Meine Frau muss noch etwas für ihre Rente hier arbeiten, und sie ist leider "mental" nicht so flexibel.
Auf dem Land gibt es kaum noch Infrastruktur. Und wenn, möchten wir an den Rand eines Waldes. Ein Kollege sagte mir, im Wald kann man es im Winter nur im Suff ertragen. Wir waren mal (Anfang April?) in Frauenwald. Jemand hatte gerade seinen Gehweg vom Schnee geräumt: RRRums, kam eine Lawine vom Dach, und er konnte von vorne anfangen zu schaufeln.
Also hier - im tiefen Westerwald - hat man spätestens im Nachtbarort alles, was zum täglichen Leben benötigt (Ärzte / Apotheken / Lebensmittel). Die Busse fahren ca. jede Stunde. In 30 Minuten ist man in der nächsten Stadt, falls es dann mal Kleinung sein muss. Gut, das "Nobel-Restaurant" gibts hier nicht um die Ecke, dafür viele schöne gemütliche Gasthäuser.
Ich weiß ja jetzt nicht, wie dein Kollege drauf ist, aber ich finde es am Wald auch im Winter sehr schön - kommt drauf an, ob man die Ruhe mag oder nicht... Allerdings sind die Gebäude/Häuser direkt am Wald seltener zu verkaufen/vermieten und dann auch nicht soo günstig.
Aber selbst im Dorf hat man es normal recht ruhig und ist in wenigen Minuten im Feld - egal, in welche Richtung man geht.
Mag auch sein, dass die Jugend hier etwas "ruhiger" ist, schließlich läuft man immer Gefahr, dass die Oma (die man anpöpeln könnte) die eigene Oma kennt und dann petzt ;-) Dafür finde ich hier z.B. manche Renter echt anstrengend...
Konntest du schon abklären, ob du den Platz der HS auch alleine nutzen darfst? (konnte ich hier jetzt nicht so ganz rauslesen) Das wäre ja dann ein schönes Übungsgelände...
Das Fußgehen nach an der Mauer mag hilfreich sein, wenn du ihm damit mehr Sicherheit gibst (eine Seite die Mauer, andere Herrchen es kommt so schnell nichts an mich ran). Allerdings (wie du es selbst schon beschrieben hast) muss dann jeder Meter an der durchhängenden Leine auch belohnt werden.
Diese Sache mit Distanz schafft Nähe hatte schon jemand gut erklärt. Ich würde das möglichst in den Alltag einbauen. Für mich gehört zu einem ausgeglichenen Verhältnis von Nähe und Distanz auch eine gute Mischung von täglicher Routine und Abwechslung. Als Beispiel bei mir:
05:30 Uhr: Ich stehe auf, mache Frühstück und Brote für meinen Partner. Danach spreche ich Enzo das erste mal an mit "pipi machen" - er geht raus auf die Wiese und erledigt das - dann gibt es Futter (nach Freigabe).
Dann fährt mein Partner arbeiten und ich kuschel ca. 30 Minuten mit ihm. Dann muss auch ich erst mal arbeiten. Er schläft dann meist noch bis 9 Uhr - dann muss er raus. Kurzes Training im Hof (falls er über Nacht was vergessen hat) und dann ca. 1 Stunde spazieren mit kurzem Training (wie es gerade in die Situationen passt). Danach noch kurzes Spiel im Hof - dann ist wieder Ruhe angesagt. Der Rest des Tages gestaltet sich unterschiedlich. Je nachdem, wie viel ich arbeiten muss, was sonst noch ist und wie der Herr Hund drauf ist. Fest ist da nur noch, dass er 2 Stunden nach den Mahlzeiten raus muss, noch 2 Runden jeweils ca. 1 Stunde und die abendliche pipi-Runde.
jeder Hund benötigt aber unterschiedlich viel Nähe. Wichtig ist die Nähe um genug Vertrauen/Bindung aufzubauen. Da musst du dich vorsichtig ran tasten, wie viel und vor allem wann deiner das braucht.
Wichtig ist es, dass dein Hund möglichst schnell lernt, dass du die Situationen regelst. Hier noch ein Beispiel von gestern: Wir treffen einen JRT - laut Frauchen gut verträglich und spielt gerne. Also lassen wir beide von der Leine. Der JRT giftet Enzo aber direkt an. Nun war sein Frauchen schnell und hat ihn sofort wieder an den Fuß gerufen. Im gleichen Moment hat Enzo hinter mir "Stellung bezogen" - weil er weiß, dass er dort sicher ist und ich den anderen Hund (oder was auch immer) nicht an ihn ran lasse. Das mag für Außenstehende erst mal nach einem "Schisser" aussehen - das ist mir aber egal. Lieber steht mein Hund hinter mir, als dass er irgendwas angeht und dann zerlegt.
Ähnlich war es bei dem Müllautos, die fand er am Anfang sehr ungeheuerlich und wurde nervös. Nun kommen die bei uns meist zur gleichen Zeit. Also bin ich jedes mal mit ihm in den Hof und habe mich neben ihn gehockt. Er hatte dann schnell raus, dass die ihm nichts machen. Ist er im Hof, sind die Autos gar kein Problem mehr. Unterwegs bleibe ich halt noch stehen und lasse ihn das Auto in Ruhe beobachten, dann bleibt er ruhig.
Natürlich mache ich mich mit meinen "Methoden" für Außenstehende oft "zum Affen" - aber es funktioniert - und das ist das wichtige!
Noch ein kurzer Ironie-Anfall: Nimm statt Wattebächen die Wattestäbchen - die haben für den Hund das "Stöckchen-Feeling" ;-)