Sollten wir Hunde manchmal vor Herausforderungen stellen?

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Frage, ob es eine gute oder schlechte Sache ist, unsere Hunde ab und an mal in Situationen zu bringen, die für sie eine (evtl. auch mal stressige) Herausforderung darstellen.

Hintergrund des Ganzen ist Folgendes. In einem meiner letzten Uni-Projekte testeten wir Hunde, die im selben Haushalt leben, wie sie auf Ungleichbehandlung reagieren. Dazu werden die Hunde nebeneinander gesetzt, beide sollen Pfote geben, aber einer wird unter Umständen mal nicht belohnt oder bekommt nur Brot, während der andere Wurst bekommt. Es geht also nicht ganz fair zu und für die Hunde ist das natürlich dann auch mal frustrierend und stressig. Dazu kommt das ganze Umfeld, alles ist neu, man sitzt in einem leeren Raum und jemand Fremdes will was von mir. Ebenso eine kleine Herausforderung für viele Hunde.
Die Besitzer unserer Testhunde nehmen an dem Ganzen freiwillig teil. Es kam aber beim Suchen von Teilnehmern in einigen wenigen Fällen vor, dass Leute aktiv mit der Begründung absagten, dass sie es nicht befürworten den Hund in eine Situation zu bringen, wo er dann frustriert ist. Und wir reden hier von Hunden, die vom Züchter kommen, keinerlei Alltagsprobleme haben, tolle Leistungen bringen und keine deprivierten Tierschutzhunde sind, wo ich verstehen kann, dass ihnen die Gesamtsituation zuviel wird (solche Leute hab ich gar nicht erst gefragt - ist doch klar :denken24:).

Das Ganze hat mich zu der Frage gebracht, ob ich das Ganze entweder zu locker sehe (meine Hunde haben allesamt an solchen oder ähnlichen Tests teilgenommen und ich sah darin noch nie ein Problem) oder ob man es eben auch übertreiben kann. Daraus resultiert die Frage, ob einen Hund auch mal in Situationen zu bringen, die stressig sein können nun tendentiell als gute oder schlechte Idee zu bewerten ist.

Ich habe mir dazu natürlich schon einige Gedanken gemacht, es geht mir hier aber nicht darum meine Meinung rauszuposaunen oder meine Argumente zu bringen. Es würde mich eher interessieren, wie ihr dazu steht, warum ihr dazu steht und gerne auch welche Erfahrungen ihr gemacht habt.

Ich bin sehr gespannt :jawoll:
 
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Also, an einem Test zur Ungleichbehandlung zweier Hunde würde ich persönlich mit meinem Hund durchaus teilnehmen. Ich finde das spannend und interessant und ein wenig Frust aushalten gehört doch zum Leben dazu - damit hätte ich also kein Problem.

Auch im Alltag finde ich es eigentlich nicht weiter dramatisch, einen Hund auch mal in eine Situation zu bringen, die für ihn etwas stressig oder frustrierend sein könnte. Ich glaube aber, letztlich hängt das einfach immer ganz stark vom Individuum ab. Wenn man einen Hund hat, der sehr schnell nervös ist und in solchen Situationen schnell ganz überfordert ist, wird man wohl anders abwägen als jemand mit einer total "coolen Socke".

Übertreiben sollte man es meiner Meinung nach aber auch wieder nicht. Da sollte man seinen Hund so weit einschätzen können, dass man erkennt, was nun einfach zu viel wäre und was für den Hund noch gut "erträglich" ist.

Grundsätzlich finde ich es eigentlich recht positiv zu werten, wenn der Hund auch mal in Situationen gebracht, die für ihn nicht so angenehm, da stressig/frustrierend sind, damit er lernt, damit umzugehen. Den Hund immer nur vor solchen Erfahrungen abzuschirmen, finde ich weniger gut, weil er dann ja gar keine Chance hat, einen adäquaten Umgang mit solchen Situationen zu lernen.
 
Liebe Blumenfee,

ich weiß ja nicht ob dich überhaupt so etwas "laienhaftes" von mir, von uns beiden, interessiert...

