Unerwünschtes Verhalten - trainieren oder dem Hund vertrauen

Gut, alles gemacht.

Wie geht es weiter, wenn der Hund (Ali) auch nach Wochen des ausweichens, Abstand haltens und schauen könnens immer noch das gleiche Verhalten zeigt?

Genau das hatten wir nämlich.

Ich habe dafür kein Patentrezept.
Ich hätte wahrscheinlich keinen Hund in der Stadt gehalten, der solche Probleme mit Hundebegegnungen hat.
 
Die Sorge ist unbegründet.
Es gilt inzwischen als erwiesen, dass Kinder und Welpen von Geburt an sozial kompetent sind und kooperieren wollen. Wenn die Erwachsenen darauf entsprechend emphatisch und feinfühlig eingehen, dann entsteht ein förderlicher Prozess von Lernen und Entwicklung.

Selbst die Wut- und Trotzanfälle bei Kleinkindern reduzieren sich erheblich, wenn man die vielen Verbote unterlässt und das Kind gleichwertig behandelt und nicht ständig gängelt. Meine Kinder haben weder in Restaurants noch im Supermarkt Wutanfälle bekommen, sie haben sich immer "vorbildlich" verhalten und viel Anerkennung von fremden Leuten erhalten.

Meine Kinder waren sehr selbstbewusst, aber auch sehr sozial, höflich und umgänglich, das haben mir fremde Leute wie z. B. Nachbarn oder Lehrer immer wieder bestätigt.

Welpen, die viel Freiraum erhalten, entwickeln sich auch nicht zu Monstern, sondern sind sehr umgänglich und entspannt.
Sie gehorchen viel besser als junge Hunde, die konditioniert wurden und eine Welpenschule besucht haben.

Nichts von dem, was du schreibst, geht auf @AussiedorA s Sorge ein - welche für mich durchaus begründet ist - dass 10 - 70 kg unerzogener Hund eine Gefahr für Dritte - Menschen und Tiere - darstellen kann.
 
Ich habe dafür kein Patentrezept.
Ich hätte wahrscheinlich keinen Hund in der Stadt gehalten, der solche Probleme mit Hundebegegnungen hat.

Also das klingt jetzt so, als wärst du entweder dem Hund zuliebe umgezogen (wohin? Ich wohne sehr ländlich, aber ab und zu gibt es Hundebegegnungen unterwegs.) oder hättest ihn wieder abgegeben. Nicht das, was ich mir unter Problemlösung vorstelle.
 
Ich habe dafür kein Patentrezept.
Ich hätte wahrscheinlich keinen Hund in der Stadt gehalten, der solche Probleme mit Hundebegegnungen hat.

Also hätte ich den Hund, den ich grad mal ein paar Monate hatte, wieder abgeben sollen?

Als wir Ali übernommen haben, wohnten wir auf dem Dorf. Hundebegegnungen sehr überschaubar. Dann mußten wir umziehen und sind wieder in die Stadt gezogen. aus Gründen,die ich hier nicht näher erläutern werde.

Hauptpunkt ist aber, ich hätte Ali auch genommen, wenn wir schon in der Stadt gewohnt hätten. Weil mir dieses Pöbelproblem beim kennenlernen nicht aufgefallen ist und die Vorbesitzer dazu auch nichts gesagt haben. Und die wohnten auch städtisch. Später habe ich erfahren, das sie ihn nur mit Halti geführt haben.

Wir haben dann im übrigen durch gezieltes Training das Problem in den Griff bekommen. Das funktionierte aber nicht nur mit Vertrauen, Bindung und Liebe, so im Selbstlauf. Sondern mit Führung und klaren Ansagen.

Ich sehe aus deinen Beiträgen zu Problemen leider kaum was konstruktives, hilfreiches.

Wobei ich Deine allgemeinen Beiträge, bspw. was Welpen wirklich brauchen, echt gut finde. Aber mit wirklichen erwachsenen Problemhunden hast du glaube ich, kaum Erfahrungen. Mit deinen Pflegehunden lief es, mit Bauchgefühl und Glück. Ansonsten wohl eher Vermeidung, wenn du schreibst, du hättest so einen Hund in der Situation dann nicht genommen.
 
