Moderne Hundepsychologie - ironisch gesehen

Ok. stimmt, ich hätte gewaltfrei schreiben soll, statt nur mit positiver Verstärkung. Da habe ich mich falsch ausgedrückt. Und natürlich hängt es vom Trainer ab. Das war schon immer so und es wird auch immer so bleiben. Das hat jetzt nichts mit der modernen Hundepsychologie zu tun. Das einzige, was sich wirklich geändert hat, ist dass man heute den Grund hinter dem Verhalten erfahren will und nicht nur die Symptome behandelt.
 
Sicher?

Früher wurde gerne hinter jedem problematischen Verhalten Dominanz vermutet. Man hat also schon einen Grund gefunden... Heute geht der Trend in die Richtung, dass fast jedes problematische Verhalten mit Angst betitelt wird. Ich halte beide Ansätze für äußerst einseitig. Und ich denke, dass es sowohl "dominante" Hunde, als auch richtige Angsthunde wirklich gibt, beides aber viel seltener ist, als die jeweilige "Fraktion" das gerne hätte. Verhalten ist weit vielfältiger, als dass man es nur mit Dominanz oder Angst erklären könnte...
 
Sicher?

Früher wurde gerne hinter jedem problematischen Verhalten Dominanz vermutet. Man hat also schon einen Grund gefunden... Heute geht der Trend in die Richtung, dass fast jedes problematische Verhalten mit Angst betitelt wird. Ich halte beide Ansätze für äußerst einseitig. Und ich denke, dass es sowohl "dominante" Hunde, als auch richtige Angsthunde wirklich gibt, beides aber viel seltener ist, als die jeweilige "Fraktion" das gerne hätte. Verhalten ist weit vielfältiger, als dass man es nur mit Dominanz oder Angst erklären könnte...

Aber die "Dominanzfrage", von der die Dominanztheorie ausgeht (und das tut sie durchaus immer noch, wenn auch unter Umständen in veränderter Form, sie ist z.B. wo ich wohne leider keineswegs untergegangen), gab es so ja nie. Während Angst zumindest bei Aggressionsverhalten gegenüber anderen Hunden ein extrem häufiger Auslöser ist, wahrscheinlich gefolgt von fehlgeleitetem Jagdverhalten. "Echtes", quasi reines Aggressionsverhalten gibt es auch, aber ist soweit ich weiß sehr selten und die anderen Optionen wären erst mal auszuschließen, was schwierig sein kann - und dann wäre es immer noch kein "dominanter" Hund. Auch in Bezug auf Menschen ist bewiesen, dass aversive Methoden Aggressionen enorm fördern und auslösen können und dass selbst Schimpfen da nicht ohne ist, ich weiß nicht, ob du die (englischssprachige) Studie kennst, an die ich da denke, aber könnte sie sicher wiederfinden. Wenn man aversive Methoden ablehnt, MUSS man die Ursache finden, um weiterzukommen und kann normalerweise nicht einfach versuchen, das Verhalten zu unterdrücken - und sicher gibt es auch da schlechte und inkompetente Trainer, aber die haben dann eine wesentlich geringere Wahrscheinlichkeit, dass sie den Hund so weit bringen, dass ihm niemand mehr helfen kann, obwohl die Situation vorher noch zu retten gewesen wäre.

Beim Training lieber einmal zu viel "schöngefüttert" als im falschen Moment die Stimme gehoben, und wegen dem hohen Backlash-Potentiel bei aversiven Methoden sind mir inkompetente Trainer, die ohne arbeiten, immer noch um einiges lieber als ihre ebenso inkompetenten "Gegenstücke".
 
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Aber die "Dominanzfrage", von der die Dominanztheorie ausgeht (und das tut sie durchaus immer noch, wenn auch unter Umständen in veränderter Form, sie ist z.B. wo ich wohne leider keineswegs untergegangen), gab es so ja nie.

