meinen Sohn an. Er nickte. Wir wollten es schnell hinter uns bringen. Der “Züchter” öffnete den “Zwinger”, doch der Hund wollte nicht hinaus. Er hörte zwar auf, seine Runden zu drehen, kauerte sich dann aber auf den Boden. Erst als wir Trixie hinzu zogen, schlich er aus dem Drahtverhau und folgte ihr - wie ein geschlagener Hund - ins Auto. Ich bezahlte den “guten Mann” (200 €) und verzichtete auf Rechnung und Papiere. Anstatt nach Hause, führen wir auf direktem Weg zum TA.
Diagnose: unterernährt, dehydriert, schlecht verheilte Narben, heftig traumatisiert.
Diverse Medikamente. Der Arzt übernahm die Anzeige beim Tierschutz. Wir erhielten Bescheid, dass man dem “Züchter” schon vor Jahren die Lizenz entzogen hatte und seine anderen Hunde inzwischen in einem Tierasyl seien. Das half nicht, meine Wut zu mildern.
Wir päppelten unser Sorgenkind sorgsam dosiert zwei Wochen lang auf. Er legte zwar zu, aber sein Verhalten änderte sich nicht. Er wollte nicht hinaus zum Gassi- oder Spaziergang. Er konnte keine Ruhe finden und kreiste die meiste Zeit des Tages um sich selbst, oder um denjenigen von uns, der gerade bei ihm war. Nachts schlief er zwar ein bisschen, aber nur mit dauernden Zuckungen. Dass er unkontrolliert überall hin kotete und pinkelte nahmen wir ihn Kauf. War er anfangs noch einigermaßen zutraulich mit Trixie, so begann er zunehmend aggressiver zu werden. Der TA sedierte ihn und machte Röntgen und U-Schall. Schließlich schüttelte er bedauernd den Kopf und meinte, der Hund sei schon verurteilt. Schlecht verheilte Verletzungen im Nacken und am Ende der Wirbelsäule. Nur eine Frage der Zeit.
Als ich zuhause mehrmals feststellte, dass er seinen Napf nicht mehr wahrnahm/erkannte, sondern mit der Schnauze daneben auf den Boden stieß und sich immer öfter aggressiv gegen uns und Trixie richtete, traf ich die schmerzliche Entscheidung. Wir hatten ihn ungefähr fünf Wochen gehabt.

p.s.: Trixie begann leicht apatisch zu werden, … bis dann kurz nach Santas Abschied King bei uns einzog; der letzte von einem Wurf, kein Standard, ein Fellknäuel und ein liebenswerter Schussel. Als dann die noch namenlose Rottie dazu kam, tauften wir sie Santa.
 
Selbst Schuld. Hättest ihn ja nicht nehmen müssen.
Ja, klar. Klugscheißen kannst Du gut!🤬

@Shep

Es tut mir leid. Für den Hund, für Dich und Deinen Sohn. Und klar, man sollte nie, wirklich nie, einen Hund aus so einer Haltung nehmen. Trotzdem kann ich Deine Handlung verstehen. Deine Gründe nachvollziehen.
Man glaubt, man schafft es. Genau diesem Tier ein lebenswertes Leben zu bieten.

Ich hatte privat solche Erfahrungen nicht. Allerdings hatte ich bei meiner Arbeit im TH gelegentlich auch mit solchen schwerst traumatisierten Hunden zu tun. Selten, aber wir hatten solche Fälle.

Es macht mich einfach nur wütend - diese "Züchter". Teilweise bereits mit Haltungsverbot und trotzdem gehts weiter, auf Kosten der Tiere.
 
Ja, klar. Klugscheißen kannst Du gut
Na, irgendwas muß ja sogar ich können.
Wahr bleibt es trotzdem, da hat sich mal wieder jemand aus falsch verstandener "Tierliebe" zu einem Mitleidskauf verleiten lassen und hat den Händler ermutigt weiter zu machen.
 
Es macht mich einfach nur wütend - diese "Züchter". Teilweise bereits mit Haltungsverbot und trotzdem gehts weiter, auf Kosten der Tiere.
Ich fand es auch schäbig, dass seine direkten Nachbarn, denen die Zustände dort nicht entgangen sein konnten, es wie die drei Affen machten ...
@Shep
Ich versteh deine Handlung, hätte mir auch passieren können, manchmal gehen die Gefühle über alles.
Es war eine impulsive Reaktion, stimmt ... und ich hatte meine Möglichkeiten überschätzt.
 
Reykah schrieb:


Selbst Schuld. Hättest ihn ja nicht nehmen müssen.

Was bitte ist falsch daran, einem Lebewesen, welches Hilfe braucht, zu helfen?

Mir hätte es auch passieren können und bösartige Kommentare sind absolut fehl am Platz.
Durch die Anzeige wurde diese "Zucht" aufgelöst und die Tiere haben wenigstens eine kleine Chance.
Und das, weil man NICHT weggeschaut, sondern gehandelt hat!!!
Danke dafür!!!
 



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