Was könnte passen?

Ich könnte mir bei dem, was du dir wünscht, gut einen Kleinpudel vorstellen. Dieser muss auch nicht zwingend total stylisch beim Hundefrisör zurecht gemacht werden, benötigt aber eine gewisse Fellpflege. Vor allem sind das Hunde, die man auch gut mitnehmen kann. Wobei, wie du bereits geschrieben hattest, dass natürlich auch vom Charakter des individuellen Tieres abhängt. Der Kleinpudel soll eigentlich keinen großen Jahdtrieb haben, es gibt aber auch welche, bei denen dieser vorhanden ist.
 
Pudel sind sehr gelehrig und wenn Jagdtrieb ist der meistens sehr gut händelbar.
Den gibt es in verschiedenen Größen, so dass auch da für jeden was dabei ist.
Ansonsten evtl. Phalene oder Papillion vielleicht?
 
Wie wäre ein Springer spaniel? Optisch den Münsterländer ähnlich, aber doch kleiner und einfacher. Jagdtrieb hält sich mit den notwendigen Training im Rahmen
 
Alles was du mit dem Hund unternehmen willst ist das er dich begleiten soll. (Nicht als Vorwurf gemeint). Also ist die Katergorie der Begleithunde schon ziemlich richtig. Diese Hunde sind ja genau darauf selektiert.
Diese Rassen sind nicht selten sogar ganz schon intelligente, pfiffige Rassen beispielweise der Pudel. Ich schätz bei 80-90% der Neuhundehalter wäre ein Pudel, wenn sie ihre Wünsche formulieren, genau die richtige Rasse. Es stört sie lediglich das es (nur) ein Pudel sein soll.
Dasselbe gilt bei nicht wenigen anderen Begleithunderassen.

Und diese Hunde wären, soweit sie aus einer gesunden Zucht stammen, trotzdem locker in der Lage mit dir auch 5 Stunden täglich zu laufen. Oder mehr!
Die Frage lautet also nicht "können Hunde dieser Gruppe mithalten?" Sondern kann und will ich Hunden aus anderen Gruppen überhaupt das mehr bieten was sie brauchen?"
 
Zur Gruppe 9 kann ich ja nun ein bisschen erzählen.😉

Murphy ist ein reinrassiger Havaneser, größentechnisch eher an der unteren Grenze, plus/minus 26 Zentimeter, Gewicht etwas über 5 Kilo, mittlerweile 8 Monate alt.
Ich habe mir lange Gedanken gemacht, welcher Hund als nächstes bei mir einzieht.
Im Rennen waren Tibet Terrier, Lagotto Romagnolo, Pudel.

Rein vom "Wollen" her bin ich absolut verliebt in einen Australian Shepherd red bi.

Auch ein Hund aus dem Auslandstierschutz stand ganz oben auf der Liste, am liebsten wieder aus dem Shelter, aus dem Kira kommt.

Und dann habe ich ganz nüchtern meine persönlichen Bedingungen/Möglichkeiten ausgelotet.
Viel allein bleiben müsste der Welpe/Junghund erst mal nicht, weil mein Mann zu 80 Prozent im Homeoffice arbeitet und seine Homeoffice Zeit an meine Schichten anpassen kann.
Ich selber arbeite 50 Prozent, allerdings muss ich häufig spontan zusätzlich einspringen, das passiert auch schon mal von jetzt auf gleich.
Er muss das Alleinbleiben also grundsätzlich schon lernen und können.

Da meine Arbeit körperlich und psychisch mitunter sehr anstrengend ist und auch die Schichtzeiten ihren Tribut fordern, muss mein Hund sehr flexibel sein. Einen strukturierten Tagesablauf mit regelmäßigen Zeiten gibt es nicht, das ist unmöglich.
Feste Termine in Hundeschulen und bei anderen Aktionen sind ebenfalls nur teilweise einzuhalten. Heißt, irgendwelche speziellen "Ausbildungen", die termingebunden sind, fallen aus.

Mein Hund sollte auf der einen Seite in der Lage und willens sein, größere Wanderungen begeistert mitzulaufen, andererseits aber auch damit klarkommen, wenn es mal ein paar Tage ruhiger zugeht.