Ich habe das Wort "Dominanz" bewusst unter Anführungszeichen gesetzt, da das Thema Dominanz/sozialer Status per se etwas ganz anderes beschreibt, als das, was viele Leute mit einem dominanten Hund meinen - nämlich einen selbstbewussten Hund, der weiß was er will. Und ja, diese Hunde gibt es durchaus und es gibt auch welche, die gelernt haben, das was sie wollen mit den Zähnen zu bekommen. Dominanz ist im allgemeinen Sprachgebrauch ein sehr schwammiger Begriff, da sehr viele Dinge vermischt werden, die eigentliche Bedeutung, in der es eine soziale Beziehung zwischen 2 Individuen beschreibt, gibt es durchaus. Aber es gibt natürlich nicht "den dominanten Hund", da Dominanz einfach keine Charaktereigenschaft ist.

Während Angst zumindest bei Aggressionsverhalten gegenüber anderen Hunden ein extrem häufiger Auslöser ist, wahrscheinlich gefolgt von fehlgeleitetem Jagdverhalten. "Echtes", quasi reines Aggressionsverhalten gibt es auch, aber ist soweit ich weiß sehr selten und die anderen Optionen wären erst mal auszuschließen, was schwierig sein kann - und dann wäre es immer noch kein "dominanter" Hund. Auch in Bezug auf Menschen ist bewiesen, dass aversive Methoden Aggressionen enorm fördern und auslösen können und dass selbst Schimpfen da nicht ohne ist, ich weiß nicht, ob du die (englischssprachige) Studie kennst, an die ich da denke, aber könnte sie sicher wiederfinden.

"Reines Aggressionsverhalten" halte ich bis auf irgendwelche neurologischen Ausfallerscheinungen tatsächlich für einen Mythos. Aggression ist ein Mittel zum Zweck, ob der Zweck nun ist, etwas das mir Angst macht fernzuhalten oder etwas, das ich möchte zu bekommen, ist eine andere Frage. Dass auch Frust zu Aggressionsverhalten führen kann, weiß jeder, der seinen PC schon gern mal aus dem Fenster geworfen hätte, weil er nicht tut was man will. Leute mit schlechter Frustrationstoleranz werden tatsächlich was zerdeppern, Hunde mit schlechter Frusttoleranz beißen dann schonmal in Leine oder Herrchen, wenn sie da nun nicht zu dem Hund da drüben dürfen... Das ist aber meistens eine Überreaktion und für mich etwas anderes, als Dieters Schäferrüde, der sagt "du gehst da jetzt aber nicht durch Tür in meine Küche".

Wenn man aversive Methoden ablehnt, MUSS man die Ursache finden, um weiterzukommen und kann normalerweise nicht einfach versuchen, das Verhalten zu unterdrücken - und sicher gibt es auch da schlechte und inkompetente Trainer, aber die haben dann eine wesentlich geringere Wahrscheinlichkeit, dass sie den Hund so weit bringen, dass ihm niemand mehr helfen kann, obwohl die Situation vorher noch zu retten gewesen wäre.

Ich halte es vor allem für nett, die Ursache zu kennen, da sich die Einstellung der Leute meist ändert, wenn sie verstehen, was da gerade passiert. Dieses Verständnis hilft vielen Menschen wirklich weiter. Und je schwieriger das Problem, je weniger ich mit ein wenig Standardtraining weiterkomme, umso sinnvoller ist es zu hinterfragen, wo das Problem genau liegt, um das Ganze umfassender und auf mehreren Ebenen angehen zu können.

Wenn ich ganz behavioristisch Jean Donaldson zitiere, ist es für ein Stubenreinheitstraining aber zB nicht wichtig zu wissen, ob der Hund nun "eigentlich stubenrein ist und nur markiert" oder nicht. Er pinkelt rein - solange es keine medizinischen Ursachen gibt, ist der Grund dafür irrelevant für das Training. In allen Fällen werde ich a) das gewünschte Verhalten belohnen und b) das unerwünschte Verhalten durch möglichst lückenloses Management vermeiden. Diese beiden Punkte reichen für einen großen Teil der typischen "kleineren" Verhaltensproblematiken völlig, um zu einem adäquaten Ergebnis zu kommen. Man braucht nur ein sinnvolles Verständnis für Verstärker und ein gutes Timing...

Beim Training lieber einmal zu viel "schöngefüttert" als im falschen Moment die Stimme gehoben, und wegen dem hohen Backlash-Potentiel bei aversiven Methoden sind mir inkompetente Trainer, die ohne arbeiten, immer noch um einiges lieber als ihre ebenso inkompetenten "Gegenstücke".