Ich lebe mit meinem Großen Schweizer in sehr enger Bindung seit er die Augen geöffnet hat zusammen.

Mein Mann hat die Dackelbande für sich und ich meinen Dicken... Er ist mein 5. Großer Schweizer und wie alle GSS-Rüden ist er ein sehr stures Exemplar mit ausgeprägtem Hang selbst zu entscheiden. Ich mag das!

So eine Situation wie du sie geschildert hast: er hat was getan um eine Belohnung zu bekommen - bei mir kriegt er sie... Die gleiche "gute Tat" würde mein jüngerer Sohn gar nicht belohnen mit einem Leckerchen, sondern vielleicht nur mit einem "Prima, das hast du gut gemacht" kommentieren... Mein Sohn und der Hund verstehen sich übrigens sehr, sehr gut... Der Hund fühlt sich aber nicht ungerecht behandelt wenn er für dieselbe Sache von mir belohnt und von ihm "nur" anerkannt wird.

Eine echte Streßsituation ist es für den Hund wenn er bei mir (auch ohne Leine) Fuß geht und von anderen freilaufenden (oder auch angeleinten) Hunden belästigt wird. Er möchte dann so gerne vor mir stehen und diese Hunde "verdrängen" - das ist aber typisch für GSS, eine wahre Charaktereigenschaft. Passiert das mit Menschen, wird der Hund nur sehr groß und nimmt "Haltung" an. Dann ist das kein Streß... Auf mein "alles in Ordnung" kann man dann richtig sehen, dass seine Anspannung nachläßt.

Ist der Hund mit meinem Sohn unterwegs, macht er gar keine Anstalten andere Hunde fernzuhalten... Wenn ihnen dann Menschen sehr nahe kommen, ist das dem Hund schön egal... Da nimmt der Hund erst Haltung an, wenn mein Sohn sagt "pass auf"...

Ich habe ja an anderer Stelle schon mal gesagt, dass ich meinen Hund nicht streng erziehe; ich verlange grundsätzlich keinen Kadavergehorsam. (das soll jetzt keine Wertung sein - Hunde die in Vereinen oder im Hundesport arbeiten, müssen selbstverständlich in entsprechendem Gehorsam stehen) Mein Hund und ich brauchen das nicht. Mein Hund gehorcht fremden Leuten nicht! Am ehesten läßt er sich von Kindern noch gängeln und macht sich für die zum Clown - weil er eben Kinder sehr gerne mag.

Und JA, ich glaube es würde ihm Streß bereiten wenn ich ihm von jetzt auf gleich bestimmten Gehorsam abverlangen würde... Ich denke, er würde gehorchen - aber verstehen würde er es nicht.

Also: es gibt deutliche Unterschiede wie Andreas mit meinem Hund umgeht (das hat NICHTS mit mangelnder Zuneigung zu tun) und wie ich im ständigen Umgang mit ihm agiere.
Ich glaube nicht, dass es dem Hund Streß macht, einmal belohnt zu werden und ein anderes Mal nicht...

Ist es sowas was du wissen möchtest?
Unsere Dackel ticken nämlich ganz anders...

...sagt die
Ulla
 
Aber bringt man Hunde, vor allem junge Hunde die die Verhaltensregeln in unserer Menschenwelt noch lernen müssen nicht STÄNDIG in solche Situationen? Sei es der Besuch in der Innenstadt, Impulskontrolle lernen, nicht mit jedem jederzeit spielen dürfen, Abbruch eines Spiels, runterkommen obwohl man gerade so schön hochgedreht war, warten müssen, Frust aushalten. Sowas ist doch normal.

Wenn man nun ein Experiment das das beinhaltet zu grausam findet, dann müsste man es auch grausam finden seinem Junghund das richtige Benehmen in einem Café beizubringen oder bei Wild nicht hinterher zu gehen.
 