Da ich fast nichts außer meiner Arbeit ohne Hund unternehme, sollte er überall dabei sein können und sich dabei auch wohlfühlen.
Er sollte gern spielen, damit man an Tagen, an denen sonst viel los ist, den Hund auch mit Spielen im Garten beschäftigen kann.

Nach 10 Jahren jagdbegeistertem Hund wollte ich auch auf jeden Fall einen Hund, den ich möglichst oft ableinen kann, mit wenig Jagdtrieb.

Da Enkel zu erwarten waren und mittlerweile ja auch da sind, sollte es ein Hund sein, der gut mit Kindern kann und auch Spaß an ihnen hat, sie nicht nur "erträgt".

Und in fernerer Zukunft möchte ich auch wieder längere Radtouren mit meinem Mann machen, also sollte der Hund entweder gut zu Fuß sein oder aber so klein, dass er in ein Körbchen passt.

Schließlich musste ich auch an Kira denken, es sollte ein Hund sein, mit dem sie sich arrangieren kann, der sie in keinster Weise irgendwie "bedroht".

Daher fiel der Australian Shepherd schon mal aus so gut wie jedem Grund aus, der Auslandshund ebenfalls, der Lagotto (den ich mir live ansehen durfte und der mir extrem gut gefiel) war mir dann auch, Kira betreffend, zu groß.
Blieb noch Tibet Terrier und Pudel.

Da ich kein Fan von ewig langer Haarpflege bin, war klar, dass beide einen pflegeleichten Kurzhaarschnitt bei mir bekommen.
Was sich beim Tibet Terrier schwierig gestaltet, weil er relativ lange Unterwolle hat, die man eigentlich nicht kürzen soll wegen Verdichtung auf der Haut. Mögliche kürzeste Länge wären 8-10 Zentimeter, was mir dann zu aufwändig war.

Blieb eigentlich nur der Zwergpudel (den ich auch immer noch auf meiner Liste habe) und an dieser Stelle rückte dann auch der Havaneser wieder in mein Blickfeld. Ich kenne eine (ehemalige) Züchterin, kenne also auch die Havaneser schon live und sie sind mir immer nur positiv aufgefallen. Also begann ich mit meiner Suche, fand eine Züchterin, kam auf die Liste und bekam 8 Monate später meinen Murphy.

Und was soll ich sagen, er ist die perfekte Wahl.
Immer gut gelaunt, im Laufe der Zeit hat er sogar Kira "geknackt", voller Energie, er ist von Anfang an begeistert draußen mitgelaufen.
Ich musste ihn eher bremsen, wäre es nach ihm gegangen, wäre er schon mit 3 Monaten 2 Stunden wandern gegangen.

Er kuschelt für sein Leben gern, kommt aber auch super klar, wenn dafür mal keine Zeit ist.
Er hat etwa 3 Monate lang mit im Bett geschlafen, etwas anderes wäre für ihn anfangs nach der Trennung von Mama und Geschwistern tatsächlich eine Tortur gewesen.
Vor etwa 6 Wochen habe ich ihm dann "erklärt", dass er jetzt groß wird (was man durchaus schon sieht) und dass er jetzt auch neben dem Bett in seinem Körbchen schlafen kann.
Und entgegen all der Weissagungen, "einmal im Bett, immer im Bett", funktionierte das von jetzt auf gleich.
Seither schläft der kleine Mann ohne Probleme neben meinem Bett in seinem Körbchen.

Alleinbleiben musste ich eigentlich gar nicht trainieren, das kam von selbst, sicher auch durch Kiras Anwesenheit.
Es gab jetzt schon einige Male die Situation, dass er während einer nicht geplanten Schicht allein bleiben musste, je nach Schicht sind das dann 6 bis 9 Stunden.
Kommt selten vor, aber es kommt vor und klappte ohne irgendwelche Probleme.

Stubenrein werden, da habe ich ehrlicherweise auch fast nichts dafür getan, trotzdem war er mit knapp 6 Monaten zu fast 100 Prozent stubenrein. Selbst bei längerer Schicht ging nichts ins Haus, dafür ist es dann aber super dringend, wenn ich heimkomme.

