Mögliche Trainingsansätze bei unerwünschtem Jagdverhalten

Hallo, ich möchte hier auch gern etwas zu schreiben und erhoffe mir Tipps und Eure Meinung.
Woodstock ist ein dansky und mittlerweile knapp 2 Jahre alt.
Er ist ein total entzückender Hund mit ganz viel will to please. das erste halbe Jahr war ich in einer Hundeschule, die auch echt gut war und Spaß gemacht hat. Dann wurde es aber zeitlich etwas eng und ich musste unterbrechen. Ich würde jetzt gern wieder beginnen und hoffe, dass es eine Gruppe gibt, die für mich zeitlich passt.
Woodstock war von anfang an sobald wir unterwegs waren nicht an mir interessiert. Welpenfolgetrieb war ihm wohl unbekannt und verstecken konnte ich mich, so lange ich wollte, das hat ihn noch nie interessiert. Ich muss leider gestehen, dass er mir ein paar Mal abgehauen ist und Hasen gejagt hat, ich habdas anfangs nicht so ernst genommen. Nun ist er nr noch an der Schlepp aber glücklich bin ich nicht. Ich glaube, dass ich ganz viel von der Basis an aufbauen muss. Er jagt und schnüffelt wie ein Verrückter. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich unterwegs den Kontakt zu ihm aufbauen soll. Er hat nur die nase am Boden und interessiert sich gar nicht für mich. Auf Ansprechen reagiert er gar nicht, wenn er merkt, dass ich ein Leckerlie habe, schaut er, bis ich es ihm gegeben habe zu mir, danach ist die Konzentration sofort wieder weg.
Ich weiß schon gar nicht, wie ich ihn überhaupt kopfmäßig bei mir behalten soll. Ich will ihn ja nicht zum totalen Leckerlie oder Balljunkie machen...
Ich würde mich hier gern etwas von Euch begleiten lassen, also, wenn ihr Tipps oder Fragen habt, immer her damit...

Viele Grüße!
 
Hallo Franka,

dein Woodstock erinnert mich total an unsere Lucy. Kein Folgetrieb von Anfang an, interessiert sich auf dem Spaziergang null, null, null für mich... voll und ganz Lucy.;):rolleyes:

Ich kann dir nicht sagen, was genau die Situation bei Lucy verbessert hat. Sie ist jetzt drei Jahre alt und hat zwar nach wie vor die von dir beschriebenen Tendenzen, ist aber insgesamt schon deutlich aufmerksamer geworden. Ich versuche einfach mal, zu beschreiben, wie wir mit ihr umgehen und was/wie wir trainieren, und dann kannst du schauen, ob sich etwas davon für dich und Woodstock brauchbar anhört.:)

Grundsätzlich bekommen meine Hunde kein Futter "umsonst" und auch nur selten aus dem Napf. Sie erarbeiten es sich bei den täglichen Spaziergängen, im Training oder bei allen Übungen, die wir so machen. Das heißt nicht, dass sie immer nur einzelne Brocken bekommen. Für einen Abruf, der super geklappt hat, wird auch schon mal eine ganze Handvoll Futter auf den Boden geworfen. Wenn der Futterdummy (für den sich beide Hunde wirklich begeistern) erfolgreich gesucht wurde, darf man sich daraus auch schon mal ein ganzes Maul voll Futter nehmen, usw. Es bedeutet auch nicht, dass unsere Hunde hungern, wenn sie "nicht mitarbeiten". Ist gegen Ende des Tages noch ein Teil der Ration übrig, gibt es diesen aus dem Napf (allerdings wird auch hier vorher "Sitz" oder "Platz" verlangt; ein klein wenig dafür tun müssen sie also immer). Ich persönlich habe den Eindruck, dass dieses Prinzip meine Hunde zufrieden macht - wie ein Wolf oder ein Wildhund müssen sie sich ihre Nahrung (mehr oder weniger aufwendig) erarbeiten, und das funktioniert (ebenfalls wie bei Wölfen/Wildhunden) besonders gut im Team, wobei ich der Teampartner bin.

