Martin Rütter

Ihr habt mich jetzt neugierig gemacht, muss ich mir doch mal die Folge anschauen.
 
In diesem Fall kann ich ausnahmsweise mal aus persönlicher Erfahrung mitsprechen.
Das Szenario, das Amica entworfen hat, ist genau das, was hier passiert ist.

Ich wollte den Hund, mein Mann hat halt "ja" gesagt, es war aber klar, dass er sich kaum kümmern wird.
Kira kommt und meidet meinen Mann in den ersten Wochen, wobei sie kein heftiges, generelles Problem mit Männern hat, sondern bei Männern nur noch mehr Abstand braucht.

Bin ich anwesend, bleibt sie mal im selben Zimmer, geht mal raus in ein anderes Zimmer.
So weit so gut.

Bei Abholung hatte sie ein Halsband dran, das Geschirr wurde angezogen, daheim dann genauer eingestellt und blieb erst mal dran.
Ich bin mit ihr Gassi gegangen, ohne groß "nachzufragen", ob sie nun will oder nicht, war auch kein Problem. Erst mal ohnehin nur durch den Garten kurz in den Wald.

Später dann, mit steigender Gewöhnung an Halsband, Geschirr und Leine etwas weiter, war auch kein Thema.
Sie hat nicht sonderlich auf mich geachtet, hatte aber Freude an der Bewegung.

Das Meideverhalten meinem Mann gegenüber dauerte etwa 2 Wochen, wurde dann schnell abgebaut (in der Form, dass sie das Zimmer nicht mehr sofort verließ, wenn er rein kam).

Wieder etwas später, suchte sie mehr Nähe zu ihm als zu mir.
Ohne dass ich deshalb abgemeldet gewesen wäre, ich konnte alles machen, was nötig war, sie hatte auch Freude am Gassi, brauchte im Haus aber sowieso Distanz, zu mir etwas mehr als zu meinem Mann.

Über irgendwelche "Optionen" habe ich mir gar keinen Kopf gemacht.
Ich habe sie so genommen wie sie war und ist.
Sie darf ihre Vorlieben haben und sie darf in einem gewissen Rahmen ihre Entscheidungen treffen und wenn ihre Entscheidung die ist, dass sie die Nähe zu meinem Mann mehr genießt als zu mir, dann ist das doch in Ordnung.

Ich verstehe ganz allgemein das Problem dabei nicht.
Ich bin doch kein Kindergartenkind, das beleidigt mit dem Fuß aufstampft und sagt "nö, dann kümmere ich mich auch nicht mehr, weil du magst ja den anderen lieber"?

Es geht hier doch nicht um existentielle Probleme, es geht um Vorlieben des Hundes.
Auch die Hündin im Video futtert, geht Gassi, kann zur Ruhe kommen, hat bei allem (noch) eine gewisse Distanz, zum einen mehr, zum anderen weniger.

Ich teile Amicas Einschätzung, dass die Frau eher nicht will und der Mann die treibende Kraft war.
Also soll er seine Hündin versorgen und lieben und geduldig warten bis sie ihre Distanz von sich aus verringert. Das ist die einzige Option, die ich für erwähnenswert halte.

Kira hat Bindung zu mir, mehr als ich je dachte, dass sie aufbauen wird. Wenn es ihr irgendwie schlecht geht/sie Angst hat, dann kommt sie zu mir, nicht zu meinem Mann.
Sie liegt heute oft neben mir auf dem Gästebett, wenn ich am PC sitze, kommt öfter mal für eine gewisse Zeit ins Schlafzimmer neben mein Bett, kommt auch zu mir auf die Couch, aber öfter zu meinem Mann.
Wenn ich mit ihr gehe, was zu 90 Prozent der Fall ist, freut sie sich. Sie ist für ihre Verhältnisse gut abrufbar geworden, achtet auf mich, hat Spaß am Zusammensein.

Nimmt mein Mann die Leine oder zieht seine Joggingsachen an, dann geht ein Strahlen durch den Hund, das sie bei mir nie zeigt.
Das ist so und wisst ihr was, ich freue mich von ganzem Herzen für Kira, denn diese schönen Stunden nimmt ihr keiner mehr weg.
Und verschwende keine selbstmitleidigen Gedanken daran, dass sie mir gegenüber ja ach so undankbar ist.

Ich bin nicht in der Lage, bei einem erwachsenen, gesunden Menschen andere Gedankengänge nachvollziehen oder gar gutheißen zu können.

Wenn ich unbedingt einen möglichst sicheren Kandidaten für eine innige Bindung möchte, was natürlich legitim ist, dann muss ich halt im Vorfeld genau danach aussuchen. Und hole mir keinen Hund aus dem Tierschutz, über dessen vorheriges Leben, seine Vor- und Ablieben ich nichts weiß.