Er macht begeistert alle Wanderungen mit, heute morgen waren wir knapp 2 Stunden unterwegs, querfeldein, das ist ihm am liebsten.
Egal welche Untergründe, Brücken, Bachläufe, wacklige Holzstämme, er ist überall mit Begeisterung dabei und kann fast überall frei laufen.
Jagdtrieb ist schwach vorhanden, aber da er auf Leckerchen versessen ist und 24 Stunden am Tag fressen könnte, ist das sehr gut lenkbar.

Er ist überall mit dabei, hat Kontakt zu allen Altersgruppen und meistert das super.
Er fährt in seiner Box im Auto mit, nicht allzu gern, aber er hat sich damit abgefunden, so dass wir auch schon mehrere Stunden mit ihm im Auto unterwegs waren.
Er frisst alles, wirklich buchstäblich alles, wobei wir mittlerweile an den meisten Kackehaufen vorbeikommen, ohne dass er sich gütlich tut.

Kurz, die Bezeichnung "Begleithund" trifft es wirklich absolut genau und er passt perfekt zu den aktuellen Bedingungen in meinem Leben, ohne dass er dabei zu kurz kommt. Er fühlt sich sichtlich wohl und ist nicht mehr wegzudenken.
Der Kollege meines Mannes hat sich ziemlich zeitgleich einen Zwergpudel geholt, auch er berichtet ähnliches, der perfekte Hund für die Familie.
Alles kann und nichts muss, das ist tatsächlich wahr.

Wobei ich mich etwas darüber wundere, dass ich von vielen Havanesern und anderen Bichons oft höre (und sehe) dass sie die berühmten 3 Mal am Tag an der Leine um den Block gehen und ansonsten, wenn sie Glück haben, im Garten unterwegs sind.

Damit wäre Murphy nicht glücklich, das muss ich in aller Deutlichkeit sagen.
2 Stunden am Tag draußen, mit Freilauf und in abwechslungsreicher Umgebung als Minimum im Durchschnitt, dazu Spielen in Haus und Garten, das sind seine Mindestanforderungen, sofern er an anderen Tagen dann deutlich mehr unternehmen darf, z.B. am freien Wochenende.

Auch Umweltsozialisierung scheint mir bei den Kleinen noch wichtiger zu sein, als bei anderen Hunden.
Murphy hat von Beginn an dazu geneigt, alles Neue und Fremde entweder zu meiden oder zu verbellen.

Ich musste mit ihm fast genauso langsam Straßentraining machen wie mit Kira zu Anfang.
Ebenso musste er immer wieder Radfahrer, Jogger, "seltsam gekleidete" Menschen erleben, bis sie unter "normal" eingestuft wurden.
Auch mit Kindern konnte er nicht "einfach so", mein 5jähriges Patenkind wurde zu Anfang ebenfalls angeknurrt, als es zu Besuch war.

Auch da habe ich Gewöhnung trainiert, bis es ohne Probleme klappte.

Und was wäre ein Hund ohne Baustelle 😉, Murphys immer noch Baustelle ist die Begegnung mit anderen Hunden.
Er ist da absolut nicht wählerisch, alles was nach Hund aussieht ist erst mal blöd und wird angeknurrt.

Vom ersten Tag an, auch Kira hat er erst mal angeknurrt, was sich aber schon am selben Tag in stürmische Zuneigung verwandelte.
Wir arbeiten natürlich auch daran, mittlerweile kann er mit entsprechendem Abstand und kurzem Knurren an den meisten Hunden vorbeigehen.

Wir waren auch schon in der Hundeschule, aber die einzige Schule, die noch Plätze frei hatte, besteht aus einer Gruppe mit mehrheitlich sehr großen Hunden (Irish Wolfhound, Berner Sennen, Dogge usw.).
Zu Beginn hat Murphy geknurrt und gebellt, später konnten wir Übungen machen, er hatte sich an die Anwesenheit gewöhnt und ignorierte die Hunde größtenteils.
Zur abschließenden Spielstunde konnte ich ihn aber nicht ableinen, denn so wie es da abging, wäre er wohl nur über den Haufen gerannt worden.

Ansonsten bellt er wie Kira, wenn jemand an die Haustür kommt oder hinter dem Garten vorbei geht, lässt sich dann aber auch schnell beruhigen.

So weit meine bisherigen Erfahrungen mit der FCI Gruppe 9, für uns war es genau die richtige Entscheidung, er ist ein "ganzer" Hund, da fehlt nichts.🙂
 



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