Problemhund oder Problem-Herrchen und -Frauchen?

Guten Tag,
durch Zufall bin ich in diesem Forum gelandet und freue mich auf einen regen Austausch.
Ich habe einen Labbi (reinrassig) mit Namen "Sari" die im August 4 Jahre alt wird. Davor hatte ich eine Golden Retriver Hündin "Kira" (unser erster Hund), die das stolze Alter von 17 Jahren und 3 Monaten erreicht hatte.
Wir haben nach Kira sehr gelitten und brauchten eine Weile bis wir uns wieder einen Hund anschafften. Denn wir haben bemerkt, einmal Hund immer Hund :)
Auf unsere Sari sind wir durch Zufall gestossen, innerhalb eines Urlaubes, und als wir sie beim Züchter sahen, war es geschehen. Wir konnten sie dann im Alter von 14 Wochen mitnehmen. Da war der Urlaub zuende.

Unsere Sari ist eine ganz liebe und verspielte Hündin, doch sie hat auch ihre Macken, die jedoch vermutlich durch verschiedene falsche Prägungen entstanden sind.
Zuerst wäre zu erwähnen, dass der Züchter die Tiere in einem Gehege bzw. in einem großen extra Zuchthaus hatte.Die Hunde lies er morgens und abends dann auf die angrenzende Wiese, wo sie herumtollten.
Ansonsten waren sie sich selbst überlassen...

Zuhaus angekommen mussten wir feststellen, dass sie eine nicht beherrschbare Giardieninfektion hatte und haben erst mal viel Geld in den Tierarzt investiert... der auch noch meinte wir dürfen sie nicht mit anderen Hunden zusammen kommen lassen wegen der Infektion. Das ging dann Monate so. Immer alleine Gassi und an der Leine.

Und wir dachten auch, die Erziehung läuft genauso problemlos wie bei unserer ersten Hündin ab. Leider erwies sich das nicht so ganz zutreffend. Zudem hatte ich dann ca. 4 Monate später durch einen Sturz aufgrund eines plötzlichen Zuges von ihr an der Leine auch noch eine ziemlich komplizierte Schulterverletzung und konnte mit dem Hund nicht mehr Gassi gehen. Das übernahm dann mein Mann.
Ich erzog den Hund im Haus, er draussen beim Gassigehen, also Leinenführigkeit Rückruf etc., so war der Deal.

Sari lernte also Sitz,Platz,Warte,Männchen machen und Komm. Sie ist absolut lieb im Haus, nagt nichts an, ist auch zuverlässig mit Bellen...wenn der Postbote kommt:).Ansonsten ist sie recht verspielt, tollt im kleinen Garten herum und ist ein fröhlicher, verschmuster und lieber Hund, der alle Menschen und Hunde (zum Spielen) leiden mag.

Doch wehe, sie geht Gassi! Da zieht sie wie verrückt an der Leine, dass sie fast erstickt und dreht völlig auf.
Wir hatten daraufhin insgesamt 3 Trainer durch - allerdings mit keinem Erfolg. Mit der ersten verstand sich mein Mann nicht, die zweite machte immer die gleiche Übungen und der dritte wollte zuviel Geld, sodass wir nach 3x abbrachen,auch weil er den Hund mit Schlüsselwerfen erziehen wollte..:eek:

Leider konnten wir Sari nicht beibringen, Fuss zu laufen.Vor allem nicht auf dem Weg Richtung Gassi.Auf dem Rückweg wäre sie ganz folgsam, sagt mein Mann, der immer noch alleine mit ihr Gassi an der Leine geht.
Ich führe sie nicht, weil ich mit meiner Schulter weiterhin Probleme habe. Wenn er sie loslässt von der Leine, was auch noch selten vorkommt (und das Zurückkommen nur funktioniert, wenn andere Hunde dabei sind und von deren Halter gerufen werden), hört sie auch nicht auf ihn und alles ist interessanter als er. So ist sie auch, wenn beide alleine waren und mein Mann sie losgelassen hat, schon ausgebüxt und wir musssten sie dann suchen.
Das alles ist sehr unbefriedigend. Auch für unseren Hund, denke ich.