Hiermit zusammen hängt auch der zweite Aspekt: Wir arbeiten viel mit Lucy (und mit Rico auch). Grundgehorsam, Agility, Longieren, Dummytraining.... Wir beschäftigen uns einfach viel mit ihr, machen viele Aktivitäten, an denen sie Spaß hat. Ich habe das Gefühl, dass allein das schon dazu führte, dass sie sich draußen mehr an uns orientiert.

Ich belohne (bei Lucy jeden) Blickkontakt. Lucy nimmt gerade beim Spaziergang eher selten Blickkontakt auf. Ich habe das Training deshalb in einer möglichst reizarmen Umgebung und an einer kurzen Führleine angefangen. Anfangs habe ich einfach nur mit dem angeleinten Hund in der Gegend herumgestanden. Irgendwann wurde ihr so langweilig, dass sie mich zufällig mal anschaute - Click und Belohnung (ich arbeite viel mit dem Clicker bzw. Markerwort). Das habe ich so lange geübt, bis sie mich beim Dumm-Herumstehen ziemlich oft anschaute. Der nächste Schritt war dann, mich mit dem immer noch angeleinten Hund langsam zu bewegen, und auch hier wieder jeden Blickkontakt zu belohnen. Schritt 3 - längere Leine, Schritt 4 - Dumm-Herumstehen in ablenkungsreicherer Umgebung (wieder mit kurzer Leine), Schritt 5 - langsames Bewegen in ablenkungsreicherer Umgebung, Schritt 6 - längere Leine in ablenkungsreicherer Umgebung usw. usf. Irgendwann zeigte sie auch im Freilauf, in ablenkungsarmer Umgebung, ab und zu mal Blickkontakt zu mir. Das muss man dann immer belohnen!

Was die konkrete Jagdthematik angeht, kann ich dir das Buch "Antijagdtraining - Wie man Hunde vom Jagen abhält" von Pia Gröning und Ariane Ullrich wärmstens empfehlen. Ich habe daraus im Wesentlichen zwei Übungen bisher ausprobiert und als sehr gewinnbringend empfunden:
  • Das Anclicken des Vorstehens. Lerne, deinen Hund zu lesen. Die allermeisten Hunde verharren bei Wildsichtung einen kurzen Moment ganz still. Wenn man diesen Moment markert und entsprechend hochwertig(!) belohnt, kann man das Vorstehen ausdehnen. Sprich, der Hund wartet nicht mehr nur eine Drittelsekunde, bis er lossprintet, sondern irgendwann eine Sekunde, zwei Sekunden, fünf Sekunden.... Solange der Hund noch steht, ist die Chance, auf ihn einwirken zu können, noch viel größer, als wenn er erst losgerannt ist! Das Ausdehnen des Vorstehens kann somit enorm helfen, da es einem Reaktionszeit verschafft. Allerdings funktioniert das, meiner Erfahrung nach, nicht bei jedem Hund gleich gut. Mein Rico steht inzwischen recht schön vor und, je nach Situation, auch recht lange. Bei Lucy habe ich das nicht so schön hinbekommen.
  • Der Superabruf mit Pfiff. Hunde hören einen Pfiff über weitere Distanzen als unsere Stimme, und der Pfiff ist "besonderer", weil er weniger alltäglich ist. Man kann den Pfiff im Prinzip wie den Clicker klassisch konditionieren - nur, dass es für den Pfiff nicht irgendeine, sondern eine ultimative Superbelohnung gibt. Bei mir ist das Katzen-Nassfutter, und zwar ein halbes bis ganzes Aluschälchen voll auf einmal. Anfangs pfeifst du also kurz, wenn dein Hund direkt vor dir steht, und direkt danach gibt es die Superbelohnung. Wenn der Hund das Prinzip verstanden hat, kannst du auch mal pfeifen, wenn er ein paar Meter weg, aber ziemlich gelangweilt ist. So steigerst du langsam den Schwierigkeitsgrad, wie beim normalen Abruf auch. Allerdings solltest du den Superabruf nicht zu häufig üben (nur so zwei- bis dreimal pro Woche), damit sich die Superbelohnung nicht abnutzt.
... Das ist erst mal alles, was mir spontan zu deiner Frage einfällt. Falls ich später noch weitere Ideen habe, ergänze ich die einfach.:)

Liebe Grüße und viel Erfolg
wünscht Amica
 
Ich schließe mich Amica an und kann dir auch das von ihr erwähnte Buch empfehlen. Das habe ich auch gelesen. Meine Hunde erarbeiten sich auch den größten Teil ihres Futters.

