Unterschiede Hundebegegnungen...

Das Sozialverhalten ist aber trainierbar.
Mit meiner Hündin bin ich früher nur an einen fremden Hund vorbeigekommen, indem ich sie mit einem Kommando in den Gehorsam nahm.
Heute brauche ich im Begegnungsverkehr mit anderen Hunden kein Kommando mehr geben.
Mein Hund verhält sich nicht mehr aggressiv gegenüber anderen Hunden und knurrt und belt sie auch nicht an. Auch wenn mein Hund vor mir läuft ohne Leine, fängt mein Hund keine Stänkerei mehr an.
Bis ich meinen Hund soweit hatte, war es ein langes und hartes Training. Bei meiner Hündin hatten sich ihre Unarten dank der Vorbesitzer aber auch schon ordentlich gefestigt.

Im Netz findet man doch so einige Videos zur Sozialisierung des Hundes.

Einige User hier im Forum meinen anscheinend, daß das aggressive Verhalten ihres Hundes gegenüber andere Hunde angeboren ist und man nichts dagegen machen kann.
Wenn man nicht gerne mit seinem Hund arbeiten will, dann hat man wohl auch so eine Meinung.

Sozialverhalten ist ein komplexes Thema und hat viele verschiedene Aspekte. Hunde lernen Sozialverhalten grundlegend schon im Welpenalter (das ist das wo die wirkliche Sozialisierung stattfindet), das bedeutet aber nicht, dass die Sache dann schon abgeschlossen ist. Vor allem im Rahmen des Erwachsenwerdens (also bis zum Alter von 2-3 Jahren) aber auch danach kann sich da viel tun.

Das was viele Leute heute als "unverträglich" bezeichnen, hat nicht per se damit zu tun, dass ein Hund nie Sozialverhalten gelernt hat, sondern dass er irgendwann später gelernt hat, dass er in bestimmten Situationen besser damit fährt sich auf eine Art und Weise zu verhalten, die wir Menschen als nicht sozial/aggressiv/unverträglich/etc. einschätzen. Tatsächlich sind die meisten Hunde (mit wenigen Ausnahmen) im Alter bis zu einem Jahr freundlich und nett zu anderen Hunden.

Es kann zum Beispiel passieren, dass ein Hund gut sozialisiert vom Züchter kommt, in eine schlecht geführte Welpen- und Junghundegruppe gesteckt wird, dort lernt, dass ihn andere Hunde ständig über den Haufen rennen und seine Grenzen nicht akzeptieren und er dann beginnt andere Hunde schon im Vorfeld anzupöbeln, damit sie ihm nicht zu nahe kommen. Dieser Hund ist nicht unverträglich - er hat nur ein Problem für sich auf eine Art gelöst (sehr erfolgreich), die wir Menschen als unpassend erachten. Wenn man dem Hund nun beibringt, dass es nicht nötig ist, dass er sich so verhält, weil a) der Mensch in Zukunft darauf schaut, dass sich ihm andere Hund nur nähern, wenn sie höflich sind und er b) gute Erfahrungen mit Hunden macht, die ihn freundlich und respektvoll behandeln, wird er sein Verhalten auch einstellen und kann wunderbares Sozialverhalten zeigen (das er im Welpenalter ja gelernt hat).
Und das ist nur ein Beispiel von Vielen. Es gibt zig Gründe, warum Hunde sich anderen Hunden gegenüber unfreundlich verhalten. Und je nachdem kann es durchaus helfen auch mal ein Kommando einzuführen, um den Hund aus seiner gelernten Verhaltenskette herauszuholen (ich finde es aber immer gut und zielführend, wenn man sich dann aber auch daran erinnert den Hund für freundliches Verhalten zu belohnen, nicht nur das unfreundliche einzuschränken). Es hilft aber auch nicht immer und ist auch nur eine Hilfestellung. Es sei denn natürlich man möchte nur, dass der Hund ohne Stress an anderen vorbei kommt und ist am direkten Kontakt eigentlich nicht interessiert - das ist auch ok. Verträglich oder besonders sozial ist der Hund deshalb halt noch nicht... und auch wenn Kommandos je nach Hund und Situation hilfreich sein können - wenn ich wirklich will, dass der Hund Sozialverhalten lernt, muss ich ihn schon auch in den sozialen Kontext bringen. Dh er muss die Möglichkeit bekommen, einem anderen Hund gegenüber zu stehen und sich "zu verhalten". Irgendwann muss muss die Kontrolle über Leine und Kommando halt einfach weg. Genauso wie man irgendwann ohne Stützräder fahren muss, um zu behaupten Radfahren zu können 😉

