Keko, der Fluchthund

@Bubuka

Ich glaube, wir schreiben aneinander vorbei. Du schreibst, der Hund folgt freiwillig seinem Menschen, wenn er Bindung hat und Vertrauen, er wird nicht weglaufen und negative Verhaltensweisen ablegen.

Funktioniert in der mehr oder weniger belebten Öffentlichkeit aber nicht so. Nur mal die zitierten Obdachlosenhunde. Klar sehen die zu, den Anschluß nicht zu verpassen, sie laufen nicht weg. Die nähern sich teilweise aber eben auch Passanten, oder laufen in Sichtweite ihres Besitzers vor ein Fahrrad, schlimmstenfalls vor ein Auto. Kein akzeptabler Zustand.

Meine eigenen Hunde - folgen mir. Immer, die hauen nicht völlig ab. Würde Keko wahrscheinlich auch nicht, wenn Einhorn ihn einfach lassen würde.
Aber - was tun sie noch so unterwegs. Ali rennt an 3 Joggern vorbei, die in Schreckstarre verfallen, um mir zu folgen. Rosie folgt mir ebenfalls, wechselt aber dabei 5 mal die Wegseite. Und wird möglicherweise von einem rasenden Radler überfahren.
Herr und Frau Hund scheuchen ein Reh auf. Das wird dann etliche Minuten quer übern Acker gehetzt, dann folgen sie mir wieder. Die laufen nicht weg.

Und - Hunde sehen das, bspw. das hetzen, ja nicht als negative Verhaltensweise. Die haben Spaß und finden dann ihr Chefchen wieder und sehen überhaupt keinen Grund, diese (für Menschen unerwünschte) Verhaltensweise abzulegen.

Dieser intuitive Umgang funktioniert super zuhause. Da brauche ich so gut wie nie irgendwelche Kommandos. Läuft einfach. Aber in der Öffentlichkeit gehts einfach nicht ohne konditionierte Kommandos. Zum Schutz der Umwelt und auch zum Schutz der Hunde vor Gefahren, die sie nicht erkennen.

Und bei allem Selbstvertrauen, Gelassenheit und auch Vertrauen in meine Hunde, muß ich ihnen doch manches einfach per Kommando sagen, was sie jetzt grad eben tun sollen.
 
Würde Keko wahrscheinlich auch nicht, wenn Einhorn ihn einfach lassen würde.
Wenn ich mit ihm auf besagter Halde bin, folgt er mir auch brav. Er bleibt mal stehn zum schnüffeln, läuft mal vor um zu gucken was Charlie so macht, dann kommt er wieder angerannt und holt sich sein Leckerchen, oder lässt sich streicheln. Setz ich mich auf eine Bank kommt er zu mir auf die Bank und guckt mich fragend an. Da ist allerdings auch nichts los. Keine Räder, ganz selten Spaziergänger, keine Autos weit und breit, keine Kinder....................... wenn der dort mal entfleuchen würde, würd ich halt warten, bis er wieder kommt.
Auf unserer normalen Gassirunde fahren Radler, manchmal auch Mofas, gehen viele Leute spazieren, toben Kinder rum und die Straßen sind nicht so sehr weit entfernt. Wenn er da abhaut, könnte er im schlimmsten Fall tot gefahren werden.
Ausserdem glaub ich schon, dass er zurückkommt, hat er bisher ja auch immer gemacht, allerdings ist er in diesen Situationen überhaupt nicht ansprechbar. Er zuckt dann noch nichtmal mit den Ohren, wenn ich ihn rufe.
 
Nur mal die zitierten Obdachlosenhunde. Klar sehen die zu, den Anschluß nicht zu verpassen, sie laufen nicht weg. Die nähern sich teilweise aber eben auch Passanten, oder laufen in Sichtweite ihres Besitzers vor ein Fahrrad, schlimmstenfalls vor ein Auto. Kein akzeptabler Zustand.

Kann ich nicht bestätigen. Die laufen sehr sicher durch die Stadt.

Und bei allem Selbstvertrauen, Gelassenheit und auch Vertrauen in meine Hunde, muß ich ihnen doch manches einfach per Kommando sagen, was sie jetzt grad eben tun sollen.

Auch die intuitiven Hundehalter rufen die Hunde zurück, wenn die Hunde eine Gefahr nicht erkennen oder Wild jagen würden.
 
@Bubuka Wenn es um intuitives Verhalten geht bin ich komplett bei dir.

Das "Bauchgefühl" ist DER ultimative Ratgeber gerade in Erziehungsdingen.

Intuition ist entsprechend kein Ersatz für Erziehung (oder konditionierung dazu gleich mehr) sondern es hilft uns darin den richtigen Weg zu finden.

Einige Denkfehler in deiner Argumentation.