Bei meinem Dackel-Mix mit Jagdtrieb arbeite ich, zusätzlich zum clickern bzw. markern wenn er Wild nur anguckt und Superabruf daran, dass er auf Distanz stoppt und sitzen bleibt bis ich auf seiner Höhe bin. Ich habe bei ihm die Erfahrung gemacht, dass er nicht immer auf Abruf zu mir zurückkommt. Es ist nach meinem Eindruck aber nicht so, dass er nicht möchte sondern er ist irgendwie in seiner Welt verschwunden. Daher brauchte ich für solche Situationen eine Alternative. Das habe ich wirklich über Monate ganz intensiv auf jedem Spaziergang mehrmals geübt. Schnelles hinsetzen wird hochwertig belohnt, wenn er länger braucht gibt es auch mal nur Trockenfutter oder nur ein "fein und lauf".

Ich würde auch versuchen bei Woodstock variabel zu belohnen, also nicht immer ein Leckerchen geben sondern nach dem Abruf mal mit dir zusammen rennen (das lieben meine Hunde), mal ein Spielzeug werfen (wenn er Spielzeug mag) oder meine Hunde suchen auch gern auf dem Boden verstreutes Fressen. Dafür verwende ich gern Katzenleckerchen, die sind klein und sehr beliebt.

Ich belohne auch jeden Blickkontakt meiner Hunde. Mein Balou guckt mich aber nicht mal halb so oft von sich aus wie meine anderen beiden Hunde. Er ist in unbekanntem Gebiet oder wenn ich den Eindruck habe, dass er unkonzentriert ist an der Schleppleine die auch in der Hand halte. In bekanntem Gebiet und wenn ich den Eindruck habe, dass er "bei mir" und konzentriert ist schleift die Schleppleine.
 
Ich war ratlos, ob ich diese Geschichte im "Ich platze vor Stolz"- oder im "Der schlimmste Moment mit eurem Hund"-Thread posten soll.o_O Da es eigentlich ein Plädoyer für den Superpfiff ist und es hier gerade eine aktuelle Frage gab, dachte ich, ich poste es einfach hier.

Unser Superpfiff hat meinem Rico heute möglicherweise das Leben gerettet.

Ich war heute mit ihm in einem kleinen Wäldchen am Rande unseres Wohngebiets unterwegs. Dort lasse ich ihn gerne frei laufen. Das Wäldchen grenzt zwar an eine relativ viel befahrene Straße, aber zum einen ist es abseits der Wege so mit Brombeergestrüpp zugewuchert, dass Rico nicht von den Wegen abweicht, und zum anderen ist dort außer Vögelchen nie Wild unterwegs - dachte ich zumindest.:confused: Jedenfalls ist Rico dort auch immer sehr gemütlich und entspannt, und da er auch nicht auf Spur geht, sondern nur jagt, wenn er tatsächlich Wild sieht, wähnte ich mich dort immer sehr sicher. Bis heute.
Er gibt in diesem Wald nur eine einzige Stelle, die ein klein wenig "heikel" ist. Heikel deswegen, weil an dieser Stelle (und nur an dieser Stelle) ein schmaler Pfad zu der Straße hinführt. Wir schlagen diesen Weg aber nie ein und Rico biegt immer schon automatisch in die andere Richtung ab, daher lasse ich ihn auch an dieser Stelle i. d. R. laufen. Heute wurde Rico ausgerechnet an dieser Stelle etwas unruhig, seine Bewegungen wurden hektischer und ich dachte gerade: "Du solltest ihn besser anleinen", da stürzte er auch schon los - und bog ausgerechnet in den kleinen Pfad ein, der zur Straße führte!:eek: Voller Schreck schnappte ich mir die Pfeife und blies kräftig hinein... zwei Sekunden später stand mein Männlein wieder vor mir. Ich schüttete ihm alles Futter vor die Füße, was ich dabei hatte, und während er es aufsammelte, leinte ich ihn an.
Ich bin dann mit dem gut gesicherten Hund noch ein paar Meter den betreffenden Pfad hinuntergegangen. Erstens, damit er das Anleinen nicht als Strafe empfindet (-> trotz Leine kannst du in die Richtung gehen, in die du wolltest) und zweitens, damit er sich "am Ort des Geschehens" wieder entspannt und die Erregung nicht sofort wieder präsent ist, wenn wir das nächste Mal hierher kommen. Zu sehen war (für mich) weit und breit nichts und Rico beruhigte sich auch sehr schnell wieder.
Auf dem Rückweg trafen wir auf einen anderen Spaziergänger, der mich gut gelaunt fragte: "Haben Sie gerade auch das Rehkitz gesehen, das hier durch den Wald läuft?" Ich brachte nur heraus: "Nein, aber jetzt weiß ich, warum mein Hund gerade weg war."o_O

