Welpenblues

Erster Hund
Luke/BdP-Sennen-Mix
Zweiter Hund
† 21.01.2021
Dritter Hund
Jack/Riesenschnauzer
Vierter Hund
† 01.07.2015
Aufgrund der Situation von @Monstie die einen Welpen zurückgenommen hat weil die Neu-Halterin nen Welpen-Blues bekommen hat dachte ich mach ich hierzu einen Thread auf da es vielleicht ja auch andere interessiert.

Man liest ja doch immer mal wieder davon und auch hier im Forum hatten scheinbar mehrere Memberinnen bereits Probleme damit.

Mich würden da auch tatsächlich die Hintergründe interessieren.

Für mich selber ist das ganze, geb ich ehrlich zu, nicht im Ansatz nachvollziehbar.

Es wurde schon im Zusammenhang mit einer Wochenbettdepression genannt. Das ist etwas was ich total verstehen kann wenn eine Mutter das bekommt weil die extrem emotionale Situation einer Geburt verbunden mit den hormonellen Schwankungen während und nach der Schwangerschaft. Der Körper ist völlig aus dem Gleichgewicht und das wirkt sich auch psychisch aus. Das kann ich für mich selbst absolut und vollumfänglich verstehen und nachvollziehen.

Aber bei der Anschaffung eines Hundes ist das ja alles nicht gegeben.

Mir stellen sich auch weitere Fragen.

Gibt es den Welpenblues auch bei Männern? Bisher hörte ich soweit ich mich erinnere stets nur von Halterinnen mit diesem Problem.
Gibt es das auch bei anderen Tieren (Pferde, Katzen würden mir da besonders einfallen)? Müsste ja dann eigentlich so sein.
Gibt es eventuell Untersuchungen zu dem Thema?

Kennt vielleicht jemand Möglichkeiten wie man dem vorbeugen kann?
Gibt es vielleicht Personengruppen die dafür besonders anfällig sind die dann eventuell darauf verzichten sollten einen Welpen aufzunehmen und sich lieber direkt für einen älteren Hund entscheiden sollten?
Ich denk hierbei neben einer bekannten Labilität auch beispielweise an Perfektionisten oder körperlich eingeschränkte Menschen.
 
Ein Interessantes Thema. Depressionen sind eh ein Thema für sich und ganz oft nicht so richtig erklärbar woher sie kommen.

Studien habe ich jetzt keine zur Hand, aber ich rate mal ins blaue das die Hormone da durchaus eine Rolle mitspielen könnten. Wenn wir besonders hohe Freude erleben, kommt in dem Moment wo die entsprechenden Botenstoffe wieder absinken häufig ein tief. ich kann es bei mir selbst zum Beispiel beobachten beim Singen. Wenn ich abends mit den Kids Karaoke mache, baut sich bei mir ein großer Belohnungshormonspiegel auf, wenn der am nächsten Morgen fort ist, hab ich erstmal ein tief. So Momente kennt jeder an und für sich. Wenn man sich etwas extrem wünscht wie zum Beispiel ein Hund und sich da über Monate hinweg darauf freut ist auch entsprechende Aufregung da, wenn der Hund dann endlich da ist, sinkt dieser Vorfreudespiegel erstmal wieder ab und je nach Mensch wird es unterschiedlich lange dauern bis sich das wieder normalisiert.

Anderer Fall in dem Fall, wenn ein Mensch eh schon zu Depressionen neigt, wird er entsprechend anfälliger für diese Tiefs.

Und auf jeden Fall, wenn ein Hund einzieht, ändert sich viel und wir Menschen haben gerne Kopfkino und stellen und gerne das schönste Traumschloss vor, das dann von der Realität häufig eingerissen wird.

Wie gesagt leider nix Wissenschaftliches, sondern mehr Eigenbeobachtung.
 
