Erlernen sozialer Fähigkeiten - wie viel Hundekontakte braucht ein Welpe?

Mir fiel gestern auf der Hundewiese zur Eingangsfrage noch was ein.

Wieviel Hundekontakt braucht ein Welpe?

Eigentlich müssten wir uns dazu nur die Vorfahren anschauen. Wieviel Kontakt hat ein Wolfswelpe?
24 Stunden, 7 Tage die Woche zu mindestens 2 oder mehr Individuen.
Ich denke das wäre/ist das Non-Plus-Ultra gerade für das erlernen von sozialen Fähigkeiten.

Selbstverständlich geht es auch anders, muss ja. Aber es dürfte klar sein das dann 2x die Woche für ca. 1 Stunde soziale Kontakte einfach nicht ausreichen können damit der Welpe alle Aspekte in jeder Nuance erlernen kann.
 
@Crime,
irgendwie hinkt da der Vergleich mit dem Wolf, der hat zwar im eigenen Rudel den Kontakt zu seinen Geschwistern aber nicht zu Fremdwölfen.
Ich hab mal von so einer Wanderschaft eines Jungwolfes im Fernsehen gesehen. Der ganz allein unterwegs war, viele hunderte Kilometer wanderte, um dann von einem anderen Wolfsrudel getötet zu werden.
 
Und ein weiterer Aspekt, bei dem das ganze ein wenig hinkt:

Dieser 24/7 Kontakt bezieht sich auf die Familiengruppe. Und nicht auf ständig neue Fremdbegegnungen. Genau das geht mir bei diesem ständigen "Hallosagen" auch immer im Kopf rum: Wie natürlich ist es eigentlich, jeden Tag x Fremden zu begegnen und mit diesen engen Kontakt haben zu sollen? Natürlich kommt man damit irgendwie klar, Hund wie Mensch. Die einen besser, die anderen schlechter - Hund wie Mensch. Aber eigentlich gemacht sind wir alle für das Leben in einer überschaubaren Gruppe bekannter Individuen. Von daher finde ich es auch gar nicht so verkehrt, wenn Hunde ihre Familie haben, und einen festen Freundeskreis, und ansonsten an fremden Hunden nach einer kurzen Geste der Höflichkeit einfach vorbeigehen.
 
Ich halte weitere Sozialkontakte für sehr wichtig - aber kontrolliert und so, dass möglichst richtig schlechte Erfahrungen ausbleiben.
D.h., mein Welpe muss nicht nicht jedem Hallo sagen und umgekehrt muss ich das auch nicht haben.

Natürlich lernt ein Welpe während der Geschwister- und Mutterzeit viele wichtige Dinge, aber
1. ist die Lernphase mit Auszug noch lange nicht abgeschlossen
2. sind eigene Familienmitglieder immer etwas völlig anderes als fremde Hunde

Mir geht es übrigens wie Ramona - Fremde Hunde werden erst einmal für "gruselig" und nicht hundetypisch empfunden, weil sie keine Locken haben. Meine sind da durchaus auch immer etwas rassistisch veranlagt.

Ich halte auch Welpengruppen für äußerst wichtig, solange es nicht die stumpfen Welpenspielgruppen sind.
Erst einmal sind auch fremde Welpen was ganz anderes als die Geschwister. Welpen spielen auch nicht immer gleich, es kommt hier teilweise ebenso auf die Rassezugehörigkeit an, wie auch auf das Spielverhalten, was sie mit den Geschwistern lernen.
Auch hier können Welpen lernen, dass es unterschiedliche Spielformen gibt, dass man interessante neue Dinge entdecken kann und vielleicht auch das ein oder andere, was man nicht so mag (deshalb nicht diese stumpfsinnigen Gruppen, in denen alle wild und unbeaufsichtigt durch die Gegend eiern, während die Menschen mit Käffchen in der Hand tratschen).
Außerdem muss man echt Glück haben, privat andere Welpen treffen zu können.
Zum Anderen finde ich auch immer, das man den Menschen dahinter nicht vergessen darf - der formt mit seinem Verhalten den Welpen mit.
Und gerade jemand ohne Hundeerfahrung ist in einer guten Hundeschule mit guter Welpengruppe ebenso gut aufgehoben (ich finde eh, dass man das Menschenschule nennen sollte).
Denn auch da lernt so ein Hundehalter, dass man nicht jeden Hundekontakt zulassen muss (zumindest in meiner Hundeschule ist das so).
Und davon profitieren doch wieder andere Hundehalter.