Nein! Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, grustelt es einen, was die Leute so alles unbewusst bestätigen. Ständig im falschen Moment zu bestätigen (und sei es nur unbewusst) kann genauso zu Problemverhalten führen und gefährlich werden, wie ständig unfair zu strafen.

Ein Beispiel hatte ich schon im ersten Beitrag hier genannt... Hundetrainer empfiehlt: Wenn Hund dir droht, dreh dich um und räume das Feld...

Ist das nun ein völlig neuer Tierschutzhund bei mir, bin ich da sogar dabei. Wenn es um ein einmaliges Konfliktmanagement geht, der Konflikt in Zukunft vermieden und von klein auf neu aufgebaut wird, ebenso. Als generelle Strategie, möglicherweise grade beim pubertierenden Jungspund, der so einfach mal probiert, ob das nicht eine Möglichkeit wäre, mit der man eine gewünschte Sache doch bekommt (ja, das gibt es) - Nein, danke! Ich muss den Hund da weder anschreien, noch verprügeln. Aber weggehen und ihm somit Erfolg verschaffen (am Besten mehrmals) halte ich für brandgefährlich. So lernen Hunde ganz ohne aversive Mittel ganz großartig, wie gut man durch die Welt kommt, wenn man nur seine Zähne einsetzt. Und nein, das braucht keiner...

Es wundert mich übrigens auch nicht, warum die Hündin einer Freundin nicht nur nicht aufhört Hunde anzupöbeln, sondern dabei immer schlimmer wird. Dem Hund in den Atempausen zwischen dem Getöse Leberwurst zwischen die Zähne zu quetschen hat einfach nichts mit sinnvollem Einsatz von Bestätigung zu tun. Aber sie ist der Meinung, das hat so zu sein - gut ist ihr Hund (er ist klein genug, dass sie ihn immer halten wird können), wir werden sehen wo es hinführt :denken24:
 
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Auf die Probleme mit dem Wort "Dominanz" können wir uns auf jeden Fall einigen.

"Reines Aggressionsverhalten" halte ich bis auf irgendwelche neurologischen Ausfallerscheinungen tatsächlich für einen Mythos. Aggression ist ein Mittel zum Zweck, ob der Zweck nun ist, etwas das mir Angst macht fernzuhalten oder etwas, das ich möchte zu bekommen, ist eine andere Frage. Dass auch Frust zu Aggressionsverhalten führen kann, weiß jeder, der seinen PC schon gern mal aus dem Fenster geworfen hätte, weil er nicht tut was man will. Leute mit schlechter Frustrationstoleranz werden tatsächlich was zerdeppern, Hunde mit schlechter Frusttoleranz beißen dann schonmal in Leine oder Herrchen, wenn sie da nun nicht zu dem Hund da drüben dürfen... Das ist aber meistens eine Überreaktion und für mich etwas anderes, als Dieters Schäferrüde, der sagt "du gehst da jetzt aber nicht durch Tür in meine Küche".

Sehe ich auch so, aber die meisten Hunde haben ja erst mal wenig davon, wenn sie Artgenossen von weitem ankeifen und ihr häufigster "Erfolg" ist, dass sie sie dadurch scheinbar auf Abstand halten. Total "auszurasten", um dann ein Leckerchen zu bekommen, gibt es sicherlich, aber gleichzeitig ist es auch ein enormer Energieaufwand für den Hund, das lernen sie normalerweise nicht, weil der Mensch ein paar Mal in der Situation versehentlich gefüttert hat. Und wenn man immer füttert, wenn der Hund schon bellt, macht man eh irgendwas falsch.

Wenn ich ganz behavioristisch Jean Donaldson zitiere, ist es für ein Stubenreinheitstraining aber zB nicht wichtig zu wissen, ob der Hund nun "eigentlich stubenrein ist und nur markiert" oder nicht. Er pinkelt rein - solange es keine medizinischen Ursachen gibt, ist der Grund dafür irrelevant für das Training. In allen Fällen werde ich a) das gewünschte Verhalten belohnen und b) das unerwünschte Verhalten durch möglichst lückenloses Management vermeiden. Diese beiden Punkte reichen für einen großen Teil der typischen "kleineren" Verhaltensproblematiken völlig, um zu einem adäquaten Ergebnis zu kommen. Man braucht nur ein sinnvolles Verständnis für Verstärker und ein gutes Timing...