Aber... auch das "Training" mit wirklich unverträglichen Hunden hat Grenzen. Wenn ich einen Hund habe, der es wirklich ernst meint (das sind selten diejenigen, die an der Leine viel Krawall machen - im Gegenteil, das haben die nicht nötig), der auch schon (evtl. wiederholt) andere Hunde schwer verletzt oder getötet hat, dann gehe ich nicht mehr davon aus, dass ich diesen Hund irgendwann ungesichert in eine Hundegruppe setze (mit Hundegruppe meine ich nun keinen Pulk an Menschen mit Hunden, die am Hundeplatz Fuß gehen sondern eine Gruppe sich frei bewegender Hunde, die sich mehr oder minder gut kennen). Diese Hunde können lernen andere Hunde gut zu ignorieren und sie können auch gute Einzelhundekontakte pflegen, dort lernen sich wieder sozial angemessener zu verhalten und evtl. ein paar Hundefreundschaften aufbauen. Je nachdem können sie auch gesichert und unter Aufsicht in einer Hundgruppe laufen. Aber einen voll verträglichen Hund macht man daraus nicht mehr. Und auch alles davor ist eine Sache für Profis, deren Können weit über das klassische Hundeplatzwissen hinaus geht 😉

Dann kommen wir mal zum Faktor Genetik: Aggressionsverhalten per se gehört zu Normalverhalten (alle Hunde können das und haben die genetischen Anlagen dafür) - sich in gewissen Situationen aggressiv zu verhalten oder nicht, ist allerdings erlernt. Aber... das Maß der Ausprägung an Konfliktbereitschaft und Durchsetzungsvermögen hat durchaus etwas mit der Rasse zu tun (Territorialverhalten - um mal wieder zum Thema zurück zu schwenken - übrigens auch). Wäre Genetik völlig irrelevant, hätten wir nicht mehrere hundert Hunderassen. Erklär mal einem Jäger, dass sein nächster Hund für's Revier ein Mastino Napoletano wird, gib dem Schäfer einen Jagdterrier zum Hüten seiner Tiere und schau dir an, wie der Rettungshundler reagiert, wenn du ihm sagst sein nächster Einsatzhund soll ein Malamut werden. Genetik spielt nunmal eine Rolle - wäre das nicht so, könnten wir uns das mit der Rassehundezucht wirklich sparen. So ist es nunmal, dass ein Herdenschutzhund eine andere Veranlagung zu territorialem Verhalten hat, als ein Spaniel. Und so ist es nun einmal, dass ein Pitbull eher mal raufen wird, als ein Beagle. Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht auch Herdenschutzhunden erklären kann, dass der Besuch in's Haus darf, der Pitti nicht auch lernen kann, nicht ständig Streit zu suchen oder dass es natürlich auch passieren kann, dass der Spaniel gut auf sein Haus aufpasst oder der Beagle im Zweifelsfall nicht auch mal ein Zähnchen bleckt, wenn ihm ein anderer Hund ordentlich auf den Zeiger geht.

Ich verstehe deinen Punkt mit der Rasse als Ausrede schon. Das kommt tatsächlich oft vor und es ist nicht so, als hätte ich mich darüber noch nie geärgert. Aber so dass Genetik gar keine Rolle spielt ist es nunmal auch nicht. Man sollte schon wissen, was man an der Leine hat und dass es einen Unterschied macht, ob das nun ein Collie, ein Husky, ein Labrador oder ein Malinois ist.

Nun kommen wir aber zu dem Punkt von "was ist nötig?" ... wenn ein Hundehalter gut damit klar kommt, dass sein Hund nicht jeden anderen Hund lieb hat, mit Hündinnen nicht klar kommt, etc. und sein Leben so richten kann, dass beide gut damit fahren und niemand sonst zu Schaden kommt... dann ist das völlig ok. Man muss nicht jeden Hund traktieren und ihm alle Unmöglichkeiten antrainieren, wenn es für den Alltag von Hund und Halter gar nicht nötig ist. Und auch wenn auch unverträgliche Hunde lernen können auch in Gegenwart anderer Hunde gut zu arbeiten, so ist es wie Sanshu so schön sagte, auch nicht nötig, dass man sie ständig in falsch verstandener "Gruppenarbeit" Arsch an Arsch mit anderen Hunden setzt. Denn auch wenn es nicht schadet, dass sie sich angemessen zu verhalten lernen, so ist es für die meisten Hunde im Alltag wohl kaum nötig im 1-2m Abstand frontal oder im Kreis zu anderen Hunden zu liegen und die Position zwecks des Kommandos nicht verlassen zu dürfen (das finden selbst sehr soziale Hunde oft nicht besonders angenehm). Solche Situationen lassen sich für fast jeden Halter im Alltag leicht vermeiden, selbst in der Großstadt. Da kann man sich schon fragen, ob man solch ein Training gerade wirklich für den Hund macht oder nicht doch für das eigene Ego.
 