Ich habe mir das mit dem Welpenblues auch erst mal erklären lassen. Ich denke, mich hat es kurzzeitig getroffen aber als dann auch nur der Gedanke "abgeben" kam, hab ich mir einfach in den A... getreten. Der kleine war mir so ans Herz gewachsen und kampflos wollte ich nicht aufgeben. Ausserdem, wenn ich die Verantwortung übernehme, dann gebe ich nicht so schnell auf. Aber ich bin dafür kein gutes Beispiel...
Natürlich sollte man sich das mit einem Welpen gut überlegen, aber die meisten Neubesitzer und vor allem die, die noch keinen Hund vorher hatten, unterschätzen den Aufwand und die Anstrengungen und sind dann schnell überfordert. Bei mir lief es einfach alles auch privat nicht so wie vorher geplant und dann hat der kleine auch noch ganz anders reagiert, wie der Herr zuvor und so war ich mega überfordert.
Man kann den Menschen nur vor den Kopf schauen und somit kann man trotz allem vorherigen Kennenlernen etc nicht feststellen, wie er/sie mit der Situation umgehen wird und vor allem, man weiss nicht, was mit dem Welpen alles so an Problemen kommt.
 
etwas wissenschaftliches kann ich dazu auch nicht beitragen.
Ich bin ein Mensch, der alles sehr genau durchdenkt, alle Eventualitäten abwägt.
Sowohl Erst- als auch Zweithund waren bei uns sehr sehr sorgfältig geplant. Züchter gewissenhaft ausgewählt, Wurf begleitet, passenden Welpen ausgesucht, alles fein.
Kurz vor dem Einzug kommen dann aber die Zweifel. Ist das gut, ist das richtig? Kriegen wir das alles hin...
Und dann ist der Welpe da und man sieht das kleine Knäuel und man war so gemein und hat ihn von seiner Familie weggerissen und jetzt soll er alleine in der großen weiten Welt überleben und er wäre doch bestimmt viel lieber wieder bei seiner Familie.
Bei En-Lil kam dann noch dazu, dass Hermes sich zunächst empört gezeigt hat und ich das Gefühl hatte, dass ich ihm das Schlimmste überhaupt angetan habe.

Rückblickend lief bei uns eigentlich alles wie im Bilderbuch. Hermes macht alles super, wie man es sich nur wünschen kann. En-Lil verhielt sich eigentlich auch von Anfang an welpentypisch perfekt. Es gab nie wirklich Zoff.
Wir waren von Anfang an sehr entspannt und nachsichtig im Umgang mit dem Kleinen, ist ja jetzt nunmal auch nicht mehr der erste Welpe :)
Den Gedanken ihn wieder abzugeben gab es aber nie. Sicher auch, weil ich diesen Blues ja auch schon vom Hermes kannte und wusste, dass es vorbei geht.

Ich gehe aber schon schwer davon aus, dass das auch Hormonbedingt ist. Hormone spielen ja nicht nur eine Rolle, wenn man eine Schwangerschaft durchläuft :)
Trotzdem halte ich mich absolut für Welpengeeignet und würde mir auch wieder einen holen :)
 
Vorab: Ich kann es auch nicht nachvollziehen, dass man von völlig normalem Welpenverhalten verzweifelt ist und sogar über die Abgabe des Welpen nachdenkt. Man darf in den ersten Tagen schon mal denken, dass man sich alles einfacher vorgestellt hat und dass ein Welpe anstrengend sein kann aber die Freude daran einem Welpen die Welt zeigen zu dürfen sollte überwiegen.

Balou und Mogli waren typische Welpen und haben sich verhalten wie sich Welpen verhalten: Es wurden Sachen im Haus angeknabbert, Balou wollte an der Leine nicht mit mir mitgehen und ist lieber über den Hundeplatz geflitzt als beim Abruf zu uns zu kommen, Mogli war bei den ersten Besuchen in der Welpengruppe unsicher - nichts dramatisches. Hier darf jederzeit wieder ein Welpe einziehen aber auch ein Tierschutzhund. An Welpen gefällt mir, dass der erwachsene Hund alles was er kann und jedes Verhalten bei mir gelernt hat, ein Tierschutzhund ist kein unbeschriebenes Blatt und bringt Vorerfahrungen mit die Auswirkungen auf sein Verhalten haben können. Wäre Hermann als Welpe bei mir eingezogen würde er sich vielleicht anders verhalten.

