Positive Verstärkung in der Hundeerziehung - eine kritische Betrachtung

Das verstehe ich jetzt nicht.
In meinem langen Beitrag habe ich Beispiele gebracht, warum ein Hund sich nicht angenommen, respektiert, sicher aufgehoben fühlen kann. Er spürt die Stimmungen, die gegen ihn sind oder gegen einzelne Verhaltensweisen von ihm.
 
Wenn du jetzt merkst, dein Partner lobt ein bestimmtes Verhalten mit Absicht, damit du das immer machst, würde dich das weiter motivieren?


Daran habe ich mich aufgehangen. Das hat ja irgendwie... Keinen Zusammenhang mit der Stimmungssache?
Hier meinte ich halt, es ist nicht vergleichbar mit Hunden... Die denken nicht so...

Vlt bin ich auch zu blöd zu verstehen wie du es jetzt meinst.
 
Ach so, den Beitrag meinst du.
Das würde ich aber auch auf den Hund übertragen.
Wenn man einen Hund nur über Konditionierung erzieht, dann fehlt ihm die ganze soziale Bandbreite.
Darum habe ich das Beispiel mit dem Partner gebracht.

Wenn man Freude mit der Absicht zeigt, Einfluss nehmen zu wollen, dann spürt der Hund das.
 
@Bubuka

Auch wenn ich den Hund annehme, wie er ist, ohne ihn zu bewerten, kann ich ihm doch trotzdem zeigen, dass ich es gut finde, wenn er zu mir kommt.

Ein freundliches Wort, Zuwendung hat doch nichts mit Wertung zu tun.

Zumindest bei mir nicht. Wenn ich einen neuen Hund habe und der kommt zu mir, freue ich mich nicht "mit Absicht" sondern wirklich.
 
@Bubuka

Auch wenn ich den Hund annehme, wie er ist, ohne ihn zu bewerten, kann ich ihm doch trotzdem zeigen, dass ich es gut finde, wenn er zu mir kommt.

Vielleicht kann ich es nicht gut erklären...
Ich finde es auch nicht schlimm, einen Hund zu loben, indem man Freude zeigt wenn sie echt ist.
Ich finde Freude und Lob als Methode nicht gut, weil sehr oft nur noch mit Methoden erzogen wird.
 
Ich hab noch einen Artikel gefunden, aus dem ich mal zitiere:

"Auch ein Hund, der perfekt zig Kommandos ausführen kann, ist nicht automatisch gut erzogen. Kommandos werden klassischerweise über Konditionierung eingeübt und unter Ablenkung weiter trainiert. Sie sind somit letzten Endes Tricks. Auch Tricks können den Alltag erleichtern, aber sie sind keine Erziehung.

Erziehung ist viel mehr als nur Konditionierung. Erziehung ist auch mehr als Beziehung. Sie beinhaltet auch die innere Einstellung zum Hund und vollzieht sich in der sozialen Interaktion mit dem Hund.

Authentisch zu bleiben ist wichtig, um dem Hund zu zeigen, wer wir sind und was wir möchten"

http://www.planethund.com/hundeerziehung/erziehung-hunde-frage-was-wie-1912.html

Viele erfahrene Hundehalter leben so mit ihrem Hund und erziehen ihn auch in diesem Sinne.
Aber in den Hundeschulen lernt man so etwas in der Regel nicht.
Auch in Hundeforen werden Erziehungsfragen meistens mit Methoden der Konditionierung beantwortet.
Die Hundehalter befolgen alles brav und der Hund macht sehr oft doch was er will und nimmt den Hundehalter nicht ernst.

Authentizität, Souveränität, Gelassenheit, die innere Einstellung zum Hund, Kompetenz, Intuition machen den Löwenanteil in der Hundeerziehung aus. Das sind die Grundlagen.
Wenn der Fokus auf der Konditionierung liegt, dann steht das den ganzen Grundlagen im Weg. Der Hundehalter bemerkt eigentlich schnell die Grenzen der Konditionierung im Alltag, aber ist so verunsichert, dass er glaubt, er müsse nur noch fleißiger trainieren.
 
So läuft das bei uns auch.
Ich glaube, ich muss im Hundebilderthread mal unsere Löcher im Garten zeigen. :D

Es gibt dann aber auch Stellen, wo sie nicht mehr buddeln sollen. Das wird dann zugeschüttet - und da gehen sie dann auch nicht mehr dran. Da genügt dann ein: "Ne ne - da bitte nicht mehr".
Hört sich jetzt doof an - läuft aber tatsächlich so.

Meine Hunde buddeln auch.
Wenn sie im Blumenbeet buddeln oder mitten auf dem Rasen, dann sage ich "da nicht" und sie trollen sich.
Sie haben das eigentlich recht schnell gelernt, wo ich das Buddeln nicht möchte.
Blumenbeet und Rasen sind auch nicht sehr interessant.
Sie buddeln gerne im wilden Teil des Gartens in Mauselöchern oder auch an einer bestimmten Stelle, um Erde zu fressen.

Also das ganze ist Erziehung, wenn ihr das auch nicht so sehen wollt.

