Kommen wir nun zu den bisweilen auch bei der Hündin angeführten Argumenten der Verhaltenskontrolle. Auch hier sind, gestützt durch die Fragebogenergebnisse der Bielefelder Studie, die Befund eigentlich eher gegen die Kastration. Aggressionskontrolle, was auch bei Hündinnen bisweilen als Argument für die Kastration angeführt wird, ist nur bei solchen Hündinnen durch eine Kastration aussichtsreich, die überwiegend oder ausschließlich um den Zeitpunkt der Läufigkeit herum aggressiv reagieren und schwer kontrollierbar sind. Hündinnen, die das ganze Jahr über aggressiv, insbesondere gegen Rüden, reagieren, sind bei einer Kastration eher von einer Verschlimmerung dieser Verhaltensauffälligkeiten betroffen.
Besonders gilt dies für Hündinnen, die beim Markieren nach Rüdenart das Bein heben, und/oder die als einzige Hündin in eine überwiegend von männlichen Geschwistern dominierten Wurf zur Welt kamen. Diese Hündinnen haben nämlich schon vorgeburtlich, gleich über die Mutter oder über die Geschwister, einen gehörigen Schuss Testosteron mitbekommen, und der hat ihr Gehirn in Richtung dieses eher rüpelhaften und männlichen Verhaltens programmiert. Nimmt man ihnen nun die weiblichen Hormone, also die Östrogene, so fehlt sozusagen die letzte Kontrollinstanz, die das Überschießen des Testosterons verhindern könnte