Hallo Finn,
Der Thread ist zwar schon länger nicht aktualisiert worden, aber da ich direkte Samojedenerfahrung habe, wollte ich noch etwas beisteuern, vielleicht hilft es ja bei der Entscheidungsfindung, falls die nicht schon abgeschlossen sein sollte.
Mein Exfreund hatte eine Samojedenhündin. Ich war knapp drei Jahre mit ihm zusammen, über etwa 1,5 wohnten wir sogar zusammen, wobei er in der Zeit teilweise über Monate im Ausland gearbeitet hat, sodass ich in der Zeit quasi die alleinige Halterin des Hundes gewesen bin.
Sie war ein absoluter Traumhund, sehr lieb und fröhlich und absolut sozial. Menschen wie Hunden ging sie freudig entgegen und das obwohl sie schon einmal von zwei Rüden derartig attackiert worden war, dass ihre Hüften anschließend kaputt waren. Das tat ihrer Liebe überhaupt keinen Abbruch, sie wollte trotzdem jedermanns Freundin sein. Ein absoluter Sonnenschein. Sie nach der Trennung nicht mehr zu sehen hat mir sehr leid getan und tut es manchmal noch, aber es war die Entscheidung ihres Besitzers.
Natürlich gibt es nicht nur Vorteile. Meine Hündin zum Beispiel war so treu, dass anfangs richtig unter der teils monatelangen Abwesenheit meines damaligen Freundes gelitten hat. Sie hat sogar angefangen sich stellenweise ihr Fell auszurupfen.
Nachdem sie mich jedoch vollends als neue Bezugsperson akzeptiert hatte, war sie schnell wieder der Sonnenschein schlechthin. Aber wie gesagt, eine sehr treue Seele, der selbst studenweise Alleinebleiben manchmal Schwierigkeiten bereitete, was sie gelegentlich in der Zerstörung einzelner Kleinobjekte (Bücher, Reisepässe, sowas durfte man besser nicht herumliegen lassen^^') kanalisierte. Und das obwohl sie gar nicht vollständig alleine war, sondern mein inzwischen verstorbener Rüde Lenny immer bei ihr war. Das ist allerdings wahrscheinlich auch eine Frage der Erziehung.
Ich hab zwei andere Samojeden erlebt, einen Rüden und eine weitere Hündin. Der Rüde war eig ähnlich cool, die Hündin irgendwie aufgekratzer, offenbar gibt es auch solche. Eine Portion Jagdtrieb kann dabei sein, Samojeden lassen sich aber eigentlich ganz gut erziehen, auch wenn der nordische Dickkopf manchmal durchschlägt. Ich glaube der ist bei denen nicht ganz so ausgeprägt wie bei einem Husky oder einem Malamute, ich kann mich aber auch irren, mit den beiden Rassen habe ich schließlich keine direkte Erfahrung. Meine war ziemlich redselig, auch damit muss man umgehen können. Sie war jedoch kein Kläffer, was ich jedoch schon bei zwei verschiedenen Samojeden, die wir jeweils beim Spazierengehen passiert haben, erlebt habe. Also, dass die Leinenpöbler gewesen sind.
Auslastungstechnisch war sie gerne lang und ausdauernd unterwegs, bis es halt wegen ihrer körperlichen Gebrechen nicht mehr so gut ging, aber ich glaube auch da sind Samojeden deutlich genügsamer als andere Schlittenhunde, wobei man natürlich auch alles mit ihnen machen kann, was die anderen so können.
Das Fell ist nicht zu unterschätzen. Sowohl was das Bürsten angeht, als auch das Haaren an sich. Du kannst dir nicht vorstellen, wieviel sie haaren. Wenn du ein paar Tage nicht staubsaugst, dann fliegen die Fellbüschel durch die Wohnung wie diese Graskugeln im Western. Sie haaren das ganze Jahr über nicht wenig, zum Fellwechsel nochmal extra viel. Das muss man auf jeden Fall bedenken, wenn man sich einen Samojeden anschafft.
Ebenfalls bedenken würde ich das Klima. Meine Hündin zumindest war sehr hitzeempfindlich. Im Sommer ging man idealerweise früh morgens und spät abends mit ihr raus. Zu anderen Zeiten war es einfach nicht möglich. Dafür war sie im Schnee wahrlich in ihrem Element.
Wie bei jeder Hunderasse gibt es Vor- und Nachteile, insgesamt sind Samojeden aber super liebenswerte Zeitgenossen und wenn ihr euch einen anschaffen solltet, dann habt ihr einen außergewöhnlichen und überaus treuen Freund gewonnen. Ich denke noch heute oft an mein Mädchen und eines Tages in ferner Zukunft wird vllt auch wieder ein (mein ganz eigener) Samojede bei mir einziehen.