Kontakte zu ausgewählen Erwachsenen sind ebenso nicht unwichtig.

Wäre ein Welpe mit Auszug schon fix und fertig, dann wäre er doch eher eine Maschine, deren letztes Bauteil vor "Auslieferung" eingesetzt wurde. Und ebenso könnten doch auch Straßenhunde nichts mehr lernen, wenn sie ein Zuhause bekommen.
 
Von daher finde ich es auch gar nicht so verkehrt, wenn Hunde ihre Familie haben, und einen festen Freundeskreis, und ansonsten an fremden Hunden nach einer kurzen Geste der Höflichkeit einfach vorbeigehen.

Ich würde sogar sagen, dass einige Hunde diese kurze Geste der Höflichkeit mit Fremdhunden nicht brauchen denn das könnte man ja als kurzen Kontakt mit Beschnüffeln rundherum auslegen.;) Balou z.B. erträgt es von Hunden mit denen er grundsätzlich kein Problem hat abgecheckt zu werden, findet es aber unverschämt wenn Hunde die er nicht am Fell haben möchte ihm näher als ein paar Meter kommen. Diese Hunde ignoriert er komplett und pöbelt auch nicht und damit bin ich mehr als zufrieden. Aber sie dürfen nicht seine Individualdistanz unterschreiten.

Nachtrag noch dazu: Es verstehen leider manche Hundehalter nicht, dass Balou es erträgt wenn sich Hunde die er nicht mag in seiner Nähe aufhalten, er aber keinen Kontakt haben möchte. Und daher kommt es dann schon mal vor, dass er einen intakten, größeren Rüden beim Mantrailing in zwei Meter Abstand erträgt, der Hundehalter denkt, dass ein Kontakt okay ist und sobald der Hund Balou abcheckt explodiert Balou.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich finde Felix ist was Hundekommunikation betrifft super sozialisiert.
Aber nicht dank der Hundewelpengruppe (das waren im zuviel Hunde auf einmal, die aufeinander losgelassen wurden) und auch nicht durch die Begegnung mit anderen Hunden. Wir treffen hier nicht all zu viele,
sondern durch die wöchentlichen Besuche bei unserer Zuchtstätte.
Der lernte da durch die verschiedenen Charaktere soviel kennen. Die "jungen" zum rum blödeln und die "alten" haben auch erzogen. Im wurden Grenzen gesetzt wenn er zu weit ging und lernte auch, dass man sich auch mal unterordnen muss.

Ich glaube aber nicht, dass Felix sich genauso gegenüber anderen Hunden verhalten würde, wenn er keine Hundekontakte gehabt hätte. Von allein, hätte er das so nicht gelernt, da bin ich sicher.
 
Wieviel Hundekontakt braucht ein Welpe?

Eigentlich müssten wir uns dazu nur die Vorfahren anschauen. Wieviel Kontakt hat ein Wolfswelpe?
24 Stunden, 7 Tage die Woche zu mindestens 2 oder mehr Individuen.
Ich denke das wäre/ist das Non-Plus-Ultra gerade für das erlernen von sozialen Fähigkeiten.
Das ist der Kontakt des Wolfswelpen zu seiner Familie. Zu seinen Eltern und seinen Geschwistern (den gleichalten und den älteren Geschwistern).
Zu fremden Wölfen hat ein Wolfswelpe im Idealfall gar keinen direkten Kontakt.

Dieser Vergleich würde also eher dafür sprechen, dass Hundewelpen nach dem Umzug zu ihren neuen Menschen keinerlei Hundekontakt mehr bekommen sollen. Ist aber nicht so, denn Hunde sind keine Wölfe und leben in anderen, offeneren, weniger stabilen aber dafür wesentlich komplexeren Sozialstrukturen, die neben dem Menschen auch familienfremde Artgenossen beiderlei Geschlechts enthalten können.
 
