Mögliche Trainingsansätze bei unerwünschtem Jagdverhalten

Das mit der Dose ist eine gute Idee, so werde ich das mal abwandeln, ich hoffe er zerstört die Dose dann nicht gleich, wenn er sie gefunden hat sondern meldet sie wirklich...
Dass er die Dose melden soll, musst du ihm natürlich erst beibringen. Ich würde so anfangen: Packe etwas Fressbares in die Dose und zeige ihm das. Dann verschließt du die Dose vor seinen Augen und stellst sie vor ihn auf den Boden. Setz dich daneben und lass ihn erst mal machen. Er wird Verschiedenes ausprobieren: schnüffeln, die Dose durch die Gegend schieben, dran kratzen, sie zu tragen versuchen.... alles Mögliche, je nach seinem Temperament. Sobald er irgendein Verhalten zeigt, das als Anzeige taugt (z. B. sich vor der Dose hinlegen, die Dose anbellen o. Ä.) öffnest du die Dose und lässt sie ihn leerfressen. Du kannst den richtigen Moment auch gerne mit dem Clicker "einfangen", wenn er den Clicker kennt.
Wiederhole diese Basisübung mehrmals, ruhig einfach in der Wohnung. Erst wenn er das Anzeigeverhalten recht zuverlässig zeigt, verlegst du das Ganze nach draußen und gehst dann schrittweise dazu über, die Dose an immer schwierigeren Stellen zu verstecken.

Dein Bericht vom Wochenende klingt doch gar nicht schlecht!:)
Die Idee, zwischendurch eine Pause zu machen, in der er einfach "Hund sein" kann, finde ich gut. Achte aber auch während dieser Pause darauf, dass du sofort reagierst, falls er dich zufällig mal anschauen sollte!

Auf dem Rückweg war seine Neugier etc dann offenbar so befriedigt, dass er sich mir zuwenden konnte und dann auch kaum mehr wegschaute...
Das ist ein gutes Zeichen, finde ich. Bei Lucy ist es auch so, dass sie vor allem zu Beginn des Spaziergangs das Bedürfnis hat, alles zu "checken". Auf dem Rückweg fällt es ihr dann leichter, sich auf mich zu konzentrieren. Deshalb gehe ich mit Lucy übrigens auch meistens dieselbe Strecke hin und zurück. Rundgänge sind mit ihr (und für sie) deutlich anstrengender, weil der Rückweg dann ja genauso unbekannt ist wie der Hinweg, und auch dort dann wieder alles kontrolliert werden muss und keine Zeit für Frauchen bleibt...:rolleyes:;)

Liebe Grüße
Amica
 
Die Idee, zwischendurch eine Pause zu machen, in der er einfach "Hund sein" kann, finde ich gut. Achte aber auch während dieser Pause darauf, dass du sofort reagierst, falls er dich zufällig mal anschauen sollte!

Ja, das tue ich und ich finde es auch echt anstrengend, die ganze Zeit auf den kleinen Wusel zu fokussieren. Er schaut mich übrigens bis ich ihn rufe original GAR NICHT an. Das war auch echt eine krasse Erkenntnis, das war mir bisher gar nicht so bewusst. Selbst wenn ich zwischendurch einfach abrupt die Richtung wechsle, kriegt er es zwar meistens mit ohne dass es erst Zug an der Leine geben muss, aber er läuft dann einfach fröhlich an mir vorbei in die neue Richtung OHNE mich auch nur kurz anzuschauen.
Ich bin gespannt, ob und wie sich das verändern wird.

Die Futterdose werde ich trainieren, wenn er versucht, sie aufzubeißen o.Ä. kann und muss ich ihn dann davon abhalten, oder? Ich würde das dann mit dem Abbruchkommando machen und dann abwarten ob er sich was anderes ausdenkt.
 
Ich würde ihn in den Pausen zwar auch machen lassen, was er mag, zusätzlich aber auch den Spieß umdrehen. Ruhig mal das Mauseloch oder das Stöckchen bewundern, das er gefunden hat. Ich meine jetzt nicht, dass du ihn zutexten sollst, aber ein begeistertes "Boah, was hast du da tolles gefunden?" löst bei den meisten Hunden Freude aus. Er kann seinen Interessen nachgehen und ihr macht trotzdem was zusammen. Und mit etwas Glück und Geduld bekommst du immer öfter einen Blick, der dir sagt: "Hast du das gesehen? Komm her, das ist so super."
Wir Menschen bekommen ja sowieso nur einen Bruchteil davon mit, was die Umwelt so bietet. Und Hunde geben es einfach irgendwann auf, uns darauf hinzuweisen, wenn nie eine Reaktion kommt. ;)
Buchtipp: "Alltagswege zur Freundschaft" von Ulli Reichmann
 
@Lesko : Das ist ja mal eine gute Idee! ich habe auch das Gefühl, dass wir zu viel "nebeneinander her" leben. Und nicht so sehr miteinender. ihr versteht bestimmt was ich meine. Ich muss auch feststellen, dass ich nicht so viel Zeit habe, wie ich gern hätte, neben Kindern und Haus und Job, aber ich denke auch hier zählt Qualität mehr als Quantität.
 
@Lesko,
was du hier so schön beschreibst, hab ich aus dem Bauch heraus gemacht.
Ich hatte mich ja gestern über Beide so gefreut, weil beide Hunde gestern so aufmerksam waren, obwohl wir dort monatelang nicht gelaufen waren. Ich hatte nicht mal hochwertiges Lecker dabei, denen hat es gereicht, dass ich begeistert war. Besonders über den kleinen Jäger hab ich mich sehr, sehr gefreut.