Der alltägliche Umgang mit dem Hund braucht keine Kommandos, sondern einen Hund, der freiwillig folgen will.
Die meisten Menschen leben kopfgesteuert mit ihrem Hund. Sie versuchen über Methoden und mit Hilfsmitteln (Trainer, Leckerli, Strafe, Schleppleine usw.) einen alltagstauglichen Hund zu bekommen. Das geht in der Regel schief.

Stell dir vor, dein Partner kommentiert und bewertet jede deiner Handlungen durch Lob, Pralinen oder durch Gemecker, Missachtung und Zurückweisung.
Wie würdest du dich fühlen? Wahrscheinlich würdest du dich in deinem Wesen nicht wahrgenommen fühlen.


Auch die intuitiven Hundehalter rufen die Hunde zurück, wenn die Hunde eine Gefahr nicht erkennen oder Wild jagen würden.

Und wie funktioniert das wenn der Hund nie gelernt hat was du von ihm willst?
Irgendwann musst du es ihm ja erklären und egal wie du das machst es ist eine konditionierung. Und ja auch Menschen werden, in aller Regel natürlich noch als Kind, konditioniert. Aber natürlich auch noch als Erwachsener oder bekommst du kein Gehalt bzw. wirst du nicht bestraft wenn du gegen das Gesetz verstößt?
100% Konditioniert.


Und was die ach so perfekten Obdachlosenhunde betrifft. Da gibts doch mehr als ausreichend Gegenbeispiele.

Wir treffen hier als einen solchen. Er hat 2 Hunde. Einen Labbimix und einen Sennemix würd ich sagen. Der Labbimix kann Luke nicht leiden. Schon seit eigentlich immer pöbelt dieser Luke an. Früher noch rein körpersprachlich. Luke hat sich das stets gefallen lassen er war da ja nie sonderlich nachtragend im Gegenteil. Irgendwann fing der (es könnte auch eine Hündin sein) dann an Luke anzufletschen und ihn zu bedrängen. Für Luke nach wie vor in Ordnung. Aber durch diverse Anfälle wurde Lukes Fell mit der Zeit einfach dünner und irgendwann nervte es ihn und
zeigte es durch Körpersprache eindeutig.
Auftritt Senne.
Solange sich nur der Senne und Luke treffen ist alles gut kommt der/die Labbihündin dazu kippt die Situation.

So jetzt könnte man sagen Einzelfall. Nur ist es so das ich mit Luke noch einer der wenigen Hundehalter war der keinen Bogen um die geschlagen hat.
Weder sind die besonders toll sozialisiert noch folgen die dann ihrem Herrchen besonders gut.


Und nochmal was zum Bauchgefühl.

Auch dieses ist pur konditioniert. Vor gar nicht so langer Zeit (und in den meisten Regionen der Welt auch heute noch) ist das vorherrschende Bauchgefühl in der Kindererziehung diese körperlich zu züchtigen.
Unser Bauchgefühl wurde uns inzwischen schlicht anders konditioniert weshalb wir nicht im Ansatz besser sind. Jeder kann problemlos wieder umkonditioniert werden so wie man eine Ratte im Labyrinth jederzeit umkonditionieren kann.
 
Mein Bauchgefühl sagt mir das ein oder andere Mal: nimm den Hund jetzt lieber an die Leine, sonst verschwindet er gleich vorerst im Wald. Dabei hab ich keine Angst, dass derjenige Hund nicht wieder kommt, sondern davor, was er im Trieb alles anstellen könnte.
 
Genauso geht es mir auch. Letztens ist direkt vor uns ein Hase über den Weg gekoppelt. Da war ich saufroh, dass Keko an der Leine war. Ich glaub der würde ihn heute noch jagen *g. Bei Charlie hat ein energisches "nein" gereicht. Aber auch der kam danach kurzfristig an die Leine..... nicht, dass er es sich noch anders überlegt hätte
 
Bei den Hunden der Obdachlosen in Fußgängerzonen möchte ich noch ergänzen, dass sie andere Hunde dort kontakten oder Montag habe ich gesehen wie einer dieser Hunde einer Passantin vor die Füße gelaufen ist. Der Obdachlose hat seinen Hund dann daran erinnert, dass er mitkommen soll. Nicht dramatisch aber wenn die Frau Angst vor Hunden gehabt hätte schon blöd für sie.

Und dann gibt es noch den Hund von Obdachlosen der einem Hund mal ein Auge ausgebissen hat und meine Hunde werden auch regelmäßig von den Obdachlosenhunden angepöbelt (auch wenn sie nicht zuerst gepöbelt haben). Manchmal wird dann ein Hund festgehalten damit er nicht zu meinen läuft. Das sind auch ganz normale Hunde bei denen manche sehr unauffällig sind und andere unverträglich.

Intuition und Bauchgefühl finde ich sehr wichtig um nicht kritiklos umzusetzen was einem in der Hundeerziehung empfohlen und zu überlegen was um eigenen Hund passt.