Ja, bei ganz simplen Dingen muss man natürlich nicht allzu viel über die Problemursache wissen, stimmt. Aber auch hier im Beispiel muss ich neben medizinischen Ursachen auch z.B. angspinkeln ausschließen, was bei so einem Fall natürlich meist auch nicht schwierig ist.

Nein! Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, grustelt es einen, was die Leute so alles unbewusst bestätigen. Ständig im falschen Moment zu bestätigen (und sei es nur unbewusst) kann genauso zu Problemverhalten führen und gefährlich werden, wie ständig unfair zu strafen.

Natürlich kann es das, aber es ist unwahrscheinlicher in dem Sinne, dass das Backlash-Potential geringer ist. Aversive Methoden können ziemlich direkt Aggressionen fördern, und wenn ich im falschen Moment die Stimme hebe, kann ich auch Angstverhalten mit einem Fehler enorm verstärken. Das meinte ich mit "lieber ein Mal zu viel schöngefüttert". Von einmal füttern, wenn mein Hund bellt, weil ich den richtigen Moment zum "Schönfüttern" verpasse, wird er dagegen wahrscheinlich nichts Dramatisches lernen, was ich nicht schnell wieder rausbekomme. Genauso mag der Hund in gewissen Situationen lernen, dass er Erfolg mit Knurren haben kann, wenn ich ihn daraufhin in Ruhe lasse, aber das ist immer noch besser, als wenn er lernt, dass z.B. knurren nichts bringt oder gar bestraft wird und dann beim nächsten Mal gleich in die Hand schnappt. Wenn ich meine wo anfasse und sie schnappt in die Luft, weil es ihr unangenehm ist, tatsche ich nicht noch mal an, damit sie bloß keinen Erfolg hat. Ich schaue stattdessen, ob ich das Problem trainieren kann durch Hadling-Übungen und/oder ich verlasse kurz den Raum, denn dann weiß sie, dass ich das grade nicht so toll von ihr fand.
 
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Sehe ich auch so, aber die meisten Hunde haben ja erst mal wenig davon, wenn sie Artgenossen von weitem ankeifen und ihr häufigster "Erfolg" ist, dass sie sie dadurch scheinbar auf Abstand halten. Total "auszurasten", um dann ein Leckerchen zu bekommen, gibt es sicherlich, aber gleichzeitig ist es auch ein enormer Energieaufwand für den Hund, das lernen sie normalerweise nicht, weil der Mensch ein paar Mal in der Situation versehentlich gefüttert hat. Und wenn man immer füttert, wenn der Hund schon bellt, macht man eh irgendwas falsch.

Wie es zu einem Leinenpöbler kommt, kann in meinen Augen sehr vielfältig sein. Von tatsächlicher Angst bis hin zu einem reinen Erregungs- & Frustbellen, das sich im Laufe der Zeit immer mehr einlernt und hochschaukelt, gibt es da doch recht viel.
Nein, Hunde lernen nicht aktiv andere Hunde anzubellen, um ein Leckerli zu kriegen (ich halte das sehr häufige "ist ja guuut Mimi, brauchst dich nicht aufregen" *tätscheltätschel* - während Mimi tobend in der Leine hängt - aber durchaus für ungünstig :frech3:). Was aber passiert, ist, dass schlecht gemachtes Training unter anderem deshalb nicht anschlägt (oder das Problem verstärkt), weil falsch und schlecht bestätigt wird. Loomie beispielsweise lernte das Anbellen von Personen, Hunden, komischen Objekten einzustellen, indem sie als Alternativverhalten zu Frauchen schaut und möglichst nicht mit zu starken Reizen konfrontiert wurde, sodass sich das anfängliche Verhalten möglichst nicht mehr weiter festigt. Loomie war für mich in diesem Kontext unter anderem deshalb sehr spannend, da sie einen irrsinnigen Hang zu Verhaltensketten hat. Es hieß also das "Anschauen" nur und ausschließlich dann zu bestätigen, wenn sie auf den Reiz zuvor neutral reagiert hatte. Gab es von ihr ein Mini-Wuff und ich bestätigte dann in guter Absicht dennoch, war der Effekt sofort da. Frau Hund sah den nächsten Reiz, ließ 2-4 ordentliche Wuffer los, drehte sich sofort um und strahlte mich in freudiger Erwartung auf das Leckerli an. Wir haben das gut rausgekriegt. Vielen Leuten fällt das aber gar nicht auf und sie wundern sich dann, warum sie über diesen bestimmten Punkt im Training ("er bellt nur noch kurz, dreht sich dann aber eh sofort zu uns um") nicht hinaus kommen... :zwinkern2:

