ALLE Hundehalter dürfen eine Meinung dazu haben, ganz egal ob sie Rassehunde oder Mischlinge halten. Nur ist es so, dass wohl eine Tendenz zu erkennen ist, wonach Mischlingshalter viel weniger mit Tapen anfangen können und allgemein weniger Sinn darin sehen, als Rassehundehalter. Denn ehrlich, welcher Mischlingshundehalter hat Ambitionen, mit seinem Mischling auf eine Ausstellung zu gehen und den Hund bewerten zu lassen? Eben.
Wer das Tapen im Rahmen von Ausstellungen als Betrug deklariert, dem sollte allerdings auch klar sein, dass man auch damit argumentieren könnte, dass das extreme Bürsten und Trimmen des Fells von einem "Normalzustand" in einen "Idealzustand" eine Art von Betrug ist. Wer auf eine Ausstellung geht um einen 2000 Euro Rassehund vorzuführen, der kommt nicht mit einem Witz von einem Hund an, sondern will ihn bestmöglichst präsentieren. Und wenn da ein Ohr hängt, obwohl es stehen sollte, kann man die ganze Geschichte im Grunde vergessen. Deswegen lasse ich mir das Tapen bei Hundehaltern mit Ausstellungsamibtionen durchaus eingehen, allerdings hört es dann bei der Zucht schon wieder auf. Ein Hund mit Makel wird für die Zucht nicht makelloser, nur weil man seinen Makel vertuscht.
Ich hab mich über das Tapen übrigens mal wirklich ernsthaft schlau gemacht und auch bei verschiedenen Tierärzten nachgefragt - und keiner unterstellt dem Tapen, dass es gesundheitsschädlich oder schmerzhaft ist. Dabei beachten Tierärzte jedoch einige wichtige Dinge. Zum Beispiel, dass das Tapen nur während einer bestimmten Wachstumsphase überhaupt funktionieren kann (aber nicht muss), und zwar in der Zeit nach der Zahnung. In sehr vielen Fällen kippen die Ohren nämlich während der Zahnung und bauen in den 4 Wochen danach wieder weiches Knorpelgewebe auf, welches sich dann festigt. Nach der Zahnung wäre es also sinnvoller, eventuell gekippte Ohren erstmal zu beobachten, ob sie sich nicht von alleine wieder aufstellen. Falls nicht, kann man es nur in dieser Zeit bedingt beeinflussen, ob die Ohren (wieder) vollständig stehen. Demnach hat das Tapen also sowieso nur eine Lebensdauer von maximal 4 Wochen.
Jedoch habe ich mich nun über eine Alternative informiert, die ich für sehr viel besser halte - nämlich massieren. Anstatt zu tapen, kann man die Ohren in der Zeit nach der Zahnung auch in Form massieren, was für den Hund vielleicht angenehmer wäre.
Dazu empfehlen Tierärzte allgemein, falls sich doch jemand für das Tapen entscheidet, dies bei einem Tierarzt machen zu lassen (ja, in der Regel machen das Tierärzte auf Wunsch - nicht alle, aber sehr viele) und nicht zu Hause nach einer billigen Internetanleitung die Ohrwaschel zuzukleben.
Und um nochmal auf die "Oberflächlichkeit" einzugehen - ich musste bei dieser Unterstellung ein wenig lachen, wo doch jedem klar sein dürfte, dass unser ganzes Leben und auch unser Zusammenleben mit dem Hund sehr oft von Oberflächlichkeiten geprägt ist. Das fängt schon mit der Auswahl des Hundes an. Keiner kann mir erzählen, dass er einen abgrundtief hässlichen Hund haben möchte. Wir spielen mit dem Gedanken, uns einen Hund anzuschaffen und gehen höchstwahrscheinlich erstmal die verschiedenen Rassen durch. Entscheiden dann, wie groß der Hund etwa sein soll, ob er langes oder kurzes Fell haben soll und dann machen wir uns Gedanken über die Charaktereigenschaften, die ja auch zu uns passen sollen und entscheiden uns, nachdem wir nach diesen Kriterien die Auswahl eingegrenzt haben, für den Hund, der uns optisch noch am besten gefällt. Und dann meist ein Welpe, weil die a) süßer sind (Achtung: oberflächlich!) und man sich b) einbildet, bei einem Welpen eine bessere Bindung aufbauen zu können.
Damit haben wir uns unter anderem durch Oberflächlichkleiten nun für einen Hund entschieden und dabei spielt es gar keine Rolle, ob das nun ein Rassehund ist oder ein Mischling. Jeder Hund wird nicht nur nach Charakter, sondern auch nach Optik ausgesucht.
Oder glaubt ihr tatsächlich, die Leute würden sich einen Aussie ins Haus holen, wenn dieser nicht so...
...sondern
so ausehen würde?
Macht euch doch nichts vor. Da kann die Rasse noch so toll und charakterlich einwandfrei sein.
Mitunter gibt es noch tausende andere Oberflächlichkeiten im Zusammenleben mit unseren Hunden. Das fängt beim passenden Halsband an (und dem Hund ist es nun wirklich egal, wie das Ding aussieht), welches farblich passen und die Persönlichkeit von Hund und Halter unterstreichen soll, geht über eine farblich passende Leine (und das ganze dann nochmal in dreifacher Ausführung in verschiedenen Farben und optisch dazu passenden Geschirren) und endet beim Hello-Kitty-Deckchen im Designerhundekorb. Vieles, was wir in die Optik eines Hundes investieren, ist diesem absolut egal, aber uns Menschen ist es wichtig, weil wir damit schließlich einen Teil unseres Lebens und unserer Persönlichkeit hervorheben.
Und gäbe es diese ganzen standardmäßigen Oberflächlichkeiten speziell bei Rassehunden nicht, könnten wir bald gar keine Rassen mehr definieren. Und jeder Halter eines Rassehundes mit Papieren und allem Pipapo sollte sich im Klaren darüber sein, dass dieser der Spross eines Hundes ist, der ebenfalls zu einer Ausstellung gehen musste, um überhaupt eine Zuchtzulassung zu bekommen.
Darum finde ich es mehr als lächerlich, einem Menschen, der einen optisch dem Standard entsprechenden Hund haben möchte, Oberflächlichkeit zu unterstellen, wo doch keiner von uns besser ist.
Man kann wirklich bei jedem Furz mangelnde Tierliebe herauslesen, wenn man nur möchte. Und dass das Tapen bei einem, grob formuliert, "Wald-und-Wiesen-Hund", wie sie die meisten hier besitzen, völlig unnötig ist, darüber sind sich auch die "Pro-Taper" (schön, dass manche nichts als Extreme kennen und Grauzonen dezent ignorieren) im Klaren.