Was ein Hund nicht kennt,vermisst er auch nicht???

Den Beitrag von @Silkies finde ich sehr treffend. Das lässt sich auch sehr gut auf das vom Hund benötigte Bewegungs- bzw. Beschäftigungspensum übertragen, finde ich.
Ein Hund X hat vielleicht keine so wahnsinnig große intrinsische Motivation, sich sehr viel zu bewegen. Wenn er immer nur kleine Spaziergänge um den Block macht, ist das für ihn eben normal und okay so. Wenn die Besitzer des Hundes allerdings in dessen Jugendzeit sehr motiviert sind und lange Spaziergänge mit viel Beschäftigung mit ihm machen, dann lernt er in seinen jungen Jahren ausgiebig, wie schön das ist. Zu der (nicht so stark ausgeprägten) intrinsischen Motivation kommt eine verstärkende extrinsische. Wenn jetzt die Motivation der Besitzer mit den Monaten nachlässt und sie dann nur noch sehr wenig mit ihrem Hund gehen, wird Hund X die Bewegung deutlich vermissen.
Aber dann gibt es auch Hunde wie Hund Y. Hund Y hat von Anfang an - z. B. rassebedingt - einen sehr hohen Bewegungsdrang. Das heißt, seine intrinsische Motivation, sich zu bewegen, ist sehr stark. Deshalb wird Hund Y auch dann lange Spaziergänge vermissen, wenn er niemals solche kennenlernen durfte.

Grundsätzlich kann man aber wohl sagen, dass jeder Hund immer dann besonders stark leidet, wenn er früher etwas hatte (z. B. Möglichkeiten sich zu bewegen oder sich fortzupflanzen) und ihm dieses dann entzogen wird.
 
Die Aussage "Was ein Hund (bzw. Tier) nicht kennt, vermisst er auch nicht" halte ich übrigens in dieser Pauschalität für eine gefährliche Schutzbehauptung. Damit kann man sich ja wunderbar schönreden, dass es egal sei, wenn man seinen Hund vernachlässigt - man muss nur darauf achten, ihn auch von Anfang an schön zu vernachlässigen.

Mit diesem Argument kann man jegliches Tierleid schönreden. Es macht überhaupt nichts, wenn Schweine nie die Sonne sehen - sie kennen es ja nicht anders, also vermissen sie es nicht. Es macht nichts, wenn ein Huhn nur die Fläche eines DIN A4-Papieres an Platz hat. Es kennt es ja nicht anders, also vermisst es nichts...

... ganz schön erschreckend dieser Spruch, wenn man ihn zu Ende denkt....:confused:
 
@Amica Vielen Dank für dieses tolle plastische Beispiel mit der Bewegung! :) Genau so war das gemeint, ich hab nur irgendwie mit der Formulierung etwas auf dem Schlauch gestanden :oops:
 
Die Aussage "Was ein Hund (bzw. Tier) nicht kennt, vermisst er auch nicht" halte ich übrigens in dieser Pauschalität für eine gefährliche Schutzbehauptung. Damit kann man sich ja wunderbar schönreden, dass es egal sei, wenn man seinen Hund vernachlässigt - man muss nur darauf achten, ihn auch von Anfang an schön zu vernachlässigen.

Mit diesem Argument kann man jegliches Tierleid schönreden. Es macht überhaupt nichts, wenn Schweine nie die Sonne sehen - sie kennen es ja nicht anders, also vermissen sie es nicht. Es macht nichts, wenn ein Huhn nur die Fläche eines DIN A4-Papieres an Platz hat. Es kennt es ja nicht anders, also vermisst es nichts...

... ganz schön erschreckend dieser Spruch, wenn man ihn zu Ende denkt....:confused:

Oh ja.
Finde die Aussage der Frau vom Parkplatz echt seltsam. Was denkt die denn, wie Hunde- und alle anderen Tiere inkl. Menschen- ticken? Manche Bedürfnisse werden sicherlich gefördert, aber andere sind von Natur aus gegeben. Und dazu gehört unter Umständen tatsächlich so etwas Triviales wie das Vermissen von frischer Luft, was ja einige Tiere nicht haben...
 
Ich glaube es ist ganz schwierig festzustellen, was ein Hund vermisst... Denn der Hund sagt es uns nunmal so gut wie nicht und wenn sie es sagen, dann wird es häufig ignoriert.
Hermes z.B. fordert uns Abends immer mal wieder zum Arbeiten auf. Er will dann UO machen. Explizit. Wir haben das auch eher zufällig entdeckt und waren sehr überrascht. Aber wie viele Hunde werden wohl versuchen, ihren Besitzern sowas zu kommunizieren, werden aber nicht verstanden...
Hermes kann frei laufen und wenn er seinen Rappel bekommt, dann zieht er seine weiten Kreise. Was macht ein sanfter, wohlerzogener Windhund, wenn er immer nur an der kurzen Leine spazieren geführt wird? Er wird diesen Drang auch haben, aber ihn nie ausleben dürfen...