Unter Gruppenarbeit verstehe ich das beibringen von Kommandos eben in einer Gruppe.

Sozialisierung bei Welpen findet ohne Kommandos statt. Freies Spiel, freie Bewegung, freie Kontakte. Erlernen angemessener Verhaltensweisen durch "Versuch und Irrtum". Denn es kommt ja auch immer eine Reaktion des jeweils anderen Hundes.

Bei der Gruppenarbeit müßen die Hunde das Kommando schon vorher beherrschen, jedenfalls die schon etwas größeren Hunde. Das Kommando wird im Einzeltraining eingeübt.

Ich habe bei der Gruppenarbeit z.B. das FUSS-Kommando gegeben und dann sind wir an den anderen Hundeführern mit ihren Hunden vorbeigegangen.
Wenn mein Hund ungehorsam war und die FUSS-Position verlassen hat, um einen anderen Hund zu beriechen oder gar zu beissen, dann gab es von mir ein Donnerwetter in Form von einem energischen NEIN oder ein Leineruckeln oder auch einen Klapps auf den Hintern.

Ich habe jedenfalls nicht alle 5 Sekunden das FUSS-Kommando wiederholt. Das Kommando wird einmal am Anfang gegeben und dann wird losgegangen. Wenn der Hund das Fuss-Kommando nicht einhält gibt es von mir ein Donnerwetter.

Die Sozialisierung bei den kleinen Welpen funktioniert doch auch nur über ein Donnerwetter.
Wenn ein Welpe seine Geschwister beisst und es tut ihnen weh, dann werden die Geschwister ganz schön böse. Wenn ein Welpe seine Mutter beisst und es tut ihr weh, dann wird auch die Mutter böse.
 
Bei der Gruppenarbeit müßen die Hunde das Kommando schon vorher beherrschen, jedenfalls die schon etwas größeren Hunde. Das Kommando wird im Einzeltraining eingeübt.

Ich habe bei der Gruppenarbeit z.B. das FUSS-Kommando gegeben und dann sind wir an den anderen Hundeführern mit ihren Hunden vorbeigegangen.
Wenn mein Hund ungehorsam war und die FUSS-Position verlassen hat, um einen anderen Hund zu beriechen oder gar zu beissen, dann gab es von mir ein Donnerwetter in Form von einem energischen NEIN oder ein Leineruckeln oder auch einen Klapps auf den Hintern.

Ich habe jedenfalls nicht alle 5 Sekunden das FUSS-Kommando wiederholt. Das Kommando wird einmal am Anfang gegeben und dann wird losgegangen. Wenn der Hund das Fuss-Kommando nicht einhält gibt es von mir ein Donnerwetter.

Die Sozialisierung bei den kleinen Welpen funktioniert doch auch nur über ein Donnerwetter.
Wenn ein Welpe seine Geschwister beisst und es tut ihnen weh, dann werden die Geschwister ganz schön böse. Wenn ein Welpe seine Mutter beisst und es tut ihr weh, dann wird auch die Mutter böse.

Respekt
 
Hast du den triefenden Sarkasmus nicht gehört 😂 ... ich bezweifle nämlich schwer, dass ich ihn mir eingebildet hab. 😎

Aber jo, was soll man dazu noch sagen... wenn ich nicht wüsste, dass es mancherorts genauso läuft und genauso gedacht wird. 🙄
Ich hab mich in meiner allerersten Staffel sehr unbeliebt gemacht, weil ich aus dieser Form des Gruppentrainings ausgestiegen bin und allein trainierte (vorwiegend, weil ich die mühsam aufgebaute Fußarbeit meines Hundes nicht ruinieren wollte) und recht entspannt mit einem "Selbst Schuld" reagierte als der Trainer einen der "Problemhunde" in der Hand hängen hatte, nachdem er ähnliches mit ihm abgezogen hat. Ich mag Hunde, die sich nicht jeden ****** gefallen lassen. 😎
 
Ich glaub das war Ironie.

