Umgang mit Angst

Ich kann von einem Beispiel aus der Praxis von gestern Nacht erzählen.
Rudi hatte nach dem Abendfressen bereits ca. 4 Stunden geschlafen, als wir wie immer zur letzten Runde aufbrachen. Es war ca. 23:30 Uhr, es war herrlich still und Rudi ist um die Uhrzeit immer so schön verpennt und tiefenentspannt. Plötzlich zündete ca. 2 Straßen weiter (wir konnten nichts sehen, nur hören) ein Anwohner eine Sylvesterrakete und man hörte diese brizzeligen Miniexplosionen am Himmel. Rudi war in dem Moment ca. 10m von mir entfernt am Schnüffeln und erschrak sich mächtig. Höchst aufgeregt kam er zu mir gelaufen, heftig schwanzwedelnd und hopsig, mit großen Augen mich anschauend. Ich habe die Arme ausgebreitet und mich hingehockt und er drückte sich mehrfach eng an mich, immer wieder von links und von rechts in meine offenen Arme und Beine. Ich habe nichts gesagt, ihm nur Kontakt geboten und mich absolut ruhig und souverän verhalten. Es dauerte ca. 20 sec, als er aufhörte sich abwechselnd von links und rechts in mich hineinzudrücken, so dass ich ihm meine Hände auf den Rücken legte. Weitere ca. 10 sec später wurde die Rute ruhiger und nach weiteren 10 sec sank sie dann auch runter, die Ohren bzw. der gesamte Hund entspannte sich und er schaute mir wieder entspannt wirkend in die Augen. Wir haben mindestens 5 sec den Blickkontakt gehalten, dann habe ich ihm ein paar freundschaftliche/liebevolle Klapse auf den Po gegeben (in solchen Momenten bevorzuge ich festes Berühren, kein sanftes Streicheln) und fröhlich gesagt: "Na komm!" Danach war alles wieder gut.
 
Ach ja, und eine Hundeschule ohne Zaun um den Platz finde ich seltsam, um es vorsichtig auszudrücken. Wie üben die Leute denn Rückruf und Ablegen, und sonstiges, wobei der Hund nicht an der Leine ist?
Genauso wie mit Zaun.Bei Hunden die nicht zuverlässig liegen blieben,hat der Trainer halt gehalten.Und wenn einer der Mitstreiter gesehen hat,dass der Hund die gewünschte Position verlässt,hat man das an den entsprechenden Hundehalter gemeldet.
Wir haben damals(zu Zeiten von Flecki und Jimmy) auf Waldwegen trainiert.Kein einziger Hund ist in den Wald abgehauen.
Bei Jolly haben wir dann auf einer Wiese trainiert,und auch da sind alle Hunde irgendwann wiedergekommen.Es stand uns aber auch frei zu sagen,heute möchte ich nicht ableinen.Wurde immer anstandslos akzeptiert.
 
Also Rika bleibt in unbekannten Gegenden näher bei mir als da, wo sie sich perfekt auskennt. Ist das bei Balu wirklich anders?
Weiß ich nicht genau. Wenn ich mich selbst nicht auskenne, lasse ich ihn nicht frei laufen. Die 5m Schleppleine reizt er dann komplett aus.

An der Geräuschempfindlichkeit würde ich arbeiten. Was sagt Balu denn zum Fernseher? Wobei richtiges Leben schon was anderes ist: Rika schläft durch jeden Action-Film, hat aber gestern einen Satz gemacht, weil eine Kuh einen Fladen produziert hat.
Der Fernseher interessiert ihn nicht. Den Staubsauger findet er auch nicht besonders gruselig. An die üblichen Alltagsgeräusche hat ihn der Züchter ja gewöhnt.

Es klingt so, als wohntet ihr relativ ländlich? Dann ab in die Stadt. Habituierung muss sein, wenn du einen Begleiter für immer und überall willst.
Jein, am Stadtrand. Ich gehe momentan an Orte, wo nicht so viel los ist, um Hundekontakt zu vermeiden.

Ach ja, und eine Hundeschule ohne Zaun um den Platz finde ich seltsam, um es vorsichtig auszudrücken. Wie üben die Leute denn Rückruf und Ablegen, und sonstiges, wobei der Hund nicht an der Leine ist?
Hunde, die nicht liegen bleiben, werden vom Trainer gehalten. Wenn doch mal ein Hund "abhaut", läuft er für gewöhnlich nicht weit, höchstens zum nächsten anderen Hund oder Mensch, wird dann ruhig eingefangen und weiter geht's.

Ich kann von einem Beispiel aus der Praxis von gestern Nacht erzählen.
Ist eine nette Geschichte, unterscheidet sich ja aber schon durch den Grad der Panik und dadurch, dass dein Hund dich höchstwahrscheinlich schon deutlich länger kennt.
Wir hatten heute eine ähnliche Situation. Mein Freund baut Modelle und wollte seinen neuen Minipanzer fahren lassen. Balu hatte Angst und verbellte den kleinen Panzer. Also Motor aus und wir haben uns an das Ding gehockt. Er kam dann irgendwann abwechselnd zu uns und dann wieder gaaanz vorsichtig zum Panzer. Irgendwann wars dann okay. Also Motor an, wieder schauen lassen und danach dann fahrend. Ging.
Er war da aber im Leben nicht so panisch wie beim Tierheim oder am Baum. Er bleib ja da und bellte.
 
Es kommt, wie immer, drauf an worum es geht. Jetzt, in dem konkreten Fall mit der Paniksituation, wäre ein eingezäunter Platz von Vorteil gewesen, weil man mal relativ entspannt probieren könnte, wie weit denn der Hund rennt. Und ob er sich irgendwann auch mal am Besitzer orientiert. Ohne Zaun ist das Risiko, das er komplett abdampft ja ungleich größer.
 
Ist eine nette Geschichte, ...
Ja, genau das sollte sie auch sein. Sie soll aber nicht den Hund in den Fokus stellen, sondern den Menschen. Du hast ja gefragt, was DU machen kannst. Und in Deinem anschließenden Beispiel zeigst Du ja wunderbar, dass Du es verstehst, kleinschrittig das Thema Angst anzugehen. Ist doch super! 👍
 
Eingezäumte Umgebung wäre natürlich ideal.
Aber so wie es sich rausließt bekommt der Hund ja nicht ständig Panik ( und nicht immer gleich schlimm ).
Finde sowas schwer zu testen.

Ich würde vielleicht ( mit Trainer ) den Orte/ähnliche Situationen besuchen.
Zb. an einem anderen Tierheim entlang.

Es können viele Sachen getestet werden und da reagiert er nicht/nicht so krass wie vielleicht in anderen/nicht gestellten Situationen.
Alleine weil der Mensch auch schon anders drauf ist, wenn es vielleicht wirklich überraschend kommt.
 

Naja, du hast ja allgemein vom Hundeplatz geschrieben.

Mal um was aus zu testen kann eine eingezäumte Platz gut sein.
Und darunter schreibe ich, dass in dem Fall (so wie es sich rausliest ) schwer ist
auf dem Platz zu testen.
Das könnte man zb. eher machen, wenn ein Hund panik bekommt, wenn ein Luftballon platzt.
Und ich schreibe ja, dass ich da gestellte Übung auf dem Platz bei dem Hund nicht ideal finde.

Würde es ein riesen eingezäumtes Gelände an einem passende Ort ( beim Tierheim ) geben, wäre
es vielleicht auch nicht verkehrt es da auch mal frei zu testen mit einem Trainer.
 



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