Hundewelpe aus dem Tierschutz - Verhalten gibt Rätsel auf!

Hallo,

nach reiflicher Überlegung haben wir uns einen Hund aus dem Tierschutz (Bulgarien) geholt. Masha ist unser 5. Hund und stellt uns vor eine schwierige Aufgabe.

Vorgeschichte:
die Mutter wurde mit 9 Welpen im Winter an einem Kanal gefunden, die Welpen wurden auf ca. 4 Wochen geschätzt. Die Familie kam dann in ein TH und weil sie die Kleinste war kam sie auf eine private Pflegestelle und wuchs dort zusammen mit einem großen Hund und einer Katze auf. Bilder zeigten sie in einer netten Wohnung, im Körbchen,beim spielen,beim fressen. 4 Wochen bevor sie nach Deutschland reiste, kam sie wieder zurück in das große TH und lebte dort bei ihrem Bruder und Mutter.
Ich habe mich sofort in sie verliebt, brauchte aber trotzdem 6 Wochen bevor ich mich für sie entschied.
Anfang April kam sie mit einem Transporter nach D, da war sie ca. 5 Monate.

Sie war kleiner als gedacht, sehr zierlich - fast dünn, hatte aber ein schönes, glänzendes Fell und machte einen gepflegten Eindruck.
Im Auto legte sie sich in den vorderen Fussraum und verschlief die ganze Fahrt.

Jetzt ging es los:

Zuhause angekommen wollte sie nicht aus dem Auto. Kein Problem, ich hob sie raus. An eine Leine schien sie überhaupt nicht gewöhnt zu sein.
Sie war nicht zu bewegen einen SChritt zu gehen. Also trug ich sie bis vor die Haustür (wir wohnen im eigenen Haus mit großem Garten). Sie wollte nicht ins Haus, also wieder rein tragen. Mein Mann ging dann gleich zu seinem Sessel, davor steht ein Hocker, auf den er die Beine legt (kann schlecht laufen, da krank).
Diesen Ort suchte sie sich aus, sie lag die ersten 8 Tage ausschließlich unter seinen Beinen, kam quasi nur zum fressen hervor.
Gefressen wurde in einem Affenzahn und immer in Fluchtstellung. Das hat sich mittlerweile normalisiert.

Sie war nicht zu bewegen in den Garten zu gehen - also tragen - sie wollte nicht wieder rein - tragen. Am Anfang hatte ich sie an einer langen Laufleine, auch im Garten. Sie hielt sich nur in einem Zimmer auf, abends schläft sie im Schlafzimmer - reintragen, raustragen.
Sie interessierte sich auch weder für Spielzeug noch sonst was, ging freiwillig in kein anderes Zimmer - absolut nicht neugierig.
Inzwischen geht sie in alle anderen Räume, kommt auch mal hinter mir her.
Jeder Besucher, jeder Fremde - egal ob Mensch oder Hund wird angeknurrt und angebellt.

Anfangs lief sie panisch vor mir weg wenn ich ins Wohnzimmer kam und sie sich mal ein paar Meter vorgewagt hatte. Das macht sie auch heute noch, allerdings nicht mehr so krass. Rufe oder locke ich sie kommt sie zu 75% nicht! Da reizen sie auch keine Leckerchen. Sind wir bei unseren Freunden zu Besuch, die sie mittlerweile kennt und wir wollen nach Hause, dauert es teilweise bis 10 Min. bis ich sie "einfangen" und anleinen kann.

Komischerweise schlief sie von Anfang an bei mir im Bett, kuschelt sich an mich, schmust. Sie "beisst" gern und viel beim spielen.

Spazierengehen ist für sie Stress hoch 3, sie ist wie wild am hecheln und versucht immer wieder zurück zu gehen...sie hat in den 8 Wochen noch nicht ein einziges Mal draußen gekotet oder uriniert!!!

Zwischendurch hatte sie eine Phase, in der sie ihren Kot gefressen hat.
Sie wird gebarft und verträgt das wunderbar, ist schon ein wenig gewachsen und kräftiger geworden.

Autofahren ist ebenfalls Stress - sie bricht mir auf einer Strecke von 500 m 2 x ins Auto.

Sie hat Angst vor Leine, GEschirr, Handtüchern, Zeitungen, lauten Geräuschen, schnellen Bewegungen....


Welpen bzw. Jundhunde sind eigentlich neugierig, gehen auf jeden Hund oder Menschen zu - Masha nicht.
Sie hat keine Trennungsangst, sie begrüßt (noch) nicht wenn ich mal kurz weg war, d.h. sie kommt nicht zur Tür - mittlerweile wedelt sie mal kurz mit
dem Schwänzchen und das wars.

Ich habe 4 Welpen groß gezogen, unterschiedliche Rassen und teilweise schwierige Hunde - aber Masha stellt sich echt vor eine Aufgabe.