Mir haben @Bubuka‚s und natürlich eure aller Beiträge mit meinem damals 4 Monate alten unsicheren Hund zum Teil sehr geholfen, aber ich hatte nur mit Unsicherheit zu kämpfen, Limbo wuchs mit Geschwister und vielen Hunden auf, ok in einer Prägephase hatte er zu wenig Kontakt , aber in allem kein Problem...in kleinster Weise...
Aber ich hatte davor auch schon ein Pferd erzogen und das ist toll und sehr alltagtauglich geworden 👍

Stimmt zwar, das man sehr oft Bauchentscheidungen treffen muss ...aber an manchen Problemen muss man einfach arbeiten, da kann man nichts im Keim ersticken...das Problem wurde von anderen herangezogen.
Deshalb sagen viele Pferdetrainer, ein rohes Pferd, welches nur nichts kennt ist oft kein Problem...und ich glaube, das ist in der Hundehaltung nicht anders 🤔
 
Nichts von dem, was du schreibst, geht auf @AussiedorA s Sorge ein - welche für mich durchaus begründet ist - dass 10 - 70 kg unerzogener Hund eine Gefahr für Dritte - Menschen und Tiere - darstellen kann.

Doch, darauf bin ich eingegangen. Du hast es offenbar nicht verstanden, es ist auch schwer zu erklären in einem kurzen Text.
Kinder und Welpen sind von Geburt an soziale Lebewesen. Sie wollen eingebunden sein und eine Bindung eingehen.
Soziales Verhalten, Respekt vor anderen, eine entspannte Selbstsicherheit lernen sie nicht durch Konditionierung, Ge- und Verbote, sondern durch Nachahmung und das soziale Miteinander.

Wenn man von Kindern oder Welpen Respekt erwartet (ohne Drohungen), muss man sie auch respektieren. Das funktioniert nur gegenseitig.
Bei der konditionierten Erziehung wird Respekt eingefordert, aber selten wird ein Hund wirklich als eigenständiges Wesen respektiert. Man muss darum den Respekt immer wieder einfordern und durch Konsequenz durchsetzen.

In der freien Erziehung werden Kinder und Hunde grundsätzlich als eigenständige Lebewesen respektiert. Es wird ihnen eine Eigenverantwortung und eine Kompetenz zugetraut. Der Erwachsene/Erzieher lässt ihnen den größtmöglichen Freiraum und vertraut darauf, dass sie alles durch eigenen Antrieb lernen.

Ein Welpe braucht zum Beispiel viele Möglichkeiten zum Erkunden und Spielen in der Natur, außerdem braucht er möglichst gleichaltrige Spielkameraden. Damit ist der Grundstein für eine optimale Wesensentwicklung gelegt.
Dann zeigt man ihm noch wohldosiert die Welt, z. B. andere Tiere, Autos, Menschengruppen.
Damit ist er bestens für das Leben vorbereitet.

Bis dahin muss er noch keine Befehle wie "Sitz, Platz, Fuß" kennen, die kann man immer noch beibringen, wenn der Welpe 5-6 Monate alt ist.

Diese Erziehung ist grundlegend anders als die konditionierte Erziehung.
Die jungen Hunde haben ein gesundes Selbstvertrauen, sie haben von allein gelernt Frust auszuhalten, sie vertrauen auf ihre Selbstwirksamkeit, haben ein gutes Sozialverhalten, sind entspannt und resilient im Umgang mit Herausforderungen.
Auch in belastenden Situationen sind sie ausgeglichen, kreativ und anpassungsfähig. Sie haben eine gute Selbstregulation nach Aufregungen und Stress.

Die jungen Hunde haben eine gute Bindung zum Hundehalter und einen natürlichen Respekt, beides ist freiwillig aus eigenem Antrieb entstanden.
Sie sind nicht unerzogen, sondern nur nicht konditioniert. Sie haben sehr viel mehr gelernt als junge Hunde, die nur dressiert werden. Sie gehorchen auch ohne Kommandos und dies freiwillig.

Das gilt auch für Kinder. Frei erzogene Kinder sind viel selbstbewusster, sozialer und entspannter als die typisch "erzogenen" Kinder. Sie machen viel weniger Probleme und halten die wenigen Familienregeln freiwillig ein. Respekt vor Menschen und Tieren und soziales Verhalten haben sie durch Nachahmung gelernt.
 
