FrauGrimm, Behavior-Adjustment-Training -was ist das?

Hallo FrauGrimm und natürlich alle anderen,

wie der Titel schon sagt, was ist das?
Du hast es in einem Thread von Periphalos erwähnt.

Liebe Grüße
JoJu
 
:D Ich hab jetzt keine Zeit, ausführlich zu antworten, nur kurz:

Es ist in erster Linie die Betrachtung des Umgangs mit "Problemverhalten" als Management.
Es geht darum, unerwünschtes Verhalten des Hundes in bestimmten Situationen (zum Beispiel Leinenaggressivität) in erwünschtes umzuwandeln, indem man
1. herausfindet, was der eigentliche Beweggrund des Hundes ist, das unerwünschte Verhalten zu zeigen

Beispiel: Fremde Hunde an der Leine anbellen ist das unerwünschte Verhalten.
Warum bellt Hundi?
Weil er sich vor einer Konfrontation fürchtet und gelernt hat, dass die Vergrößerung der Distanz zum fremden Hund die Konsequenz auf sein Verhalten ist.
Sein "Fehl"verhalten ist eine Taktik, um ein Bedürfnis zu befriedigen.
Distanzvergrößerung.
Ein Negativverstärker, denn eine unangenehme Konsequenz wird entzogen (man entfernt sich von den Hunden oder die Hunde entfernen sich, weil die Halter die Hunde weiterzerren.... usw) und dadurch wird der Hund belohnt.


und 2. diese Konsequenz erzieherisch zu nutzen, indem man das, was Hundi mit seinem Fehlverhalten zu bezwecken versucht, als Belohnung für ein Alternativverhalten einsetzt.

Beispiel: Man lässt die Distanz zum Auslöser des unerwünschten Verhaltens so groß, dass Hundi ein Alternativverhalten zeigen kann (zb Blickkontakt mit dem Halter) und belohnt dann damit, dass man sich von der unangenehmen Konsequenz entfernt.

Das ist grob das, worum es beim BAT geht.

Man nutzt die Beweggründe für Fehlverhalten, um Alternativverhalten adequat belohnen und somit für den Hund als erstrebenswert empfunden werden zu können.

Ich kann aber morgen früh noch n Bissl mehr dazu schreiben und ich hätte auch noch ein paar Videos.

Es ist ein Baustein der Verhaltenstherapie von Tieren.
 
indem man das, was Hundi mit seinem Fehlverhalten zu bezwecken versucht, als Belohnung für ein Alternativverhalten einsetzt.

Danke, da kann ich mir etwas drunter vorstellen.
Ja, wäre nett, wenn du es noch ausführlicher beschreibst, interessiert mich sehr und vielleicht auch andere hier im Forum.
Vor allem spricht es mich an, weil auch der Grund /die Ursache für das Verhalten mit einbezogen wird.

Manchmal bin ich auch fasziniert, dass Dinge, die ich gelegentlich aus dem Bauch heraus tue, einen wissenschaftlichen Namen haben :)
Dennoch, man lernt nie aus.

Liebe Grüße
JoJu
 
Behavioristen sind, soweit ich weiß, der Ansicht, dass Hunde (bzw. Tiere) wie Maschinen nur auf einen Reiz, anstatt damit Gefühle zu verbinden. Außerdem würden sie keine Gefühle allgemein haben.
Korrigiert mich, wenn ich irre ^^'
 
Nein, das stimmt heutzutage nicht mehr :D

Behavioristen haben mit der "Ursprungsform" nichts mehr gemein.
Heutzutage ist die Verhaltensbiologie ja viiiiel weiter :)
 
Ah, okay. Wieder was gelernt :) *verneig*
Aber zu den Ursprungszeiten war es aber mal so oder?!
 
Ja, du meinst die Skinner- Leute, ne?

Also grundsätzlich ist es in der Verhaltensbiologie ja durchaus Grundlage, dass alle Tiere eben ein Gehirn haben, Nerven haben, Hormone, Neurotransmitter produzieren und klar, alles, was wir denken und fühlen basiert auf dem Reiz-Reaktions-Prinzip.
Angst muss ja ausgelöst werden zb.
Was ist Angst? Ausschüttung bestimmter Hormone, Aktivierung des Sympathikus usw usf...
Also, um Verhaltenstherapie betreiben zu können, muss man verstehen, wie die "Maschine" Hund (oder Mensch) funktioniert.
Ganz klar.

Das konditionierte Entspannungssignal kommt zb ursprünglich aus der Humanmedizin. Bei der Schmerztherapie wurde es eingesetzt.

Beim Behavior-Adjustment-Training geht es eben darum, zu erkennen, welche Reize welche Reaktionen auslösen und diese Reaktionen eben zu verändern, indem man herausfindet, was der ursprüngliche Grund für diese Reaktion ist.

@JoJu...

Ich hab damals, als ich anfing, den Jagdtrieb meiner Hündin kontrollieren zu wollen, mit Versuch und Irrtum gearbeitet.
Angeregt hat mich da ein Video aus dem Biologie- Unterricht, bei dem es um die Anpassungsfähigkeit von Tier und Mensch ging und wie evolutionär wichtig Anpassung ist.
Dann hab ich mich gefragt... könnte ich nicht auch meinem Hund beibringen, sein Verhalten ein kleines Bisschen zu verändern?
Und viel wichtiger: Wie kann ich das anstellen?

Damals wusste ich noch nicht so viel wie heute und mir war die vielseitigkeit, mit der man Bestärkung nutzen kann, noch gar nicht klar, aber im Austausch in einem anderen Forum und durch Recherche nach Jagdhundausbildung kam ich auf den Trichter, ihr das zu geben, was sie EIGENTLICH in der Jagdsituation will... aber eben nur dann, wenn sie ihr Verhalten einen Ticken ändert.

Also Vorstehen und "Fragen" führt zu Hetzen und Beute machen.

JEDEN!!! Tag habe ich das bis zum Erbrechen trainiert. Heute, nach fast 3 Jahren, vielen Zwischenschritten und Routine spult Missy dieses Verhalten auch in der Echt-Jagd-Situation ab.

Also hab ich damals auch schon durch Ausprobieren erkannt, wie einprägsam es ist, wenn man weiß, was der Hund will und ihn selber erkennen lässt, was zu seiner Bedürfnisbefriedigung führt.
 
Ich denke, interessant ist nicht nur, dass man mithilfe von BAT ein Alternativverhalten aufbaut, sondern auch dem Hund beibringt, eine als zb unangenehm empfundene Situation länger und besser auszuhalten.

Dadurch, dass der Hund lernt, ein Alternativverhalten zu zeigen, welches eben die Bedürfnisbefriedigung ankündigt, erfährt er eine Aussicht auf Positives und das vermittelt Sicherheit.

Durch die Sicherheit werden angstauslösende Situationen dann mit der Zeit besser ausgehalten und der Hund wird zugänglich für den Halter.
 



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