Habt ihr ein paar Ratschläge für mich?

Ab nächjste Woche gehe ich mit ihr in eine gute Hundeschule, die Trainerin war schon hier.

Liebe Grüsse
flaubert
 
Du kannst ja nicht zu 100% sagen, ob es ihr bevor sie hierherkommen wirklich gut ging. Das Verhalten, dass sie zeigt, ist mM nach Angst und Unsicherheit. Hat sie denn in ihrem vorherigen Zuhause irgend etwas kennengelernt? Wenn nicht (und es sieht danach aus), müsst ihr ganz von vorne beginnen. Auch, dass Masha mit 4 Wochen von der Mutter erstmal wegkam, war für ihre seelische Entwicklung nicht gut- ganz im Gegenteil, wohl eher ein Trauma.
Mit viel Geduld, Liebe und Konsequenz wird Masha vermutlich ihre Scheu vor Dir und Deinem Mann mit der Zeit verlieren. Aber das wird dauern! Gut, dass Du einen Trainer zugezogen hast. Ob es sinnvoll ist, jetzt schon in die Hundeschule zu gehen? Besser wäre es, Masha erstmal zu Hause zu arbeiten, da sie ja vor neuen Eindrücken panische Angst hat.
LG
 
Hallo,

Hundeschule halte ich für völlig verkehrt.

Training zu Hause ja...DORT muß sie erstmal Sicherheit gewinnen und Vertrauen ZU EUCH aufbauen, bevor Ihr die kleine Maus mit neuen Eindrücken konfrontiert.

Dieser Hund kennt NICHTS. Wie die Fotos zustande kamen, die Du gesehen hast, kann ich nicht beurteilen.

Masha scheint nach Deinen Schilderungen traumatisiert und komplett verängstigt. Daran gilt es zu arbeiten und zwar in der "gewohnten" Umgebung.
Sie ist starr vor Angst (Du mußt sie ja überall hin tragen), weil sie kein Vertrauen in nichts hat.

Draußen macht sie nicht, weil sie nicht KANN. Sie kann sich nicht lösen, wenn sie unter Streß steht (Lösen hat was mit Entspannung zu tun, ein Hund muß sich sicher fühlen, um sich zu lösen).

Ich hoffe sehr, Ihr findet den richtigen Trainer, der Euch helfen kann. Ihr Verhalten hat auch Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Der Dauerstreß (Angst) führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Problem mit dem Lösen kann auf die Verdauung schlagen (wenn sie zu lange einhält ect.).

Liebe Grüße

BETTY und Ronja
 
man weiß nie was solch ein hund mit gemacht hat in seiner welpenzeit.

ich würde mir die nächte zeit viel zeit lassen und auch nicht so viel mit ihr machen.
das heißt erstmal nicht mit ihr zu bekannten gehen, keinen besuch haben.
sie soll erstmal lernen in ihremzuhaus ich geborgen fühlen.
dann würde ich ihr ein halsband ablegen und daran eine leichte schnur die sie immer trägt damit du sie gut greifen kannst und so dann mit nehmen kannst.
dann solte sie erstmal den ganz normalen alltag mit allen geräuchen im eigenen haus lernen.
wie fernseh, staubsauger usw.
und wenn sie nicht von alleine raus will in den garten dann wird sie getragen.
sie muß erstmal lernen vertrauen in menschen auf zu bauen und das ganz langsam, und man sollte den hund auch nicht zwingen. er soll von ganz alleine auf euch zukommen und kontakt suchen.
 
sie muß erstmal lernen vertrauen in menschen auf zu bauen und das ganz langsam, und man sollte den hund auch nicht zwingen. er soll von ganz alleine auf euch zukommen und kontakt suchen.

Da schließe ich mich an. Ich würde sogar soweit gehen sie zu ignorieren, und zwar auch wenn sie kommt. Kein Locken, kein Leckerlie reichen ( höchstens ein besonders gutes Mal in ihre Richtung werfen, so das sie entscheiden kann ob und wann sie es sich nimmt )... vielleicht mal ein liebes Wort oder ein wohlwollender Blick, aber ansonsten würde ich sie in Ruhe lassen und einfach auf sie warten.
Vielleicht kannst du dich sogar mit einem Buch auf den Boden setzen und warten bis sie von selbst bereit ist Kontakt zu euch zu suchen. Wenn ihr versucht sie anzulocken bekommt sie denke ich das Gefühl das etwas von ihr erwartet wird. Da sie aber nicht wissen kann was, und was genau passiert wenn sie ihre Deckung aufgibt, verursacht das zusätzlich Unsicherheit.
Wie gesagt, ich würde einfach warten, und sie wenn sie kommt auch noch ignorieren. Sie einfach mal schnuppern lassen, ihr eigenes Tempo finden lassen. Wenn sie sich dann in deiner Nähe ablegt kannst du mal eine Hand auf den Boden legen, ein Stück näher an sie ranrutschen oder so.