Wir haben dann im übrigen durch gezieltes Training das Problem in den Griff bekommen. Das funktionierte aber nicht nur mit Vertrauen, Bindung und Liebe, so im Selbstlauf. Sondern mit Führung und klaren Ansagen.

Das ist doch kein Widerspruch.
Führung und klare Ansagen funktionieren nur durch Vertrauen und Bindung, wenn man den Hund nicht bedrohen oder strafen will.

Ich sehe aus deinen Beiträgen zu Problemen leider kaum was konstruktives, hilfreiches.

Ich habe auch keine Glaskugel.
Wenn Hundehalter einen grundlegend falschen Umgang mit dem Hund haben, dann kann man dazu etwas schreiben.
Bei dir gehe ich davon aus, dass du Erfahrung hast und nicht viel falsch machst.
Wie soll ich dir auf die Entfernung sagen, wie ich mit Ali umgehen würde?
Ich kenne ihn doch gar nicht.
Ich könnte dir auch ein paar Problemfälle schildern, zu denen du nicht viel sagen kannst.

Also hätte ich den Hund, den ich grad mal ein paar Monate hatte, wieder abgeben sollen?

Ich hätte ihn gar nicht aufgenommen.
Bis auf wenige Ausnahmen habe ich meine erwachsenen Hunde vorher kennengelernt und mir angeschaut, ob sie verträglich sind mit anderen Hunden und ob sie bestimmte Probleme oder Eigenschaften mitbringen, die ein besonderes Umfeld brauchen.

Aber mit wirklichen erwachsenen Problemhunden hast du glaube ich, kaum Erfahrungen. Mit deinen Pflegehunden lief es, mit Bauchgefühl und Glück. Ansonsten wohl eher Vermeidung, wenn du schreibst, du hättest so einen Hund in der Situation dann nicht genommen.

Ich habe so viele Hunde betreut, dass ich fast jedes Problem kennengelernt habe.
Weil ich die Hunde auch vermittelt habe, musste ich einschätzen können, welcher Hund zu welchem Menschen und zu welchem Umfeld passt.

Ich habe Problemhunde nicht gemieden. Es gab in den Tierheimen z. B. einige Hunde, die gebissen oder ernsthaft geschnappt oder gedroht haben, wenn sie etwas nicht wollten. Solche Hunde wurden damals noch ziemlich schnell eingeschläfert. Im Vorstand war ein Tierarzt, der das schnell umgesetzt hat.

Um solche Hunde habe ich mich bevorzugt gekümmert, wenn ich mit meiner Arbeit fertig war. Ich habe versucht ihr Vertrauen zu gewinnen und herauszufinden, ob sie berechenbar waren. Oft konnte ich die passenden Menschen für diese Hunde finden. Viele Hunde waren einfach nur extrem verängstigt, weil sie mit einer Fangstange von der Polizei ins Tierheim gebracht wurden.

Auch unter meinen privaten Pflegehunden waren unterschiedliche Problemfälle, die ich erstmal ein paar Wochen/Monate bei mir zu Hause behalten habe um sie kennenzulernen und um ihnen einiges beizubringen.
Ich habe Problemhunde nicht gemieden, aber wenn ich mal einen Pflegehund behalten habe, dann waren mir bestimmte Eigenschaften wichtig.
Er musste zu mir, zu meinem Leben/Umfeld und zu meinen eigenen Hunden passen.
 
@Bubuka danke für deine Antwort. Mal wieder steht viel Wahres über die Entwicklung eines Welpen darin.
Tatsächlich geht es in der Frage von @RosAli (der ich mich angeschlossen habe) aber nicht um Welpen sondern um ältere Hunde, die eben die wertvollen Zeitfenster für Frustrationstoleranz und Sozialisierung nicht optimal nutzen konnten und nun ein bereits gefestigtes, schädliches/gefährliches Verhalten zeigen und die nun eben sehr wohl eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen können.

Auch gibt es bestimmte Rassen die in der Regel schlecht mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen zurecht kommen, die gerne selbstständig jagen etc. Da hilft meines Erachtens nur Training und keine freie und positive Welpenzeit. Das ist ja genetisch festgelegt und teilweise Trieb und wird daher nicht dadurch aufhören, dass du dem Hund Akzeptanz und Verständnis entgegenbringst, sondern dadurch, dass du ihn entweder für immer an der Leine lässt oder mit mehr oder weniger klassischer Konditionierung trainierst.