Der Mann im Video hätte sich vermutlich besser einen Welpen geholt, den er auf sich prägen kann und wo er von Anfang an für eine starke Bindung sorgen kann. Wenn das so überragend wichtig für ihn ist.

Nein, ich bin nicht der Ansicht, dass man vor lauter Enttäuschung das Recht hat, einen Hund zu verbiegen.
Vor allem, weil Geduld und die Vermeidung von Bedrängen vermutlich allein zum gewünschten Ziel führen werden, dauert dann halt etwas.
 
@marita
hb.gif

- nur "gefällt mir" anzuklicken ist mir gerade zu wenig. :)
 
Ich empfand die Frau als sehr distanziert, den Mann dagegen als sehr bemüht. Mir kam es auch so vor, als ob er den Hund wollte. Wenn es nach ihm ginge, dürfte der Hund wohl auch ins Schlafzimmer oder ein 2. Hund dürfte einziehen. Auf den 2. Hund hatte ich ehrlich gesagt die ganze Zeit gehofft!:(

Ich finde es auch ok, dass der Hund ein bißchen zu seinem Glück gezwungen wurde. Der Hund sollte eine Bindung haben, erst recht ein Auslandshund, der vielleicht doch mal verloren gehen kann...
 
Weißt du, wie viel die Hündin Gassi gehen konnte? Anscheinend wollte sie mit dem Mann ja gar nicht mitgehen und dass die Frau das dann übernommen hat, wurde nirgends erwähnt. Wenn die Angst des Hundes vor der Person, die eigentlich seine Hauptbezugsperson werden sollte, dazu führt, dass der Hund keine Spaziergänge macht und eigentlich nur auf dem Hof "herumhängt", ist das dann aus deiner Sicht ein "existenzielles" Problem oder eher ein vernachlässigbares?
Ich möchte ja nicht sagen, dass du völlig Unrecht hast, @marita. Ich finde nur, dass wir als Fernsehzuschauer einfach nicht genug über diesen Hund und diese Familie wissen, um uns ein Urteil zu erlauben.

Wenn ich unbedingt einen möglichst sicheren Kandidaten für eine innige Bindung möchte, was natürlich legitim ist, dann muss ich halt im Vorfeld genau danach aussuchen. Und hole mir keinen Hund aus dem Tierschutz, über dessen vorheriges Leben, seine Vor- und Ablieben ich nichts weiß.
Das könnte allerdings sein, dass die Entscheidung für einen Tierschutzhund etwas unüberlegt war. Da wären sie ja nicht die ersten, die so dringend "ein gutes Werk" tun wollten, dass sie ganz vergessen haben darüber nachzudenken, was dieses "gute Werk" denn in der Realität bedeutet...

Viele Grüße
Amica
 
Ich bin nicht in der Lage, bei einem erwachsenen, gesunden Menschen andere Gedankengänge nachvollziehen oder gar gutheißen zu können.

Warum? Gutheißen sicherlich nicht, aber nachvollziehbar sollte es doch schon sein. Die Leute wollten eben - und das meine ich nicht böse - einen "normalen" Hund, der sich an seinen Menschen orientiert und haben sich leider das falsche Exemplar ausgesucht, was ja leider sehr häufig der Fall ist. Also ich finde schon, dass man da nachvollziehen kann, dass der Mensch im ersten Moment einfach enttäuscht ist, dass es eben nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Das ist in meinen Augen ein völlig normales Verhalten. Was man draus macht, ist ne andere Sache.
Wie gesagt, genau deshalb habe ich keinen Auslandshund. Mit sowas werde ich nicht warm.
 
Für mich steht fest, dass sie sich den falschen Hund ausgesucht haben. Wer weiß? Vielleicht dachte sie sich, dass sie sich als ersten Hund keinen Welpen zutrauen. Schließlich sind Welpen und vor allem dann die pubertierenden Hunde auch nicht ohne.
Vielleicht wurde der Hund anders beschrieben als er schlussendlich ist. Aber ich finde es gut dass sie nicht einfach die Flinte ins Korn werfen nur weil sie es sich vielleicht anders vorgestellt haben sondern an ihren Problemen arbeiten.
Und ich glaube nicht dass man solche Hunde eins zu eins vergleichen kann. Mit meiner Diesel zum Beispiel war damals gar kein Gassi möglich. Dazu hätte ich sie einfangen müssen, Leckerlies aus der Hand geben oder ihr nahe zuwerfen ging gar nicht. Solang man am Anfang im Raum war, solang war Diesel unter dem Sofa gesessen. Nach ein paar Monaten waren dann wieder andere Schritte möglich. Das ist individuell bei jedem Hund anders.
 