Ich denke nicht, dass der Welpenblues etwas hormonelles ist was nur Frauen betrifft aber Männer sind in Foren ja grundsätzlich unterrepräsentiert und daher wird man weniger Männer mit Welpenblues in Foren finden. Ich habe jetzt mal in einem anderen Forum recherchiert und da ist bei 5 Welpenblues-Threads ein männlicher Threadersteller dabei.

Ich kann mir vorstellen, dass es den Welpenblues nur bei Hunden gibt weil Hunde sehr eng mit dem Menschen zusammenleben (enger als Katzen und Pferde) und weil die Gesellschaft und daher auch (manche) Hundehalter viel von ihrem Hund erwarten. Von Katzen erwartet man nicht viel, mit Pferden kenne ich mich aber nicht aus.

Die Beste Möglichkeit ist meiner Meinung nach an die Hundehaltung nicht zu verkopft ranzugehen und nicht zu viel von dem kleinen Zwerg zu erwarten.

Aus meiner Sicht sind Personengruppen häufig betroffen die sich schon lange auf die Hundehaltung vorbereitet und viel gelesen haben und daher eine bestimmte Vorstellung im Kopf haben wie das Leben mit einem Welpen ist und wir wissen ja Alle was passiert wenn man eine genaue Vorstellung von etwas hat: Es kommt ganz anders. ;)
 
Ich denke nicht, dass der Welpenblues etwas hormonelles ist was nur Frauen betrifft aber Männer sind in Foren ja grundsätzlich unterrepräsentiert und daher wird man weniger Männer mit Welpenblues in Foren finden. Ich habe jetzt mal in einem anderen Forum recherchiert und da ist bei 5 Welpenblues-Threads ein männlicher Threadersteller dabei.
Ich denke schon, dass Frauen "anfälliger" sind. Da schlägt das Kindchenschema zu und Frauen reagieren da wahrscheinlich naturgemäß fürsorglicher und mütterlicher. Nicht alle und natürlich gibt es auch fürsorgliche Männer , aber so als grobe Tendenz.
Dazu kommt, dass Frauen vielleicht eher zugeben, sich überfordert zu fühlen, was bei Männern gesellschaftlich weniger akzeptiert wird?
 
Ich denke schon, dass Frauen "anfälliger" sind. Da schlägt das Kindchenschema zu und Frauen reagieren da wahrscheinlich naturgemäß fürsorglicher und mütterlicher. Nicht alle und natürlich gibt es auch fürsorgliche Männer , aber so als grobe Tendenz.

Aber wenn Frauen fürsorglich reagieren dürften sie von ihrem Welpen doch nicht genervt sein und über eine Abgabe nachdenken. Wenn ich mich fürsorglich gegenüber meinen Hunden verhalte dann möchte ich doch, dass sie es gut haben.

In den Schilderungen zum Welpenblues die ich lese geht es entweder darum, dass jemand Angst hat alles falsch zu machen (das wäre eher typisch Frau) oder man ist genervt vom ganz normalen Welpenverhalten (Welpe reagiert nach drei Tagen noch nicht auf "nein" usw.) oder fühlt sich eingeschränkt. Und das kann m.E. nach Männern und Frauen passieren.

Dazu kommt, dass Frauen vielleicht eher zugeben, sich überfordert zu fühlen, was bei Männern gesellschaftlich weniger akzeptiert wird?

Das wird auch der Grund sein warum mehr Frauen als Männer in Hundeforen über den Welpenblues berichten.
 