Leider weiss ich nicht, wie oder was wir noch machen könnten. Vielleicht hat hier jemand eine Idee?

Viele liebe Grüße von Chrissy
 
Kein Sorge, ich denke, deine Probleme lassen sich mit Geduld und Konsequenz lösen :)

Zum Ziehen an der Leine: Sobald Sari zieht bleibt ihr stehen und lasst die Leine so wie sie ist, also auf Spannung. Ihr schaut sie nicht an, ruft sie nicht, macht einfach gar nichts. Erst wenn sie von selbst auf euch zu kommt bzw. sich so bewegt, dass die Leine nicht mehr auf Spannung ist, gibt es ein Lob und ihr geht weiter. Wenn ihr das ganz konsequent durchzieht, müsstet ihr in ein paar Tagen bis Wochen einen Erfolg merken ;) Aber, es darf keine Ausnahmen geben. Sari zieht ja, weil sie gelernt hat, dass es durch ziehen schneller vorwärts geht. Jetzt lernt sie: Wenn ich ziehe, dann komme ich gar nicht vorwärts. Es kann gut sein, dass ihr die ersten Male 10 Minuten, 30 Minuten vllt. sogar eine Stunde dasteht und wartet, dass sie aufhört zu ziehen.

Fuss laufen: Das würde ich erst üben, wenn Sari einigermaßen schön an der Leine läuft.

Rückruf: Ich schätze mal, Sari ist verfressen, oder? Abgeleint wird erst wieder, wenn Sari folgt. Solange würde ich eine Schleppleine nutzen. Ihr ruft Sari und wenn sie kommt gibt's ein Leckerchen. Falls sie mehr auf Spielzeug geht, könnt ihr auch ein bisschen spielen, wenn sie kommt. Ihr müsst euch spannend machen. Wenn ihr Sari ruft und sie nicht kommt, dann fangt an rumzuspringen und rumzuhampeln, so dass ihr wirklich spannend seit für Sari. Wenn sie dann auf dem Weg zu euch ist, sagt ihr nochmal euer Rückrufwort und lobt sie ganz kräftig.
 
Einen Problemhund hast du nicht und auch ihr Menschen seid nicht das Problem. Ich würde sagen, dass 99 % aller Hunde die Leinenführigkeit lernen müssen. ;)

Fuß laufen ist anstrengend für Hunde. Leinenführigkeit heißt für meine Hunde, dass die Leine locker ist und die Hunde nicht ziehen. Sie dürfen dann ruhig vor mir laufen.

Du kannst an der Leinenführigkeit arbeiten in dem du zickzack läufst und den Hund immer lobst wenn er auf dich achtet. Als Labrador dürfte Sari sich über eine Futterbelohnung wenn sie aufmerksam ist freuen. Eine weitere Möglichkeit ist Richtungswechsel denn du für den Hund ankündigst.

Du kannst auch mit stehenbleiben arbeiten. Ich habe mit meinem sehr eigenwilligen Dackel-Mix aber die Erfahrung gemacht, dass man da schon mal eine Weile rumsteht und die Nachbarn sich amüsieren. Zickzack laufen ist effektiver.

Wichtig ist, dass du konsequent bist. Du übst also bei jedem Gassigehen die Leinenführigkeit Vermutlich kommt ihr bei den ersten Übungsstunden nicht weit.

Hat Sari Freilauf bei dem sie sich austoben kann?
 
Die Möglichkeit die ich geschrieben habe, ich natürlich nur eine von vielen. Bei uns hat sie sehr funktioniert. Wie Wautzi aber auch geschrieben hat, steht man mit einem sturen Hund da schonmal doof in der Gegend rum. Ich glaube, das längste waren bei uns 20 Minuten:rolleyes:

Ich würde aber nur eine Methode versuchen und die über mindestens 2 Wochen. Wenn du gar keinen Erfolg in der Zeit merkst, dann kannst du immer noch was anderes probieren ;)
 
Dann noch Methode 3 zur Auswahl ;):
Da ich persönlich das Stehenbleiben total nervig (für mich) finde, mach ich es anders.
Immer, wenn der Hund zieht, mach ich kehrt und gehe ein paar Schritte in die andere Richtung. Sobald der Hund zu mir aufgeschlossen hat ( meist geht er da leicht verwirrt langsamer;)), mit einem freundlichen "Gut" wieder kehrt und weiter gehts. OK, am Anfang geht man viele Kreise, aber das Prinzip ist das gleiche wie beim Stehenbleiben. Mir fällt es leichter, weil man in Bewegung bleibt und ich beim Rumstehen nervös werde.
Sucht euch eine Methode aus und zieht sie durch.
Übrigens war es bei uns hilfreich, im Schlenderschritt zu gehen. Je schneller wir gingen, umso mehr zog der Hund.
 