Unter andrem das Gerucke an der Leine, der " Klaps"auf den Hintern haben dazu geführt,dass ich das Training auf dem Hundeplatz aufgegeben habe.Dabei hatten wir echt Spaß am Obedience.
Oder mit Halsband und Leine von den Vorderbeinen heben. Ich war bloß 1x gucken.
 
Klar hab ich den triefenden Sarkasmus bemerkt. Menno!
Ich kann mir vorstellen, dass man mit solchen Methoden bei unserem Aslan wohl auch die Zähne zu spüren bekommen hätte können- das zur Schmusebacke.

PS: ich wollte schon nach den geheimnisvollen Erziehungsmethoden fragen, hat sich ja nun erledigt.
 
PS: ich wollte schon nach den geheimnisvollen Erziehungsmethoden fragen, hat sich ja nun erledigt.

Ich werfe auch gerne mit Wattebäuschchen, aber wenn ich mit den Wattebäuschchen nicht zum Erfolg komme, wende ich auch härtere Methoden an.

Es kann doch nicht sein, daß mein Hund ständig auf unseren Wanderungen an der Leine laufen muß, nur weil er sich nicht vom Wild abrufen läßt.
Es kann doch nicht sein, daß mein Hund auf ein gemeinsames Schwimmen mit mir in der Ostsee verzichten muß, nur weil er sich mit den anderen Hunden dort nicht verträgt.
Es kann doch nicht sein, daß ich meinen Hund zu hause einsperren muß, wenn ich in die Stadt fahre. Weil dort auch mal ein Hund haarscharf an meinen Hund vorbei laufen könnte und mein Hund es nicht gewohnt ist.

Ein gut erzogener, sozialisierter, ausgebildeter Hund hat viel mehr Freiheiten als ein ungezogener Hund.
Und ja, ich habe meinem Hund auch mit härteren Methoden, wenn es nicht anders ging, zu diesen Freiheiten bzw. Annehmlichkeiten verholfen.
 
Ich werfe auch gerne mit Wattebäuschchen, aber wenn ich mit den Wattebäuschchen nicht zum Erfolg komme, wende ich auch härtere Methoden an.

Es kann doch nicht sein, daß mein Hund ständig auf unseren Wanderungen an der Leine laufen muß, nur weil er sich nicht vom Wild abrufen läßt.
Es kann doch nicht sein, daß mein Hund auf ein gemeinsames Schwimmen mit mir in der Ostsee verzichten muß, nur weil er sich mit den anderen Hunden dort nicht verträgt.
Es kann doch nicht sein, daß ich meinen Hund zu hause einsperren muß, wenn ich in die Stadt fahre. Weil dort auch mal ein Hund haarscharf an meinen Hund vorbei laufen könnte und mein Hund es nicht gewohnt ist.

Ein gut erzogener, sozialisierter, ausgebildeter Hund hat viel mehr Freiheiten als ein ungezogener Hund.
Und ja, ich habe meinem Hund auch mit härteren Methoden, wenn es nicht anders ging, zu diesen Freiheiten bzw. Annehmlichkeiten verholfen.

Ich auch... und wenn du und dein Hund glücklich mit der Situation sind, soll's so sein. Aber das was du beschreibst klingt nicht nach "weil es nötig war" sondern nach klassischem "weil man das am Hundeplatz so macht". Als jemand, die durchaus einige Zeit damit verbracht hat Hunden schöne Fußarbeit beizubringen, schaudert mich allein die Vorstellung dem Hund den Spaß an der Arbeit zu verleiden, indem ich ihn am Platz in ein Kommando nehme, ihn in eine Situation mit Ablenkung bringe, die für ihn offenbar zu schwierig ist, um dann das Verlassen des Fußes so stark abzustrafen. Schade um die Unterordnung und den Spaß am Sport und schade um den Hund, der lernt, dass auch freundliche Annäherung an andere Hunde (schnuppern) bestraft wird, um nachher stolz zu sagen er wurde "sozialisiert". Ich mag Hundeplätze, ich kenne hervorragend arbeitende Trainer auf Hundeplätzen. Aber ich habe auch schon derart schauerhafte Dinge auf Hundeplätzen gesehen, dass es weh tut. Ich bin davon überzeugt dass du, wie viele andere Menschen deinen Hund liebst und dein Bestes gibst. Wenn ihr beiden nun ein gutes Leben führen könnt, ist das gut so. Ich hoffe dennoch, dass sich auch auf Hundeplätzen irgendwann ein wenig mehr Wissen über Hundeverhalten und Training verbreitet, als du hier von dir gibst. Irgendwann vielleicht 🙂
 



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