Aus dieser ganz frischen Erfahrung heraus also noch einmal: Ich kann den Superpfiff wirklich nur jedem ans Herz legen. Ich persönlich weiß jetzt wieder, warum ich meine Hunde nie ganz ableine, wenn ich die Pfeife vergessen habe.

Erleichterte Grüße
von Amica
 
Vielen lieben Dank für Eure Mühe!
Amica, ich werde Deine Tipps genau so der Reihe nach befolgen und mal schauen, was passiert!
Ich habe allerdings ein Problem mit dem Futter: mein Hund bekommt sein futter auch nur ganz selten aus dem Napf, ich verteile es meistens im Garten, lasse ihn suchen o.Ä., aber da er gebarft wird, kann ich das Futter schlecht unterwegs füttern...
Ich habe auch das Gefühl, dass es schwieriger ist, ein wirkllich tolles Leckerlie zu finden, weil er halt eh schon jeden Tag Frischfleisch etc kriegt. Ich möchte aber ungern damit aufhören, weil es ihm einfach gut tut und ich es auch für gesund halte.

Vielleicht mache ich einfach nochmal einen Thread auf und hole mir Anreggungen für hochwertige Leckerlies. Das mit dem katzenfutter klingt ja schon mal sehr gut.

Ich werde auch definitiv damit beginnen, den blickkontakt zu trainieren und zu belohnen. Belohnst du nur den unaufgeforderten Blickkontakt, oder hast Du auch ein Kommando, auf das er Dich anschauen soll?

Lieben Dank an Euch beide.
Ich lasse von mir hören!
 
Unsere Belohnung für den Notfallrückruf mit Pfeife ist auch Katzennassfutter aus diesen 100gr Tütchen. Die kann man gut auch wochenlang im Beutel mit sich rumschleppen. Ich nehme immer möglichst stinkiges, also mit Fisch oder Käsesauce. Ansonsten wird meine Hündin auch gebarft.
Aber das macht ja nix. Alle paar Wochen das Katzenfutter bringt uns nicht um.

LG, Bananenhamster
 
Ich habe allerdings ein Problem mit dem Futter: mein Hund bekommt sein futter auch nur ganz selten aus dem Napf, ich verteile es meistens im Garten, lasse ihn suchen o.Ä., aber da er gebarft wird, kann ich das Futter schlecht unterwegs füttern...
Das Problem sehe ich ein. Ihn sein Futter im Garten suchen zu lassen, finde ich gut, allerdings würde ich darauf achten, dass immer eine Teamarbeit daraus wird. Wenn du beispielsweise sein Futter einfach auf dem Rasen verteilst und dann reingehst, während er es draußen aufsammelt, beschafft er sich sein Futter ja alleine und selbstständig. Besser wäre z. B., das Futter in ein Futterdummy zu tun, das er dann suchen und apportieren soll. Da auch das mit Barf nicht unbedingt sooo appetitilich ist, wäre vielleicht eine Alternative, das Futter in einer fest verschließbaren Tupperdose zu verstecken. Vorher musst du ihm natürlich zeigen, dass in dieser Dose etwas ganz Tolles ist. Dann versteckst du die Dose im Garten, und im Anschluss soll er sie suchen und dir seinen Fund anzeigen (z. B. durch bellen oder sich-davor-legen). Dann kommst du dazu und öffnest die Dose für ihn, sodass er sie leerfressen kann. So lernt er, dass DU der Schlüssel zum Erfolg (d. h. zum Futter) bist.