Aber wenn Frauen fürsorglich reagieren dürften sie von ihrem Welpen doch nicht genervt sein und über eine Abgabe nachdenken. Wenn ich mich fürsorglich gegenüber meinen Hunden verhalte dann möchte ich doch, dass sie es gut haben.
Doch.;)
Eben weil man ein ganz bestimmtes Bild im Kopf hat. Wie @Monstie schon geschrieben hat, trifft es auch oft perfektionistische Menschen, die sich lange darauf gefreut und vorbereitet haben.
Eben, weil man ja will, dass es dem Zwerg gutgeht. Wenn der Welpe dann da ist und man nicht direkt nur noch rosa Herzchen sieht, kommen die Zweifel, ob man "gut genug" ist und warum man nicht die erwarteten Emotionen in erwarteter Intensität fühlt...
 
Ich kann es nicht wirklich nachvollziehen.

Ich hab ja nur einen Welpen wirklich geplant übernommen. Den wir vorher ausgesucht und besucht haben. Und dann auf den Abholetermin gewartet. Ich war so happy, als ich Lea endlich abholen konnte. Kein Blues.
Nur anfangs manchmal leicht überfordert. Weil sie nicht ganz so war, wie ich mir das mit dem Welpen vorgestellt hatte.
Sehr selbstbewußt und unternehmungslustig, nicht so anhänglich und verschmust wie erwartet.
Wir mußten uns wirklich erst zusammenfinden. Aber das lief nie in die Richtung tiefe Traurigkeit, ich will den wieder abgeben.

Zweifel schon, aber eher vorher. Die hatte ich aber auch bei den anderen, erwachsenen Hunden, die bei uns eingezogen sind. Werde ich alles richtig machen? Ist es der richtige Hund? Paßt das alles? Wird er/sie sich bei uns wohlfühlen?

Als die dann da waren, war aber alles gut.
 
Ich kenne es ja nur in Form einer mittelschweren Wochenbettdepression, die bei mir großteils hormonbedingt war.

Ich denke aber, man sollte den "echten" Welpenblues von dem trennen, was mit "Überforderung" begründet werden kann.
Beim echten Blues ist ja eines der Kennzeichen, dass eigentlich alles perfekt läuft und der Welpe ein Bilderbuchwelpe ist.
Daher denke ich, dass auch beim echten Welpenblues Hormone eine Rolle spielen.
Es kann gut sein, dass man in der ganzen Zeit der Vorfreude und Vorbereitung hormonell auf Hochtouren läuft, man hat wahnsinnig viel zu tun und dann ist es soweit, der Welpe ist da.

Plötzlich gibt's eigentlich nix mehr zu tun außer abzuwarten, beobachten, Geduld haben, der Adrenalinpegel fällt. Schlafmangel kommt dazu und ruck zuck ist man im Hormontief. Bei Frauen, die darauf empfindlich reagieren, kann das durchaus ein wichtiger Grund für den Blues sein.

Ein weiterer Punkt könnte vielleicht sein, dass der gewöhnliche Alltag nicht mehr stattfindet.
Man hat sich super vorbereitet, hat Großeinkauf gemacht, alles geputzt, sämtliche Termine vorher wahrgenommen, weil man ja, sinnvollerweise, mindestens 2 Wochen voll und ganz für den Welpen da sein wollte.

Das ist zwar einerseits toll, aber andererseits braucht der Welpe keine rund um die Uhr Bespaßung und dann steht "Frau" da und hat eigentlich nix zu tun, Mann und Kind leben dagegen ihren gewohnten Alltag weiter. Und Frau hat viel Zeit zum Nachdenken und Grübeln.
Dazu ein hormonelles Tief, ich kann es schon verstehen.

Ist natürlich alles rational nicht nachzuvollziehen, muss man erlebt haben, um es zu verstehen.

Wenn die Familie das verarbeitet hat und immer noch einen Hund möchte, würde ich ihnen raten, das beim nächsten Mal anders anzugehen.
Einen erwachsenen Hund aussuchen, vorher kennenlernen.
Beim Einzug sollte der Mann sich ein paar Tage freinehmen und danach sollte ganz gewöhnlicher Alltag stattfinden, ohne dass sich alles nur um den Hund dreht.

Auf diese Weise könnte es durchaus klappen.
 



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