Hallo Chrissi,
das Thema beschäftigt mich schon einige Zeit, da ich ja nun auch einen Labbi an der Leine habe.
Ich denke, der Retriever ist keinesfalls "DER" einfache Hund. Viele schaffen sich blauäugig so einen an und dann kommt das große Erwachen. Es sind vor allem die Labbis, die mir zunehmend negativ auffallen. Ungestüm, brachial, distanzlos. Zudem unheimlich hartnäckig, ohne Rücksicht auf Verluste und teilweise auch nicht mehr dem Wesen entsprechend, das dem Labrador zugeschrieben wird.
Die Pubertät eines Labradors empfinde ich als ziemlich ausgeprägt. Da wird der liebe Labbi, der dem Besitzer als Welpi schon alles recht machen wollte, plötzlich zum Megamonster, das nicht immer -wie so gerne beschrieben- ohne Spur von Aggression ist.
Ich denke, dadurch, dass das Augenmerk in der heutigen Zeit häufig in Richtung Aussehen / Schönheit geht (was im Auge des Betrachters liegt, ich finde viele Labbis und Goldis mittlerweile nicht mehr schön), bleibt der Fokus aufs Wesen nicht selten auf der Strecke.
Ich erlebe häufiger Labbis mit Schutztrieb, das mag auch daran liegen, dass sie meinen, regeln zu müssen. Der Labbirüde von Bekannten würde andere Rüden am Liebsten nur platt machen.
Unser mag mittlerweile auch nicht mehr alle Hunde. Er kommt mit ihnen aus, wenn wir spazieren gehen, aber Sympathie sieht anders aus. Das typische Bild des Retrievers ist aber "freundlich, fröhlich, verträglich mit allem und jedem", ein Schein, der meiner Meinung nach gerne mal trügt.
In der Geduld und der Gutmütigkeit mit Menschen (von jung bis alt) ist der Labrador unschlagbar, doch auch er ist nur ein Hund, dem mal was nicht gefällt und nicht passt. Aggressionen dem Menschen gegenüber habe ich bei Fiete noch nie erlebt, auch nicht, wenn er bedrängt wird. Auch anderen Tierarten gegenüber zeigt er sich stets freundlich. Dafür hat er sich gestern mit nem Westirüden in die Flicken gekriegt, weil dieser ihn angepöbelt hat, um aber nach 10 Sekunden fröhlich miteinander weiter zu laufen und gemeinsam einen Abend auf einem Geburtstag zu verbringen.
Ich muss sagen, ich bin unheimlich gespannt, wie Fiete sich die nächsten Jahre entwickeln wird. Momentan dürfte man all sowas unter Halbstarkengehabe verbuchen, um das ich mir keine Sorgen "mehr" mache. "Mehr", weil mir Rüdenpöbeleien absolut fremd waren, hatte ich zuvor doch so eine super souveräne Leithündin zu Hause und musste mich erst damit anfreunden, dass es auch mal Gezetere unter Hunden gibt.
Man sagt ja, dass die Labbis Spätentwickler sind. Das kann ich absolut bestätigen, daher denke ich, kann ich erst so in 1,5 - 2 Jahren sagen, "wie mein Hund wirklich ist".
Ich würde tatsächlich sagen, speziell der Labrador Retriever (mit den anderen Retrievern habe ich ja keine eigenen Erfahrungen) ist kein einfacher Hund, ABER - es gibt natürlich Hunde, die deutlich schwieriger zu führen sind.