Im Test ging es glaub drum das ein Hund nicht belohnt wird und der nebenan mit was tollem belohnt wird :nachdenklich1:


Ehrlich gesagt hab ich mir noch nie so groß Gedanken gemacht ob es dem Hund schadet. Ich hab meine schon vor so viele Herausforderungen gestellt und in neue stressige Situationen geworfen :nachdenklich1:

Ich hab zwei Charaktere von Hund. Den unerschrockenen, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt und dem egal ist was andere um ihn herum machen und eine schnell gestresste, leicht zum hochfahren neigende Hündin, die nicht so mutig ist.
Beide behandel ich gleich und kann bei Patty nur positives feststellen wie sie sich entwickelt hat.

Solche Tests würde ich mit beiden mitmachen: )
 
Danke dir Ulla (und auch allen anderen:jawoll: ).

Keine Sorge, ich bin hier voll für jede laienhafte Meinung - genau deshalb habe ich den Thread eröffnet. Niemand soll ich fürchten müssen, hier irgendwas zu schreiben. Mich interessiert, was so an Meinungen da ist und wie ihr dazu steht. Dabei gibt es kein richtig oder falsch... :zwinkern2:

Allerdings hab ich wohl 2 Themen gemixt. Die Sache mit der Ungleichbehandlung war eigentlich nur dazu da, zu veranschaulichen, was ich meine - weil das der Anlass war, wo mir die Frage so wirklich in den Sinn kam.

Meine Frage ist, ob wir Hunde ab und an auch in Situationen bringen sollten, die für sie schwierig und evtl. auch stressig ist oder ob wir versuchen sollten all diese Situationen tunlichst zu vermeiden, um ihnen den Stress zu ersparen.
 
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meine mädchen bzw erna wird laufend in so eine stresssituation gebracht.
wenn luna eine aufgabe bekommt und diese erfüllt bekommt sie eine belohnung,sprich ein leckerli.
erna steht immer dabei und bekommt nichts.

andersrum bekommt erna ein großes lob wenn sie mal nicht bellt wenn wir einen anderen hund begegnen.
innerhalb des rudels akzeptieren meine beiden das.

wenn aber mein tageshund ein leckerchen bekommt stupsen sie mich beide an,
dann verstehen sie das nicht.
beide machen dann auch ihr "bitte" wenn ich nicht reagiere.

ich finde es völlig in ordnung das hunde mal stress ausgesetzt sind.
ich habe auch noch nie darüber nachgedacht ob es stress ist.
es ist eben so - basta !
 
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Ich würde ehrlich gesagt nur zu gerne wissen, wie Abby in der Frust auslösenden Position reagieren würde. ^^ Leider ist die Versuchsreihe ja nur für Hundepaare die mindestens 1 Jahr zusammen im Haushalt wohnen und obendrein ist Wien eh zu weit weg. Aber es wäre total spannend. Ich traue Abby absolute Ka*kbratzigkeit zu. Eventuell würde sie den Hund mit der stets besseren Belohnung irgendwann kneifen. :D
 
Ich bringe meine Hunde täglich in eine solche Situation, weil ich jeweils mit einem von ihnen arbeite, während der andere daneben sitzen/stehen und zusehen muss.

Wer gerade mit mir arbeitet, bekommt eine Belohnung - der andere guckt zu und bekommt nichts. Ich bin schon der Meinung, dass das frustrierend ist für den jeweiligen Hund.

Ich glaube aber, dass Mehrhundehalter solche Situationen gelassener sehen als die Halter von Einzelhunden, und dass Hunde, die nicht als Einzelhund gehalten werden, mit einer solchen Situation weniger gestresst umgehen als der Einzelhund - weil sie im Alltagsleben an solche Situationen eher gewöhnt sind. Man macht ja häufiger mal was nur mit einem Hund, und der andere muss zurückstehen.
 
Auch wenn es nicht ganz das Thema ist...

Der entscheidende Punkt bei der Ungleichbehandlung ist, dass beide dieselbe Leistung bringen (also beide nacheinander Pfote geben, wo sie auch aktiv das Kommando dafür bekommen haben) aber nur einer belohnt wird :zwinkern2:
 
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