Problemhund oder Problem-Herrchen und -Frauchen?

@ChrissyDK
Ich wiederhole mich bestimmt, ich kann aber immer wieder nur sagen- Geduld, Geduld, Geduld! Richtig gute Tipps wurden ja gegeben. Bitte, bitte beim Üben nicht zu viel auf einmal erwarten. Ihr werdet merken, mit zunehmender Bindung wird es besser. Irgendwo solltet ihr den Hund auch Hund sein lassen, also wirklich frei rennen und schnüffeln lassen, er wird es euch mit Ausgeglichenheit danken.
 
Wir hatten schon 17,3 Jahre einen Hund, da war die Erziehung kein Problem. Alles nach "Vorschrift", wir hatten uns durch viel Literatur kundig gemacht und einen Welpenkurs besucht.

Richtig, du hattest 17 Jahre lang EINEN Hund. Und bei diesem Hund hat alles gut funktioniert. Nun hast du einen zweiten Hund, dieser Hund ist anders als der erste und es funktioniert nicht... Was will ich damit sagen?

Hundeerfahrung misst sich nicht an Jahren, sondern an den vielfältigen Erfahrungen, die man mit den vielen verschiedenen Hunden machen kann und aus dem Faktor wieviel man bereit ist aus diesen Erfahrungen zu lernen ;)

Als jemand, der zwar erst 10 Jahre Hundeerfahrung vorweisen kann, dafür schon sehr, sehr viele Hunde in verschiedenen Kontexten in der eigenen Verantwortung hatte, werde ich versuchen dein Problem ein wenig zu erläutern, zumindest anhand dessen, wie ich es deinen Erzählungen nach einschätze.

Der wichtigste Faktor für eine funktionierende, gute Leinenführigkeit eines Hundes ist, dass der Hund keinen Erfolg damit haben darf zu ziehen. Erfolg beim Ziehen ist, wenn Frau Hund durch Zug dorthin kommt, wo sie hin möchte bzw. wenn sie durch Zug generell vorwärts kommt. Diesen Erfolg gilt es zu eliminieren, denn jedes Mal, wenn sie diesen Erfolg hat, wird sich das Verhalten noch mehr festigen. Der wichtigste Schlüssel dazu ist gar nicht mal die Methode (da gibt es ja vielfältige), sondern Konsequenz. Nicht Konsequenz in der Methode, die kann man sogar gerne mischen, sondern Konsequenz darin, dass man dafür sorgt, dass Frau Hund keinen Erfolg mehr mit ziehen hat. Kurz und gut - egal wie lange es dauert, bis ein Erfolg zu sehen ist, egal ob man einen Drehwurm bekommt und egal, ob das Vorwärtskommen auf 10m 20 Min dauert: ihr müsst da durch. Die Alternative ist damit zu leben, dass der Hund zieht - da gibt es weder Abkürzung noch Ausreden. Das ist die berüchtigte Konsequenz... niemand hat gesagt, dass konsequent sein immer besonders bequem ist ;)

Nachdem Sari, wenn ich richtig gelesen habe, schon 4 ist und sie das Verhalten von Welpe an gezeigt hat, wird ein entgegensteuern vermutlich auch ein wenig länger dauern, als bei einem Welpen. Sie hat ja schon sehr gut gelernt, dass sich ziehen lohnt und das muss sie erst mal wieder verlernen. Neben Konsequenz werdet ihr also auch Geduld brauchen - gleich das Handtuch zu werfen, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt, wird ebenso keinen Erfolg bringen.

Ein weiterer Faktor, der Leinenführigkeit erleichtern oder erschweren kann ist das allgemeine Erregungslevel des Hundes und seine Fähigkeit die eigene Aufregung zu kontrollieren. Je aufgeregter der Hund und je schlechter er sich zusammenreißen kann, umso eher hängt er natürlich auch in der Leine. Der hibbelige ADHS Hund den du beschreibst, ist genau das, was ich mir unter der sportlichen Version eines Labbis vorstelle - auch wenn dich das verwundert: die gehören so ;) ... um deine Hündin zu unterstützen ihre Aufregung in sinnvolle Bahnen zu lenken (was auf lange Sicht auch bei der Leinenführigkeit sowie im generellen Alltag helfen wird), würde ich auf zwei Schienen fahren.

a) ich würde dafür sorgen, dass sie kontrollierten Freilauf (zB. im eingezäunten Bereich) bekommt und sich so auch mal wirklich auslaufen kann und ich würde ihr auf geistiger Ebene eine Aufgabe geben. Das können vielfältigste Dinge sein, Dummytraining wäre natürlich die retrievertypischste Version, aber auch sonstige Herausforderungen, sei es im Bereich der Nasenarbeit oder Ähnliches, wird euch sicherlich nicht schaden. Dadurch, dass sie ihre Energien an anderer Stelle ausleben kann, wird sie sich langfristig gesehen leichter tun, sich an der Leine zu beherrschen.

Wovon ich persönlich abraten würde (weil ich es irgendwo gelesen habe), wäre vor dem Spaziergang noch groß mit ihr zu spielen. Dabei hebst du nur vor dem Spaziergang nochmal das allgemeine Erregungslevel, das wird euch das Training nicht erleichtern. Wenn dann gilt es sie unabhängig davon auch mal müde zu machen ;)

b) ich würde an ihrer Impulskontrolle arbeiten. Impulskontrolle bedeutet kurz und knapp sich zusammzureißen und etwas nicht zu tun, obwohl man es tun möchte. Dazu gibt es eine Vielzahl an Übungen, google & Co helfen ganz sicher ;)

Bitte denk daran, dass a) und b) zusätzliche Punkte sind, die das Training allgemein erleichtern werden. Um das Leinenführigkeitstraining (Konsequenz) werdet ihr nicht herum kommen, egal was ihr sonst so macht. Ich persönlich würde bei dem Typ Hund, den du beschreibst tatsächlich auch die Methode des Zick-Zack Gehens in den Vordergrund stellen. Damit hat man meiner Erfahrung nach bei aufgeregten Hunden die besten Erfolge. Allerdings muss man es auch sauber und konsequent durchführen. Nachdem primär dein Mann mit ihr raus geht, liegt es somit auch an deinem Mann das zu tun.
 
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