Weißt du, wie viel die Hündin Gassi gehen konnte? Anscheinend wollte sie mit dem Mann ja gar nicht mitgehen und dass die Frau das dann übernommen hat, wurde nirgends erwähnt. Wenn die Angst des Hundes vor der Person, die eigentlich seine Hauptbezugsperson werden sollte, dazu führt, dass der Hund keine Spaziergänge macht und eigentlich nur auf dem Hof "herumhängt", ist das dann aus deiner Sicht ein "existenzielles" Problem oder eher ein vernachlässigbares?

Wenn die Hündin über Wochen aus diesen Gründen nicht Gassi gehen kann, dann halte ich das schon für ein existentielles Problem.
Und dann würde ich in dieser Situation nachhelfen.
Sicherheitsgeschirr dran, Halsband dran und doppelte Leine.

Wobei ich mindestens eine 3 Meter Leine nehmen würde und auch hauptsächlich in Wald und Feld unterwegs wäre, wo sie sich dann vielleicht entspannen kann, zumindest nach einer gewissen Zeit.

Du hast natürlich Recht, dass wir nur Ausschnitte sehen und nicht das gesamte Ausmaß kennen.
Für mich sah es aber danach aus, als würde der Mann den Hund mit seiner Erwartungshaltung bedrängen und dass der Hund deshalb zum Mann mehr auf Abstand ging.

Ich finde es jetzt zum Beispiel auch legitim, dass die Frau keinen Zweithund möchte. Das wäre für den Mann aber eine gute Gelegenheit, Pluspunkte zu sammeln.;)

Er könnte mit der Hündin z.B. auf eine (eingezäunte) Hundewiese gehen, könnte Kontakte zu anderen Hundehaltern knüpfen, die ihn und die Hündin mit ihrem Hund zu Hause besuchen, so dass er "der Held" ist, der der Hündin die ersehnten Kontakte verschafft.
Später könnte er mit ihr auf einen Hundeplatz/ in einen Verein gehen, es gibt doch so viele Möglichkeiten für Hunde, die gern Hundekontakt haben.
Und dann wäre er derjenige, der ihr diese "Freude" ermöglicht.
Sicher nicht schlecht für die Bindung.:)
 
Ich habe die Sendung jetzt auch gesehen.

Ich fand Sophie jetzt nicht dramatisch ängstlich. Sie hat nicht in der Nähe der Menschen gelegen als Martin die Famiie kennengelernt hat aber sie hat gleich Futter von dem Mann aus der Hand angenommen, zwar vorsichtig aber aus meiner Sicht nicht ängstlich. Wir hatten im Mantrailing mal einen Hund der wurde von der Versteckperson hinter dem Rücken gefüttert ohne, dass er angeguckt wurde weil er sonst kein Futter angenommen hätte. Das fand ich ziemlich ängstlich/unsicher.
Sophie lief mit Kalle auch gleich mit, zwar nicht freudig und motiviert aber aus dem Halsband wäre sie vermutlich auch rausgekommen wenn sie sich richtig gewehrt hätte.

Bei mir hat noch kein Straßenhund gelebt aber ich persönlich würde erwarten, dass ein Straßenhund nicht so zugänglich Menschen gegenüber ist wie ein Hund der schon als Welpe mit Menschen zusammengelebt hat.

Schade, dass die Familie keinen zweiten Hund wollte. Das kann ich nicht nachvollziehen (weil ich mir keinen Einzelhund vorstellenk önnte) denn mit anderen Hunden kommen Straßenhunde ja meistens gut aus. Und sie haben ja auch nicht wirklich eine Wahl als Straßenhund.

Den Riesenschnauzer fand ich ein bisschen pöbelig beim Anspringen seiner Menschen und beim Stupsen an den Händen. Was das Futtertreiben angeht habe ich gedacht, dass man das irgendwann abbaut, dass Futter in der Hand ist aber meine Hunde haben das Fuß laufen auch nicht so gelernt. Sie himmeln mich beim Fuß laufen aber auch nicht durchgängig an und kleben an mir aber das brauche ich auch nicht für unseren Alltag und fürˋs Rally Obedience in der Huschu auch nicht.

Ich habe das aber nicht so interpretiert, dass Martin Hundesport ablehnt sondern das Training in dieser Form auf dem Hundeplatz. Vielleicht war es für diesen Hund auch nicht das richtige Training oder seine Menschen hatten ein falsches Timing.

Ich hoffe, dass die Beiden durchhalten und den Hund nicht abgeben denn ich denke das kann man hinbekommen.
 
Guckt heute jemand?

Ich bin in die Dackelwelpen verliebt.
 



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