Positive Verstärkung in der Hundeerziehung - eine kritische Betrachtung

Richtig, Willi, nicht Milan.
Aber solchen Unsinn hab ich mit dem nie gemacht. Im Gegenteil, ich war froh, wenn er aus sich rausgekommen ist.
 
Richtig, Willi, nicht Milan.
Aber solchen Unsinn hab ich mit dem nie gemacht. Im Gegenteil, ich war froh, wenn er aus sich rausgekommen ist.

So, Beitrag gefunden:

Als ich Willi gekauft habe, war mir in einer bestimmten Sekunde klar, dass ich ihn nehmen würde. Das wusste meine Frau noch nicht und die Verkäufer auch nicht. Ich hab Willi angeschaut und er mich. Er mich mi einem ganz eigenartigen Blick.
Heute weiss ich, dass er von "seinem" Verkauf 1/10000 Sekunde später als ich wusste. Und in dem Moment des Anblickens hatten wir einen Deal:

Ich, Dieter, nehme dich an wie du bist, sorge für dich und beschütze dich. Ich zeige dir, wie man als Hund ein schönes Leben ohne Angst und Frust führen kann. Latte, wie lange das dauert. Du hast alle Zeit der Welt, aber du musst dich auf mich einlassen. Wir gehen einen harten Weg, aber wir gehen ihn zusammen. Und wir schaffen das.

Ich, Willi, lasse mich auf dich ein. Führe und beschütze mich, aber nehme mich so wie ich noch bin und lass mir Zeit. Ich werde alles in meinen Möglichkeiten stehende tun, unser Ziel zu erreichen. Auch wenn ich garnicht weiss, was das ist und wie das geht. Und wenn ich Mist baue, dann sieh mir das nach und bestrafe mich nicht, Ich weiss es dann in dem Moment nicht besser. Ich gebe dir meine ganze kleine kaputte Seele - geh gut damit um.

https://www.hundeforum.com/threads/hund-fuer-angstpatienten.40841/page-4#post-797380

Ist das kein Dialog? Einen Dialog ohne Worte führt man am besten, wenn man sich anschaut und nicht gerade aktiv ist.
Und ist dieser Dialog ein esoterisch anmutendes Seelenangebot?
 
Ja, das war so.
Aber vergleich das mal mit dem, was Du oben geschrieben hast.
So mit "Ich vermeide es, fremde Hunde gleich zu streicheln und anzufassen, damit sie irgend etwas merken", "muss und soll nicht merken, dass er mir vertrauen kann", "darum unternehme ich nichts, um das zu verstärken".

Natürlich gibt es wortlose Dialoge - ganze Romane bisweilen - zwischen Mensch und Hund. Keine Frage. Da bin ich auch bei Dir.
Frei nach Goethe (Faust): wenn ihr es nicht erfühlt, ihr werdet es nicht erjagen.

Glaubst Du, ohne diesen Dialog hätte ich den Bretonen nach 3 Tage frei laufen lassen? Einen "weit arbeitenden" und blitzschnellen Jagdhund, der seit 2 Wochen in der BRD war.

Aber wenn er (die Tiere) zu mir kommen, dann bin ich der Schwamm. Angemessen, natürlich. Der ängstliche Hund, der vorsichtig mal "anfragt" bekommt ein kleines Krabbeln unterm Kinn und keine Knuddelorgie. Und ein ruhiges, liebes "fein" oder "Hallo Kleiner" und kein Hundetrainer-Quietsch-Konzert.
 
Diese ersten Tage sind ein wichtiger Teil des inneren Zwiegesprächs zwischen dem neuen Hund und dem Menschen.
Worte und Streicheln stören das oft. Ich kann das schlecht erklären.
Der Hund muss oder soll nicht merken, dass er mir vertrauen kann, darum unternehme ich nichts um das zu verstärken.
Ich biete dem Hund ein Zuhause an (evtl. auch auf Zeit) und er kann sich frei entscheiden, ob er mir vertrauen möchte und das annehmen möchte. Dadurch kann sich eine freiwillige Bindung entwickeln.

Das finde ich zum einen falsch und zum anderen nicht okay.
Falsch denn der Hund hat keine Wahl, wenn er fortan bei dir wohnt. Das ist ja das spezielle an Hunden - sie binden sich, sogar an Menschen die sie schlecht behandeln. Sie haben evolutionsbiologisch keine andere Wahl.
Und nicht okay, denn der Hund der in einer völlig fremden Umgebung bei fremden Menschen ist, sollte unbedingt merken, dass er vertrauen kann.
 