Methode Nr 4: bei jedem Zug auf der Leine stehen bleiben, den Hund ins Sitz schicken (dadurch lockert sich die Leine quasi automatisch wieder), aufschließen, weiter gehen. Oder auch ins Platz schicken, das ist meist noch nerviger für den Hund als sich "nur" zu setzen.
Allerdings würde ich die anderen Methoden bevorzugen, da ja der Fokus auf der Leinenführigkeit liegen sollte, nicht aufs hinsetzten. Bei meinem Gassihund funktioniert dies aber sehr gut und im Zweifel könnte man dies dann sicherlich auch so versuchen.
Ich würde es allerdings zunächst mit stehen bleiben bzw. Richtung wechseln versuchen.

Ein Problemhund ist euer Labbi aber sicherlich nicht. Sie ist bloß super aufgeregt, wenn es Gassi geht, logisch, bedeutet ja Action und Spaß. Da ist es schwer, artig Fuß zu laufen. Ich bin daher in den ersten paar Minuten recht tolerant und lasse etwas mehr Spannung auf der Leine zu, und erst wenn die erste Aufregung sich gelegt hat, erwarte ich wieder ein vernünftiges Leinenlaufen. Sich komplett in die Leine hängen lasse ich allerdings nie zu. Eventuell müsst ihr bei ihr immer gleich konsequent sein, das könnte je nach Hund variieren.
Ganz wichtig ist, dass sie genug Gelegenheit hat, zu toben und auch vom Kopf her ausgelastet werden kann. Dann ist es einfacher für sie, auch mal anständig an der Leine zu gehen. Läuft sie zumindest mal an der Schlepp? Oder auch mal ganz frei?
 
Ganz wichtig ist, dass sie genug Gelegenheit hat, zu toben und auch vom Kopf her ausgelastet werden kann. Dann ist es einfacher für sie, auch mal anständig an der Leine zu gehen.

Das wäre auch mein Hinweis: Ich würde sie vor dem Gassi gehen im Garten toben lassen, mit ihr spielen. Dann ist schon mal ein Teil der Energie weg und die meisten Hunde können sich dann besser konzentrieren.
Auch könnt ihr die Grundsignale (sitz, platz) zu Hause für so 5-10 Minuten vor dem losgehen abfragen, dann ist sie ggf. konzentrierter.

Wie ist das bei euch mit den Haufen? Macht sie auch innerorts/im Garten?
Enzo soll das innerorts nicht - wenn ich dann etwas zu spät losgehe, hat er es wegen des Haufen machens dann etwas eilig.
 
Es ist ein Teufelskreis.

Umso weniger sie toben darf, umso mehr wird sie die Gelegenheiten die sich iher bieten ausnutzen. Umso mehr sie die Situationen ausnutzt, umso seltener darf sie toben.
Da müsst ihr als Menschen euch ganz dringend etwas einfallen lassen um diesen Kreis zu unterbrechen. Wenn die Maus erst einmal ordentlich ausgelastet ist, werdet ihr feststellen pendelt sich vieles andere ebenfalls ruckzuck ein. Alleine der Hinweis das sie auf dem Rückweg ganz folgsam ist zeigt ja das sie weiß um was es geht und sie dahingehend überhaupt keine Defizite aufweist.

Kopfarbeit scheinst du ja zuhause ja schon zu machen. Also geht es wohl hauptsächlich auch um körperliche Auslastung. Dabei ist Qualität genauso wichtig wie Quantität. Gerade auch bei Labbis die dahingehend vielseitig interessiert sind.