So ist meine Einschätzung der Dinge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke erst mal für eure Einschätzungen.
Ich glaube ihr habt Recht und die Hundeschule lasse ich erst mal sein.

Mittlerweile hat sich ja einiges gebessert. Sie geht allein in den Garten - nur mit dem reinkommen tut sie sich nach wie vor schwer.
Stehe ich in der Haustür und rufe sie, kommt sie nicht.
Kommt sie von selbst und sieht mich in der Tür stehen - geht sie wieder weg. Ich gehe dann in die Küche und sie kommt rein.

Hin und wieder kommt es vor, dass sie sogar stehen bleibt und ich an ihr vorbei gehen kann ohne, dass sie gleich weg rennt.

Sitze ich auf der Couch kommt sie zu mir - rufe ich sie, kommt sie nicht. Also lasse ich sie immer von selbst kommen.

Was ich noch vergaß zu erwähnen: wenn ich sie anfangs tragen musste, presste sie sich ganz fest auf den Boden und fing an zu zittern...

Mir tut dieser Hund so Leid, ich weiß nicht was mit ihr angestellt wurde, denn sie zeigt so gar keine welpen-bzw.Junghundtypischen Eigenschaften - sie hat einfach nur Angst. Ich gehe auch nur 2-3 mal mit ihr spazieren, immer an die gleiche Stelle. Anfangs ist sie auch dort noch sehr gestresst, hechelt, speichelt und dann entspannt sie sich langsam, schnüffelt mal hier, mal da und rennt auch mal was die Leine her gibt.

Auch wieder seltsam: ich habe sie ja an einer 7 m langen Laufleine - rufe ich sie draussen, kommt sie sofort zu mir.

Ungewöhnlich finde ich, sie spielt wunderbar mit ihrem Ball und anderen Sachen, habe ich bei meinen anderen Hunden nie erlebt, dass die sich über längere Zeit so mit sich selbst beschäftigt haben.

Im Garten ist sie mittlerweile total entspannt, tobt mit unserem Nachbarshund, spielt und macht ihre Geschäfte.

Unser Sohn meinte schon scherzhaft: sie wird ein Gartenhund, da fühlt sie sich wohl und auch sicher.

Habt ihr evtl. noch einen Rat bezüglich der Brecherei im Auto? Das ist wirklich übel.
Da ich meinen Mann 4 x die Woche zur Therapie fahren muss nutze ich die Gelegenheit und gehe dann mit ihr spazieren, ich möchte sie natürlich auch nicht 1 Stunde allein zu Hause lassen. Das alles spielt sich hier bei uns im Ort ab, nur nach 200 m bricht sie schon das 1. Mal.

Liebe Grüsse
 
Hallo flaubert,

für mich klingt das so, als hätte Masha einfach keine Prägung / Sozialisation auf Menschen und menschliche Umgebung durchlaufen. Die Prägephase durchleben die Welpen in den ersten Wochen. Wie Du schreibst, wurde sie mitsamt ihren Geschwistern aber erst im Alter von ca. 4 Wochen an einem Kanal gefunden. Im schlimmsten Fall muß man wohl davon ausgehen, daß sie während dieser ersten Lebenswochen kaum bis keinen Kontakt mit Menschen hatte.
Mangelnde Prägung kann manchmal gravierendere Probleme auslösen als spätere schlechte Erfahrungen, denn was fehlt, sind ja die ganz basalen (und positiven) Erfahrungen und Sinneseindrücke (menschliche Stimmen und Gerüche, typische Geräusche aus dem Haushalt, das Angefaßt-werden von menschlicher Hand...). Möglicherweise erscheinen ihr all Eure Tätigkeiten und Handlungen rätselhaft und unerklärlich. Kein Wunder, dass sie davon verängstigt ist.

Aber seit Du geschrieben hast, sind bereits vier Wochen ins Land gezogen... Wie hat sich Masha entwickelt? Du sagtest ja schon, daß sich manches schon gebessert hat, daß sie beispielsweise auf Dich zukommt, wenn Du auf der Couch sitzt, daß sie sich im Garten schon relativ sicher fühlt...
Was die Übelkeit beim Autofahren betrifft - hm, ich hab mal gehört, daß es auch für Hunde Tabletten gegen Übelkeit gibt. Allerdings weiß ich nicht, ob es auch Präparate gibt, die sich schon für Welpen / Junghunde eigne und für so kurze Strecken scheint mir das auch nicht sinnvoll zu sein. Ansonsten fürchte ich, hilft nur üben, oder? Vielleicht möglichst oft auch im stehenden Auto.
 



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