Ich habe auch das Gefühl, dass es schwieriger ist, ein wirkllich tolles Leckerlie zu finden, weil er halt eh schon jeden Tag Frischfleisch etc kriegt. Ich möchte aber ungern damit aufhören, weil es ihm einfach gut tut und ich es auch für gesund halte.
Da könnte etwas dran sein. Ich würde deswegen auch nicht mit dem Barfen aufhören, wenn das für dich die beste Fütterung ist. Vielleicht empfindet dein Hund stärker verarbeitete Lebensmittel dann besonders attraktiv? Z. B. Käse, Schafskäse, Wiener Würstchen, Frikadellen, oder auch einfach angebratenes Fleisch. Ist nicht übermäßig gesund, ich weiß. Aber es soll ja auch nicht zum Grundnahrungsmittel werden. Gerade die Superbelohnung für den Pfiff gibt es ja nur alle paar Tage mal.

Belohnst du nur den unaufgeforderten Blickkontakt, oder hast Du auch ein Kommando, auf das er Dich anschauen soll?
Ich belohne den unaufgeforderten Blickkontakt. Ein "Schau mich an"-Signalwort ist zwar gut und schön, hilft mir aber auch nicht weiter, wenn mein Hund gerade im Jagdmodus ist (weil er das Signal dann, wie die meisten anderen Signale auch überhören würde). Was ich erreichen möchte, ist eine grundsätzlich bessere Aufmerksamkeit des Hundes, die er von sich aus zeigt und nicht (nur), wenn ich sie aktiv einfordere. Daher kennen meine Hunde kein "Schau"-Signal, sondern werden dann belohnt, wenn sie mich unaufgefordert anschauen.

Liebe Grüße
Amica
 
Ich bin ja kein Fan davon, dass der Hund sein Futter nur über Zusammenarbeit bekommt. Für mich hat das immer den faden Beigeschmack, dass der Hund nur "horcht", weil er vom Menschen abhängig ist und nicht, weil er will.

Wir sind mittlerweile deutlich minimalistischer unterwegs, ich habe zum Großteil, von der Bacontube abgesehen, nicht mal mehr Leckerlis dabei, außer ich will gezielt was arbeiten (Dummysuche z.B.). Seit ich weniger über Leckerlis/Futter arbeite und viel mehr mit sanfter Stimme, ruhigem Streicheln und gemeinsamem Schauen belohne, ist Keks bei Wildsichtungen viel gelassener geworden. Sie steht meistens schon lange bevor ich das Wild überhaupt bemerkt habe und verharrt selbst dann, wenn ich erst noch weiterlaufe. Sobald sie sich abwendet und auch nur dann, bekommt sie eine Ladung aus der Tube und wir können schon viel ruhiger weitergehen. Wenn sie z.B. den Weg verlassen und in den Wald möchte, bekommt sie ein "raus da", dann ein verbales Lob und wenn sie nicht hört, eine Ermahnung und wenn die auch nicht greift, eine Konsequenz. Mit dieser drei-Stufen-Leiter kommt sie wesentlich besser klar als mit dem Getue vorher. Generell ist sie dadurch aufmerksamer, sobald ich stehenbleibe, bleibt sie auch bald oder gleich stehen und schaut sich zu mir um. Auch so schaut sie viel öfter nach mir, das wird immer verbal gelobt. An Kreuzungen wartet sie jetzt immer und schaut, welche Richtung ich einschlage, usw..
Wenn dieses Jahr rum ist, haben wir ein komplettes Jahr ohne Hetzerfolg von ihrer Seite geschafft und dann werde ich im nächsten Jahr mit geschleppter Leine im Wald arbeiten und schauen, wie es weitergeht.
 