Edit: Ich wünsche dir ganz, ganz viel Geduld. Manchmal wirst du trotzdem noch managen müssen und Leine dran, wenn der oder die Reize zu groß sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen, ich habe da mal eine Frage: Wie handhabt Ihr das mit der Schleppleine, wenn Ihr den Hund wegen grossem Gewicht einfach nicht halten könnt? ich habe jetzt einen 55 Kilo Rottweiler aus dem Tierschutz übernommen, der leider nicht erzogen war. Grundgehorsam ohne Ablenkung klappt jetzt nach vier Monaten prima, er ist abrufbar und hängt sehr stark an mir. Das Problem: er jagt, und zwar alles.....
Gut, dachte ich mir, also Schleppleine dran ( ist nicht mein erster Hund, aber der erste schon erwachsene) . Ich kann ihn nicht halten, auch nicht an einer zwei Meter Leine....teilweise noch nicht mal an der kurzen,..
Hatte schon böse Stürze mit ihm. Er zeigt nichts an, schiesst wirklich aus dem Nichts los....
Ansonsten geht er mittlerweile brav bei Fuss, macht auch Platz bleib draussen. Aber halt nur ohne Ablenkung.
irgendwelche Tips ausser teletakt?
Achso, auf Bälle, Stöcke etc springt er gar nicht an, also Umlenkung des Jagdtriebes geht schlecht
 
Wenn ich den Hund nicht halten kann, würde ich zunächst im Training an der kurzen Leine bleiben.
Ich würde auch versuchen weg zu kommen von der Kommandofixierung.
Zunächst würde ich versuchen, an der kurzen Leine und geplant in Wildbegegnungen rein zu gehen. Im Wildpark z.B. oder an Stellen, wo ich mir sicher bin, dass da mit großer Wahrscheinlichkeit Wild ist.
Am Anfang tut's auch erstmal der Wildgeruch. Also zum Beispiel da, wo die Kaninchen wohnen.

Und dort dann Ruhe üben. Ruhe und Entspannung. Und lieber eigenständig gezeigtes positives Verhalten bestätigen, als mit Kommandos zu arbeiten. Der Hund soll sich selbst mit der Situation auseinandersetzen und sich nicht in Befehlsstrukturen flüchten.

Außerdem ist natürlich wichtig, für Ersatzbefriedigung zu sorgen. Dabei sollte man sich bewusst machen, dass bereits das Anschauen des Wilds den Jagdtrieb befriedigt. Oder das danach Schnüffeln.
 
Klar.
Die Sequenzen des Jagdverhaltens sind bei jedem Hund erstmal gleich. Nur ihre Ausprägung ist sehr unterschiedlich.
Orientieren – Fixieren – Beschleichen – Hetzen – Packen – Töten – Fressen

Hermes zeigt z.B. kaum Orientierungsverhalten.
Fixieren war vorhanden, haben wir mittlerweile sehr stark ausgebaut.
Beschleichen zeigte er so gut wie garnicht.
Hetzen war rassetypisch sehr ausgeprägt.
Packen - Töten - Fressen. Dazu kam es zum Glück nie.
Ich denke er würde packen, töten und fressen vermutlich eher nicht.
Das ist in der Windhundjagd aber auch alles unerwünscht.

Ich vermute, der Border wird bevorzugt Fixieren, Beschleichen und Hetzen zeigen.
Bis zur Sequenz Beschleichen sind alle Sequenzen auch durchaus erwünscht und können bestätigt werden, um die nachfolgenden Sequenzen abzuschwächen.
Trotzdem sollte zu Hause dann z.B. die Lust am Hetzen befriedigt werden. Z.B. durch einen Ball oder von mir aus auch beim Longieren oder was weiß ich :)

Hermes z.B. wird mit Ball und Frisbee gearbeitet (nicht nur blindes Hinterherrennen). Im Alltag haben wir uns auf Vorstehen (also Fixieren) geeinigt. Wenn Wild aufspringt bleibt er also stehen und gafft. Und das darf er, bis ihm die Augen aus den Ohren rauskommen. Danach wird er gelobt und es geht entspannt weiter. Manchmal ist es auch nötig ihn danach seine Anspannung rausrennen zu lassen (z.B. Spielzeug fliegt).
 
Ich hab das Handling mit der Schlepp geübt. Ich nutze sie als Schleppleine, aber auch als lange Leine (mit Schlaufe). Unseren jagdbegeisterten Rotti werde ich nicht zu 100% abrufbar bekommen, ich merke vorher an seinem Verhalten, wann es besser ist, die lange Leine dran zu lassen. Die lange Leine nutze ich gern deshalb, weil ich mich notfalls mit beiden Beinen seitlich draufstellen kann.
Ansonsten schließ ich mich Hermelins Ausführungen an.
Ja, ist schon bewundernswert, wie so ein Wonneproppenrottweiler durchstarten kann.
Unserer lebt nun hier zwischen Schafen und Hühnern und kann sie klasse ignorieren, das ist die Gewöhnung. Mit Wild ist es schwierig zu üben, mal ist es da, mal nicht und die Situationen sind ja auch immer anders. Wie ist die Entfernung, rennt, hoppelt das Wild, steht es bloß rum? Die Gerüche sollte man ja auch nicht unterschätzen.
 



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