Ich habe das Gefühl, dass viele viele Windhunde total unterfordert sind und auf dem Sofa regelrecht verblöden. Es liegt aber nicht in ihrer Natur, das in Aggression oder Zerstörungswut zu kanalisieren... sie resignieren halt...
 
Die Aussage "Was ein Hund (bzw. Tier) nicht kennt, vermisst er auch nicht" halte ich übrigens in dieser Pauschalität für eine gefährliche Schutzbehauptung. Damit kann man sich ja wunderbar schönreden, dass es egal sei, wenn man seinen Hund vernachlässigt - man muss nur darauf achten, ihn auch von Anfang an schön zu vernachlässigen.

Mit diesem Argument kann man jegliches Tierleid schönreden. Es macht überhaupt nichts, wenn Schweine nie die Sonne sehen - sie kennen es ja nicht anders, also vermissen sie es nicht. Es macht nichts, wenn ein Huhn nur die Fläche eines DIN A4-Papieres an Platz hat. Es kennt es ja nicht anders, also vermisst es nichts...

... ganz schön erschreckend dieser Spruch, wenn man ihn zu Ende denkt....:confused:

dabin ich vollinhaltlich bei Dir - vor allem beim letzten Satz.
Daher denke ich, dass dieser banale Spruch auf unwesentliche Dinge, deren Verzicht völlig egal ist, gerichtet ist.
Wenn ich mich gesund und vielfältig ernähre, aber kein asiatisches Essen kenne, vermisse ich das nicht, habe ansonsten nirgendwo einen Mangel.
Physiologische Dinge können nicht gemeint sein. Oder sollten nicht gemeint sein. Völlig klar ist, dass es verhaltensoriginelle Menschen gibt, die sich Defizite auch damit hinbasteln.

Im Grunde ist es eine Frage der Grundsätze. So ähnlich wie der Zeitschriftenartikel über Elektroreizgeräte, den ich gestern beiläufig erwähnt habe.
 
Ich denke es ist ähnlich wie bei uns Menschen. Was ich nicht kenne vermisse ich auch nicht. Beim Menschen käme erschwerend hinzu das er durch Informationen weis das es etwas anderes gibt, der Hund weis das jedoch nicht.

Und wenn wir die Emotionen jetzt einmal weg lassen, ein Hund der z.B. nur im Zwinger gehalten wird weis nicht das es im Wohnzimmer angenehmer ist. Er weis das es kalt ist wenn der Zwinger nicht isoliert ist, ich glaube jedoch nicht das er weis das man dies ändern könnte.

Ich kenne Hunde die zeitlebens nicht aus dem eigenen Grundstück rauskamen, aber waren sie deshalb unglücklich?

Das geht auch anders herum...
Ist ein Hund der zu Höchstleistungen angetrieben wird glücklicher? Oder kennt er es einfach auch nicht anders?
 
Hätte da noch ein schönes Beispiel wo ich mich vor vielen Jahren einmal richtig mit einer Tierschützerin in den Haaren hatte. Da ging es um freilaufende Katzen die "gerettet" wurden um im Tierheim zu sitzen und dann als Wohnungskatzen vermittelt werden sollten.
Ich les damals den Satz los: Und du glaubst das du dem Tier damit einen gefallen tust? Ihn seiner Freiheit die er jahrelang genossen hat beraubst und ihn einsperrst? Bei fremden Menschen?

Da denke ich weis die Katze schon das sie einmal etwas hatte was sie dann nicht mehr hat.............
 
ein Hund der z.B. nur im Zwinger gehalten wird weis nicht das es im Wohnzimmer angenehmer ist. Er weis das es kalt ist wenn der Zwinger nicht isoliert ist, ich glaube jedoch nicht das er weis das man dies ändern könnte.

Und das ist der Punkt, wo es glaub ich bei vielen durcheinander geht. Richtig ist, der Hund weiß dann nix vom Wohnzimmer, von isolierten Hundehütten oder ähnlichem. Er kann diese also nicht gezielt als Vorstellung vermissen und vom Sofaplatz träumen. Daraus darf man aber nicht, wie es viele Vertreter dieser These tun, dann schließen, es ginge ihm gut dabei. Was er nämlich vermisst ist ein gutes Maß an Wohlbefinden. Er vermisst eine gewisse Wärme, er vermisst ein angenehmes Liegegefühl.

Selbst uns Menschen geht das doch immer mal so, und vor allem Kinder zeigen es auch ganz deutlich: Sie wissen nicht, was genau ihnen fehlt und erst recht nicht, wie sie es ändern könnten - aber DASS ihnen etwas ganz entschieden zum Wohlbefinden fehlt, das wissen sie durchaus. Was sich oft im berühmten Satz "ich hab Bauchweh" äußert, wobei das "Bauchweh" hier für alles mögliche stehen kann... Nur, diese Möglichkeit hat ein Hund nicht. Der muss es hinnehmen, wie es ist, und kann sich meist höchstens in irgendwelchen Verhaltensauffälligkeiten äußern. Was ihm nur wieder neue Unannehmlichkeiten einbringt. So betrachtet eine ziemlich bittere Sache.
 



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