Sie haben WTP lieben also die Arbeit mit ihrem Menschen
Sie lieben aber in aller Regel auch alle ihre Artgenossen, benötigen also entsprechend häufigen sozialen Kontakt
Es sind Gebrauchshunde die ursprünglich zum apportieren als Teilbereich der Jagd gezüchtet wurden heißt viel Zeit draussen und begleiteten dort ihren Führer im Revier, heißt auch einiges an Strecken.

Wir Männer sind draussen manchmal, müssen wir ehrlich sein, etwas fantasielos. Daher wäre die Frage die ihr euch stellen müsst. Was tut dein Mann mit ihr draussen?

Nur laufen? Auch anderes?
Wie lange läuft er (Zeit)
Wie weit läuft er (Strecke)
 
Ich tendiere auch zur Methode "Richtungswechsel". Für stehen bleiben bin ich zu ungeduldig, meine Hunde "stehen das aus", das kann dauern.
Richtungswechsel begreifen sie aber sehr schnell.

"Fuß" müssen meine garnicht laufen, sondern nur an lockerer Leine. So das mir keiner den Arm lang zieht.

Den Rückruf würde ich üben, üben, üben. Zuerst an der Schleppleine, damit sie nicht abhauen kann. Und immer belohnen, anfangs schon den Ansatz des zurück kommens.
Rückruf ist das einzige, was ich immer, jedesmal, super belohne.

Was noch wichtig ist, den Rückruf erstmal in ruhigen Situationen üben. Wenn nichts aufregendes ist. Einfach so. Auch einfach mal, wenn sie eh grad zu Dir schaut, rufen, belohnen. Wie beim Welpen. Das kann man dann langsam steigern.

Was Ihr vor allem braucht, ist Geduld. Euer Hund ist 4 Jahre, bestimmte Verhaltensweisen haben sich verfestigt. Das zu ändern kann manchmal etwas länger dauern.
 
Als ich anfing, den Text zu lesen, bin ich vom schlimmesten ausgegangen. Schlecht sozialisiert auf Umweltreize und findet Artgenossen bedrohlich. Aber das ist ja zum Glück nicht der Fall. Dein Hund ist – brutal gesagt – einfach nur nicht erzogen. Und an der Erziehung und Beziehung kann man deutlicher leichter arbeiten als an mangelnder Prägung.

Beim Labrador Retriever aus der Show Linie – wie auch beim Golden Retriever aus der Showlinie - ist teilweise das Problem, dass sie so auf die Freundlichkeit anderen Lebewesen gegenüber gezüchtet wurden, dass andere Eigenschaften der Rasse, wie der Will To Please nicht mehr existent sind. Ein Vermehrer wird noch weniger auf den vorhandenen WTP der Rasse achten als ein Verbandszüchter.

Also auf den WTP würde ich bei der Rasse nicht mehr setzen.

Bei der Trainerwahl ist es wichtig, dass ihr mit dem Trainer gut klar kommt. Dies schien dreimal nicht der Fall gewesen zu sein. Bist du bei FB und hast da mal in einer örtlichen Hundegruppe nach einem guten Trainer für Einzelstunden gefragt? Die Hoffnung solltest du diesbezüglich nicht aufgeben. Ein Trainer kann euch den Umgang mit Sari zeigen, euch Hausaufgaben geben, was ihr bis zum nächsten Treffen konsequent durchziehen sollt und eure Fehler rechtzeitig erkennen und eindämmen.

Dir wurden hier im Forum bereits ein paar typische Methoden des Leinenführigkeitstrainings genannt. Ein guter Trainer setzt aber nicht auf die eine Methode, sondern sieht sich das Gesamtbild an. Was bei Kenia mit Nanouk gut funktioniert, funktionert bei dir vielleicht nicht. Was bei Lesko mit Andy funktioniert, funktioniert in der Form bei meinen Hund z.B. nicht. Wenn ich umdrehe, dann geht sie mit, dreht aber immer wieder ab um in die ursprüngliche Richtung zu gehen. Denn das bringe ich den Hund ja bei ;)

Am meisten braucht ihr viel Geduld und müsst lernen, konsequent zu sein. Konsequenz hat nichts mit Härte zu tun. Ihr müsst einfach nur einen größeren Dickschädel haben als eure Sari. :)
 



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