@Karojaro
@Silkies


Nun ich schrieb ja das Non-Plus-Ultra ist ein Familienverband. Ich schrieb nichts von Fremdhundekontakt.

Wenn aber ein 24/7 Kontakt der bestmögliche ist. Ist er das, theoretisch, wohl egal ob innerhalb des Familienverbandes oder gegenüber Fremdhunden. Und auch innerhalb einer Familie ist nicht jeder Kontakt von höchster Qualität was ja auch oft gefordert wird wobei man höchste Qualität auch noch definieren müsste wie ich finde (meiner Meinung nach kann auch eine deutliche "Prügel/Ansage" für einen Welpen qualitativ sehr hochwertig sein was aber oft versucht wird zu umgehen)
Es ging mir bei diesem Gedankengang nur um das theoretische Optimum. Die Umsetzbarkeit ist natürlich utopisch aber wie gesagt. Dann zu erwarten weil man 2x die Woche 1h Fremdhundekontakt hat zu erwarten das dabei was sinnbringendes herumkommt ist ebenso utopisch.


Das ist der Kontakt des Wolfswelpen zu seiner Familie. Zu seinen Eltern und seinen Geschwistern (den gleichalten und den älteren Geschwistern).
Zu fremden Wölfen hat ein Wolfswelpe im Idealfall gar keinen direkten Kontakt.

Dieser Vergleich würde also eher dafür sprechen, dass Hundewelpen nach dem Umzug zu ihren neuen Menschen keinerlei Hundekontakt mehr bekommen sollen. Ist aber nicht so, denn Hunde sind keine Wölfe und leben in anderen, offeneren, weniger stabilen aber dafür wesentlich komplexeren Sozialstrukturen, die neben dem Menschen auch familienfremde Artgenossen beiderlei Geschlechts enthalten können.

Ja im Fall das ein Hund dann auch im späteren Leben gar keinen Kontakt zu anderen Hunden hat, wäre es das vielleicht in der Tat.

Man muss nur im Forum beispielweise @Hanca und @Blumenfee2017 vergleichen.

Ein Welpe bei Blumenfee wird als Welpe ganz automatisch mit viel mehr Hunden (auch einigen schwierigeren) konfrontiert werden, weil er dies auch in seinem restlichen Leben so sein wird, als wie ein Welpe bei Hanca und trotzdem wird, dank Hans und Charly der Paul in seiner Kommunikation anderen (Fremd)Hunden gegenüber aus ganz anderen Registern ziehen können als die allermeisten Einzelhunde (insbesondere solche mit stark limitierten Kontaktmöglichkeiten).
 
Wenn aber ein 24/7 Kontakt der bestmögliche ist.

Hm... Ist es nicht eher so, dass 24/7 nur die eine Hälfte des bestmöglichen ist, und innerhalb der vertrauten Gruppe die ebenso wichtige zweite Hälfte? Und dann ist es eben nicht mehr so, dass es egal ist ob dieser Kontakt unter vertrauten Individuen stattfindet oder mit "irgendwem". Auch wir Menschen profitieren ja von Freundschaften und festen Bezugsgruppen meist deutlich mehr als von Zufallsbekanntschaften. Von daher denke ich, es geht mehr darum das passende Mittelmaß zu finden.

Und was man bei all dem auch nicht außer Acht lassen sollte: Nicht jeder Welpe bringt die gleichen Kapazitäten mit. Erfahrungen mit herausfordernden Situationen, wie sie beispielsweise im Kontakt mit sehr unterschiedlichen und auch schwierigen Hunden, können für den einen Welpen eine großartige Lernerfahrung sein, während sie den nächsten rettungslos überfordern und eher in ein absolutes Fehlverhalten treiben. Deshalb ist auch da wohl eine Menge Fingerspitzengefühl gefragt. Oder, wie ich weiter vorn in diesem Thema schon mal geschrieben habe: Es gilt halt lange nicht immer "viel hilft viel".
 
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Ja im Fall das ein Hund dann auch im späteren Leben gar keinen Kontakt zu anderen Hunden hat, wäre es das vielleicht in der Tat.

