Als Luke seinen ersten Anfall hatte, hat er mich gebissen. Nicht abgeschnappt, kein Biss mit Beißhemmung sondern ein vom Bewusstsein völlig abgekoppelter ungebremster Biss bei dem ich mehr Glück als Verstand hatte.
Wenige Stunden später, als ich von der Klinik nach Hause gekommen bin und endlich im Bett lag hat sich Luke zu mir gelegt, in die Armbeuge, die Schnauze auf meinem Hals, so das ich seinen Reißzahn gespürt hab und noch bevor ich allzu lange darüber nachgrübeln konnte eingeschlafen bin.
Hunderte Male bin ich mit einem wild um sich beißenden Hund in meinem Bett aufgewacht.
Es wäre für die allermeisten mit Sicherheit nicht verwunderlich dem Hund das Vertrauen zu entziehen und ihn beispielweise nicht mehr ins Bett zu lassen.
Ich hab das hier im Forum sicherlich schon 100x geschrieben aber für mich ist Vertrauen keine Einbahnstraße.
Hunde vertrauen dir nur wenn du ihnen auch vertraust und sie bauen ihr Selbstvertrauen auch passend dazu auf ob man ihnen vertraut oder nicht.
Das heißt aber längst nicht das man grenzenloses Vertrauen haben muss. Und dort wo man nicht vertraut muss man wiederum immer noch kein Misstrauen haben.
Dem Luke vor der Epi hab ich vollumfänglich vertraut bzw. habe ich gelernt es zu tun. Klar manchmal hat man vorbehalte hört alle um einen herum die kein vertrauen haben und dermaßen in eigenen Grenzen gefangen sind das sie anderen auch keine Freiheiten gewähren können.
Aber es gab keinen einzigen Moment wo Luke mein Vertrauen erschüttert hätte bzw. ganz im Gegenteil.
Sein beinahe schon unheimliches Gespür dafür genau zu wissen wie er auf jeden Menschen inkl. Kinder indiviuell zugehen muss um das Maximum für sich selber herauszuholen und dasselbe bei jedem einzelnen Hund.
Seine Fähigkeit Menschen und Hunde auf größte Distanz zu lesen und mir dieses Wissen zu vermitteln.
Sein Stoismus was Fehlverhalten des Gegenübers betrifft inkl. dem Hund der sich 2x innerhalb von wenigen Minuten in seiner Mähne verbissen oder dem kleinen Mädchen was ihm einfach völlig unerwartet eine deftige Ohrfeige verpasst hat.
Ich konnte jegliches Essen was ich mir auf einen Teller für mich gerichtet habe auf den Boden stellen und Luke damit alleine lassen (was ja im normalen Alltag eher selten vorkommt das man sein Essen auf den Boden stellt aber auf den Fußhocker schon häufiger wenn ich Abends noch was vor dem Fernseher gegessen hab oder mein Dad auf dem Couchtisch noch ein Butterbrot, ein Stückchen Kuchen oder seinen abendlichen Apfel).
Wenn ich mir bei einer Kreuzung in unbekanntem Gebiet unsicher war in welche Richtung wir müssen, hab ich Luke entscheiden lassen.
Und viele viele Gründe mehr.
Was wiederum nicht heißt das er seine Freiheiten nicht auch ausgenutzt hätte und genau darum gehts aber bei Vertrauen auch. Zu wissen das auch wenn er meine Grenzen mal überschreitet er gewisse Grenzen niemals überschreiten würde.
Mit der Epi hat sich das geringfügig ändern (müssen).
Sei es weil Luke direkt nach Anfällen meist eine kürzere "Zündschnur" hatte sprich ganz allgemein noch reaktiver war als sowieso schon. Manchmal war er regelrecht welpisch unterwegs.
Sei es weil er auf Situationen häufig verzögert reagierte aufgrund der Medikamente.
Was das Thema anleinen betrifft insbesondere in bestimmten Situationen wie es
@Digirunning beispielweise schreibt.
Hier ist wieder das Grundproblem zu erkennen das viele Menschen Leinen als "Lenkräder" verstehen und nicht als das was es ist nämlich ein Autogurt/Airbag.
Ich vertraue mir beim Autofahren recht extrem sprich würde mich selbst als äußerst sicheren Autofahrer bezeichnen.
Trotzdem schnall ich mich an und würde nie ein Auto ohne Airbag fahren. Nicht weil ich mir nicht vertraue sondern weil es da die anderen gibt.
Aber und auch das hab ich schon mehrfach erwähnt. Hunde sind Jagdraubtiere mit potenziell tödlichen Waffen.
Vertrauen schließt Umsicht nicht aus.