Das wirkt oft, Bubuka, als haettest du gar keine praktische Erfahrung mit Hunden. Nur eine romantische Vorstellung, zu viel 'Der Pferdefluesterer' geguckt.
 
Aber vergleich das mal mit dem, was Du oben geschrieben hast.

Ich verstehe nicht, warum meine Beiträge nicht differenziert gelesen werden.
Ich verbiete mir nicht, einen Hund zu streicheln oder freundliche Worte zu sprechen.
Ich habe Lesko geschrieben, wenn ein Hund dazu auffordert, bekommt er das auch.

Aber du musst mal bedenken, dass die meisten Hunde, die ich aufgenommen habe, einen Transport aus dem Ausland hinter sich hatten. Ich habe sie direkt aus dem Transporter übernommen, da hatten die 8-10 Stunden Fahrt hinter sich.
Sie waren jahrelang in einem überfüllten Zwinger oder an der Kette und kommen nun auf einmal in ein Haus.
Auslauf bekommen die Hunde in den Tierheimen erst seit wenigen Jahren. Vorher wurden die über Jahre nicht von der Kette abgemacht um sich mal bewegen zu können und auch nicht aus dem Zwinger geholt. Die Hunde wissen nicht, was sie erwartet und sind oft extrem verunsichert.

Solche Hunde brauchen Zeit, um sich zu sortieren. Manche stellen sich schneller um als andere.
Natürlich rede ich auch mit ihnen, wenn ich ihnen Futter gebe oder wenn ich mit ihnen rausgehen will und sie anleinen muss.
Ich rede freundlich, wenn ich sie duschen muss, weil sie voller Kot und Urin sind oder wenn ich entzündete Ohren behandeln muss obwohl sie mich noch nicht kennen.

Ich lasse insgesamt meine freundliche Haltung rüber kommen, aber halte mich mit Streicheln und Loben zurück.
Auch die deutschen Hunde, die ich übernommen habe, sind manchmal verstört.
Wenn sie nicht mehr gewollt werden, ist das sehr tragisch für manche Hunde. Sie können sich ja nicht vorstellen, dass es ein anderes Leben gibt. Oder Hunde, deren Besitzer verstorben ist, können auch sehr in sich gekehrt sein.
Wie kann ich mir anmaßen, einen fremden Hund trösten zu wollen? Ich kann meine offene Haltung rüberbringen, die er annehmen kann, wenn er so weit ist.
 
Das finde ich zum einen falsch und zum anderen nicht okay.
Falsch denn der Hund hat keine Wahl, wenn er fortan bei dir wohnt.
Das ist ja das spezielle an Hunden - sie binden sich, sogar an Menschen die sie schlecht behandeln. Sie haben evolutionsbiologisch keine andere Wahl.
Und nicht okay, denn der Hund der in einer völlig fremden Umgebung bei fremden Menschen ist, sollte unbedingt merken, dass er vertrauen kann.

Aha, ich behandle die Hunde schlecht, oder was soll das heißen?
Bei mir haben die Hunde sogar die Wahl, ob sie bei mir bleiben möchten.

Ich habe geschrieben:

Ich biete dem Hund ein Zuhause an (evtl. auch auf Zeit) und er kann sich frei entscheiden, ob er mir vertrauen möchte und das annehmen möchte.

Wie kommst du darauf, dass die Hunde nicht vertrauen können? Nur weil ich nicht glaube, dass ich das durch Lob und Streicheln bestätigen muss? Ich muss nicht dafür sorgen, dass Hunde mir vertrauen.
Ich verhalte mich so, dass sie das selbst entscheiden können. Und Hunde haben ganz klare Kriterien, wonach sie entscheiden.
Ein Mensch, der lobt und streichelt, weil er Vertrauen erreichen will, muss nicht vertrauenswürdig sein.

Ich nehme jeden Hund wie meinen eigenen Hund an, selbst wenn er als Pflegehund zu mir kommt.
Genauso vermittle ich die Hunde auch. Ich suche nur Plätze, wo ich auch meine eigenen Hunde hingeben würde.

Ich überfordere die Hunde nicht mit einer meterlangen Anspruchsliste, sondern nehme sie, wie sie kommen.
In jedem Hund steckt ein Traumhund, wenn man sich auf ihn einlässt.
Die Hunde können sich sicher sein, dass ich nicht gestresst bin, wenn der Alltag nicht gleich reibungslos funktioniert.
Sie können sich auf mein Angebot verlassen, bei mir Zuhause zu sein.
Das schafft Vertrauen.
 



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