Man muss nur im Forum beispielweise @Hanca und @Blumenfee2017 vergleichen.

Ein Welpe bei Blumenfee wird als Welpe ganz automatisch mit viel mehr Hunden (auch einigen schwierigeren) konfrontiert werden, weil er dies auch in seinem restlichen Leben so sein wird, als wie ein Welpe bei Hanca und trotzdem wird, dank Hans und Charly der Paul in seiner Kommunikation anderen (Fremd)Hunden gegenüber aus ganz anderen Registern ziehen können als die allermeisten Einzelhunde (insbesondere solche mit stark limitierten Kontaktmöglichkeiten).

Ich weiß nicht genau, wie du dir das bei mir vorstellst, aber so grundsätzlich bin ich niemand, der Hunde immer einfach machen lässt und hofft, dass was Gutes bei raus kommt. Wieviel Hunde unter sich regeln dürfen hängt für mich in erster Linie von den Hunden ab und ein kleiner Welpe darf zwar durchaus lernen, dass man zB Loomie's Warnungen ernst nehmen sollte, wird aber nicht in Situationen gebracht, die zuviel sein könnten. Und wenn das mal passiert, wiederholt es sich nicht. Je nach Charakter wird der mit mehr oder weniger konfrontiert und ich finde es wichtig, dass gerade Welpen auch lernen, dass ihnen nicht jeder Hund freundlich gesonnen ist und Knurren auch was zu bedeuten hat. Ich finde es aber auch wichtig, dass sie sowohl lernen ihre Grenzen selbst zu kommunizieren aber auch lernen mit Konflikten angemessen umzugehen. Ob ich dabei alles richtig mache, kann ich nicht mal sagen, aber ich habe im Sinne wie ich persönlich mir einen guten, sozialen Hund vorstelle und versuche mit jedem Hund individuell dorthin zu kommen. Bis jetzt hat das meistens mehr oder minder gut geklappt - je nach Ausgangslage :D ... Es ist aber jeder Hund anders, dementsprechend gibt es da kein Pauschalrezept. Und wie schon gesagt, auch meine Hunde haben hier und dort ihre Macken - auch im Sozialverhalten.

Allerdings liegt mein klarer Fokus auf dem Zusammenleben mit anderen Hunden und ich muss mich manchmal auch daran erinnern mit den Hunden/Welpen aktiv Situationen und Orte zu suchen, wo wir irgendwo draußen auch an Hunden vorbeilaufen (da manchmal stehen bleiben, manchmal nicht), weil ich das für mich so gar nicht brauche aber ein zu vermittelnder Welpe sollte es zumindest mal gesehen haben. Wie schon oft geschrieben ist das auch ein Punkt, wo meine Hunde sicherlich nicht die souveränsten sind, auch wenn wir üblicherweise keine große Pöbelproblematik haben. Aber selbst das kam jetzt mal vor, als ich mit den drei Rüden (Lupo, Cotya, Mex) an einer Stelle mit wenig Raum einen schon auf große Distanz heftig pöbelnden Hund traf. Da habe ich auch tatsächlich mal den Rückzug angetreten, denn mit gut 90kg Hund, wovon zumindest Lupo und Mex deutlich auf den Pöbler reagierten, wäre ich da meiner Einschätzung nach auch nicht sicher vorbei gekommen. Übung und Standfestigkeit hin oder her :cool:

edit: Was man beim Leben in einer Hundegruppe mit dem ein oder anderen anspruchsvolleren Charakter auch bedenken muss, was auch von M. Cordt zB gerne betont wird und auch ich sehr wichtig finde, ist dass man Hunden, die neu in eine Gruppe kommen (auch Welpen) die Zeit geben sollte, ihre Mitbewohner kennenzulernen, statt einfache Dauerkonfrontation zu betreiben. Jeder Hund hat bestimmte Eigenheiten womit er kann oder nicht und es ist nur fair, den Hunden Zeit zu geben einander im geregelten Maße kennenzulernen und die Ecken und Kanten des anderen nicht einfach vor den Latz geknallt zu bekommen. Auf diese Weise funktionieren Dinge oft viel leichter ;)
 
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