Zu deiner Beobachtung, dass deine Kinder wenig Wutanfälle hatten, könnte man fachlich einiges sagen, was über dein Fazit „Ja-Umgebung und wenig Verbote/Belehrungen“ weit hinausgeht, das weißt du wahrscheinlich selbst, Stichworte Bindung, Ablösung, Autonomieentwicklung, Temperament u.v.m. Ich kenne zig Kinder die frei aufwuchsen und von denen hatten manche wenige, andere mäßige und wieder andere extreme Wutausbrüche in der Autonomiephase. Ganz ohne Verbote und Belehrungen beim Einkaufen 😉
Aber das tut jetzt hier nichts zur Sache, denn es ging mir ja nicht darum, welche Kinder nun Wutanfälle in Supermärkten haben, sondern dass sie, wenn sie sie haben, keine Gefahr für andere Menschen und Tiere darstellen. Während ein Hund, der Artgenossen anfällt, Menschen beisst oder eigenständig Jagen geht, das sehr wohl tut und ich letzteres daher besser im Griff haben muss.

Ich habe hier aber das Gefühl wir drehen uns alle im Kreis. Die Ansichten von RosAli und Bubuka sind ja gar nicht gegensätzlich, vielleicht sogar sehr ähnlich, aber anders artikuliert und erst in Ergänzung vollständig.
 
Also das klingt jetzt so, als wärst du entweder dem Hund zuliebe umgezogen (wohin? Ich wohne sehr ländlich, aber ab und zu gibt es Hundebegegnungen unterwegs.) oder hättest ihn wieder abgegeben. Nicht das, was ich mir unter Problemlösung vorstelle.

Ich habe noch keinen eigenen Hund abgegeben. Aber grundsätzlich finde ich das nicht verkehrt, wenn es einen Platz gibt, wo der Hund besser aufgehoben ist und wo er weniger Stress hat.
 
@AussiedorA
Ich schreibe so viel in Welpen- und Junghundethemen mit, damit sich solche Probleme möglichst gar nicht erst entwickeln.
Man kann das Versäumte nur begrenzt und mit viel Ausdauer später nachholen.
Natürlich würde ich Hunde mit bestimmten Problemen nicht einfach auf die Umwelt loslassen.

Mit der klassischen Konditionierung arbeite ich trotzdem nicht.
In meiner Jugendzeit, als ich in Tierheimen gearbeitet habe und mit Menschen aus der Hundeszene befreundet war, gab es nur die Erziehung überwiegend durch Bestrafung und evtl. mal ein Lob. Das haben wir damals schon abgelehnt und unsere Hunde intuitiv erzogen. Hundeschulen gab es nur für Gebrauchshunde.

Als die positive Verstärkung als Erziehungsmethode in Mode gekommen ist, hatte ich schon viele Hunde erfolgreich erzogen.
Ich fand es auch unsinnig, in der Erziehung eine Methode anzuwenden. Für Tricks wie "Sitz, Platz, Fuß" kann man das ja anwenden und auch ein Leckerlie geben. Das ist aber auch einfach eine Dressur.

Mein erster eigener Hund war ein kleiner Münsterländer, den ich mit 1 Jahr übernommen habe. Das erste Jahr hat er in der Großstadt verbracht und wurde von den völlig überforderten Hundehaltern wieder zum Züchter zurückgebracht.
Ich war erst 14 Jahre jung und habe den Hund ziemlich blauäugig aufgenommen.
Der junge Hund war komplett durchgeknallt und typisch unterfordert, weil die Ersthalter ihm nicht gerecht geworden sind. Er hatte zudem einen extremen Jagdtrieb.

Der Hund hat mich einige Nerven und Mühe gekostet. Nachdem er mir öfter abgehauen ist und wir getrennt nach Hause gekommen sind, habe ich ihn erstmal nur an einer meterlangen Wäscheleine geführt. Später konnte ich ihn dann immer ableinen, wenn ich Feld und Wiese gut im Blick hatte und ihn von einer Spur sofort abgerufen habe.
Ich habe ihn nicht wirklich trainiert. Wir haben einfach eine Bindung zueinander gefunden und ich wusste, in welchen Situationen er abhauen würde. Die habe ich mit Umsicht verhindert. Außerhalb von seinem Jagdtrieb hat er gut auf mich gehört.
 



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