Ich bin ja kein Fan davon, dass der Hund sein Futter nur über Zusammenarbeit bekommt. Für mich hat das immer den faden Beigeschmack, dass der Hund nur "horcht", weil er vom Menschen abhängig ist und nicht, weil er will.
Ja, ich weiß, dass sich bei diesem Ansatz die Geister scheiden. Ich habe es für mich und meine Hunde für richtig befunden, aber deshalb bin ich nicht der Überzeugung, dass das für jeden Menschen und jeden Hund passen muss.
Ich sehe es so: Jedes Tier in der freien Natur muss sich sein Futter erarbeiten, egal ob durch Jagd, durch Suchen, durch Umherziehen.... Ich bin mir sicher, dass dies auch in unseren Haustieren noch immer genetisch drinsteckt. Speziell beim Hund ist auch die gemeinsame Nahrungsbeschaffung im Team genetisch verankert. Für mich ist es daher einfach logisch, dass auch meine Hunde für ihr Futter etwas tun, und zwar (i. d. R.) mit mir als Teampartner. Ich mache das nicht, um sie zum Gehorsam zu zwingen - wäre dem so, würde ich sie hungern lassen, wenn sie nicht gehorchen. Das tue ich nicht (siehe oben), denn das fände ich tatsächlich fragwürdig. Ich verfahre so, um die Hunde in artgerechter Weise auszulasten. Natürlich geht das auch anders, aber ich habe eben bisher die Erfahrung gemacht, dass meine Hunde auf diese Art und Weise ausgeglichen und zufrieden sind.

Liebe Grüße
Amica
 
Vielen Dank erneut für eure Antworten!
Das mit der Dose ist eine gute Idee, so werde ich das mal abwandeln, ich hoffe er zerstört die Dose dann nicht gleich, wenn er sie gefunden hat sondern meldet sie wirklich...

Ich würde gern kurz vom Wochenende berichten. ich hab meinen Klicker wieder rausgekramt und bin einfach mal eine neue Strecke losgelaufen. Diese Strecke geht das erste Drittel an der Straße lang, dann ein Drittel Feldweg und wieder ein Drittel Straße. An der Straße hab ich ihn an der kurzen Leine gehabt und angefangen jeden Blickkontakt mit Klick und Leckerlie zu belohnen. Zwischendurch habe ich, wie geraten, einfach mal angehalten und abgewartet. er setzt sich zwar immer brav neben mich, aber es ist schon erstaunlich, wie lange man so in die Gegend schauen kann, auch durchaus aufs Weiterlaufen hibbeln, bis man als Hund mal auf die Idee kommt, sein Frauchen anzuschauen :D
Auf dem Feldweg hab ich ihn laufenlassen (an de Schlepp natürlich) und anfangs überhaupt nichts gemacht, ich wollte, dass er einfach laufen und schnuppern kann, als Pause sozusagen. Das letzte Drittel dann wieder wie das erste. Auf dem Rückweg war seine Neugier etc dann offenbar so befriedigt, dass er sich mir zuwenden konnte und dann auch kaum mehr wegschaute...

Eigentlich bin ich ganz zufrieden. Ich habe gemerkt, dass ich auch das Klickern noch mal ganz neu aufbauen muss, er verbindet das Geräusch nicht wirklich mit dem Leckerlie.
Die Idee mit dem Katzenfutter war super, das ist so klein, da macht die Menge nichts.

Ich würde jetzt erstmal so weitermachen und das Klickern nur auf den Aspekt, Aufmerksamkeit auf mich beschränken, bis ich das auch in weiterem Radius und anderen Situationen habe. Ich hab tatsächlich das Gefühl, dass ich ihn regelrecht auf die Idee bringen muss, auch auf mich zu achten.
 



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