Hund Buddelt da wo Ihr das nicht möchtet und schon werden sie daran gestört, weil Ihr was zu Euren Hunden sagt. Was ist dann auch egal , ob Ihr ein einfaches nein sagt oder Fleischwurst.
Hund hört auf weil er angesprochen wurde, und da Hund nicht dumm ist merkt er sich auch das an einigen Stellen wo er gebuddelt hat nicht gestört wurde und geht dann da hin.

Und das ganze nennt man dann Erziehung
 
Ich glaube du machst es dir mit solchen Aussagen viel zu einfach.
Authentizität, Souveränität, Gelassenheit, die innere Einstellung zum Hund, Kompetenz, Intuition machen den Löwenanteil in der Hundeerziehung aus. Das sind die Grundlagen.

Aber in den Hundeschulen lernt man so etwas in der Regel nicht.
Auch in Hundeforen werden Erziehungsfragen meistens mit Methoden der Konditionierung beantwortet.
Die Hundehalter befolgen alles brav und der Hund macht sehr oft doch was er will und nimmt den Hundehalter nicht ernst.

Wie stellst du dir das denn auch vor? Sollen die Gespräche zwischen Hund und Halter führen und so die Beziehung erklären und analysieren? Ein Stück weit bekommt man das ja so oder so mit, aber das geht niemals in dem Ausmaß wie du es beschreibst. Natürlich geben Hundeschulen und Trainer auch dazu Tipps und wollen Sicherheit und Klarheit vermitteln. Aber das eine schließt das andere überhaupt nicht aus. Ganz im Gegenteil. Wie du sagtest: oft fehlt Hundehaltern Souveränität und Gelassenheit. Das wird vor Allem dadurch ausgelöst, dass sich ihrer Sache nicht sicher sind und keine Struktur haben. Die Methoden vermitteln aber genau das. Wenn der Hundehalter die Chance so etwas wie eine Stringenz oder Linie mit seinem Hund aufzubauen gibt ihm das eine Menge Sicherheit. Und das wiederum projiziert sich auf den Hund. Außerdem lassen sich durch simple Konditionierung durchaus auch kleine schnelle Erfolge erzielen. Auch das trägt zu einem besseren Gefühl bei. Hundeschule ist vor Allem Arbeit mit dem Menschen und Hilfe zur Selbsthilfe.
 
Ich möchte auch noch etwas hinzufügen:
Ich stimme Bubuka in vieler Hinsicht zu. Was mir noch auffällt ist erstens: Authentizität

Meiner Meinung nach elementar, bedeutet jedoch auch, dass ICH nicht immer gelassen und liebevoll bin.
Natürlich kann ich mir aktiv in ruhigen Momenten Gelassenheit und bedingungslose Liebe 'anüben', indem ich mir klar mache, was wirklich wichtig ist, dass ich Hund und Kinder so annehme, wie sie sind etc. Aber das gelingt mir in den betreffenden Momenten nicht immer. Wenn die Wände bekrikelt werden oder die teuren Schuhe zerfressen, BIN ich sauer und es wäre absolut unauthentisch, das dann nicht zu zeigen und ich denke, das würde dann sowohl Kinder als auch Hunde verwirren und verunsichern.

Das zweite ist die 'natürliche soziale Kompetenz': Ja, Kinder haben eine natürliche soziale Kompetenz, sie wollen mit der Gemeinschaft auskommen und sich einfügen etc. ich habe auch Juul und Liedloff gelesen und ich bin mir sicher, mit Hunden verhält es sich ebenso.
Was aber nunmal in der realistischen Umsetzung bedacht werden muss, sind unsere Lebensumstände. Wir leben nicht in kleinen Dorfgemeinschaften, in denen sich alle gleich verhalten und das 'richtige' Verhalten durch bloßes Abschauen und Nachmachen erlernt werden kann. Wären wir in einem afrikanischen Dorf, mit klarer Rollenverteilung, geteilten Aufgaben, absolut einheitlichen moralischen Vorstellungen, wäre sicher kein Wort der 'Erziehung ' nötig. Kinder würden überall mit dem einen Verhalten anecken und mit dem anderen nicht, sodass sie selbstständig herausfinden können, wie der soziale Kontext ist.

Unser Alltag ist so verwirrend, die Einflüsse könnten unterschiedlicher nicht sein. Selbst ich als Erwachsene komme in Situationen, in denen ich rational überlegen muss, wie ich mich jetzt verhalte.
Ich halte es für eine Überforderung, Kindern zuzumuten, allein auf Ihre eigene Kompetenz gestellt zu sein. Ich sehe es als meine Pflicht Ihnen die Welt und (weitestgehend) meine Moralvorstellungen (und dazu zähle ich auch Umgangsformen, Höflichkeitsregeln etc.) zu erklären. Ich finde es sogar ausgesprochen unfair es nicht zu tun, denn wenn ich es nicht tue, kommen sie evtl. in Situationen, in denen sie Probleme bekommen, weil sie ein unerwünschtes Verhalten zeigen, von dem sie aber gar nicht wussten, dass es unerwünscht war.
Es kommt ja auch durchaus vor, dass gesellschaftlich ein Verhalten erwünscht ist, dass bei mir zu Hause nicht nötig ist. darüber muss ich sie aber aufklären, das können sie ja durch Nachahmung nicht lernen.
 



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