Hier mal etwas zu Cystal aus dem PolarChat:

Hallo Chrystal,

deswegen musst Du aber keine Sinnkrise bekommen! Meiner ist beim Hundesitter auch ganz anders! Denn so einiges ist (bei meinem Hund) halt sozialmotiviert. Wo ich auch erst mal einen Riegel vorschieben mußte.

Sie müssen sich in eine größere Gruppe einfügen und sozusagen "kleine Brötchen backen" und "selbstmöderisch" ist mein Hund nicht veranlagt.
Ich sage es mal lapidar, es fehlt "Mutti". Ist vergleichbar mit dem Phänomen wo anders sind die eigenen Kinder dann auf einmal brav und gut erzogen.

Dein Hund bzw. jeder Hund ist nach so einem Tag voll mit "hündischer Kommunikation" müde und Du hast es schon selber geschrieben: "dein Sitter ist selbst im größten Trubel ruhig und behält den Überblick" und leitet und führt die Gruppe!
Quelle: Polar Chat "Der verwandelte Hund"
 
Zuletzt bearbeitet:
Der erste Hinweis ob ein/e Hundetrainer/in was taugt ist ob er/sie den Hund nimmt oder nicht.

Natürlich verhält der Hund sich bei einer anderen, meist auch noch sehr forsch und "bedrohlich" auftrenden Person, anders und vor allem zurückhaltender.

Ähnlich ist der Umgang eines Sitters zu bewerten. Ein Hund braucht entweder ein unfassbares Selbstvertrauen oder eine nicht geringfügige Sozialisations-Störung um sich dann direkt daneben benehmen zu können. 🤭
 
Genau DAS ist ja mein Problem. Frei dürfen bei uns eh im Moment nur Hunde, die gehorchen und auf den Wegen bleiben. Die Polizei kontrolliert, weil in der Nähe ein Reh gerissen wurde. Es ist ja noch Brut- und Setzzeit.

Bei uns auch. Ein Windhund hat ein Reh auf offener Straße gerissen und ist anschließend verschwunden.
Du wohnst nicht zufällig im Saarland? 😉

Und ich selbst war in den letzten Wochen so oft heilfroh, dass Kira an der Leine war.
Denn sowohl die Hasen als auch die Rehe haben zur Zeit die Tendenz, direkt auf den normalen Waldwegen herum zu laufen, zu jeder Tageszeit und auch immer wieder Haken zu schlagen und zurück zu kommen. In der Form und Häufigkeit habe ich das in den letzten Jahren noch nicht erlebt.

Kira ist ja nun bereits älter, die Bindung ist besser als vor ein paar Jahren und der Rückruf sitzt dem entsprechend auch besser.
Aber ich möchte die "intuitive Person" sehen, die Kira dazu bringt, einem vor ihr her laufenden Hasen nicht nachzujagen bzw. sofort wieder zurück zu kommen.
Mein Bauchgefühl sagt mir jedenfalls, dass es diese Person auf dieser Welt nicht gibt.😉

Mein Bauchgefühl sagt mir das ein oder andere Mal: nimm den Hund jetzt lieber an die Leine, sonst verschwindet er gleich vorerst im Wald. Dabei hab ich keine Angst, dass derjenige Hund nicht wieder kommt, sondern davor, was er im Trieb alles anstellen könnte.

Hundert Prozent Zustimmung.
Kira findet immer wieder zurück und will auch zurück zu mir.
Aber was sie vorher instinktiv tut, das ist für die Wildtiere nicht zumutbar.

Daher muss ich immer wieder in mich hinein horchen und mein Bauchgefühl anschalten, wenn ich sie frei laufen lasse.
Und muss sie lesen können, wann es eben nicht angebracht ist.
 
Daher muss ich immer wieder in mich hinein horchen und mein Bauchgefühl anschalten, wenn ich sie frei laufen lasse.
Und muss sie lesen können, wann es eben nicht angebracht ist.
Ganz genau. Jedesmal, wenn ich vom Bauch her wusste Keko sollte an die Leine und mein Kopf sagte: ach, einmal rennen geht noch...... war er weg :).
Heute vormittag war ich mit den Jungs kurz hinterm Haus, auf der Fluchtwiese *gggg. Heute hab ich ganz genau den richtigen Zeitpunkt erwischt, um Keko anzuleinen. Die Jungs haben gespielt, sind gerannt usw. Ich hab Keko gerufen, er kam angerannt. Leckerchen und Lob in den Hund und er durfte wieder los. Dann nach ner Zeit das gleiche nochmal. Hat super geklappt. Beim 3. Mal hab ich ihn dann angeleint, die Jungs waren eh fertig wie die Brötchen, hab ihn noch bisschen schnüffeln lassen und bin dann mit beiden rein. Ich hab diesmal nur auf meinen Bauch gehört und ich denke, je weniger Chancen er hat zu entfleuchen, desto besser klappt das mal mit dem ohne Leine laufen.
 



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