Natürlich kann es das, aber es ist unwahrscheinlicher in dem Sinne, dass das Backlash-Potential geringer ist. Aversive Methoden können ziemlich direkt Aggressionen fördern, und wenn ich im falschen Moment die Stimme hebe, kann ich auch Angstverhalten mit einem Fehler enorm verstärken. Das meinte ich mit "lieber ein Mal zu viel schöngefüttert".

Bei einem sensiblen Hund mit entsprechendem "Hang zur Ängstlichkeit" kann ich Angstverhalten durch Fehler vielerlei Art massiv verstärken. Bei manchen Hunden reicht es, dass ich mich in einer Situation erschrecke, er beobachtet das und wird in Zukunft darauf mit Angstverhalten reagieren. Ein dummes lautes Geräusch in der falschen Situation kann ebenso kontraproduktiv sein, wie einmal die Stimme zu erheben.

Es gibt aber nicht nur sensible Hunde... sehr viele Hunde halten es tatsächlich aus (= werden keine dramatischen Fehlverknüpfungen erleiden), wenn sie einmal angeherrscht werden oder einen Schubser bekommen :zwinkern2:.

Von einmal füttern, wenn mein Hund bellt, weil ich den richtigen Moment zum "Schönfüttern" verpasse, wird er dagegen wahrscheinlich nichts Dramatisches lernen, was ich nicht schnell wieder rausbekomme. Genauso mag der Hund in gewissen Situationen lernen, dass er Erfolg mit Knurren haben kann, wenn ich ihn daraufhin in Ruhe lasse, aber das ist immer noch besser, als wenn er lernt, dass z.B. knurren nichts bringt oder gar bestraft wird und dann beim nächsten Mal gleich in die Hand schnappt. Wenn ich meine wo anfasse und sie schnappt in die Luft, weil es ihr unangenehm ist, tatsche ich nicht noch mal an, damit sie bloß keinen Erfolg hat. Ich schaue stattdessen, ob ich das Problem trainieren kann durch Hadling-Übungen und/oder ich verlasse kurz den Raum, denn dann weiß sie, dass ich das grade nicht so toll von ihr fand.

Einmal Schönfüttern zu verpassen ist aber etwas anderes als eine hochwertige Bestätigung im richtigen bzw genauer gesagt falschen Moment. Bestätigung muss ja kein Leckerchen sein - die beste Bestätigung ist immer, dass Hund mit seinem Verhalten genau das erreicht, was er möchte.

Wenn ein Hund nun beim Handling in meine Hand schnappt, so werde ICH zwar sicherlich nicht noch bedrohlicher werden oder dafür strafen, aber ich werde auch nicht sofort aufhören und weggehen (denn genau das ist der Ziel der Handlung, die ich damit verstärke - mal ganz behavioristisch gesehen...). Möchte Hund nicht am Halsband genommen werden, kann ich die Hand beispielsweise so lange völlig ruhig dort lassen, wo sie war, bis Hund sich beruhigt hat. Ist er ruhig, nehme ich die Hand weg und Hund kommt zu seinem Recht. Somit habe ich seine Bedürfnisse durchaus wahrgenommen aber gleichzeitig wird ankommen, dass Schnappen kein Verhalten ist, das hier zum Erfolg führt. Das Handling in so einem Fall unabhängig davon zu trainieren, macht hier allerdings durchaus Sinn - da stimme ich dir zu :zwinkern2:
 
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Wenn der Hund schon bellt, würde ich nicht mehr trainieren. Ist er in einer so starken Erregungslage dann kann er nicht mehr oder nur eingeschränkt lernen. Ich würde den Hund schon vorher abfangen, wenn er ein wenig entspannter ist. Ansonsten ist Managment an der Reihe.
Ansonsten geht es bei der Schönfutterung ja nicht darum ein Verhalten zu belohnen sondern die Emotionen zu verändern. Viele Hunde finden andere Hunde oder andere Hundebegegnungen doof. Durch das Schönfüttern will man diese negative Erlebnis positiv belegen.
Natürlich kann es nach hinten los gehen. Ich habe einen leinenaggressiven Hund in der Nachbarschaft. Der wird immer schön zusammengeschimpft. Auf eine Änderung des Verhaltens wartet das Herrchen und ich noch immer.
 
Ich nehme die 2 Sätze hier mal auseinander, da sie eigentlich von unterschiedlichen Trainingsansätzen handeln...

Wenn der Hund schon bellt, würde ich nicht mehr trainieren. Ist er in einer so starken Erregungslage dann kann er nicht mehr oder nur eingeschränkt lernen. Ich würde den Hund schon vorher abfangen, wenn er ein wenig entspannter ist. Ansonsten ist Managment an der Reihe.

Ich gehe auch mit keinem Hund in Situationen, mit denen er mit Sicherheit nicht umgehen kann, um dann dort das Unmögliche von ihm zu verlagen. In der Realität tastet man sich an die Grenze des "für den Hund machbaren" schlicht heran und beginnt sie so auszuweiten - immerhin will man ja nicht nur auf der Stelle treten, sondern auch Fortschritte machen. Da aber weder Hund noch Mensch zu 100% perfekt funktionieren, kann es dabei durchaus mal sein, dass man sich um einen Meter verschätzt. Insofern kann es auch bei gut durchdachtem Training mal passieren, dass Hund doch einen Wuffer macht. Das gehört dazu und ist nicht weiter dramatisch, solange man darauf achtet, sich keine Dummeheiten rein zu trainieren... :zwinkern2:

Management bedeutet übrigens die Situationen so zu gestalten, dass Hund mit seiner Umwelt möglichst umgehen kann ohne in (für seine Welt) Extremsituationen zu geraten, denen er noch nicht gewachsen ist. Das macht man nicht "ansonsten" sondern genau das bedeutet Management...

Ansonsten geht es bei der Schönfutterung ja nicht darum ein Verhalten zu belohnen sondern die Emotionen zu verändern. Viele Hunde finden andere Hunde oder andere Hundebegegnungen doof. Durch das Schönfüttern will man diese negative Erlebnis positiv belegen.

Das Schönfüttern, von dem du da sprichst, ist die Gegenkonditionierung (basierend auf der klassischen Konditionierung) und ja, das hat tatsächlich nichts mit der operanten Konditionierung zu tun. Es hat übrigens auch nichts damit zu tun, dass Hund beim Luftholen Leberwurst ins Maul gestopft bekommt (für den Fall, dass du darauf anspielen wolltest).

Möchte ich gegenkonditionieren, bekommt Hund immer dann eine für ihn (hoffentlich) wirklich positive (Futter)belohnung, wenn er den anderen Hund wahrnimmt. Dabei ist es völlig irrelevant, wie er sich dabei verhält. Er sieht den Hund, zack, Futter ins Maul. Dies immer zu gewährleisten, ist in meinen Augen in der Realität oft gar nicht so einfach. Aber ja, auch Gegenkonditionierung ist ein nettes Werkzeug. Ob sie allein ausreicht, um problematisches Verhalten in den Griff zu kriegen kann ich dir nicht sagen. Ich habe es noch nie selbst probiert :zwinkern2:

Voraussetzung für eine Gegenkonditionierung ist übrigens, dass ich tatsächlich weiß, dass Hund eine negative Assoziation bezüglich anderer Hunde hat. Bellt er nur aus Frust, weil er andere Hunde eigentlich toll findet & frustriert ist, weil er nicht hin kann, gibt es keine negativen Assoziationen, die man löschen müsste. Auf dieser Ebene macht es durchaus Sinn, zuerst mal zu überlegen, welche Ursache eigentlich hinter dem Verhalten steckt.


Natürlich kann es nach hinten los gehen. Ich habe einen leinenaggressiven Hund in der Nachbarschaft. Der wird immer schön zusammengeschimpft. Auf eine Änderung des Verhaltens wartet das Herrchen und ich noch immer.

Solch einen Wuffel kennen wir wohl alle... und ich denke niemand hier hat behauptet, dass sich Probleme lösen, wenn man als Mensch hinten brav mit seinem Hund mitschimpft :denken3:
 



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